Tonarten üben nach Gehör




Alles was zum Thema Querflöte gehört, aber nirgendwo reinpasst

Moderator: Muri

Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon James Blond » 10.06.2016, 23:38

Liebe Querflötenspieler,

ob ihr nun Noten oder Improvisation bevorzugt: Das Üben aller Tonarten ist unerlässlich! Damit das nicht zur langweiligen oder mühsamen Pflichtübung ausartet, habe ich mir Quartenkadenzen in allen Tonarten zusammengestellt, die es auch Anfängern erlauben, allein nach Gehör zu üben und dieses dabei gleich mitzuschulen.

Der Name "Diatonische Moll-Quartenkadenz" mag vielleicht etwas abschrecken, aber dahinter verbirgt sich eine in Klassik, Rock, Pop und Jazz weit verbreitete Harmoniefolge, die zahlreiche Melodievariationen zulässt, sobald man sie einmal im Ohr hat. Probieren geht über Studieren und nur der Vollständigkeit halber erwähne ich die 8-taktige Harmoniefolge am Beispiel

a-moll:
1. a-moll | 2. d-moll (Natürliches Moll)
3. G-Dur | 4. Cmaj7 (Natürliches Moll)
5. F-Dur | 6. H7dim (Natürliches Moll)
7. E-Dur | 8. a-moll (Harmonisches Moll)

Der 7. Takt (auf der Dur-Quinte) bringt die große Septime (bei a moll wird g zu gis) und führt damit ins harmonische Moll, was hoffentlich zu hören ist. H7dim (halfdiminished im Engl : B7dim oder Bø) ist ein sog. halbverminderter Akkord, der aus den Tönen h-d-f-a besteht.

Man kann natürlich die Harmonien (oder als Einstieg ihre Grundtöne) auf der Flöte mitspielen, aber interessanter wird es, wenn man intuitiv die Melodietöne zur nächsten Harmonie hinführt. Ich habe hier den ganzen Satz von 12 Tonarten zum Herunterladen bereitgestellt. Die Gitarrenakkorde (a=440Hz) werden mit 87 bpm vermutlich nicht zu schnell gezupft, lassen sich als Endlosschleife abspielen und klingen auch über längere Zeit hindurch nicht zu aufdringlich (wie ich meine).

Wie gesagt: Am besten einfach ausprobieren! Und euer Feedback würde ich mich interessieren!

Viel Spaß und liebe Grüße
JB
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James Blond
 
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon Altepic » 15.06.2016, 00:53

Hallo James Blond,

ich schreibe jetzt mal etwas ganz böses oder kritisches oder wohlwollendes.... :D

... Du bis kein echter Flötist!!!!!!

"Echte" Flötisten spielen Tonleitern Dur. Moll, melodisch, harmonisch....
Echte Flötisten üben Atemtechnik
Echte Flötisten haben Probleme mit der unteren Oktave und der dritten Oktave....
Echte Flötisten können Dir in allen Tonarten die Stücke spielen. Von Telemann bis Ibert oder atonal.....

Echte Flötisten können nicht auswendig spielen (ohne Studium)
Echte Flötisten können Dir keine Akkordauflösung aufschreiben. ...man spielt ja die Noten nacheinander
Für echte Flötisten ist die Bezeichnung D7 höhere Mathematik
Für echte Flötisten ist Improvisation Teufelszeug
Echte Flötisten können nicht transponieren - wozu auch? Das machen ja die anderen
.........

Ich gebe zu....

ich würde gerne improvisieren können, frei transponieren, mehr musiktheoretisches Wissen haben, schon als Schüler gelernt zu haben auswendig zu spielen.....

Wenn ich reflektiere, was hier im forum geschrieben wird, hat sich in den letzten 30 Jahren in der Ausbildung junger Flötisten nicht sehr viel geändert.....

Nein James Blond, Du bist kein "ECHTER" Flötist. Du kannst improvisieren, Tonarten wechseln und noch mehr. Vielleicht spielst Du die Mozart Konzerte nicht perfekt. Dafür kannst Du aber andere Musik spielen, was ich als Echter Flötist nicht kann.

Du bist halt kein "echter" Flötist!!!!!

Vielleicht sollten wir "ECHTEN" perfekten Flötisten mal über den Tellerrand schauen und unseren Schülern das Querflötenspiel anders vermitteln.....

Kleine Kritik.... Wenn Du die Tonübungen auf der Gitarre spielst, sind das für Echte Flötisten zu viele Zwischentöne. Du musst das schon auf der Flöte vorspielen.

