Querfloete-Forum.de

[Christina]

Hallo zusammen!

Bei uns im Orchester wird momentan geplant, demnächst mal versuchsweise anstatt einer Anfängergruppe Blockflöte eine mit Glockenspiel anzubieten. So wie es aussieht, bleibt das wieder mal an mir hängen (irgendwie mag sonst keiner mit den ganz kleinen Zwergen arbeiten ...) und darum will ich mich schonmal etwas einlesen. Da ich auch sonst im Orchester schon gelegentlich Glockenspiel und Xylophon gespielt habe, traue ich mir das auf dieser Ebene durchaus zu und es wäre mal eine ganz interessante Abwechslung.

Uns geht es sowohl bei der Blockflöte als auch, wenn es denn dazu kommt, beim Glockenspiel hauptsächlich um eine Art musikalischer Grundausbildung. Die Kinder sollen also einen ersten Zugang zum "selber Musik machen" bekommen und sich schon gewisse Grundlagen besonders im Notenlesen aneignen. Ich könnte mir vorstellen, dass besonders einige kleine Jungen so eher für diesen Unterricht zu begeistern wären, weil Blockflöte oft doch mehr als "Mädcheninstrument" angesehen wird. Außerdem ist das natürlich eine interessante Basis, um später mal den ein oder anderen Schlagzeuger in Richtung Stabspiel und Lyra zu unterrichten.

Jetzt habe ich mich mal hier und da etwas umgeschaut, es gibt eine ganze Reihe an Glockenspielen (wobei für mich eigentlich nur was chromatisches in Frage kommen würde, um einen ähnlichen Stand wie mit der Blockflöte zu erreichen). Allerdings werden kaum Schulen dazu angeboten. Ich habe ganze zwei verschiedene gefunden, von denen die eine nur mit farbigen Noten arbeitet (was ich vermeiden möchte) und die andere mir einfach nicht weit genug geht (auch wenn man die durchgespielt hat, können die Kinder kaum was spielen).

Darum meine Frage, ob es bei euch irgendwelche Erfahrungen auf diesem Gebiet gibt. Welche Instrumente verwendet ihr? Mit welcher Literatur wird gearbeitet? Zur Not müsste ich mir halt angelehnt an meinen Blockflötenunterricht selber geeignetes Lehrmaterial erstellen. Aber den Aufwand würde ich mir natürlich gerne ersparen ... Für jede Idee oder Anregung bin ich dankbar!

[Aspi]

Hallo Christina,

bist du im Blockflötenforum auch angemeldet? Ich könnte mir vorstellen, dass du da mehr Antworten bekommst. Es ist doch leider etwas aktiver als unser Querflötenforum.
http://www.blockfloete-online.de/

LG Aspi

[tityre]

Ich finde eigentlich Glockenspiel als Einstiegsinstrument toll. Im Gegensatz zur Flöte SIEHT man, was man spielt. Geeignete Schulen habe ich leider auch noch nicht gefunden.

Es gibt die Schule für Xylophon, Glockenspiel und Lyra von Fred Griesau, aber da habe ich nur mal einen kurzen Blick reingeworfen. Ist schon ein bisschen älter und so auf Seite 30 ging es schon ganz schön ab. Ob das was für heutige wenig übende Kinder ist?

Dann gibt es noch die ebenfalls schon ältere Reihe Klingendes Glockenspiel - keine Ahnung, wie die aufgebaut ist. Scheint mir eher eine Melodiensammlung, denn eine systematische Schule zu sein.

Im Zimmermannverlag gibt es die Glockenspielschule von Emil Leonhardt - auch schon älter. Vielleicht kommst Du irgendwo gebraucht dran, dann hält sich der finanzielle Verlust in Grenzen.

Eine moderne und kindgerechte Glockenspielschule, die das Glockenspiel als ernsthaftes Instrument und nicht nach den ersten Liedern in C-Dur aufhört, scheint mir eine echte Marktlücke zu sein.

[Christina]

Genau so habe ich es auch empfunden. Viel Spielerei aber wenig ernstzunehmender Unterricht in Richtung Notenlesen usw. Echt blöd. Dabei steckt in dem Instrument doch eigentlich viel Potential, gerade weil man - ähnlich wie beim Tasteninstrument - sehen kann was man spielt und so auch die Theorie viel leichter zu vermitteln ist.

Die wenigen älteren Schulen habe ich auch gefunden, allerdings sind meine Erfahrungen mit ähnlichen Werken für andere Instrumente eher negativ. Das Ganze ist meist staubtrocken, wenig motivierend und spricht heutige Musikschüler nicht wirklich an. Momentan tendiere ich am ehesten dazu, die Literatur für meine Blockflötenkids zu nutzen und entsprechend zu adaptieren (also z.B. anstelle der Griffbilder einfach eine Skizze einzukleben, die die Lage des Tons auf dem Instrument markiert). Ich habe schließlich die Vorgabe, dass die Schüler nach einem einjährigen Kurs etwa den gleichen Wissensstand haben sollten wie bei der Blockflöte. Von daher erscheint mir das der logischste (und vom Arbeitsaufwand her geringste) Weg zu sein ...

