Richtig oder gar nicht?




Alles was zum Thema Querflöte gehört, aber nirgendwo reinpasst

Moderator: Muri

Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Jenna1807 » 09.05.2012, 13:45

Seit ein paar Tagen beschäftigt mich eine Frage und ich bin gespannt, wie ihr das seht.
In nächster Zeit habe ich einige Auftritte, hauptsächlich mit meinem Orchester, wobei ich auch ein gutes Gefühl habe.
Die können ja auch schon was und da falle ich kleine "Tröte" nicht auf :lol:
Aber da wäre noch ein Auftritt im ganz entfernten Familienkreis und mit Zweien, die nur so Hausmusik machen.
Die beiden sind natürlich ein eingespieltes Team und da fallen Patzer von der Flötenspielerin nicht weiter auf, zumal Gesang und Klavier dominiert und echt gut ist.
Jetzt war eine Popballade im Duett der Plan, obwohl ich viel lieber ein schönes klassisches Duett gespielt hätte. Das hört sich einfach besser an, auch wenn die Noten noch recht einfach sind. Aber da fand ich keinen Anklang :cry:
Also wurde die Ballade geprobt und es war eine Katastrophe. Ich habe genau nach Noten gespielt, die andere Flöte nicht. "Ich improvisiere gerne" wurde mir gesagt, als ich merkte, dass wir manchmal nicht "zusammen kamen". Entweder zu lang oder zu kurz. Eine Note zuviel oder zu wenig. Und dann das Problem, dass sich das Lied einfach nur langweilig anhört. Ein aneinander reihen von Noten, aber mehr auch nicht. Dafür haben wir einfach nicht das Können um aus einer Popballade richtig was "rauszuholen". Deswegen wollte ich ja ein schönes klassisches Duett.
Als ich dann sagte, dass ich so nicht auftreten möchte, wurde ich belächelt.
"Wieso das denn? Ist doch egal, wie es sich anhört. Hört doch sowieso niemand!" U.s.w.
Aber da komme ich nicht mit klar. Sehe ich das vielleicht zu eng???
Würdet ihr vor Leuten spielen, wenn es so larifari wäre?
Und ich meine jetzt nicht einen Ton, den man falsch erwischt oder so. Das kann ja immer passieren.
Das ist für mich alles so halbherzig, so hingeklatscht und langweilig.
Auftreten nur um des Auftreten Willens ist mir zu wenig. Ich möchte Spaß dabei haben, von dem Spiel überzeugt sein, auch wenn es vielleicht nicht perfekt ist, aber die Zuhörer trotzdem merken, dass ich dahinter stehe und ihnen es vielleicht gefällt.
Versteht ihr, was ich meine?
Wie seht ihr das?
Vielleicht habe ich mir auch schon zu viel von meiner Lehrerin abgeschaut :wink:
die Jenna
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon tityre » 09.05.2012, 13:59

In dem Fall hört sich für mich "Ich improvisiere gerne" nach "ich kann eben nicht nach Noten spielen an. Improvisieren heißt NICHT falsch spielen. Selbst wenn sie ein paar Verzierungen oder Umspielungen einfügt, muss es rhythmisch und harmonisch immer noch mit dir stimmen; alles andere ist Murks.

Und: nein, so würde ich auch nicht vorspielen. Dieses "es kommt nicht so drauf an, hört doch niemand" etc. - nee, das mag ich überhaupt nicht. Das ist mangelnder Respekt - der Musik gegenüber, dem Publikum gegenüber und nicht zuletzt auch sich selbst gegenüber.
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon maromaroo » 09.05.2012, 14:09

Nein! Tritt ja nich auf wenn du dich nicht wohl fühlst, und sie nicht fähig ist es richtig zu spielen, am Schluss meinen die Leute noch du bist genauso schuld.

Und übrigens großes Mitleid für dich! Kenn dieses "der andere kann nicht exakt spielen" nur zu gut... :evil:
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Christina » 09.05.2012, 14:20

Eine vergleichbare "Partnerin" hatte ich mal, als wir Stücke für eine Messe geprobt haben. Die schaute mich beim ersten Üben an wie ein Auto und meinte ganz erstaunt: "Wow, du spielst ja tatsächlich genau das, was in den Noten steht!" :shock: Die habe ich dann ganz schnell vor die Wahl gestellt, entweder ebenfalls nach Noten und rhythmisch richtig zu spielen oder sich dann vielleicht doch besser jemand anderen zu suchen.

