Kondition




Wie setzt man am besten an? Gibt es DEN Ansatz? Diskussionen, Antworten und Fragen!

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Beitragvon Altetröte » 07.04.2011, 20:54

Wie kann man "Konditionstraining" für den Ansatz machen? Ich habe eine Serenade, die ca. 20 Minuten dauert, ohne Pause und mit sehr viel Dynamik. Dabei stelle ich fest, dass ich nach einer gewissen Zeit ansatzmäßig "schlappmache" und die Lippen festziehe. Dann ist natürlich mit Dynamik nichts mehr zu wollen. Von der Intonation mal ganz zu schweigen :( 'Wie kann ich das trainieren? Habt Ihr Tipps?
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Re: Kondition

Beitragvon Christina » 08.04.2011, 07:39

Das kenne ich eigentlich nur, wenn ich mal längere Zeit nicht oder nur wenig gespielt habe und mir dann irgendeinen Marathon zumute ... Und für mich hilft dann auch nur, wieder einige Tage nacheinander ganz viel zu spielen.

Je nach Stück hat man ja hin und wieder mal kurze oder längere Pausen (und wenn es nur ein Takt ist), in denen man die Lippen wieder etwas lockern kann - aber das scheint bei dir eher nicht der Fall zu sein.

Bei mir funktioniert es ganz gut, wenn ich mich langsam an ein langes Stück heranarbeite. Also z.B. in den ersten Tagen nur so weit spiele, wie der Ansatz gut mitmacht und dann einige Minuten Pause einschiebe. Nach und nach kann ich dann normalerweise die Abschnitte, die ich am Stück spiele, vergrößern und die Pausen dazwischen verkürzen. Die "üblichen Verdächtigen" für Ansatzübungen kennst du ja sowieso und die sind auch hier sicher eine gute Grundlage.
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Re: Kondition

Beitragvon Carmen » 08.04.2011, 09:54

Dabei ist halt wichtig, dass die Atmung und die Stütze passen. Wenn das zu wenig beachtet wird, versucht man automatisch den Ton/Klang mit den Lippen zu unterstützen. Wenn die Atembasis stimmt kann man die Lippen immer locker lassen.
Liebe Grüsse
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Re: Kondition

Beitragvon La musicienne » 08.04.2011, 11:29

So ein ähnliches Problem kommt mir bekannt vor, wenn ich ewig lange Passagen spielen muss (unabhängig von der Länge des Stücks) und die Pausen zu kurz sind um abzusetzten, krieg ich manchmal das Gefühl die Flöte würde wegrutschen. Vielleicht kommt es daher wenn man die Flöte zu sehr an die Lippe drückt. Kraft habe ich trotzdem noch.
Die Flexibilität in Dynamik und Ansatz hängt, wie schon geschrieben wurde, sehr stark mit der Atmung zusammen. Wenn da Defizite sind, versucht man die mit dem Ansatz auszugleichen, was irgendwann zu Festigkeit führt, auch im Hals.
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Re: Kondition

Beitragvon Altetröte » 08.04.2011, 13:02

Tja, ich fürchte, Ihr habt es getroffen :(

Das Problem ist, dass ich es nicht bewußt wahrnehme, wann und warum mir die "Stütze" verloren geht, sondern nur merke, dass ich mit den Lippen fest werde.
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Re: Kondition

Beitragvon tityre » 08.04.2011, 18:09

Altetröte hat geschrieben:Das Problem ist, dass ich es nicht bewußt wahrnehme, wann und warum mir die "Stütze" verloren geht, sondern nur merke, dass ich mit den Lippen fest werde.


Bei mir ist das oft ein Konzentrationsproblem. Wenn die nachlässt, geht mir auch die Stütze flöten und das ist meist der Anfang vom Ende.
Ansonsten versuche ich, gezielt Entspannungstöne auszunutzen; also in Stücken, die voller Läufe sind, z.B. die langen Töne.
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Re: Kondition

Beitragvon Altetröte » 17.05.2011, 12:28

Ich krame den Thread noch einmal hervor:

Ich habe günstig das Heft "Konditionstraining für den Flötenansatz" von Werner Richter "geschossen". Nun lehrte dieser ja den Breit(maul)ansatz und ich frage mich jetzt, wie ich das umsetzen soll, wenn er vom "Breitziehen" der Lippen spricht. Einfach das Gegenteil, also den "Kußmund" machen oder nur anspannen ohne die Lippen nach hinten zu ziehen, bzw. versuchen, vorn zu bleiben? Ich habe beim Üben vor dem Spiegel auch festgestellt, dass ich ein etwas größeres rundes Mundloch für die tiefen Töne überhaupt nicht hinbekomme (nur ohne Flöte :twisted: ). Und beim c' ist der Ton besser, wenn ich den Unterkiefer etwas zurücknehme, ist das denn richtig? Menno, irgendwie habe ich gerade voll die Krise und am Sonntag Konzert uuuääääähhhh, dabei habe ich doch mit meinem Lampenfieber schon genug Probleme *heul*. Ich glaub', ich muss weg :mrgreen:
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Re: Kondition

Beitragvon Christina » 18.05.2011, 07:43

Also, in Anbetracht der Tatsache, dass du in 4 Tagen ein Konzert hast, ist erstmal alles "richtig" was funktioniert und du solltest bitteschön die Finger von irgendwelchen spannenden Ansatzexperimenten lassen, wenn du dich nicht völlig verrückt machen willst :lol:.

