So, nun ist der Workshop schon vorbei und ich möchte berichten, wie es so war.
Thomas von Lüdinghausen ist ein sehr sympathischer, junger Flötist. Er kann sehr gut erklären und man merkt, dass er viel Unterrichtserfahrung mitbringt.
Wir waren eine Gruppe von insgesamt 11 Flötisten unterschiedlicher Vorerfahrung. Es waren wirklich gute dabei, die schon seit vielen Jahren spielen, aber auch zwei Kinder und mehrere eher spätberufene Erwachsene. Insofern passte ich auch da wieder recht gut dazwischen.
Angefangen hat de Workshop erstmal mit "Trockenübungen" ohne Flöte. Das hat mich zunächst etwas stutzig gemacht, war aber durchaus sinnvoll. Wir suchten uns zunächst einen sicheren Stand und machten ein paar Aufwärmübungen für die Wirbelsäule und die Muskulatur, die beim Flöten besonders beansprucht wird. Bisher hatte ich darüber noch nie wirklich nachgedacht, werde aber den ein oder anderen Tipp demnächst beherzigen, wenn ich mal wieder längere Übungsphasen eingeplant habe.
Anschließend gab es einige Atemübungen, vorallem zur "reflektorischen Einatmung": Man atmet mit Widerstand aus (z.B. mit "ffffffff"), bis nichts mehr geht. Dann hält man diesen Zustand für einige Sekunden und öffnet dann seine Atemwege, damit die Luft völlig von selbst einströmt. Dazu gab es dann auch noch weiterführende Übungen, z.B. das Ein- und Ausatmen nach einem bestimmten Rhythmus, um ein möglichst kurzes und effektives Atmen zu üben.
Nach etwa einer halben Stunde konnten wir dann endlich die Flöten dazunehmen.
Es ging weiter mit der Haltung. Wieder einen sicheren Stand gesucht, und dann wurde uns gezeigt, wie man schrittweise die Flöte hochnimmt, um direkt eine perfekte Haltung zu haben. Das kannte ich persönlich schon aus einem Tutorial-Video von Emmanuel Pahud und hatte somit keine Schwierigkeiten damit (mal ganz davon abgesehen, dass meine Flötenlehrerin da auch ganze Arbeit geleistet hat
). Es gab aber viele in dem Kurs, bei denen Thomas von Lüdinghausen einiges korrigieren musste und auch welche, die über viele Jahre hinweg von ihren Lehrern explizit eine "falsche" Haltung gelernt haben (z.B. den Schwerpunkt komplett auf nur einem Bein, die Füße nicht auf "kurz vor zwei"-Stellung, sondern beide zu einer Seite gedreht usw.).
Weiter ging es mit der "Legato-Zunge", eine Übung, bei der ich dann auch mal ein paar Schwierigkeiten hatte. Mein Zungenstoß ist oft zu hart (was meine Lehrerin auch gerne bemängelt), und hier ging es darum, einen Ton lange und gleichmäßig zu halten und dabei nur ganz leicht mit der Zungenspitze in winzigen Bewegungen den Gaumen zu touchieren. Bei mir klang das "nach sehr viel Zunge"... Ja, ich kenne das Problem, aber Thomas von Lüdinghausen konnte mir einen konkreten Tipp geben, mit dem ich direkt eine ordentliche Verbesserung erzielen konnte.
Als Nächstes ging es um die Balance der Flöte. Um die Finger möglichst frei zu haben, sollten wir versuchen, die Flöte nur mit dem Daumen der rechten Hand und dem Gelenk der linken Hand die Flöte zu halten. Alle anderen Finger sollten die Flöte nicht berühren. Das war zunächst ziemlich schwierig, aber mit einigem Rumprobieren war auch das dann möglich. Der Trick dabei war, dass man den Daumen nicht direkt unter die Flöte legt, sondern die Flöte eher von hinten/unten aus stützt.
Danach sollten wir den rechten Daumen wegnehmen und die Töne d bis fis mal "frei" spielen, damit man sich von dem "Pinzettengriff" von Daumen/Zeigefinger etwas löst, der oft dazu führt, dass man die Klappen zu hart drückt. Den Effekt spürte man direkt, wenn man anschließend den Daumen wieder dazunahm.
Nun war es schon weit nach 19 Uhr und wir konnten endlich mal was "richtiges" spielen.
Ausgesucht hatte Thomas von Lüdinghausen ein Duett aus der Zauberflöte (Der Vogelfänger). Ich kannte das Stück schon, weil ich es vor 2-3 Jahren schonmal im Unterricht gespielt hatte. Und einigen anderen war dieses Stück in dieser Version auch bereits bekannt. Einige kniffeligere Stellen hatte er als "Solo" gekennzeichnet und nach freiwilligen "Solisten" gefragt. Ich habe mich gemeldet und bekam Solo Nummer 3. Er zeigte uns allen eine spezielle Übungstechnik (schnellere Läufe "punktiert" üben - kannte ich ebenfalls von meiner Flötenlehrerin und wende ich auch immer an, allerdings hatte er ein paar andere "Rhythmisierungsideen", so dass ich auch hier noch ein wenig Inspiration bekam) und dann durften wir fünf Solisten in anderen Räumen kurz einzeln unsere Soli üben, während Thomas von Lüdinghausen mit der verbliebenen Gruppe noch an dem Stück arbeitete.
Ich flötete dann also die nächsten 10 Minuten in einem Nebenraum meine 4 Takte rauf und runter in verschiedenen Rhythmen, verschiedenen Tempi und auch mal von hinten nach vorne, bis wir uns wieder im Hauptraum trafen und das Stück gemeinsam spielten. Mein Solo hat übrigens gut funktioniert.
Insgesamt hat der Abend wieder extrem viel Spaß gemacht und ich konnte einiges mitnehmen. Im Vergleich zum Workshop mit Krzysztof Kaczka lagen hier die Schwerpunkte ein wenig anders, so dass es kaum Wiederholungen gab. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass wir mehr wirklich musizieren. Dafür hätten wir aber noch ein wenig mehr Zeit als diese 3 Stunden gebraucht.
Und mir ist wieder einmal aufgefallen, dass ich eine tolle Flötenlehrerin habe! Nichts, was ich bei ihr gelernt habe, steht im Widerspruch zu dem, was mir die Profis erklären. Ganz im Gegenteil: Viele Übungen kenne ich von ihr bereits (z.B. das "Singen" während des Spielens, was wir heute auch wieder "gelernt" haben) und einige Dinge, die auf den beiden Workshops erklärt wurden, sind für mich durch den Unterricht bereits selbstverständlich (z.B. die oben schon genannte Haltung).
Übrigens gab es - sehr praktisch - für jeden Teilnehmer hinterher ein Heft in Spiralbindung, in der alle Tipps und Tricks noch einmal für Zuhause zum Nachlesen zusammengefasst sind (und was mir sehr beim Schreiben hier geholfen hat). Und einen tollen Flutissimo-Magnetbleistift habe ich jetzt auch!
Mein Fazit auch heute: Workshops machen sehr viel Spaß, man bekommt einige gute Anregungen und geht mit einer großen Portion Motivation nach Hause. Das schreit auch dieses Mal wieder nach Wiederholung und ich würde mich sehr freuen, wenn Flutissimo und auch alle anderen hier weiter fleißig ihre Angebote bekanntgeben.
Und vielleicht gibt es ja wirklich mal die Gelegenheit, auch andere User auf einem Workshop zu treffen. (Altetröte?
)