Ich finde deine Einstellung völlig richtig, auch wenn es sich "nur" um einen kleinen Auftritt im Familienkreis handelt. Meiner Meinung nach macht man es entweder so gut, wie man eben kann oder man lässt es besser ganz bleiben. Dass in der Vorspielsituation der eine oder andere Patzer passieren kann, steht auf einem völlig anderen Blatt. Aber sich schon im Voraus mit einem aus eigener Sicht schlechten klanglichen Ergebnis abzufinden in der Hoffnung, dass es "schon niemand merken wird" - das geht mal gar nicht!!!

Und was das Improvisieren angeht: selbstverständlich kann man, wie tityre schon sagte, ein Stück etwas verändern. Trotzdem habe ich mich, solange ich eine Notenvorlage benutze, danach zu richten und das in erster Linie erstmal "richtig" zu spielen. Diesen eher "freien" Umgang mit dem Notenmaterial kann ich nur dann praktizieren, wenn ich a) alleine spiele und es keinen stört, was ich mache, b) die Variationen abgesprochen und gut geprobt sind oder c) mein Partner über hellseherische Fähigkeiten verfügt. Im Übrigen gilt für mich, wenn ich mit einem relativen "Frischling" (sorry, ich hoffe du weißt, wies gemeint ist) gemeinsam spiele, dann tue ich Nichts, was den verwirren könnte, spiele noch genauer nach Noten als sonst schon und bemühe mich allenfalls, eventuelle rhythmische Fehler meines Partners aufzufangen, anstatt selber welche zu machen.
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Jenna1807 » 09.05.2012, 14:22

OH!!!!!!!!!!!!!
Ich könnt euch knutschen!!!!!!!!!!! :lol:
Da spricht mir jemand aus der Seele!
Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich bin, dass jemand genauso denkt.
Ich habe mich schon ganz elendlich gefühlt, ehrlich!
ich dachte schon ich bin kleinlich und würde mich anstellen.
Meine Lehrerin ist auch perfektionistisch, lehrt mich das auch. Nicht sofort mit allem zufrieden sein, immer versuchen weiter zu kommen, das Beste geben. Auch wenn mal ein Ton daneben geht. Wir spielen auch richtig geile Duette zusammen und wehe, da klappt mal ein Takt nicht richtig. Da wird geübt bis es sitzt :twisted: So muss das sein!
Und mit diesem "improvisieren" wisst ihr ja schon was ich meine, wollte es nur nicht so knallhart schreiben :wink:
Habe mich auch ziemlich darüber geärgert! Ein richtig guter Spieler kann schnörkeln und improvisieren :wink:
Und vor solchen Spielern habe ich Respekt :D
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Aspi » 09.05.2012, 14:27

Es wurde schon alles geschrieben, was ich gedacht habe. Ich würde so auch nicht auftreten.
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Altetröte » 09.05.2012, 14:53

Ich kann mich nur anschließen!

Zum Thema Improvisation:

Als Improvisation wird die Form musikalischer Darbietung verstanden, in der das ausgeführte Tonmaterial in der Ausführung selbst entsteht und nicht vorher schriftlich fixiert worden ist. Die Anforderungen, die die Improvisation an einen Ausführenden stellt, sind:

die (technische) Beherrschung des jeweiligen Instrumentes oder der Stimme
die Beherrschung der dem jeweiligen Stil entsprechenden musikalischen Parameter und ihrer Gesetzmäßigkeiten.
das Potential, damit kreativ umzugehen.


Ich fürchte, da hat jemand etwas falsch verstanden! Improvisieren heißt ja nicht pfuschen, sondern ist in meinen Augen höchste Kunst und jeder, der wirklich improvisieren kann (z.B. ohne Noten mal eben kurz eine komplizierte Solokadenz hinlegen!), verdient meinen höchsten Respekt!
"Ihr wisset, dass ich die blasenden Instrumentalisten nicht leiden kann, denn sie blasen alle falsch"

Alessandro Scarlatti (zu Johann Joachim Quantz)

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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Jenna1807 » 09.05.2012, 15:07

Yep, Altetröte!!!!
genauso sehe ich das auch und deswegen habe ich mich so geärgert!
Ich mag ein Greenhorn sein und @Christina: Da bin ich auch gar nicht böse drum :wink:
Aber ich versuche immer mein bestes zu geben, kann aber auch ohne Probleme sagen: hey, sorry, aber das kann ich noch nicht. Das ist mir zu schwer!
Vielen Dank euch allen. Ihr habt mir wirklich sehr geholfen!!!!
Mir geht es jetzt wieder richtig gut und ich kann gleich wieder fröhlich zu meiner tollen Lehrerin! :D
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Re: Richtig oder gar nicht?

Beitragvon Tanja » 09.05.2012, 19:41

Ich schließe mich den Meinungen hier an. Es bringt ja auch nichts, wenn du am Ende mit dem Auftritt völlig unzufrieden bist. Sowas demotiviert total.
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