Mundtrockenheit




Wie atme ich richtig? Was mache ich falsch? Wie verbessere ich mich?

Moderator: Muri

Mundtrockenheit

Beitragvon Bommo » 18.10.2008, 09:56

Hallo liebe Leute,

das Thema "Atmung" ist wohl für jeden Anfänger auf der Abarbeitungsliste und muss geübt werden. Während des Spiels mit der Flöte muss darauf geachtet werden, dass zum richtigen oder günstigen Zeitpunkt genug Luft in die Lungen kommt, um das Spiel ordentlich durchzuhalten. Ich persönlich empfinde das schon als eine sehr aufwendige Sache auf Bauchatmung zu achten und den richtigen Luftholzeitpunkt zu treffen. Auch dann, wenn ich eh nur versuche die Tonleitern hoch und runter zu spielen.

Mir ist dabei aufgefallen, und in Erinnerung gekommen, dass zumindest für mich die Mundtrockenheit durch ein- und ausatmen ein ziemlich kritischer Punkt ist. Je länger ich spiele, desto trockener wird der Mund - und ich "verliere" den Ton, obwohl ich versuche darauf zu achten, dass der Luftstrom gleichmäßig stark bleibt. Der Versuch zwischendurch die Mundhöhle wieder zu befeuchten führt zu Chaos in der Tonfolge und ich gerate aus dem Takt. Wenn ich die Mundtrockenheit ignoriere stellt sich kurze Zeit später ein Hustenreiz ein, der vom trockenen Rachenraum herrührt - würde ich mal sagen. An mangelndem Lungenvolumen liegt es nicht. Ich bin Radfahrer (Touren- und Rennrad) und dürfte reichlich Lungenvolumen haben. Wenn ich sportlich fahren und durch den Mund atme, habe ich auch schnell einen trockenen Mund. Aber dabei stört das ja nicht, denn ich kann jederzeit diesen Zustand beheben.

Ich kann mir vorstellen, dass in einem normalen Orchester-Musikstück ggfs. oftmals Pausen auftreten, in denen die Querflöte nicht im Einsatz ist. Dann ist Gelegenheit genug, um den trockenen Mund loszuwerden. Aber während der Übungseinheiten ist permanent Einsatz gefragt. Ich übe aus den Lernmaterialen an einem "Walzer". Das Stück dauert keine Minute, aber ich habe schon dabei dieses Problem.

Gibt es da aus Eurer Erfahrung irgendwelche Hinweise und Tipps?

Schönen Gruß
Hermann
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Re: Mundtrockenheit

Beitragvon La musicienne » 18.10.2008, 15:14

Hallo Bommo,

Dieses Problem mit der Mundtrockenheit kenne ich gut. Vorallem wenn ich ein bisschen nervös bin (bei einem Konzert oder so) wird mein Mund manchmal total trocken und ich hab das Gefühl, meine Zunge würde kleben bleiben :? Mir wurde aber davon abgeraten, zwischen den Sätzen oder Stücken oder in einer längeren Pause einen oder zwei Schlücke Wasser zu trinken (obwohl das die meisten Bläser so machen), da es anscheinend die Mundflora negativ beeinflusst und der Mund dann um so schneller wieder trocken wird. Man sollte sogar 10 Minuten vor dem Spielen nichts mehr trinken, aber vor der Zeit eben genügend. Statt dessen könnte man versuchen auf die Zunge zu beißen, also mit den Backenzähnen hinten auf den Zungenrand, nicht vorne :lol:, dann kommt von allein wieder Speichel! Das hört sich jetzt vielleicht etwas bizar an, wurde mir aber ernsthaft von einem Musikdozenten bei einem Wettbewerb empfohlen.
Wenn ich in einem Stück eine ausreichend lange Pause hab, schlucke ich vor dem Einatmen und das Problem ist meist gelöst, aber wenn die Pause zu kurz ist, reicht es natürlich nur um schnell einzuatmen und sonst zu keinen andern Maßnahmen sonst gibts Chaos...da hast du schon Recht.
Also das mit dem Hustenreiz hört sich schon extrem an...
Die Mundtrockenheit taucht bei dir nur beim Flötespielen auf, oder?

