Querflötenunterricht im Spielmannszug




Wie setzt man am besten an? Gibt es DEN Ansatz? Diskussionen, Antworten und Fragen!

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Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon Thore123 » 01.08.2018, 21:25

Hallo zusammen,
Ich hab die letzte Zeit öfter vor dem Spiegel gestanden während ich geübt habe und dabei meinen Ansatz angeguckt und habe festgestellt, dass mir damals der korrekte Ansatz (also der Schmollmund) beigebracht wurde, meine "Lehrerin" (halt aus dem Spielmannszug in dem ich gelernt habe) aber mit dem "Lachmund" spielt. Vielleicht hab ich den Ansatz auch so entwickelt, aber gibt es da so starke Differenzen, wenn man den Ansatz von einem Lehrer beigebracht bekommt?
So schlecht kann der Laienunterricht dann ja auch nicht sein, weil mir zuemlich oft gesagt wird, dass ich einen wunderschönen Ton hätte (soll nicht angeberisch klingen, ich finde den selbst ausbaufähig ;))


Ich hoffe man versteht meine Fragestellung ein bisschen :D

Gruß, Thore
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon tityre » 04.08.2018, 20:59

Es gibt noch Leute, die mit dem breiten Ansatz spielen, weil er sehr stabil ist. Viele ältere Flötisten vor allem, jüngere kenne ich persönlich keine, mag es aber auch noch geben. Bei Autodidakten sieht man ihn auch öfter.
Gerade die Stabilität ist aber auch seine Schwäche. Mit Schmollansatz hat man viel mehr Freiheit, der Ton ist deutlich flexibler und die Intonationskorrektur ist leichter, weil die Lippen ja beweglich bleiben. Deshalb ist heute dieser Ansatz eigentlich der "Standardansatz".

Letztendlich muss der Ansatz zum Mund des Spielers passen und funktionieren.
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon Sheepy_Hollow » 07.08.2018, 16:50

tityre hat geschrieben:Es gibt noch Leute, die mit dem breiten Ansatz spielen, weil er sehr stabil ist. Viele ältere Flötisten vor allem, jüngere kenne ich persönlich keine, mag es aber auch noch geben. Bei Autodidakten sieht man ihn auch öfter.
Gerade die Stabilität ist aber auch seine Schwäche. Mit Schmollansatz hat man viel mehr Freiheit, der Ton ist deutlich flexibler und die Intonationskorrektur ist leichter, weil die Lippen ja beweglich bleiben. Deshalb ist heute dieser Ansatz eigentlich der "Standardansatz".


Es gibt keinen "Standardansatz", und wenn es einen gäbe, dann wäre es mit Sicherheit nicht der "Schmollansatz", weil man ebenso wie beim "Breitansatz" die Lippen verzieht (nur eben nach unten; damit wird die Unterlippe fixiert). Vielleicht sprechen wir auch vom gleichen Ansatz, nur die Begrifflichkeiten sind eventuell missverständlich, weil sich jeder etwas anderes darunter vorstellt.

tityre hat geschrieben:Letztendlich muss der Ansatz zum Mund des Spielers passen und funktionieren.


Das trifft es dann schon eher. Endlich tut sich auch hier etwas in den Köpfen der lehrenden Flötisten; es wird mehr darauf geachtet, "Berufskrankheiten" zu vermeiden, die mit Fehlhaltung und auch mit einem falschen Ansatz (#Kieferprobleme) einhergehen.

@Thore: Mir persönlich hat es geholfen, dass meine Lehrerin mir geraten hat, weniger in den Spiegel zu schauen und auch bedeutend weniger mit den Lippen zu machen (lieber locker und nie verkrampft; wenn du verspannt wirst, dann eine Spielpause einlegen). Stattdessen mehr auf Atemführung gehen :-). Du solltest auch nie den Fehler begehen, einen Ansatz optisch kopieren zu wollen, weil jeder anatomisch ganz individuell "gebaut" ist (innen wie außen).

LG
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon Altetröte » 07.08.2018, 19:53

Man sollte sich vor allen Dingen nicht verrückt machen lassen.

Es gibt tatsächlich zwei Lehrmeinungen, den französischen Ansatz, den tityre mt dem Schmollansatz meint, das ist der von Marcel Moyse entwickelte und gelehrte Ansatz, und den deutschen Ansatz, der schon von Quantz in seinem "Versuch einer Anweisung, die flute traversière zu spielen" beschrieben wird und bis weit in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts u.a. von Richter gelehrt und verfochten wurde. Dieser ist sehr starr und unflexibel und den meint tityre mit dem Lächelansatz.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es DEN Ansatz nicht gibt und dass der Ansatz meines Erachtens nach überbewertet wird. Wichtiger ist auf jeden Fall die Luftführung (Stütze) und dass man versucht, den Mundraum möglichst weit zu öffnen und den Kehlkopf nach unten denkt, so als hätte man eine heiße Kartoffel im Mund.Dabei sollte der Unterkiefer möglichst locker bleiben und auch eher fallengelassen werden als angespannt zu sein. Manchmal muss man ihn zum Intonationsausgleich nach vorn schieben, aber das führt hier jetzt zu weit. Ansonsten halte ich es mit Moyse, der zum Ansatz gesagt hat: Freiheit für die Lippen und ich finde, das sagt alles aus, was man wissen muss.
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon James Blond » 07.08.2018, 20:23

