Rhythmik - Wie zählen?

Juhu,

ich versuche mich gerade an Bachs Sonate 1034. Ich bin rhythmisch ziemlich wenig begabt und habe massive Schwierigkeiten beim 2. Satz (sind bisher nur bis zum 3. gekommen - vor dem 4. graut es mir schon jetzt). Jetzt würde ich gerne mit einem Metronom arbeiten, aber ich merke, dass mich das total überfordert. Weiß jemand von Euch, in welchem Tempo ich üben sollte (bin immer spontan viel viel viel zu schnell) und wie ich das Zählen lernen kann? Einfach machen reicht nicht, komme immer wieder raus - grummel seufz schnief. Vielleicht hat ja jemand einen Übungstipp oder einen Trick?

Danke Euch und ciaoi

Hallo

ich übe meine Stücke immer übertrieben langsam mit Metronom. Also ich picke mir die schnellste Notenart heraus (oft 16tel) und stelle das Taktell auf 80... und dann spiele ich das Stück (oder oft die schwierigen Stellen) mit 80 per Schnellste Note so durch (in deinem Fall 80 pro 16tel).

Außerdem stückele ich den Satz immer und konzentriere mich auf eine bestimmte Stelle. Die übe ich dann von gaaaanz langsam bis angemessen schnell (mal gebunden, mal gestoßen, mal Zwerchfellstöße, mal mit verändertem Rhythmus) und wenn ich es gut gemacht habe kann ich die Stelle nach 1-3 x intensiv üben auswendig...

Vielleicht hilft dir das ja.

LG

Was genau ist denn dein Problem bei der Rhythmik? So komplizierte Rhythmen kommen da ja eigentlich nicht vor, oder? Das "Schlimmste", was ich jetzt auf einen Blick entdeckt habe, waren irgendwelche Kombinationen aus Achteln und Sechzehnteln.

Ich würde darum vielleicht versuchen, mir mal ganz allgemein und unabhängig von einem bestimmten Musikstück ein gewisses Repertoire an häufig vorkommenden Rhythmik-Mustern anzueignen (so viele Möglichkeiten, wie man die häufigsten Notenwerte auf einem Taktschlag kombinieren kann, gibt es ja nicht). Das geht wunderbar mit Metronom (nicht zu schnell am Anfang) und ruhig erstmal nur auf einem Ton. Und dann übt man diverse Notenwerte: Viertel, Achtel, Sechzehntel, Achtel mit zwei Sechzehnteln und umgekehrt, Punktierungen, Triolen usw. Wenn es auf einem Ton klappt, dann z.B. den Rhythmus über jeweils einen Takt auf jeder Stufe einer Tonleiter. Später verschiedene Notenwerte kombinieren, den Ton bei jedem Taktschlag wechseln etc. Da kann man sehr kreativ werden und es geht erstmal nur darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie der jeweilige Taktschlag bei entsprechenden Notenwerten richtig unterteilt wird.

Am Stück selber finden es viele meiner Schüler hilfreich, sich die vollen Zählzeiten mit einem kleinen Bleistiftstrich über oder unter den Noten zu markieren. Dann an kurzen Abschnitten zuerst langsam üben und darauf achten, dass die markierten Schläge auch wirklich immer mit dem "Klick" des Metronoms zusammenfallen. Wenn du sicher bist, dass es so stimmt, dann nach und nach das Tempo erhöhen, immer nur so weit, wie du dich noch wohl dabei fühlst und den Rhythmus bewusst kontrollieren kannst.

Als "Fortgeschrittener" kann man dann auch dazu übergehen, das Metronom irgendwann nur noch z.B. auf dem ersten Schlag in jedem Takt klicken zu lassen oder auch nur alle 2, 3, 4 Takte und dann zu schauen, ob man noch damit zusammen ist. Grundsätzlich will man ja irgendwann auch selbständig und ohne die ständige Abhängigkeit von dem Gerät richtig und sauber zählen können.

Den Tipp von Sheepy_Hollow finde ich ganz gut, um bei einer kurzen, rhythmisch wirklichh vertrackten Phrase zu verstehen, wie das Verhältnis der einzelnen Notenwerte zueinander ist. Aber ein ganzes Stück jetzt auf Sechzehnteln durchzuzählen wäre ehrlich gesagt jetzt nicht so mein Ding . Besonders muss man bei der Methode darauf achten, dass man dann auch den Übergang zur "richtigen" Zählweise wieder schafft, was besonders für rhythmisch unsichere Spieler meiner Erfahrung nach dann oft nicht so leicht fällt. Man würde also, nachdem es mit Sechzehnteln klappt, anschließend nur noch auf jeder Achtel klicken lassen, später dann auf jeder Viertel. Und bei diesem beton extrem langsamen Üben darf man natürlich im langsamen Tempo nichts einüben, was schnell so später gar nicht mehr möglich wäre.