Gruß La musicienne
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Re: Mundtrockenheit

Beitragvon Hanna » 22.10.2008, 23:28

Hey!
Also das mit dem trockenen Mund kenne ich leider viel zu gut :( Bei mir taucht das Proble aber auch vorwiegend auf, wenn ich einen Auftritt habe und aufgeregt bin. Das ist wirklich nervig, weil ich dann auch immer Probleme mit dem Zungenstoß bekomme, da mir die Zung geradezu festklebt. Beim letzten Wettbewerb habe ich mir deshalb extra Wasser bereitgestellt und zwischendurch getrunken. Hat leider nicht wirklich gehofen.
Bei mir hilft neuerdings Kaugummi, dass ich erst kurz vor dem Spielen entferne :D Regt ja bekannterweise den Speichelfluss an ;)
lg Hanna
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Re: Mundtrockenheit

Beitragvon La musicienne » 23.10.2008, 14:09

Lulamani hat geschrieben:Bei mir hilft neuerdings Kaugummi, dass ich erst kurz vor dem Spielen entferne :D Regt ja bekannterweise den Speichelfluss an ;)

Genau! Das ist auch ne gute Idee, hilft bei mir auch ganz gut!!

Lulamani hat geschrieben:Beim letzten Wettbewerb habe ich mir deshalb extra Wasser bereitgestellt und zwischendurch getrunken. Hat leider nicht wirklich gehofen.
Dem kann ich auch zustimmen :) Deswegen wurde mir ja davon abgeraten von der Jury. Muss aber nicht unbedingt der Fall sein, viele akzeptieren es aber auch und sagen nix.

lg
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Re: Mundtrockenheit

Beitragvon flutino » 23.10.2008, 16:05

Hallo zusammen

Ich habe das auch bis letztes Jahr auf fast jedem Wertungsspiel gehabt, vor lauter Mundtrockenheit...konnte ich es manchmal nicht geniessen zu musizieren.
Bei einem Kleingruppenwettbewerb war es so schlimm, das ich manche Töne nicht rausbekommen habe, was für mich persönlich sehr ärgerlich war. Dann habe ich beim Kritikgespräch das Problem angesprochen, und er meinte vorher in eine Zitrone beissen, (hm, ich denke dann hat man wahrscheinlich zuviel Speichel) oder das Problem Aufregung bekämpfen......oder sich vorstellen, das Publikum wäre nackt etc. Seitdem wir einen neuen Dirigenten haben und dementsprechend vorbereitet werden auf ein Event hat sich das mit dre Aufregung fast gelegt. Ein bisschen Aufregung muss ja dasein...lächel.
Musik macht Freu(n)de

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Re: Mundtrockenheit

Beitragvon Tanja » 15.07.2011, 19:38

Mich hat es heute auch kalt erwischt. :(
Ich hatte eigentlich bisher nie wirklich Probleme mit einem trockenen Mund. Erst seit ein paar Wochen immer wieder. Und heute hatten wir Klassenvorspiel in der Musikschule und mein Mund wurde nach etwa der Hälfte des Stückes so trocken, dass ich zwischendurch überhaupt keinen Ton mehr herausbekommen habe. :oops: Und die Töne, die ich bekommen habe, waren extrem "luftig". Mir war das extrem peinlich. Meine Flötenlehrerin hat es gemerkt und das Stück dann einfach weiter durchgezogen. Alles andere hätte ja auch nix gebracht. :?
Sie meinte, das mit dem trockenen Mund passiert vor allem, wenn man zu sehr versucht, die Töne "herauszupressen", also mit zu viel Druck spielt, statt ordentlich zu stützen. Ich wundere mich nur, dass ich vorher nie das Problem hatte.
Seit drei Wochen habe ich auch wieder massive Probleme mit meinem Asthma (viel Husten und ständig verschleimte Bronchien, ohne dass ich irgendwelche sonstigen "Erkältungssymptome" habe) und das Problem mit dem trockenen Mund hat sich etwa zeitgleich gezeigt. Ich überlege noch, ob es da vielleicht einen Zusammenhang geben könnte...
Altus 1107 / Altflöte Jupiter 600
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Re: Mundtrockenheit

