Re: Ansatz
von Christina » 24.01.2013, 07:51
Ein Lehrer wird dir nicht nur beim Ansatz helfen, sondern auch dabei, ein vernünftiges Lerntempo zu finden. Du willst viel zu schnell viel zu viel! Wenn ich mich richtig erinnere, dann hast du die Flöte doch erst seit ungefähr einer Woche, da kann man keine Wunder erwarten. Der Ansatz braucht ganz viel Zeit und Übung, um sich nach und nach auf die minimalen Veränderungen einzustellen, die er in unterschiedlichen Tonlagen ausführen muss.
Ein normaler Anfänger spielt im Unterricht mindestens die ersten 1-2 Unterrichtsstunden nur auf dem Kopfstück, manche machen über Wochen nichts anderes. Wenn doch schonmal die ganze Flöte zusammengesetzt und ausprobiert wird, dann in der Regel noch ohne irgendwelche Griffe, sondern nur, um mal das Gefühl der anderen Gewichtsverteilung beim Anblasen zu erfahren. Und dann macht man Atemübungen, Ansatzübungen, Anstoßübungen, mit einigen manchmal auch schon erste Übungen zum Überblasen. Immer und immer wieder. Vor dem Spiegel zur besseren Kontrolle.
Mit sehr guten und schnellen Schülern beginne ich am Ende der 2. Stunde schon mit dem h1 als erstem gegriffenen Ton, den sie dann über die Woche hin und wieder probieren können. Meist kommen die ersten Griffe (je nach Schule h, a, g, manchmal auch c2) erst frühestens in der 3. Stunde. Die werden dann wieder über mindestens 2-3 Wochen geübt. Einzeln, als Griffübungen und in den ersten kleinen Melodien. Zwischendurch gibt es immer noch viele viele Kopfstückübungen für den Ansatz.
Und dann tasten wir uns gaaaaanz langsam und vorsichtig, Ton für Ton, nach unten vor. Bis zum c1 vergehen in der Regel mehrere Monate und das Anblasen funktioniert bis dahin im Schlaf. Trotzdem dauert es dann oft noch, bis dieser Ton genau so klar und kräftig klingt wie die anderen. Man braucht da schon viel Gefühl und eine sehr gute Luftführung - beides kann jetzt einfach noch nicht da sein.
Eine Querflöte ist nun einmal kein Klavier, bei dem einem vom ersten Tag an alle Töne zur Verfügung stehen. In meiner Arbeit mit erwachsenen Anfängern habe ich immer wieder erlebt, dass die einfach zu schnell zu viel wollen. Auch wenn die ersten Übungen, die ersten Töne scheinbar klappen, sollte man dem Ansatz einfach mehr Zeit gönnen. Das, was du in den ersten Wochen investierst (an Zeit und Übung) wird die Grundlage für deine ganze Flötistenlaufbahn sein. Jetzt wird die Basis für einen guten, ausgeglichenen, flexiblen Flötenton geschaffen. Und je gründlicher und intensiver man das betreibt, umso besser wird auch irgendwann das Ergebnis sein.
Das Beste wäre, wenn du einfach noch abwartest und dich bei den ersten Schritten von einem Flötenlehrer begleiten lässt. Wie tityre ganz richtig angemerkt hat, ist das Risiko, sich alleine irgendwelche Fehler anzugewöhnen, sehr groß. Das Hauptproblem dabei ist nicht, dass man es so falsch macht, dass es gar nicht klappt - das würdest du merken. Aber es gibt viele Dinge, die im ersten Moment scheinbar gut funktionieren und die Schache objektiv sogar vereinfachen. Darum gewöhnt sich ein Anfänger das gerne an, wenn er zufällig darauf stößt. Sehr oft ist aber genau das eigentlich falsch und würde einem bei irgendeiner Technik, die viel später gelernt wird, im Wege stehen. Dann ist mühsames Umlernen angesagt, wenn es dann überhaupt noch klappt und der Fehler sich nicht schon zu doll festgesetzt hat. Auch das solltest du im Hinterkopf behalten und wenn schon, dann ganz langsam, geduldig und mit noch mehr Zeit und Ruhe an die Sache herangehen, als wenn regelmäßig ein Lehrer da wäre, der solche Fehler wieder korrigieren kann.