... Gerne jetzt mal 'nen Shitstorm

Altepic
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon Aspi » 15.06.2016, 10:42

Danke, Altepic,
ich konnte gerade herzhaft lachen. Aber etwas Wahres ist schon dran.
Ich habe es da etwas leichter, weil ich als Gitarristin und vom Klavier her einiges an Musiktheorie mitbekommen habe.
Auf der Flöte bin ich aber eher "echt", muss ich gestehen.
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon Xylophon » 16.06.2016, 01:24

Hallo James Blond,
hab dir eine PN geschrieben. Ich verstehe nicht ganz was man da (bzw. zu der Gitarrenbegleitung) spielen soll.
Die Harmoniefolgen sind super.
Danke und viele Grüße
Xylophon
Chris Abell Holzflöte, Mehnert Piccoloflöte
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon minuetto » 16.06.2016, 05:12

Lieber James Blond,
ich versteh nicht ganz, weshalb es der Intonation förderlich sein soll, wenn zu Harmonien einer Gitarre mit Kammerton 440 Hz geübt wird, die meisten Flöten sind auf einen andern Kammerton eingestellt (und in den wenigsten Orchester wird noch auf Kammerton 440 Hz gestimmt); die wenigsten Laienflötisten haben das absolute Gehör. Zudem ist Gitarre vom Obertonspektrum vielleicht eher nicht so geeignet, der Flöte klar zu machen, wo die Intervalle unrein sind.
Dein Anliegen find ich jedoch sehr interessant. Mein erster Flötenlehrer begleitete jeweils zu Beginn der Stunde Tonleitern und Arpeggien auf dem Klavier (hab allerdings erst im Erwachsenenalter (und als letztes Instrument) Querflöte gelernt), fand das äußerst hilfreich.
Gruß, minuetto
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon James Blond » 16.06.2016, 13:38

Liebe Flötisten,

zunächst war ich über das Ausbleiben von Resonanztönen verwundert, bis Altepic mich dankenswerter Weise aufklärte: Nichtsahnend, welche Zumutung solch eine Übung darstellen könnte, hatte ich meinem Nachnamen alle Ehre und den Teilnehmern ein "unsittliches" Angebot gemacht! ;)
Nun, wo mir dankenswerter Weise von mehreren Seiten die Augen geöffnet wurden, bitte ich meine naive Unkenntnis zu entschuldigen, war doch der Versuch, hier jemandem die Flötentöne beizubringen, nur den lauterstesten Absichten geschuldet. ;)
Und vermutlich ist mein jetziges Erstaunen ebenso groß wie die Ratlosigkeit, die ich bei anderen verursacht habe. Für mich, der ich schon länger mit diesen Folgen übe, war ja alles klar: Man wählt die gewünschte Tonart - und pustet drauflos, alles weitere ergibt sich aus dem Spiel, sobald die Gehörinstanz ihre Arbeit aufnimmt. So hatte ich jedenfalls vermutet, denn so erging es ja mir. Jetzt habe ich erfahren, dass dem nicht ganz so ist und dass es wohl ganz ohne Anleitung, die ich zunächst absichtlich vermied, nicht geht.

Um gleich mit der Stimmung zu beginnen:
Meine Flöte liegt laut Hersteller bei A-444Hz, so muss ich sie für A-440 schon etwas ausziehen und wenn ich während des Spiels auf das Stimmgerät schaue, dann pendelt es meist zwischen +/- 2%, ohne dass sich dies für mein Gehör bemerkbar machte. Allerdings kann ich, falls gewünscht, die Gitarrenaufnahme nachträglich ziemlich exakt (z.B. auf A-442( "pitschen". (Außer C-Moll wurden übrigens alle übrigen Tonarten durch Pitchen künstlich erzeugt.)

Um die Intonation zu kontrollieren, braucht man ein Kontrollinstrument, denn das Gehör gewöhnt sich leicht an schiefe Töne. Anstelle eines Stimmgerätes bietet das Zusammenspiel mit einem "kalibrierten" Instrument (vor allem: Klavier) eine natürliche Möglichkeit der Kontrolle. Dass Obertöne dabei stören können, habe ich zwar noch nicht bemerkt, aber leichter, als die Intonation im Orchester zu kontrollieren, ist es allemal.

Was soll/kann/darf man nun zu den Moll-Harmonien spielen?
Ich hatte innerhalb der vorgegebenen Tonart "ad libitum, bzw. "ad probationem" empfohlen, um aus dem Anfangserlebnis der Ratlosigkeit die ersten freihändigen Schritte einzuleiten. Die 8-taktige Folge liefert m.E. eine deutliche Rückmeldung darüber, was gut oder weniger gut passt, allerdings ist die Kenntnis der Tonleiter hilfreich.

