Flöte spielen mit Zahnspange




Wie setzt man am besten an? Gibt es DEN Ansatz? Diskussionen, Antworten und Fragen!

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Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon La musicienne » 10.02.2017, 21:20

Hallo Zusammen,
eine meiner Schülerinnnen hat jetzt eine feste Zahnspange bekommen (Oberkiefer) und bekommt kaum mehr einen klaren Ton aus der Flöte. Davor hatte sie wirklich einen guten Klang und wir versuchen, das jetzt wieder hinzubekommen.
Da ich selber nie eine Spange tragen musste, weiß ich natürlich nicht wie sich das anfühlt beim Spielen und kann ihr kaum Tipps geben.
Habt ihr da Erfahrungen mit Schülern, wie lange das dauert bis der Ansatz sich daran gewöhnt hat und es wieder besser klingt? (Sie muss die Spange 2 Jahre lang tragen)
Danke :wink:
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von Anzeige » 10.02.2017, 21:20

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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon Sheepy_Hollow » 11.02.2017, 00:17

Hallo La musicienne,

ich kann mich nur noch vage erinnern, dass ich mich nach ein paar Wochen daran gewöhnt habe. Die Spange wird sich die ersten Tage auch wie ein Fremdkörper anfühlen. Irgendwann merkt man aber gar nicht mehr, dass dieser da ist (wie eine Brille auf der Nase). Was noch zu erwähnen wäre, ist, dass man selbst jede Bewegung des Mundes durch die Spange stärker wahrnimmt (weil das Metall an der Schleimhaut kratzt).

Was deine Schülerin jetzt anders machen muss, weiß ich natürlich nicht explizit (weil ich auch nicht weiß, welchen Ansatz du ihr beigebracht hast). Wenn die Oberlippe jetzt, wie ich vermute, (für dich nicht sichtbar) weiter nach vorne steht, dann ändert sich der Blaswinkel. Du musst ihr also helfen, ihren persönlichen Ansatz umzustellen (also an die Zahnspange anpassen). Das heißt Basics statt Stücke. Meine letzte Lehrerin hat das mit mir gemacht. Sie hat mir erklärt, wie der Ton klingen sollte und hat mich die erste Übung von de la Sonorite von Moyse von h1 bis d3 und leichte Melodien spielen lassen (diese sollte ich dann, soweit es geht, aber nicht im ganzen Tonumfang, immer wiederholen und dabei die Melodie um einen Halbton transponieren usw.). Dabei hat sie darauf geachtet, dass ich selbst ein Gehör für den richtigen Ton bekomme und hat deshalb vermieden, mir den "richtigen" Klang/Ton auf der Flöte vorzumachen.

Dafür musst du natürlich mit ihr ausloten, wie weit der Flötenkopf ein- bzw. ausgedreht sein muss und diese Drehung mit einem Edding auf der Flöte markieren :wink: (nice crossover zu einem anderen Beitrag)

Wie lange ein Schüler für eine Ansatzumstellung benötigt, ist individuell. Mindestens 2-3 Wochen, bis es schlagartig besser wird. Ein paar Monate bis sie sich sicher mit dem neuen Ansatz fühlt. Tja und dann kommt die Spange weg und ihr fangt von vorne an :lol: deshalb solltest du jetzt daran arbeiten, dass sie selbst herausfindet, was sie ändern muss, damit sie es das nächste mal fast von alleine kann. Bevorzugte Hilfsmittel: Ohren :wink: , Aufnahmegerät (auch Handy) und das eigene Gefühl für den Ansatz. Spiegel sollten vorerst vermieden werden, damit sie ihren Ansatz selbst spürt (also übers Gespür und übers Gehör gehen).

Ich hoffe das hilft ein wenig...

LG

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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon La musicienne » 11.02.2017, 00:59

Hm dass es ein paar Wochen dauert die Umstellung hab ich schon befürchtet :? Aber lohnen tut sich das auf jeden Fall, schließlich muss sie die nächsten 2 Jahre damit spielen.

Sheepy_Hollow hat geschrieben:Wenn die Oberlippe jetzt, wie ich vermute, (für dich nicht sichtbar) weiter nach vorne steht,

Ja die Oberlippe ist deutlich sichtbar weiter vorne. Also muss sie mit der Unterlippe etwas entgegen kommen, anstatt ranzudrücken.

Sheepy_Hollow hat geschrieben:Das heißt Basics statt Stücke
Ja an richtige Stücke ist im Moment leider nicht zu denken :roll:

Mit Flötenkopf ein-und ausdrehen haben wir heute auch schon experimentiert. Dann hab ich wenigstens schon mal in die richtige Richtung gestartet..

Aber wurde der Klang nach der Gewöhnungszeit dann genau so gut wie ohne Spange (bei dir oder anderen)?

