Re: Wer kennt die Querflötenschule von AMA?
von Christina » 14.05.2009, 12:05
So, ich habe mich mal etwas näher mit der Schule beschäftigt. Hier mal eine erste Analyse und einige wichtige Punkte, die mir aufgefallen sind, für alle, die es interessiert:
Die Schule hat, soweit ich es gefunden habe, drei Bände. Band 1 ist "Die AMA-Querflötenschule", Band 2 nennt sich "Querflötenspielereien" und Band 3 "High Performance Flute". Dabei besteht der 3. Band eigentlich nur noch aus einer Sammlung von Etüden und Musikstücken, ist aber keine Flötenschule im eigentlichen Sinne mehr. Darum beschränke ich mich hier mal auf die ersten zwei Teile.
Die Gestaltung ist insgesamt übersichtlich und ansprechend, dabei aber nicht übertrieben "kindlich", so dass man die Bücher ohne weiteres auch etwas älteren Schülern noch "zumuten" könnte. Es gibt durchgehend farbige Fotos und Abbildungen zu Ansatz und Haltung (sogar noch im 2. Band), die wichtige Aspekte gut darstellen und immer wieder daran erinnern. Was mir etwas fehlt, ist eine durchgehende Nummerierung der Kapitel, Übungen oder Musikstücke. Ich finde, dass das die Orientierung in einer Schule erleichtert, aber gut, mit diesem Mangel könnte ich vermutlich leben.
Alle wichtigen theoretischen Themen (Notenwerte, Tonarten, Fachbegriffe, ...) werden nach und nach in gut verständlichen kleinen Lernschritten eingeführt und unmittelbar praktisch umgesetzt. Die Erklärungen sind dabei durchaus kindgerecht und von der Vollständigkeit her für Anfänger angemessen. Zusätzlich gibt es, was mir sehr gut gefällt, immer wieder kleine Übungen zum Notenschreiben oder "Quizseiten" auf denen die behandelte Theorie wiederholt wird. Dadurch könnte man vermutlich zumindest in der ersten Zeit komplett ohne zusätzliches Theorie-Material auskommen.
Der Tonumfang wird ausgehend von den beiden Griffen a und g im ersten Band nach und nach auf die üblichen zwei Oktaven von c1 bis d3 erweitert. Dabei bleibt die Schule relativ lange in der ersten Oktave. Allerdings wird das Überblasen schon mit dem Kopfstück ganz am Anfang ausprobiert, so dass man, wenn man das möchte, sicher die meisten Stücke ohne weiteres auch oktaviert spielen lassen könnte. Auffällig ist, dass die Griffe für c1 bzw. cis1, die ja nicht ganz leicht für die Kinder sind, zwar vorgestellt, in den folgenden Übungen und Musikstücken aber nicht angewandt werden. Dadurch könnte man auch mit der "Juniorflöte" arbeiten, bei Schülern mit einer normalen Flöte müsste man aber entsprechend zusätzliche Übungen ergänzen. Im zweiten Band wird dann der Tonumfang in die dritte Oktave erweitert. In den Übungsstücken kommen, soweit ich sehen konnte, die Töne bis zum g3 vor, was ja für den Anfang auch auf jeden Fall ausreicht. Auf den letzten Seiten werden außerdem die Griffe bis zum c4 gezeigt, leider wiederum ohne entsprechendes Übungsmaterial.
Es wird viel Wert auf die Entwicklung von Ansatz und Technik gelegt. Trotzdem sind die bei Schülern wenig beliebten trockenen Technikübungen auf ein Minimum beschränkt. Gegen Ende des zweiten Bandes sollte man sich eine solide technische Grundlage aufgebaut haben, auf der dann mit einer anderen, weiterführenden Schule gut aufgebaut werden kann. Was mir komplett fehlt, ist die Einführung gängiger Verzierungen wie Triller usw. Im zweiten Band ist nämlich sonst ein Stand erreicht, wo das Mitspielen im Orchester auf jeden Fall denkbar ist - und spätestens da würde man ja mit solchen Dingen konfrontiert. Auch hier wäre also eine Ergänzung durch zusätzliche Literatur oder der Wechsel zu einer anderen Schule erforderlich.
Die Auswahl der Musikstücke ist ziemlich abwechslungsreich. Das geht von bekannten Kinderliedern u.ä. über Jazz- und Pop-Stücke bis zu den typischen Vertretern der "klassischen" Flötenmusik. Von Anfang an wird dabei viel Wert auf das Zusammenspiel gelegt, die meisten Stücke sind als Duette, einige wenige sogar als Trios gesetzt. Es gibt jeweils eine CD, auf der viele Stücke als Demo sowie in einer Mitspiel-Version ohne Melodiestimme aufgenommen sind. Zum zweiten Band gehört außerdem ein Heft mit einfacher Klavierbegleitung zu den meisten Stücken.
Gut finde ich, dass die Schüler immer wieder direkt angesprochen werden, gezielte Tipps bekommen, an Dinge erinnert werden, die sie schon gelernt haben usw. Außerdem gibt es immer wieder Hinweise an die Lehrer, worauf besonders zu achten ist oder wie man bestimmte Techniken unterstützen kann. Das habe ich in dieser Form noch in keiner anderen Schule gesehen, finde es aber eigentlich sehr gut.
Insgesamt bietet die Schule auf den ersten Blick ein ganz überzeugendes Konzept und scheint für Anfänger ohne oder mit sehr wenig Vorkenntnissen durchaus geeignet, um die Grundlagen zu lernen. Später wäre aber sicher ein Wechsel zu einer anderen Schule erforderlich. Die Schule hat einige kleinere Mängel, wie fast jede Schule, die ich bisher in den Fingern hatte, die sich aber vermutlich durch entsprechendes zusätzliches Material problemlos ausgleichen lassen. Ich glaube, falls sich nicht noch jemand meldet, der die Schule kennt und mir dringend davon abrät, werde ich es einfach mal damit versuchen!