Danke Euch, war schon meine Archillesferse beim Blockflötenspiel in der Früherzeihung (lang lang ist es her und wurde einfach nie besser). Ich werde irgendwann einfach immer schneller und halte auch die Zeiten nicht ein. Ist manchmal vielleicht auch ein Problem der geteilten Aufmerksamkeit.

Werde beides ausprobieren, denke ja immer noch, dass auch Rhythmus lernbar ist.

Ciaoi

Wenn Du aber einfach nur schneller wirst, heißt das doch, dass Du im Prinzip schon "zählen" kannst. Du weißt, wie sich die Notenwerte zueinander verhalten, Du kannst nur das Tempo nicht halten. Das ist auch zuweilen wirklich schwierig. Bezogen auf die 1034 finde ich, dass es im 2. Satz Stellen gibt, da habe ich das Gefühl, ich muss schneller spielen, um im Tempo zu bleiben. Es gibt einfach Motive und Muster, die verändern das Tempoempfinden. Das ist ähnlich dem Phänomen, dass man meist langsamer spielt, wenn man leiser werden muss.

Für Dein Problem finde ich Christinas Tipp für "Fortgeschrittene" super. Das ist eine tolle Idee, auf die ich leider noch nie gekommen bin, das werde ich nachher sofort auch mal ausprobieren. Ich bin allerdings nicht so ein Raser, sondern eher von der Schleppfraktion.

Nicht verzagen, Christina fragen.

Danke, ist aber leider auch nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ich habe das auch mal irgendwo aufgeschnappt und dann übernommen. Wenn es mit dem einen Klick auf der "eins" klappt, darf der gerne auch mal auf 2, 3, 4 oder irgendwo regelmäßig auf "und" auftauchen. Oder wie gesagt immer erst nach mehreren Takten. Ist gerade für solche Temposchwankungen eine super Kontrolle.

Und ja, bunterhase, Zählen und Rhythmik ist auf jeden Fall lernbar. Man muss sich nur dran geben und wirklich zwingen, konsequent darauf zu achten. Da ist das Metronom ein unbezahlbares Hilfsmittel.

Ich hab's heute auch gleich ausprobiert, bin aber für ganztaktiges Ticken oder gar nur alle 2 Takte an meinem Metronom gescheitert. Das kann nicht langsamer als 40.

Wenn ich jetzt z.B. Viertel auf 120 habe, dann müsste ich ja 60 einstellen, damit es halbtaktig tickt, aber für ganztaktig bräuchte ich ja dann 30 oder mache ich da jetzt einen abendlichen Denkfehler? Wie machst Du das denn?

[...] aber für ganztaktig bräuchte ich ja dann 30 oder mache ich da jetzt einen abendlichen Denkfehler? Wie machst Du das denn?

Einfach ein digitales Metronom verwenden, da kann man jede Geschwindigkeit einstellen. Wer es kostenlos mag, der kann sich eine Metronom-App auf sein Smartphone laden oder ein Browser-Metronom verwenden wie dieses:

http://www.flutetunes.com/metronome/

Ich hoffe nicht, dass ich was überlesen habe. Was sehr gut hilft bei rhythmischen Problemen jeder Art, ist sprechen, weil wenn man den Rythmus sprechen kann, kann man ihn auch spielen. Beim Sprechen muss man sich nicht auf die Technik und den Ton konzentrieren, sondern ist nur allein auf den Rythmus fokusiert. Während man den Rhythmus langsam spricht auf irgendeiner Silbe ("da" oder mehreren Silben) würde ich versuchen mit den Füßen das Grundtempo zu stampfen oder in Schritten durch den Raum zu gehen. Wenn das funktionert hat, hat man den Rythmus auf jeden Fall körperlich total verinnnerlicht.

Einfach ein digitales Metronom verwenden, da kann man jede Geschwindigkeit einstellen. Wer es kostenlos mag, der kann sich eine Metronom-App auf sein Smartphone laden oder ein Browser-Metronom verwenden

Genau so ... sorry, hab die Frage zu spät gesehen!

Hm, ich habe so ein Korg Dingsda (das mit Tuner und Metronom in einem) und dachte, das wäre digital, weil es ja so eine Digitalanzeige hat. Habe ich jetzt einfach nur Pech, dass das bei 40 aufhört oder ist das gar kein digitales Metronom? Sind digitale Metronome immer welche zum Runterladen?

Wenn ich mir eins als App auf mein IPad lade, muss ich das ja immer irgendwo hinstellen und da ich jetzt immer im Schlafzimmer übe, hätte ich da irgendwie ein Platzproblem.

Puh, es wird, zwar erst mal bei den langsamen Sätzen, aber vielleicht ist das ja auch ein guter Start, um das "Durchzählen" und Metronomspielen zu üben.