Ich habe diese Diskussion um den Grinse- bzw. Schmollmund hier nun auch schon etwas länger verfolgt und habe mich jedesmal gefragt, welcher von beiden denn nun mein Ansatz wäre. Die Antwort schwankte meist zwischen "sowohl als auch" und "weder noch". ;) Ich glaube eigentlich nicht, dass sich irgendeine eine Ansatzmaske auf Dauer durchhalten ließe, denn bei der Flöte ist vor allem Flexibilität gefragt.

Ebenso suspekt kommen mir allerdings auch Aussagen vor, Lippen und Kiefer müssten dabei "entspannt" sein. Es mag sich für einen Geübten zwar so darstellen, als ginge er vollkommen locker zuwege. Tatsächlich aber sorgen auch in seinen Lippen und Kiefern besonders trainierte Muskeln für eine präzise Ansprache, die ihm Lockerheit suggeriert, wo sich beim Anfänger durch untrainiertes Probieren sehr schnell Verspannungen aufbauen. Die scheinbare Lockerheit ist also nicht die Ursache für den "richtigen Ansatz", sondern vielmehr sein Folge, wenn durch das Training eine leichtere Kontrolle bestimmter Muskeln entstanden ist.
Auch wenn Anfänger schon "wissen", wie der richtige Ansatz geht, so können sie ihn doch noch nicht sogleich erfolgreich anwenden. Der Ansatz "wächst" im Laufe der Jahre; es braucht Zeit, die entsprechenden Muskeln und Nerven so zu entwickeln, dass sie automatisch beherrschbar werden, die Lockerheit, die sich so einstellt, ist dann nichts anderes als eine gezielte Anspannung.

Grüße
JB
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon Thore123 » 07.08.2018, 21:01

Hallo,
Danke für eure Antworten :D
Aber kann sich der Schmollmund von selbst entwickeln, bzw. der gute Ansatz, weil meine "Lehrerin" ja einen ganz anderen Ansatz spielt als ich :shock:
Das erklärt sich mir noch nicht so wirklich, zumal sie auch nie professionellen Unterricht hatte :?
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon Altepic » 07.08.2018, 23:31

ich muss James Blond zustimmen.
Ehrlich gesagt, habe ich mir überlegt, was it der Unterschied zwischen dem Schmollmun,- und dem Lächeln Ansatz.

z.B. Dennis Bouriakov hat die Flöte so schief an den Lippen, dass ich von keinem klassischen Ansatz sprechen kann.
Als ich vor vier Jahren wieder mal einen Schüler bekam, habe ich mir überlegt, wie man den Ansatz erklärt...
..... Kirschkernspucken!!!!

Aber... je weiter man sich entwickelt auf dem Instrument, umso flexibler werden die Lippen.
Dann macht man mal Übungen mit angespannten Lippen, mal mit lockeren Lippen, lässt die Töne gleiten, sich verschieben, mit unterschiedlichen Klangfarben.....

Es gibt doch nicht "den" Ansatz

Den muss jeder Flötist selber herausfinden!!!!
Als Lehrer kann man da - sage mal bei fortgeschrittenen Schülern nur Hinweise geben.
Bei Anfängern die Basis legen
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon tityre » 11.08.2018, 13:47

Und ich bekomme gerade ein bisschen Bauchschmerzen, wenn ich höre, dass jemand unterrichtet, der selbst nie professionellen Unterricht hatte. Aber muss ja jeder selbst wissen, mein Ding wäre es nicht.
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Re: Querflötenunterricht im Spielmannszug

Beitragvon Thore123 » 12.08.2018, 01:41

Hallo zusammen,
Ja Tityre, da muss ich dir zustimmen, aber so ist das im Spielmannszug nunmal, da bildet man aus, so gut man kann und das was man kann :)
Ich hab auch schon selbst unterrichtet, aber ich glaube, weil ich von der Musiktheorie im Verein mit am weitesten entwickelt bin, wegen meines Geigenunterrichts, hab ich das gefühlt auf Studienniveau erklärt, weshalb die Sachen glaube ich nicht so gut angekommen sind.
Jetzt will ich auch erstmal keinen Unterricht mehr geben, sondern selbst eher nehmen, aber hier in der Nähe ist der Unterricht entweder unendlich teuer an den Musikschulen, oder es gibt keinen Privatlehrer, der einen auch bis auf Studienniveau bringen kann :?
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