Beitragvon Altetröte » 17.07.2011, 11:55

Na, da scheint bei Dir ja Einiges zusammen gekommen zu sein. Aber ich kann Dir versichern, dass die Mundtrockenheit ein ganz klarer Fall von Lampenfieber ist.
Lampenfieber ist ja - wissenschaftlich betrachtet - eine Phobie, also Angst vor irgendetwas, und unser Urinstinkt sagt uns in solchen Fällen: Hau ab, so schnell Du rennen kannst!
Damit wir so schnell rennen können, um der Gefahr (Säbelzahntiger, Höhlenlöwe oder was auch immer) zu entkommen, wird massenhaft leistungssteigerndes Adrenalin freigesetzt und das Blut wird in erster Linie dahin befördert, wo man es zum Rennen braucht. Bestimmte Körperfunktionen werden dazu minimiert, um alles an Ressourcen freisetzen zu können.
Das bedeutet, dass Herzschlag und Atmung sich verändern und unser Wahrnehmungsvermögen eingeschränkt ist. Dadurch, dass wir uns zwingen müssen, NICHT wegzulaufen, entsteht weiterer Streß, schwitzige Hände und wacklige Knie können die Folge sein. Die Atemfrequenz steigt weiter und wenn man Pech hat, hyperventiliert man. Die Mundtrockenheit ist ebenfalls eine Folge des zusätzlichen Stresses. Es ist sehr schwer, gegen Lampenfieber, wenn es einen erst einmal erwischt hat, anzukommen, da kann ich ein Lied von singen. Helfen können alle Arten von Entspannungsübungen, Yoga, Tai Chi oder progressive Muskelentspannung oder autogenes Training. Viele schwören auf Alexandertechnik, andere schlucken Betablocker oder Alkohol. Die richtige Methode muß jeder für sich herausfinden. Am wichtigsten ist, sich selbst nicht durch den Anspruch, eine perfekte Leistung erbringen zu wollen, zusätzlich unter Druck zu setzen. Sicher ist eine gute Vorbereitung das A und O, und mein Lehrer sagt immer, man sollte ein Stück zu 150 % beherrschen, damit in der Auftrittssituation 80 % übrig bleiben, und wenn man bei Liveauftritten von Musikern genau hinhört, dann kann man auch hören, dass ab und zu mal etwas danebengeht. Ein Teil der Kunst besteht also auch darin, solche Stellen perfekt zu überspielen. Wenn man souverän bleibt, dann hat man die beste Chance, dass der Zuhörer nichts merkt. Jemand, der das Stück nicht kennt, wird es eh nicht hören und andere zucken vielleicht mal kurz, aber da Musik ja auch eine Momentsache ist, ist der Augenblick schnell vorbei und man hat es vergessen.

Zum guten Schluß kann ich Dir noch sagen, was mir gegen den trockenen Mund geholfen hat: Es gibt so winzig kleine Traubenzuckerpastillen mit Zitronengeschmack, die lege ich mir aufs Notenpult. Wenn man die unter normalen Umständen lutscht, ist es, als wenn man in eine Zitrone beißt. Seitdem ich die dort liegen habe, habe ich keinen trockenen Mund mehr, ich habe sie bisher auch noch nicht einmal gebraucht; allerdings immer noch Lampenfieber, denn der Körper hat viele Möglichkeiten, Streßsymptome zu entwickeln :(
"Ihr wisset, dass ich die blasenden Instrumentalisten nicht leiden kann, denn sie blasen alle falsch"

Alessandro Scarlatti (zu Johann Joachim Quantz)

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