seitlich verschobener Ansatz




Wie setzt man am besten an? Gibt es DEN Ansatz? Diskussionen, Antworten und Fragen!

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seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Aspi » 14.03.2012, 19:40

Ich habe eine sehr ausgeprägte Verdickung in der Mitte der Oberlippe. Seit Jahren bemühe ich mich, in der Höhe angenehme Töne zu erzeugen. Das gelingt nur mäßig. Wenn ich die Lippen zu sehr spanne, kommen sie in der Mitte zusammen, die Luft strömt dann rechts und links vorbei. Versuche, unter der Oberlippenverdickung hindurchzublasen, wie von der Lehrerin empfohlen, befriedigen mich auch nicht.
Nun habe ich schon öfter Flötisten gesehen, die den Ansatz seitlich verschoben haben. Sieht zwar etwas doof aus, aber ich bin echt am Überlegen, ob das eine Lösung für mich sein könnte.
Über eure Gedanken oder Erfahrungen dazu würde ich mich sehr freuen.
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von Anzeige » 14.03.2012, 19:40

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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Tanja » 14.03.2012, 20:39

Ich habe von Natur aus einen leicht seitlichen Ansatz. Nicht viel, aber meine Düse ist nicht ganz mittig, sondern leicht nach rechts veschoben. Ich denke es liegt daran, dass ich vor ein paar Jahren eine halbseitige Gesichtslähmung hatte, und froh sein kann, dass das überhaupt wieder zurückgegangen ist.
Diese Verschiebung kann ich ganz leicht ausgleichen, indem ich die Flöte einfach ein klein wenig weiter zu mir heranziehe. Ich kann mir vorstellen, dass das bei dir ähnlich klappen könnte. Andererseits bedeutet ein sehr seitlicher Ansatz auch, dass die Luft seitlich abgelenkt ist und ich befürchte, dass das dann Auswirkungen auf den Ton haben könnte.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Muri » 14.03.2012, 22:20

Ich habe auch einen asymmetrischen Ansatz. Na und? So lange die Luft mittig und gerade auf der Mundlochplatte auftrifft ist doch gut! Marcel Moye hatte auch nen schiefen Ansatz, der 1. Flötist der Londoner Symphoniker (da bin ich mir nicht mehr 100% sicher, habs mal in nem Video gesehen) auch total versetzt. Wenn es dir hilft, warum nicht??
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Christina » 15.03.2012, 07:59

Je nach Lippenform, besonders mit einer ausgeprägten Verdickung in der Mitte der Oberlippe, bleibt oft gar nichts anderes übrig, als die Flöte leicht seitlich anzusetzen und neben dem "Knubbel" vorbei zu blasen. Die wenigsten Schüler erreichen in dem Fall mit einem mittigen Ansatz wirklich befriedigende Ergebnisse. Ich finde es nur wichtig, dass man als Lehrer darauf achtet, dass der verschobene Ansatz trotzdem locker bleibt (gelegentlich wird dann auch stark assymmetrisch angespannt, was zu Problemen führen kann) und sich nicht negativ auf die Haltung auswirkt. Ansonsten: was funktioniert und die Tonentwicklung nicht behindert kann zumindest nicht völlig falsch sein!
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon tityre » 15.03.2012, 12:31

Ich habe mal irgendwann etwas von Wurz gelesen und in diesem Text beschrieb er auch schon den Schrägansatz (meist aufgrund einer anatomischen Besonderheit, wie z.B. dem Oberlippenzäpfchen) im Gegensatz zum Parallelansatz.

Da jeder Mensch individuell ist, ein anderes Kinn, eine andere Lippenform, eine andere Zahnstellung usw. kann es den einzig richtigen Ansatz ohnehin nicht geben.

Dass Moyse so schief gespielt hat, wundert mich immer wieder, vor allem wenn ich mir dann Schüler anschaue (z.B. Graf), die wiederum super gerade, also parallel spielen. Das würde ja bedeuten, dass er etwas anderes gelehrt hat, als er selbst gemacht hat. Sehr merkwürdig...
Ich meine ja, dass ich mal gehört hätte, dass Moyse auch irgendein Problem mit der Lippe hatte, aber ich kann mich weder genau erinnern, noch finde ich den entsprechenden Text.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Muri » 15.03.2012, 12:54

Ja nun, irgendwie "entsteht" ein Ansatz ja auch einfach mit der Zeit. Mir hat ja auch nie jemand gesagt, ich solle die Lippen "schief" ziehen. Ist einfach gekommen. Wenn ich tatsächlich versuche die Lippen symmetrisch zu formen, kommt nur Murks raus - kann mir nicht erklären warum, da meine Lippen eigentlich symmetrisch sind. Vor allem bei den tiefen Tönen sieht man das extremst!
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Aspi » 15.03.2012, 18:49

