Hallo Carrie,
ich kenne die Schulen beide, auch wenn ich den Wye nicht besonders mag. Für dich habe ich ihn aber gerade nochmal aus dem Regal gezogen und durchgeblättert
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Zu "Flöte spielen" von Weinzierl/Wächter habe ich hier ja schon an verschiedenen Stellen was geschrieben. Die Schule ist ähnlich aufgebaut, wie das bekannte "Lern Querflöte spielen", aber mit kleineren Lernschritten und deutlich kindgemäßer gestaltet. Mir gefällt besonders die, wie ich finde, sehr gelungene und reichliche Auswahl an Musikstücken aus unterschiedlichsten Richtungen. Die Schüler fangen hier schon früh an, wirklich Musik zu machen und nicht nur zu üben. Außerdem gibt es viele wirklich gute Übungen zur Tonbildung und für alle möglichen technischen Schwierigkeiten. Gut finde ich auch, dass es am Anfang sämtliche Übungsstücke in beiden Oktaven gibt. Man kann so ganz individuell entscheiden, ob man tatsächlich sofort in beiden Lagen arbeiten möchte, oder sich zunächst auf eine davon konzentriert. Problematisch ist teilweise, dass es rhythmisch doch schnell sehr schwer wird. So setzt die Schule fast von Anfang an auch Achtelnoten, punktierte Viertel und ähnliche Gemeinheiten voraus. Ich nehme die darum eigentlich nur, wenn der Schüler schon gewisse Grundlagen z.B. von der Blockflöte mitbringt. Außerdem weicht die Reihenfolge, in der die Griffe eingeführt werden, von den meisten anderen Schulen ab. Auch wenn das Konzept didaktisch nachvollziehbar ist, macht es das zum Teil schwierig, dem Schüler parallel zusätzliche Literatur anzubieten (muss man aber auch nicht unbedingt). Und natürlich macht die Aufteilung in 6 Bände die Geschichte von der Anschaffung her etwas teurer (lohnt sich aber meiner Meinung nach auf jeden Fall).
Im Gegensatz dazu finde ich "Flöte lernen" von Trevor Wye eher langweilig und nicht unbedingt auf dem neuesten Stand. Es gibt (für meinen Geschmack) zu wenig Musikstücke und viele davon hören sich wirklich nach reinen Übungsstücken an. Ich würde da garantiert nicht ohne reichlich Zusatzmaterial auskommen. Für Flötisten wichtige Themen wie Verzierungen, Triller usw. werden nur ganz am Rande erwähnt. Insgesamt führt mir die Schule nicht weit genug. Auch wenn am Ende der zwei Bände der Tonumfang weit genug aufgebaut ist, kann man die Schüler mit dem stand kaum mit gutem Gewissen in irgendein Orchester stecken. Positiv ist hier allerdings, dass die Schule, was die theoretischen Kenntnisse angeht, wirklich bei Null anfängt und das auch nur ganz langsam steigert. Das kann sicher auch ein Schüler schaffen, der noch nie eine Note gesehen hat. Man bleibt hier relativ lange in der ersten Oktave, obwohl es, wenn man das möchte, sicher auch möglich wäre, einzelne Übungen oktaviert zu üben. Sicher kann man auch danach Flöte spielen lernen, aber mein Geschmack ist es nicht, da gibt es sicher bessere Schulen auf dem Markt.
Wenn du ein bisschen was zu den Voraussetzungen deiner Schülerin erzählst, kann ich dir vielleicht noch den ein oder anderen Tipp zu anderen Schulen geben, ich habe in den letzten Jahren eine ziemlich große Auswahl angesammelt.
LG Christina