Auch wenn das Thema schon älter ist, erzähle auch ich gerne, wie ich zur Querflöte gekommen bin:
Ich komme aus einer insgesamt recht musikalischen "Großfamilie": die Mutter spielte Klavier und Gitarre, der Bruder ein toller Pianist, Organist und Chorleiter, Tanten, die u.a. im Bach-Chor Köln gesungen haben, ein Patenonkel, der 50 Jahre lang Organist und Chorleiter war, ein Cousin, der Berufsmusiker wurde als Oboist, sein Bruder ein toller Querflötist - bei uns war gerade an Weihnachten, wenn alle zusammenkamen und gemeinsam musizierten, immer was los. Und damals als Kind fand ich diesen warmen, vollen Ton der Querflöte schon immer sehr schön. Aber warum auch immer, als Kind kam ich nie darauf, dieses Instrument auch zu lernen, denn bei uns war Klavier "gesetzt", was mir leider immer weniger Spaß machte - auch weil ich sah, wie leicht es meinem Bruder fiel. Trotzdem hat mich gerade klassische Musik immer in ihren Bann gezogen und fasziniert, insbesondere die Zeit um Bach/Telemann/Händel/Vivaldi über Mozart und die Bach-Söhne bis hin zu Beethoven.
Irgendwann - ich war so um die 35 - erinnerte ich mich an die Querflöte, kaufte mir ein gutes Schülerinstrument, nahm Unterricht und hatte fortan Streit mit den Nachbarn, auch wenn ich nie nach 20 Uhr gespielt habe. Also die Flöte nach einem halben Jahr wieder eingepackt, denn wenn man nicht üben kann, macht es keinen Sinn.
Weitere 13 Jahre später - inzwischen langjähriger Chorsänger im Kirchenchor - sangen wir zu Weihnachten eine schöne Messe mit zwei Querflöten, zwei Violinen und einem Cello als Begleitung, und ich war von dem Klang der Querflöten hin und weg. Noch am Tag der Aufführung habe ich meine alte Flöte aus ihrem Koffer geholt und habe angefangen zu spielen. Da wir inzwischen eine DHH bewohnen, musste ich auch keinen Streit mit den Nachbarn befürchten. Das war Dezember 2013. Und seitdem übe ich fast jeden Tag, habe wöchentlichen Unterricht und freue mich über jeden Fortschritt. So konnte ich mir vor einem Jahr nicht vorstellen, dass ich das c''' irgendwann mal als ersten Ton sauber anspielen kann. Heute geht es problemlos - dank der Geduld und der Hinweise meiner Lehrerin, regelmäßigen Übens und wohl auch dank meiner "Lady", die ich mir vor ein paar Wochen gegönnt habe: eine Yamaha 777H. Ich habe schon an anderer Stelle geschrieben, dass dieses Instrument für meine Fähigkeiten eigentlich völlig überdimensioniert ist, aber sie hat einen Klang, der mich immer wieder dahinschmelzen lässt.
Ich habe hier in verschiedenen Beiträgen gelesen, dass man es bedauert, nicht eher angefangen zu haben - und ich kann dieses Bedauern auf der einen Seite sehr gut nachvollziehen, denn auch ich wünsche mir manchmal, es ginge mir alles viel leichter von der Hand. Schließlich werde ich in ein paar Wochen 50, und da lernt man halt nicht mehr so schnell. Wenn ich dann aber nach einer mit dem Organisten gestalteten Messe oder einer Andacht, bei der ich einfach nur die Liedmelodien spiele, so viele positive Rückmeldungen bekomme, wie gut das klingt und wie schön das ist, dann geht mir das Herz auf, und dann bin ich sehr dankbar, nicht "erst jetzt", sondern "doch noch" mit der Querflöte angefangen zu haben. Die Musik mit diesem Instrument ist für mich ein fantastischer Ausgleich zum immer stressiger werdenden Beruf, sie trägt sehr zu meiner inneren Ausgeglichenheit bei und hat mir schon einige wirklich tiefe Glücksmomente beschert - immer dann, wenn man auch anderen eine Freude mit der Musik macht. Mit ihrem warmen Klang, den klaren Tönen und dem Bewusstsein, dass es eigentlich eines der ältesten Instrumente der Menschheitsgeschichte ist, hat die Querflöte etwas ungemein beruhigendes, pastorales, aber auch strahlendes. Und es ist wohl auch die einzige "Freundin", gegen die meine Frau nichts einzuwenden hat
Viele Grüße in die Runde
Pfiffi