Wenigstens geht sie zum Glück gelassener damit um, als ich es tue. :lol:
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon Sheepy_Hollow » 11.02.2017, 04:40

La musicienne hat geschrieben:Aber wurde der Klang nach der Gewöhnungszeit dann genau so gut wie ohne Spange (bei dir oder anderen)?

Wenigstens geht sie zum Glück gelassener damit um, als ich es tue. :lol:


Ich bin damals auch recht gelassen damit umgegangen. Allerdings weiß ich auch nicht (mehr), ob der Klang genauso gut war wie ohne Spange. Letztendlich habe ich ständig scharfkantiges Metall an meiner Schleimhaut über der Oberlippe rum gerieben, wenn ich den Ansatz z. B. bei Oktavsprüngen angepasst habe. Das ist mitunter einfach unangenehm.

Bei einer Schülerin hat es sehr lange gedauert, bis der Klang wieder besser wurde. Wir waren beide froh, als sie das Ding nicht mehr hatte... Da kann man den Fokus auf etwas anderes legen, wie zum Beispiel das Zwerchfell, das nicht nur in eine Richtung genutzt werden kann, oder in die Ebenmäßigkeit der Finger, z. B. mit ein paar Wye-Übungen (Heft Technik).

La musicienne hat geschrieben:Ja die Oberlippe ist deutlich sichtbar weiter vorne. Also muss sie mit der Unterlippe etwas entgegen kommen, anstatt ranzudrücken.


Das kommt natürlich sehr auf den vermittelten Ansatz an. Bei meinem Ansatz wird der Kiefer nicht bewegt, damit die Kiefergelenke auf Dauer geschont werden. Überhaupt bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass die Lippen nur den Luftstrom führen, der eigentliche Ansatz kommt vom Zwerchfell, dem Mund-, Nasen- und Rachenraum. Dachte dass Pahud das auch so lehrt :wink:

Das taugt natürlich nicht jedem, aber verkopften Menschen wie mir hilft das ungemein, wenn man sich nicht auf die Lippen versteift :lol:

Übrigens finde ich es toll, dass du dir so Gedanken um deine Schülerin machst.
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon La musicienne » 11.02.2017, 08:53

Natürlich bewegt sie ihren Kiefer nicht sichtbar beim Spielen. Aber wenn man sich nicht darauf versteift, den Kiefer starr zu lassen, erleichtert das einiges. :wink:
Klar entsteht viel vom Klang im Mundraum, aber leider können millimeter-kleine Veränderungen der Lippen schon sehr viel kaputt machen :? Kenn ich aus anderen Zusammenhängen.
Aber gut, ich lass diese Ansatzdiskussion Mal sein jetzt!!
Hauptsache es klingt gut :D
Vielleicht gibt es ja noch andere hier, die Erfahrungen mit Zahnspangen haben?
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon tityre » 12.02.2017, 18:25

Das hier kennst Du wahrscheinlich schon, oder?
https://www.youtube.com/watch?v=OtzvrOvJnKw
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon James Blond » 13.02.2017, 15:24

Nein, eine Zahnspange hatte ich zwar noch nie, allerdings habe schon einmal 4 neue Jacketkronen auf die oberen Schneidezähne bekommen, und das hat mir schon gereicht!

Das war zu einem Zeitpunkt, als ich bereits einen ganz ordentlichen Ansatz entwickelt hatte, und der war auf einmal spurlos verschwunden, obwohl der Unterschied zu den alten Zähnen eigentlich nur minimal war. Eine Zahnspange lässt sich näherungsweise simulieren, indem man einen dünnen Zellstoffstreifen (vom Taschentuch abgeschnitten) zwischen Oberlippe und Schneidezähne schiebt: Der Effekt auf den Ansatz ist echt brutal! :shock: Wobei der Schock vermutlich umso größer ausfällt, je ausgereifter der Ansatz bereits entwickelt ist.

Zwar weiß ich nicht mehr genau, wie lange die Anpassung an die neuen Zähne seinerzeit gedauert hat, aber es waren eher Monate als Wochen und ich möchte diese Erfahrung kein zweites Mal erleben, zumal bei einer Spange noch das "Lusterlebnis" der Lippen am Metall hinzukommt, sowie die Aussicht auf die Wiederholung des Ansatzverlustes bei Entfernung.

Die freundliche YT-Lehrerin mag ja schöne Tipps für Anfänger geben, die bereits mit Spange den Unterricht beginnen, einem Fortgeschrittenen würde ich diese frustierende Prozedur aber nicht mehr zumuten wollen. Wozu mit solch einem Handicap flöten, wenn es (aus beruflichen Plänen) nicht unbedingt sein muss? Wer in den zwei Jahren auch etwas für das Flötenspiel (und die eigene musikalische Weiterentwicklung) unternehmen möchte, sollte es dann lieber mit Gesangsunterricht versuchen.

