Ich würde es vielleicht nicht so drastisch formulieren, sehe es aber ähnlich. Ich vermute allerdings, dass altepic das als Tipp für sich persönlich, seine Anatomie, seine Flöte und seine Klangvorstellung bekommen hat und dass es nicht wirklich als Rat für alle gemeint war.
Gerade angesichts meiner Schmerzen in den Fingern, fand ich den Tipp, stärker anzupressen, allerdings ungewöhnlich und wollte deshalb mehr darüber wissen. altepic hat ja auch bestätigt, dass der Druck im Prinzip natürlich von der linken Zeigefingerwurzel her kommt - das ist allerdings da, wo ich besonders starke Schmerzen habe, deshalb verbietet sich diese Technik für mich ohnehin.
Beim Piccolo ist das, wie altepic ja auch erwähnte, ein bisschen anders. Allerdings habe ich da festgestellt, dass es vom Piccolo abhängt. Bei meinem Braun brauche ich den Druck gar nicht, auch nicht beim Trillern.
Bei meinem Bulgheroni geht genau das nicht, ohne ein bisschen mehr Druck, was aber daran liegt, dass die Trillerklappen schwergängiger sind. (Ich werde das mal bei einer Überholung ansprechen.)
Ich habe zu dem Ganzen noch 2 Theorien:
Erstens - könnte das ganze ein Gernerationsproblem sein? Viele Flötisten, die jetzt schon etwas älter sind, haben unter Umständen noch den "alten" Ansatz gelernt (ich übrigens auch - bin ja auch schon älter ). Ich habe das Gefühl, dass damals generell mit mehr Druck am Kinn gespielt wurde und dass dann bei einer Ansatzumstellung (sofern sie überhaupt durchgeführt wurde), dieser Druck das vielleicht zunächst unsichere Gefühl am Ansatz ausgeglichen hat und dann wurde das einfach Teil ihrer Art Flöte zu spielen. Oder es wurde nur die Lippenspannung rausgenommen, aber nicht der Anpressdruck. Man sieht und hört ja, dass das bei vielen sehr gut funktioniert - altepic kommt damit ja offensichtlich auch besser klar. Somit war der Tipp für ihn Gold wert.
Bei mir selbst hat sich der Druck denn ich oben ausgeübt habe (ich hab das nämlich damals auch noch so gelernt), eindeutig auch auf die Finger übertragen. Vermutlich habe ich mir damit - zumindest teilweise - meine Fingerarthrose eingehandelt. Oben Druck, aber Finger locker - das habe ich einfach nicht geschafft.
Jetzt bin ich oben lockerer, aber mit den Fingern kämpfe ich immer noch.
Abgesehen davon habe ich wahrscheinlich einfach eine blöde Veranlagung für sowas, was zu meiner anderen Theorie führt:
Laut meinen Orthopäden ist das verstärkt ein Frauenproblem (besonders diese frühe Arthrose in den Fingerspitzen). Und wenn ich Flötisten so beobachte, habe ich das Gefühl, dass besonders Männer mit mehr Druck arbeiten. Vielleicht neigen die einfach weniger zu diesen Fingerproblemen und deswegen macht ihnen das weniger aus? Könnte ja sein.
Natürlich spielen viele von denen trotzdem ganz toll, aber ich sehe genauso, dass auch viele Männer mit sehr lockerem Ansatz spielen. Stimmt also nicht für jeden. Pahud scheint für mich beispielsweise sehr locker zu spielen. Macht der überhaupt irgendwas? Sieht zumindest immer aus wie Playback Unglaublich mühelos und leicht. Aber wer weiß - vielleicht presst der wie wild an und kaschiert das nur unheimlich gut? Wer weiß...
Am Ende ist es wie immer: wir sind alle unterschiedlich und was bei dem einen super funktioniert, geht beim nächsten gar nicht. Heute spielen ja auch viele mit seitlich versetztem Ansatz - meine Lehrer wäre im Dreieck gesprungen. Da haben die Zeiten sich Gottseidank geändert. Heute darf man so spielen, wie es am besten klappt und Lehrer, die das anders sahen, waren dann irgendwann nicht mehr meine Lehrer.
Irgendein berühmter Pianist und/oder Pädagoge hat mal sinngemäß gesagt: Wenn jemand mit den Handrücken nach unten am besten spielen kann, soll er das tun. So isses.