Da ich das Heft selber nicht kenne, wohl aber den von Richter gelehrten Ansatz, würde ich vermutlich sämtliche Erklärungen weitgehend ignorieren und vorgeschlagene Übungen mit meinem gewohnten Ansatz spielen, im Vertrauen darauf, dass ich inzwischen genug gelernt habe, um die nötigen Techniken instinktiv richtig umzusetzen. Und dann erstmal schauen, zu welchem klanglichen Ergebnis das führt. Ein zu bewußtes Beeinflussen des Ansatzes bei solchen Übungen führt meiner Erfahrung nach meistens zu viel zu starken Veränderungen und damit zu eher schlechten Ergebnissen. Spiel einfach mal und beobachte dabei, was passiert. Da wirst du ziemlich schnell selber merken, was "richtig" ist und was nicht.
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Re: Kondition

Beitragvon Altetröte » 18.05.2011, 12:22

danke Christina. Es ist wirklich zum Auswachsen, dass ich mich immer so verrückt mache.

Nach dem Konzert schaue ich mir das Heft einmal genauer an; vielleicht ist auch jemand unter uns, der es besitzt und damit arbeitet...
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Re: Kondition

Beitragvon Altetröte » 23.05.2011, 11:00

Geschafft!!!!

Ich habe meine Serenade und die zwei anderen Stückchen hinter mir und habe ansatztechnisch nicht schlappgemacht *freu*.

Auch mein Lampenfieber konnte ich das erste Mal so in den Griff bekommen, dass ich nicht völlig neben mir stand und sogar Spaß daran hatte, meine Stückchen, vorzuspielen. Gegen meinen trockenen Mund hatte ich mir so winzige Traubenzuckerpillen mit Zitronengeschmack notfallmäßig auf das Pult gelegt, und siehe da, ich brauchte sie nicht! Klar sind ein paar Töne auf der Strecke geblieben und die Stelle, die vorher schon nicht so 100 %ig war, habe ich natürlich geschmissen, aber ansonsten lief es erstaunlich gut. Ich hoffe, ich kann das ausbauen! Die Kirche war nur so schweinisch kalt, dass das Stimmen ein richtiges Problem war. Die anderen Instrumente - wir haben ein Stück für Holzbläserquartett und eins in Triobesetzung gespielt - waren alles "echte" Holzbläser und ein Fagott kann man sich zum Warmhalten ja nicht gut unter den Arm klemmen, da mußten wir dann durch, was ein bißchen schade war. Aber das wird auch noch, hoffe ich. Im Moment freue ich mich einfach total darüber, dass mich mein Lampenfieber diesmal nicht mattgesetzt hat!
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Re: Kondition

Beitragvon lippi » 01.06.2011, 09:27

Glückwunsch zum geglückten Auftritt!
Das gibt ein super Gefühl, oder? Vor allem, wenn das Lampenfieber einem (mal) keinen Streich spielt! Was hast Du gemacht? Lag es einfach daran, dass Du sehr viel geübt und dadurch sicher warst? Oder haben die "Pillchen" auf dem Pult Dir das Gefühl eines Rettungsrings in der Not gegeben? Da ich ja mittlerweile auch unter diesem Problem leide suche ich nach allen Möglichkeiten, die ich ausprobieren kann, um nicht ins Schwimmen (und Denken) zu geraten ;-)!

LG Bettina
Liebe Grüße, Bettina!

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Re: Kondition

Beitragvon Altetröte » 01.06.2011, 19:10

Liebe Bettina,

ich glaube, es war so eine Art "Gesamtkunstwerk". Ich war ziemlich gut vorbereitet bis auf eine Stelle, die dann auch prompt danebenging. Aber ich hatte mir nicht wie sonst vorgenommen "perfekt" zu sein, sondern mir war es wichtig, durchzukommen. Beim letzten Mal hatte ich vor Aufregung so einen trockenen Mund, dass ich nicht weiterspielen konnte, weil mir die Zunge am Gaumen und die Lippen an den Zähnen festklebten. Wasser trinken nützt da überhaupt nichts. Dass mir das wieder passiert, war eigentlich meine größte Angst. Deshalb diese kleinen Traubenzuckertabletten mit Zitronengeschmack als "Krücke". Ob das beim nächsten Mal genauso sein wird, weiß ich nicht, aber ich hoffe es einfach mal. Denn ich hatte zum ersten Mal Spass am Musizieren ohne ständig Angst zu haben, dass irgendetwas passiert (es passiert immer etwas...). Natürlich war es noch lange nicht perfekt, und die Stellen, die nicht ganz sicher waren, sind auch danebengegangen, fand ich auch nicht so toll, weil ich wußte, ich kann es besser. Aber ich habe mich bemüht, locker zu bleiben, die Schultern fallen zu lassen und richtig zu atmen und das hat eine Menge bewirkt und sich auch sehr positiv auf die Intonation ausgewirkt. Es hat wirklich eine Menge mit dem Kopf zu tun.

Alles Gute für Deinen nächsten Auftritt, das wird schon :D
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