[Kerstin]

Ich finde das ein interessantes Projekt! Ich kann Dir leider nicht konkret eine Schule oder so nennen, aber ich wuerde Dir raten, nicht "nur" die Floetenschule umzuschreiben, sondern den "Nachteil" beim Fingertraining, ans Blasen bzw. kurze Zwischenatmen gewoehnen und Anstosstechnik durch den Vorteil der Harmonie-Erfahrung ausgleichen. Da kannst Du evtl. Anregungen bei ganz simplen Klavierschulen nehmen? Klar, das muss dann auch abgewandelt werden und vereinfacht, aber angereichert werden sollte die Floetenschule auf jeden Fall irgendwie mit etwas, das auf der Floete nicht so gut machbar und vermittelbar ist, denn sonst wuerde ich als Schueler und Eltern wahrscheinlich denken, fuer spaetere Blaeser waere doch Blockfloete geeigneter. Allerdings, fuer spaetere Schlagwerkspieler macht Glockenspiel durchaus mehr Sinn, als Blockfloete.

Sorry fuer den wirrren Beitrag.... das sind nur meine spontanen Gedanken vom Standpunkt einer Mutter dazu.
Viel Erfolg mit dem Projekt und motivierte "Zwerge" wuensche ich Dir
Kerstin

[Christina]

Danke für die Anregungen. Wir haben die Gruppe inzwischen ausgeschrieben und es haben sich bisher 3 Kinder angemeldet - was mir als "Versuchskaninchen" beim ersten Mal auch völlig ausreicht. Wenn das gut klappt, dürfen es im nächsten Anlauf auch gerne noch 1-2 mehr werden. Wir starten nach den Weihnachtsferien und ich bin schon ganz gespannt ...

Die Idee, mal in Klavierschulen für Kinder reinzuschauen, ist gut, danke für den Tipp!

[Kerstin]

Ich wuensche Euch viel Spass zusammen! Berichte doch Deine Erfahrungen damit hier, mich jedenfalls interessiert es!
Viel Erfolg, Kerstin

[Christina]

So, wie versprochen ein erster kurzer Zwischenstand. Ich habe letzte Woche mit meinen "Glockenspielzwergen" begonnen. Es sind jetzt plötzlich doch noch 6 Kinder im Grundschulalter (1. - 3. Klasse) geworden, 2 Jungen und 4 Mädels. Glockenspiele stellen wir, weil die chromatischen ja nicht ganz billig sind, leihweise vom Verein aus zur Verfügung. Als Unterrichtsliteratur habe ich mich nach Rücksprache mit den Eltern für die Blockflötenschule von Johannes Bornmann entschieden, da die ja ohne erklärende Texte zur Spieltechnik auskommt und eigentlich mehr eine Liedersammlung mit steigendem Schwierigkeitsgrad ist. Zusätzlich dazu habe ich kleine Zeichnungen von der Lage der jeweiligen Töne auf dem Glockenspiel erstellt und kopiert, die die Kinder dann über die Flötengriffe kleben, wenn ein neuer Ton eingeführt wird.

Die erste Stunde war richtig toll. Anders als bei der Flöte ist das Instrument super für einen experimentierenden Einstieg durch die Kinder geeignet, weil sich die Spieltechnik quasi von selber erklärt. Es ist auch prima, von Anfang an alle Töne zur Verfügung zu haben und durch den Blick auf das Instrument auch optisch zu erkennen, wie die zusammenhängen (höher, tiefer, etc.). Schon nach wenigen Minuten und ohne lange Erklärungen hatten sich die Kinder selber erste kleine Melodien zusammengesucht.

Nach dieser Ausprobierphase haben wir dann ganz langsam mit unterschiedlich langen Notenwerten (Halbe, Viertel) begonnen und dann auch schon die ersten Noten (a und c - ist halt eine Flötenschule ) kennengelernt. Mit diesem Wissen konnten dann auch schon die ersten kurzen Übungsstückchen nach Noten gespielt werden.

Mir hat es Spaß gemacht, es ist nach dem ersten Eindruck eine ganz tolle, liebe, interessierte Gruppe, mit der man super arbeiten kann. Und dass es für die Kinder auch schön war, merkte man spätestens am begeisterten Ruf einer Schülerin als sie nach der Stunde aus dem Raum stürmte: "Mama, ich kann schon zwei Lieder spielen!"

Jetzt müsst ihr mir nur noch die Daumen drücken, dass es so gut weitergeht, auch wenn in drei Wochen die erste Euphorie verflogen ist und die Kids merken, dass man auch fürs Glockenspiel gelegentlich üben sollte ...

[tityre]

Das hört sich ja toll an. Ich bin ja ein großer Fan von solchem Einstiegsunterricht. Oft wird einfach viel zu früh Flöte, Gitarre oder sonstwas angefangen. Man kann sich die Sache unheimlich erleichtern, wenn die Kinder viel singen, trommeln und eben auf schönem Orff-Instrumentarium lernen, wie die Sache mit den Tönen funktioniert.
Darauf kann man später dann super aufbauen.