Hallo,
ich bin auf der Querflöte zwar selbst noch Anfänger, habe aber manchmal so spinnerte Textideen, wie z.B. den folgenden Begrüßungstext für Neueinsteiger.
Eingebildet, wie ich nun mal bin, gehe ich davon aus, dass er sich ganz lustig liest. Aber hat er auch einen didaktischen Wert, d.h. ist das ein tauglicher Weg, um Anfängern die richtige Einstellung zum Instrument zu vermitteln? Was meint ihr?
Du bist jetzt stolze/r Besitzer/in einer Querflöte? Herzlichen Glückwunsch!
Und du glaubst, dass du dieses Instrument in ein paar Jahren beherrschen wirst? Vergiss es!
Nicht du wirst die Flöte beherrschen, sondern die Flöte wird dich beherrschen!
Sicher, sie ist jetzt dein Eigentum, deine Sklavin, wenn du so willst, und du kannst mit ihr tun, wozu immer du Lust hast.
Du kannst mit ihr Suppe umrühren, Nägel in die Wand schlagen oder ein verstopftes Abflussrohr freistochern. Auch zum Rücken Kratzen oder als Kleiderbügel ist sie ganz gut geeignet.
Nur eins wird dir auf diese Weise nicht gelingen: Du wirst ihr keinen einzigen vernünftigen Ton entlocken.
Ach so, aber darum geht es dir eigentlich, denn Kleiderbügel hast du schon preisgünstiger gesehen?
Wenn dem so ist, wird dir nichts anderes übrig bleiben, als zu tun, was die Flöte von dir will.
Um einen einigermaßen vernehmlichen und angenehmen Ton von sich zu geben, will sie z.B. an einer ganz bestimmten Stelle in einem ganz bestimmten Winkel und mit einer ganz bestimmten Intensität angeblasen werden. Und damit es nicht nur irgendein Ton ist, sondern ein ziemlich konkreter - sagen wir mal e' -, will sie, dass die Klappen in einer ganz bestimmten Stellung gehalten werden. Und DU wirst ganz brav versuchen, alles genau so zu machen, wie sie es haben will.
Siehst du, und schon sind die Machtverhältnisse genau umgekehrt: Nicht du beginnst die Flöte zu beherrschen, sondern die Flöte beginnt dich zu beherrschen und zwingt dir zunehmend ihren Willen auf.
'So ein Quatsch' denkst du jetzt. 'Eine Flöte hat doch keinen Willen!' Eeeeh, also ich würde da nicht drauf wetten. Immerhin ist sie sogar ein bisschen launisch und lässt sich mal besser, mal schlechter bespielen. Jetzt melden sich garantiert gleich welche, die behaupten, das läge alles nur an Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Temperatur usw. Trotzdem sei dir geraten, immer genau das zu tun, was die Flöte von dir erwartet (in den meisten Fällen wird sich das mit dem decken, was dein Lehrer oder deine Lehrerin von dir erwartet) - denn so launisch, dass sie, wenn sie einen guten Tag hat, trotz völlig verhunzten Ansatzes und falscher Fingerstellung die richtigen Töne in der gewünschten Qualität liefert, so launisch ist sie nun auch wieder nicht!
Und wenn du irgendwann einmal den ersten Beifall für ein dargebotenes Musikstück bekommst: Sei stolz!
Aber sei nicht stolz darauf, wie gut du die Flöte beherrschst, sondern sei stolz darauf, wie gut und wie schnell du dich von ihr hast beherrschen lassen!