Hallo Tina,
dabei ist das doch eine ganz wichtige Frage, die du stellst und ein Thema, das mit Sicherheit vielen Anfängern Schwierigkeiten macht.
Leider ist es gar nicht so leicht, dir eine Antwort zu geben ohne zu sehen und zu hören, wie du spielst und was vielleicht technisch noch nicht ganz okay ist. Die Frage wäre also, was passiert eigentlich genau, wenn du einen Ton in die zweite Oktave (oder von mir aus auch höher) überblasen willst? Was genau machst du da mit deiner Luft und deinem Ansatz? Wie hat dich deine Lehrerin an die überblasenen Töne herangeführt? Ein typischer Anfängerfehler wäre zum Beispiel, einfach nur fester zu blasen, wenn man den höheren Ton spielen will. Das funktioniert zwar bis zu einem gewissen Punkt, abgesehen von den anderen Problemen (zu hoch, zu laut) wird es aber schwieriger, je höher die Töne werden. Andere Schüler drehen die Flöte dabei sehr weit ein, so dass irgendwann kein Ton mehr kommt. Und man kann eben nur dann mit entsprechenden Hilfe und Übungen reagieren, wenn man genau weiß, wo eigentlich der Fehler liegt.
Meine Schüler lernen normalerweise das Überblasen nur mit dem Flötenkopf, oft noch bevor sie auch nur einen gegriffenen Ton spielen können. Dazu deckt man das offene Ende des Kopfstücks mit der flachen Hand ab und dieser tiefere Ton lässt sich ziemlich leicht überblasen. Wichtig ist, dass dir klar ist, dass beim Überblasen tatsächlich etwas mit deinem Ansatz passieren muss. Die Lippen schieben sich ganz minimal nach vorne, als Artikulationssilbe eignet sich zum Beispiel eher "dü" anstatt "dö" und man spielt mit etwas mehr Kraft im Bauch (Thema Stütze
).
Du könntest versuchen, dich langsam nach oben vorzuarbeiten. Dazu spielst du zunächst den höchsten Ton bei dem du dich noch wirklich sicher fühlst (bei dir dann glaube ich das d2) und bindest dann den nächsten höheren Ton (also das e2) an. Wenn der obere Ton sauber klingt, merk dir das Ansatzgefühl und versuch anschließend, ihn direkt anzublasen. Später versuchst du dann, ihn ausgehend vom e1 und danach von verschiedenen anderen Tönen der ersten Oktave anzuspielen. Wenn dieser Ton gut klappt und du dich damit wirklich wohl fühlst, gehst du auf die gleiche Weise von da aus zum f usw.
In der Richter-Schule wird empfohlen, bei den Tönen e2 und f2 die obere Trillerklappe zu Anfang als eine Art Überblasklappe einzuetzen. Indem man die Klappe ganz leicht antippt und so minimal öffnet (auf keinen Fall ganz runterdrücken) sprechen die Töne etwas leichter an. Wenn der Ton klingt lässt man die Klappe wieder los und der Ton bleibt. Nach und nach verkürzt man dann dieses Antippen, bis es ganz ohne geht. Die höheren Töne, bei denen dieser Trick nicht mehr funktioniert entwickelt man dann aus den tieferen, so ähnlich wie ich es gerade schon beschrieben habe.
Ich lasse meine Schüler auch vielfach die Stücke, die wir in der ersten Oktave geübt haben, einfach nochmal oktaviert spielen. Das klappt meistens ganz gut, weil sie ja schon im Ohr haben, wie es klingen muss und sie gewöhnen sich ziemlich bald an die überblasenen Töne. Erst wenn das sicher funktioniert kombiniere ich in den Übungsstücken Töne aus beiden Oktaven, weil es nochmal schwieriger ist, wenn man sehr schnell und oft zwischen beiden Lagen (und damit zwischen dem jeweils anderen Ansatz) hin und her wechseln soll.
Am wichtigsten finde ich aber, dass sich erst gar keine Scheu vor der zweiten Oktave und dem Überblasen aufbaut. Deshalb versuche ich (bis auf wenige Ausnahmen bei denen es aufgrund anderer Ansatzprobleme keinen Sinn macht) schon von den ersten Stunden an entsprechende Übungen in den Unterricht einzubeziehen. Zu dem Zeitpunkt, wenn dann tatsächlich die ersten überblasenen Töne in den Stücken vorkommen, ist das für die Schüler dann längst selbstverständlich und sie denken gar nicht mehr darüber nach, dass das jetzt irgendwie anders oder schwieriger sein könnte.
Ich hoffe, das dir das wenigstens zum Teil weiterhilft. Ansonsten erklär doch bitte nochmal genauer, was denn eigentlich nicht funktioniert.
LG Christina