Hallo liebes Forum,
nachdem ich nun fast ein ganzes Jahr nicht im Forum war, wollte ich doch mal ein paar schöne Erfahrungen mit Euch teilen, aber der Reihe nach:
Warum war ich so lange nicht da? Das ist relativ einfach erklärt: ich habe viel zu lange auf viel zu vielen Hochzeiten mit einem viel zu hohen Anspruch an mich selber getanzt und bestand irgendwann nur noch aus Kopfschmerz. Da musste ich eine Reißleine ziehen, kürzer treten und vor allen Dingen entspannen. Und da fängt das Dilemma an: Flötespielen ist einerseits Entspannung, keine Frage. Andererseits spannt es aber natürlich auch an, alleine durch die Flötenhaltung. Aber ich merke auch manchmal, wenn ich bewusst auf Dynamik achte und leise spielen will, wie die Hals- und Nackenmuskeln anspannen (Luftfluss beschleunigen etc.) - und genau da ist auch meine Problemzone bzgl. der Schmerzen. Ich kann nur inständig hoffen, dass die Flöterei nicht ursächlich für diese Beschwerden ist, denn die kleinen Erfolgserlebnisse sind Balsam für die Seele, auf die ich nicht verzichten möchte. Aber ich wollte ja von schönen Dingen berichten!
Vor einigen Wochen haben wir mit dem Trio und teilweise solistisch eine Messe zur Goldhochzeit eines Ehepaares aus dem Kirchenchor gestaltet. Das ist in Corona-Zeiten ja alles etwas anders (es war eigentlich viel mehr Gesang geplant, aber das geht nicht, also mussten wir sehr viel instrumental gestalten), aber es war auch schön. Das Paar hatte sich von mir das "Ave Maria" von Schubert gewünscht, dazu haben wir einige Sätze aus Telemann-Triosonaten gespielt:
Vor Beginn der Messe haben wir den 4. Satz einer Triosonate in d-moll von Telemann gespielt. Während bei der Probe vorher alles super klappte, habe ich mich bei dem Sololauf der Flöte beim Auftritt ziemlich verlaufen, war irgendwann komplett raus, habe allerdings auch wieder reingefunden. Ich dachte nur: au Backe, total versemmelt. Meine Frau hat das allerdings auch mit dem Handy aufgenommen, und da hört man dann, dass sich das gar nicht so schlimm anhört. Warum also aufregen???? Diese "schlechten" Töne sind so schnell vorbei, dass sie niemand in Erinnerung behält. Ich will mir das für die Zukunft merken, denn das ist förderlich für die eigene Entspannung und Lockerheit.
Zweites Stück: Air von Bach für Orgel, Flöte und Violine. Keine Probleme, schöner Klang, gibt Sicherheit.
Drittes Stück: Ave Maria von Schubert - mein Zitterstück in zwei Durchgängen an einer sehre exponierten Stelle, nämlich nach der Ansprache an das Jubelpaar. Der zweite Durchlauf ist oktaviert, und wenn man da nicht locker genug ist und ganz sauber greift, quietscht es schon mal schnell bei den ganz hohen Tönen (Ringklappen) - aber wem sage ich das. Und es war das "Herzensstück" des Jubelpaares. Also glich mein Zittern einem Erdbeben. Aber es hat wunderbar geklappt. Man, war ich stolz in dem Moment!!!! Noch während der Organist die letzten Takte spielte, habe ich auf der Orgelbühne eine Jubelfaust gemacht, denn ich wusste, dass ich dem Jubelpaar eine große Freude bereitet habe.
Viertes Stück: Telemann, e-moll-Sonate, 1. Satz: wunderbar geklappt, nach dem gelungenen Ave Maria konnte ich dieses Stück so richtig genießen.
Fünftes Stück zum Auszug: Händel, Let the Bright Seraphim. Auch das konnte ich genießen, auch wenn der Organist sich hier einige Male verspielt hat.
Hinterher haben mir einige Gottesdienstteilnehmer berichtet, dass wir sie mit der Musik zu Tränen gerührt haben - ein schöneres Lob kann es nicht geben. Das tut so unfassbar gut. Gerne würde ich eine emotional so tief gehende Zufriedenheit auch mal wieder in meinem Beruf erleben.........
Wie gesagt, meine Frau hat die Stücke in weiten Teilen mit dem Handy aufgenommen - ich werde in den nächsten Tagen versuchen, sie in Soundcloud hochzuladen (im Zweifel muss James mir nochmal erklären, wie das geht ), auch wenn es teilweise nur Bruchstücke sind.
Viele liebe Grüße an alle!