Hallo Gabi!
Wie gesagt, das war nicht als Kritik gemeint, mir würde es heute vermutlich selber ähnlich gehen, wenn ich Flötenanfänger wäre. Und es ist ja auch tatsächlich interessanter das zu spielen, was du als "schöne Stücke" bezeichnest, als sich wochenlang nur mit 3 oder 4 Tönen aufzuhalten, wie es von den meisten Schulen gedacht ist.
Ich habe ebenfalls als Erwachsene angefangen, Oboe (und vorher im Alleingang Saxophon) zusätzlich zur Flöte zu lernen. Auch da ging es deutlich schneller vorwärts, weil ich vieles von der Querflöte schon kannte und übertragen konnte - nach weniger als einem halben Jahr habe ich mit der Oboe im Orchester gesessen, was ich damals natürlich toll fand. Trotzdem wünsche ich mir heute oft, dass meine Lehrerin mich am Anfang etwas gebremst hätte und mehr auf die Basics eingegangen wäre. Die trainieren wir nämlich inzwischen immer noch, aber jetzt an den "schönen Stücken", was ungleich schwerer ist und auch den Stücken nicht wirklich gerecht wird - leider.
Auch aus der Sicht als Flötenlehrerin sehe ich zu schnelle Fortschritte am Anfang eher als problematisch und versuche, besonders ehrgeizige Schüler in ihrem Tempo etwas zu bremsen (z.B. durch ganz viel zusätzliche Literatur zur eigentlich gleichen Thematik). Auch wenn ich dir glaube, dass du den Stoff aus der Schule prinzipiell spielen kannst, alle Griffe kennst und sogar schon einen ganz brauchbaren Ton hast, ist die Zeit (ca. 3 Monate, oder?) doch viel zu kurz, um alles wirklich zu verinnerlichen. Es braucht einfach Zeit, bis sich bestimmte Bewegungsmuster wirklich eingeschliffen haben, bis sie in Fleich und Blut übergegangen sind. Das meine ich gar nicht mal nur in Bezug auf die Griffe (da ist das noch relativ leicht, wenn man viel spielt), sondern eher noch hinsichtlich des Ansatzes. Bis jetzt bin ich (egal ob in Schüler- oder Lehrerposition) noch jedesmal an einen Punkt gekommen, wo ich mir gewünscht hätte, es doch etwas langsamer angegangen zu sein. Diese Einsicht kommt dann aber meist zu spät ...
Wie gesagt, deine Motivation kann ich sehr gut nachvollziehen und ich drücke dir auch ganz fest die Daumen, dass es so gut für dich weitergeht. Ich sehe nur inzwischen auch die andere Seite des schnellen Fortschritts am Anfang und weiß, dass das eben nicht unbedingt die beste Lösung auf lange Sicht sein muss. Darum kann ich, wenn ich sowas lese, nicht anders, als mal eine entsprechende Warnung anzubringen. Im Übrigen muss ich mir gerade mal selber auf die Finger hauen, weil ich mit Schrecken erkenne, wie weit wir uns vom Thema des Threads entfernt haben