Hallo Oli,
danke für deine späte Kritik.
Deine Ansicht mit dem Mikro/der Kamera finde ich etwas überzogen, weil die Gerätewahl jeweils den Umständen geschuldet war. Die erste Aufnahme entstand zufällig mit der Kamera meines Dads. Ich dachte, er macht nur Fotos. Die zweite Aufnahme habe ich hauptsächlich wegen der ungewöhnlichen Tonart gespielt und mit einem Laptop aufgenommen - damals war ich Student und hatte in Ermangelung eines ordentlichen Budgets weder eine Kamera noch ein Aufnahmegerät wie du es jetzt besitzt.
olivo hat geschrieben:aber: bevor Du eine Kamera aufstellst, stelle besser ein Mikro auf, ...es ist doch schließlich Musik.
Ohne eine Grundsatzdiskussion vom Zaun zu brechen:
Bei Musik spielt die Optik durchaus eine Rolle. In der Klassik zum Beispiel waren gewisse Gestiken notwendig, damit der Pöbel, der die fremdländischen Sprachen grundsätzlich nie verstand, das Stück dennoch begreifen konnte.
olivo hat geschrieben:Du solltest dringend bedenken, beim musikalischen Ausdruck keinen Unterschied zu machen zwischen Etüde und Bravurstück. Versuche doch mal, diese (oder jede andere) Etüde wie ein Kürstück zu spielen: mit allem, was wir so draufhaben: Artikulation, Dynamik, Agogik, etc.
Kurzum: Mach' Musik daraus!
Diese Kritik hilft mir tatsächlich weiter. Danke dafür. Natürlich erfasst ein Laptop-Mikrophon kaum Dynamikunterschiede, da es so konzipiert ist, dass Dynamikunterschiede geglättet werden, aber der Rest ist klar und wurde mir auch bereits von anderen so gesagt.
Mittlerweile muss ich aber auch hier ein Mini-Veto einlegen, falls deine Aussage verallgemeinern sollte: Bei jeder Etüde geht es um das Arbeiten an einer kleinen, ganz bestimmten Einheit. Manche Etüden spielt man dann zum Beispiel nicht mit Fokus auf die Artikulation. Das wäre dann eben eine Themaverfehlung
. Das sieht vielleicht jeder anders, aber meine Lehrerin und ich stimmen da überein. Ein Beispiel: Ich übe derzeit an Andersens 24 Etüden (op. 15) Nr. 5. Diese Etüde spiele ich hauptsächlich wegen der Luftführung und der Gleichmäßigkeit jedes Tones im Fluss der Musik, weshalb ich absichtlich weder artikuliere noch dynamisiere. Etüden können Bravurstücke sein, sind es aber nicht zwangsläufig. Fall man allerdings eine Etüde in der Aufnahmeprüfung oder bei einem sonstigen Vorspiel präsentiert, dann sollte sie natürlich wie ein Kürstück klingen
Zu guter letzt hätte ich eine kleine Anmerkung für dich:
Du hast auf eine Kritik deiner Aufnahme etwas gekränkt reagiert, weil der Kritiker recht direkt war und nicht alle Zweideutigkeiten aus seiner geschriebenen Sprache verbannt hat. Im ersten Moment habe ich mich hier ebenso gefühlt, weil dein erster Absatz mir mehrdeutig und recht negativ vorkam.
Sheepy
“Faux comme une flûte” est un proverbe musical dès longtemps établi. “Je connais quelque chose de plus faux qu’une flûte, disait Mozart. – C’est? – Deux flûtes.”