Grüße
JB
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon tityre » 13.02.2017, 16:14

Also ich würde trotz Spange dran bleiben. Ich kenne kein Kind, dass es nicht hinbekommen hat. Je nachdem wie gut sie üben, geht es eben langsamer oder schneller, aber man merkt von Woche zu Woche einen Fortschritt. Man kann es ja auch positiv sehen, weil man durch die Spange übt, die Flöte nicht ans Kinn zu drücken, denn das tut dann ja weh. Durch die künstliche Erschwernis der Zahnspange tut sich dann häufig ein großer Lernfortschritt auf.

Mit den normalen Spangen war die Umstellung eigentlich immer nach ein paar Wochen gegessen. Der Ton war zwar nie so gut, wie vorher, aber durchaus befriedigend. Die Kinder hatten dann auch immer eine praktische Ausrede: kein guter Ton - nur wegen der Zahnspange :mrgreen: und, was eigentlich unbezahlbar ist: das Erlebnis, wenn die Spange raus kommt und der Ton (wieder nach einer kleinen Umstellung) einen Riesensprung nach vorne macht und der Ansatz meistens auch viel flexibler geworden ist.

Eine Schülerin hatte so eine richtig fiese Klammer mit Gaumenplatte und allem Möglichen - das war dann wirklich schwierig, weil kein gescheiter Zungenstoß mehr möglich war. Da haben wir dann eben viel mit ga und sowas geübt. Zum Glück musste die nicht lange drin bleiben. War im Nachhinein auch nicht so tragisch. Aufhören oder Pausieren wäre viel schlimmer gewesen.
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon La musicienne » 13.02.2017, 19:47

Vielen Dank! Nein, das Video kannte ich noch nicht. Mal sehen, vielleicht hilft ihr der ein oder andere Tipp.
Sie ist eine motivierte und ehrgeizige Schülerin - ich denke auch nicht, dass sie 2 Jahre lang pausieren will.
Wahrscheinlich ist es weniger Schaden, wenn sie jetzt mit Spange übt anstatt gar nicht.

tityre hat geschrieben:was eigentlich unbezahlbar ist: das Erlebnis, wenn die Spange raus kommt und der Ton (wieder nach einer kleinen Umstellung) einen Riesensprung nach vorne macht und der Ansatz meistens auch viel flexibler geworden ist.
Darauf hoffe ich :) Werde ich ihr sagen!

Vielen Dank für eure Erfahrungen!!
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange und Gaumenplatte / Pelotte

Beitragvon MarWei » 29.11.2018, 08:39

Zahnspangen... alle müssen eine haben, und wir dachten das auch, nicht aus Mode, aber wennn man mal beim Kieferorthopäden auftaucht ... nur so zur allgemeinen EInschätzung... kommt wohl immer ZAHNSPANGE raus.... Ich weiß nicht recht...
Jedenfalls:
Meine Tochter hat jetzt auch so eine Gaumenplatte, der Verschluss-Stoß mit der Zunge vorne klappt nicht mehr.
Was kann man da machen? Umtrainieren? Gewöhnen? An der Platte feilen???? Wie sind die Aussichten?
Danke für irgendeine Hilfe, sie ist echt ziemlich verzweifelt...(was machen wir Eltern nur mit den Kindern...)
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon E-Mechanik » 29.11.2018, 10:17

Also manche Flötisten machen ihren Zungenstoß nicht am Gaumen sondern an der Unterkante der oberen Schneidezähne, und zwar so, daß die Zungenspitze den Luftstrom direkt an der Oberlippe unterbricht. Hat mir mein Lehrer auch erst so beigebracht, ich selbst bin damit aber nicht so zurechtgekommen. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für Deine Tochter. Hast Du schon mal mit ihrem Lehrer gesprochen?
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Re: Flöte spielen mit Zahnspange

Beitragvon Sheepy_Hollow » 29.11.2018, 13:18

Es gibt auch die Möglichkeit, dass deine Tochter den französischen Zungenstoß verwendet über diese Zeit. Dabei legt man die Zunge gaaanz leicht sichtbar zwischen die Lippen und zieht sie beim Artikulieren zurück. Das muss ihr von einem Lehrer beigebracht werden. Wenn ihrer es nicht kann, dann sucht für diese Technik einen anderen Profi auf. Es reichen ein paar Stunden und vielleicht irgendwann eine Kontrollstunde.

Verkauf ihr das doch einfach als ein Projekt, das ein bis zwei Semester dauert. Dann wird es spannend bleiben.

Hier ein Video davon:

https://www.youtube.com/watch?v=ghdpmhtzgzE

Habt Spaß beim Flöten :D
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