Danke für eure Antworten.
Ich habe heute mal versucht, die Flöte mehr links anzusetzen. Ich müsste wohl wie ein Anfänger den Ansatz neu aufbauen. Das ist eben die große Frage für mich, ob ich am bisherigen Ansatz weiter bastele oder da, wo meine Lippen die Luft williger rauslassen, neu anfange.
Es ist einfach so, dass ich, als ich anfing zu spielen, gar nicht wusste, dass man die Flöte auch neben dem Oberlippenknubbel ansetzen kann. Es ging ja zuerst auch, nur mit zunehmender Entwicklung bremst es mich aus, dass die Töne nicht sauber kommen.
Wenn ich gegen meinen Finger blase, spüre ich 2 Luftströme, dazwischen ist kaum was, weil da die Verengung vom Lippenknubbel ist. Manchmal schaffe ich es, die Oberlippe hochzuziehen und die Unterlippe so zu wölben, dass es halbwegs klingt. Das ist aber sehr anstrengend und nicht immer machbar.
Im März und April sind einige Vorspiele, da werde ich es wohl lieber noch beim Alten lassen. Vielleicht sind die Sommerferien eine gute Gelegenheit, den Ansatz umzustellen.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon tityre » 15.03.2012, 19:09

Ist mir heute per Zufall untergekommen: http://www.youtube.com/watch?v=9nKoTMl6 ... re=related

Das nenn' ich mal seitlich verschoben, Donnerknispel.

Mögen tu' ich es in diesem Fall nicht, aber ich glaube, das kommt daher, dass sie sehr weit eindreht und und sich damit vieler klanglicher Möglichkeiten beraubt, als von der seitlichen Verschiebung. Manchmal bricht der Ton dadurch regelrecht weg.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Aspi » 17.03.2012, 22:31

Bei ihr sieht es besonders böse aus, weil sie nicht nur seitlich ansetzt, sondern die Oberlippe stark nach rechts verzieht. Das muss doch schmerzhafte Verspannungen geben.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Aspi » 24.10.2012, 10:47

Angeregt vom Link in Trishas Thread ( http://www.youtube.com/watch?v=yTdzKB9m ... ure=relmfu danke, tityre) habe ich das mal ausprobiert. Mit seitlich verschobenem Ansatz hatte ich ja schon experimentiert, war aber davon nicht so überzeugt. Die Flöte seitlich so runterhängen zu lassen, dass wirklich nur einer der beiden Luftströme auf die Kante trifft, ist genial. Die obere Lage kommt fast von selbst und mit schönem Klang. Irgendwie habe ich dadurch auch mehr Luft, ich komme über Passagen, bei denen ich sonst zwischenatmen musste.
Ich muss die Flöte nicht so doll hängen lassen wie der Typ im Video.
Gespannt bin ich auf die Reaktion meiner Lehrerin. Ich habe die Woche über mit dem veränderten Ansatz geübt.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon tityre » 24.10.2012, 13:37

Da bin ich ja auch mal gespannt, was Deine Lehrerin dazu sagt. Manche sind da ja ein bisschen unflexibel.

Der Larry Krantz hat ja auf seiner Seite irgendwo einen Haufen "Embouchures" fotografiert und erklärt, dass alle Flötisten professionell oder semiprofessionell spielen und alle einen guten Ton haben (wie immer er den auch definiert). Da sind auch ein paar dabei...so hätte ich im Unterricht nie spielen dürfen. Leider stellt er keine dazugehörigen Hörbeispiele ein. Manche drehen so unglaublich viel ein, da kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das noch gut klingen soll.

Kann man denn an dem Kondenskeil auf der Mundplatte sehen, dass Du 2 Luftströme erzeugst, wenn Du mit Parallelansatz spielst?
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Christina » 24.10.2012, 13:46

Ich hoffe, du berichtest mal nach deiner nächsten Unterrichtsstunde. Vom Prinzip her kann ich mir schon vorstellen, dass das funktioniert, auch wenn es natürlich rein optisch erstmal eine sehr extreme Lösung zu sein scheint.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Muri » 24.10.2012, 14:09

Bin mit einer Schülerin auch gerade dabei ihren Ansatz seitlich zu verschieben. Geht schon besser, aber die "zweite" Lippenöffnung kann sie noch nicht schließen.

Ich hab selbst auch einen seitlichen Ansatz, obwohl meine Oberlippe eigentlich "glatt" ist. Keine Ahnung woher, hab mir das irgendwie mal angewöhnt und schon viel vorm Spiegel gestanden und es anders versucht - aber es funktioniert einfach nicht... Wenn es gut geht und klingt - warum nicht?
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon Aspi » 24.10.2012, 16:12

Nein, am Kondenskeil konnte man die zwei Luftströme nicht sehen. Es waren ja auch nicht zwei einzelne Luftströme, eher ein in der Mitte dünner Luftstrom mit zwei kräftigeren links und rechts. Ich hoffe das ist verständlich.
In der unteren Oktave hat das gar nicht gestört, erst in der Höhe, wo der Luftstrom zentrierter und enger werden muss. Da hat die schwache Mitte nicht gereicht und die Seiten haben häßliche Nebengeräusche gemacht.
Ich bin wie gesagt erst am Anfang mit dem schrägen Ansatz, bin aber jetzt schon sehr glücklich, weil die Höhe endlich so klingt, wie ich es möchte.
Ich habe den Ansatz nach links verschoben, das erscheint mir natürlicher als nach rechts. Ob ich die "zweite Lippenöffnung" mal schließen kann, wird sich zeigen.
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Re: seitlich verschobener Ansatz

Beitragvon tityre » 24.10.2012, 17:10

Interessant. Ich bin auf jeden Fall auf weitere Erfahrungsberichte sehr gespannt.
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