Liebe Flötisten,
zunächst war ich über das Ausbleiben von Resonanztönen verwundert, bis Altepic mich dankenswerter Weise aufklärte: Nichtsahnend, welche Zumutung solch eine Übung darstellen könnte, hatte ich meinem Nachnamen alle Ehre und den Teilnehmern ein "unsittliches" Angebot gemacht!
Nun, wo mir dankenswerter Weise von mehreren Seiten die Augen geöffnet wurden, bitte ich meine naive Unkenntnis zu entschuldigen, war doch der Versuch, hier jemandem die Flötentöne beizubringen, nur den lauterstesten Absichten geschuldet.
Und vermutlich ist mein jetziges Erstaunen ebenso groß wie die Ratlosigkeit, die ich bei anderen verursacht habe. Für mich, der ich schon länger mit diesen Folgen übe, war ja alles klar: Man wählt die gewünschte Tonart - und pustet drauflos, alles weitere ergibt sich aus dem Spiel, sobald die Gehörinstanz ihre Arbeit aufnimmt. So hatte ich jedenfalls vermutet, denn so erging es ja mir. Jetzt habe ich erfahren, dass dem nicht ganz so ist und dass es wohl ganz ohne Anleitung, die ich zunächst absichtlich vermied, nicht geht.
Um gleich mit der Stimmung zu beginnen:
Meine Flöte liegt laut Hersteller bei A-444Hz, so muss ich sie für A-440 schon etwas ausziehen und wenn ich während des Spiels auf das Stimmgerät schaue, dann pendelt es meist zwischen +/- 2%, ohne dass sich dies für mein Gehör bemerkbar machte. Allerdings kann ich, falls gewünscht, die Gitarrenaufnahme nachträglich ziemlich exakt (z.B. auf A-442( "pitschen". (Außer C-Moll wurden übrigens alle übrigen Tonarten durch Pitchen künstlich erzeugt.)
Um die Intonation zu kontrollieren, braucht man ein Kontrollinstrument, denn das Gehör gewöhnt sich leicht an schiefe Töne. Anstelle eines Stimmgerätes bietet das Zusammenspiel mit einem "kalibrierten" Instrument (vor allem: Klavier) eine natürliche Möglichkeit der Kontrolle. Dass Obertöne dabei stören können, habe ich zwar noch nicht bemerkt, aber leichter, als die Intonation im Orchester zu kontrollieren, ist es allemal.
Was soll/kann/darf man nun zu den Moll-Harmonien spielen?
Ich hatte innerhalb der vorgegebenen Tonart "ad libitum, bzw. "ad probationem" empfohlen, um aus dem Anfangserlebnis der Ratlosigkeit die ersten freihändigen Schritte einzuleiten. Die 8-taktige Folge liefert m.E. eine deutliche Rückmeldung darüber, was gut oder weniger gut passt, allerdings ist die Kenntnis der Tonleiter hilfreich.
Vielleicht hilft folgender Tipp, um ein Gefühl für die Taktlängen der Kadenz zu bekommen: Man spielt (wie die gezupfte Gitarre) 8-tel Noten, beginnend im 1. Takt nur mit dem Grundton des 1. Akkords (a-moll) (a-a-a-a-a-a-a-a) und lässt im 2. Takt (d-moll) die Sexte folgen (f-f-f-f-f-f-f-f)
wiederholt dieses "Pärchen" in den folgenden Takten jeweils einen Ton tiefer:
1. u. 2. Takt: | a | f |
3. u. 4. Takt: | g | e|
5. u. 6. Takt: | f | d |
7. u. 8. Takt: |e | c |
Damit ist der Grundstein gelegt. Anschließend ersetzt man Takt für Takt die monotonen Folgen (z.B.) durch Terzen und/oder verlängert den 8-tel Notenwert jeweils bis hin zur ganzen Note, z.B.
| a-c-e-aaa'-ee | ffffffff |
| g-h-d-ggg'-dd| eeeeeeee|
um bei jedem Taktbeginn rechtzeitig wieder beim jeweiligen Eingangsston zu sein. (Irgendwie habe ich das Gefühl, die Beschreibung klingt sehr viel komplizierter als der Vorgang selbst. Ich werde dazu noch ein Hörbeispiel verlinken.) Nach einiger Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wo die Melodie beim nächsten Taktwechsel hin will. Das ist dann der Durchbruch zum intuitiven Spiel.
Anstatt nun die restlichen 11 Tonarten entsprechend meiner a-moll Vorgabe schiftlich zu transponieren, sollte es reichen, die jeweilige Tonleiter kurz anzuspielen, Grundton, Terz, Quinte, Sexte, große und kleine Septime zu lokalisieren und los geht's!
Liebe Grüße
JB