Vielleicht hilft folgender Tipp, um ein Gefühl für die Taktlängen der Kadenz zu bekommen: Man spielt (wie die gezupfte Gitarre) 8-tel Noten, beginnend im 1. Takt nur mit dem Grundton des 1. Akkords (a-moll) (a-a-a-a-a-a-a-a) und lässt im 2. Takt (d-moll) die Sexte folgen (f-f-f-f-f-f-f-f)
wiederholt dieses "Pärchen" in den folgenden Takten jeweils einen Ton tiefer:
1. u. 2. Takt: | a | f |
3. u. 4. Takt: | g | e|
5. u. 6. Takt: | f | d |
7. u. 8. Takt: |e | c |

Damit ist der Grundstein gelegt. Anschließend ersetzt man Takt für Takt die monotonen Folgen (z.B.) durch Terzen und/oder verlängert den 8-tel Notenwert jeweils bis hin zur ganzen Note, z.B.

| a-c-e-aaa'-ee | ffffffff |
| g-h-d-ggg'-dd| eeeeeeee|

um bei jedem Taktbeginn rechtzeitig wieder beim jeweiligen Eingangsston zu sein. (Irgendwie habe ich das Gefühl, die Beschreibung klingt sehr viel komplizierter als der Vorgang selbst. Ich werde dazu noch ein Hörbeispiel verlinken.) Nach einiger Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wo die Melodie beim nächsten Taktwechsel hin will. Das ist dann der Durchbruch zum intuitiven Spiel.

Anstatt nun die restlichen 11 Tonarten entsprechend meiner a-moll Vorgabe schiftlich zu transponieren, sollte es reichen, die jeweilige Tonleiter kurz anzuspielen, Grundton, Terz, Quinte, Sexte, große und kleine Septime zu lokalisieren und los geht's!

Liebe Grüße
JB
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Ein Beispiel

Beitragvon James Blond » 04.12.2016, 20:33

Wie schon vor längerem gefordert, stelle ich jetzt ein kleines Beispiel vor, wie ich mir die Übung gedacht hatte. Die Belgeitung wiederholt sich alle 8 Takte, so weiß der Solist recht bald, was ihn als nächstes erwartet. Das Beispiel ist in A Moll und stimmt mit den bereits angegebenen Harmonien überein. Bei anderen Tonarten würde ich mir zunächst mit Mollakkord der 1. Stufe beginnen.

https://soundcloud.com/jbs-special-james-blond/quartkadenz-a-moll-mit-flote
Der Download findet sich unter : More ...

Viel Spaß beim Ausprobieren und bitte Rückmeldung, ob notfalls noch Noten not-wendig sind. Ich liefere, falls gewünscht. :)

Grüße
JB
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon elfin » 05.12.2016, 17:37

Dein Link führt leider ins Leere :(
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon James Blond » 05.12.2016, 19:53

Ups, jetzt nicht mehr - der war noch nicht freigegeben.

Danke für den Hinweis!

:)
JB
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Re: Tonarten üben nach Gehör

Beitragvon olivo » 10.12.2016, 00:25

Aber Hallo,

...und das sehe ich erst jetzt; danke fürs Renovieren des Threads. Schäm' Dich, Du Frevler! Für die meisten Klassiker, äh "echte" Flötisten, stellen Phrasen wie "....in a-moll" doch schließlich nur Namenserweiterungen dar. (Bla, bla in a-moll...Ah. Opus XX! Kenn ich! Kann ich!---)

Nee, im Ernst: Ich werde morgen 'mal dazu spielen. Danke für Deinen Beitrag!

olivo
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Tonartencharakter

Beitragvon James Blond » 09.02.2017, 14:05

Hallöle again!
:D
Nach den Grundübungen mit Opus 0.5 in a-moll möchte ich das Thema Tonarten wieder etwas aufleben lassen (schließlich werden sie noch gebraucht) und stelle hierzu eine Frage:

Seit Einführung der Gleichstufigen Stimmung, nach der alle Halbtonschritte im gleichen Verhältnis zueinander stehen, sollten die Klangcharakteristika der Tonarten eigentlich verschwinden, konkret: C#-Dur klingt genau wie C-Dur, nur eben entsprechend höher. Dass dies bei der Reinen Stimmung ganz und gar nicht der Fall ist, lässt sich auch hier nachlesen. Allerdings wird dies nur für synthetisch erzeugte Klänge gelten, denn die Physik des Instruments und auch die Leistung des Gehörs entsprechen nie perfekt einer gleichmäßig chromatischen Stimmung.

Bei der C-Querflöte (auch mit H-Fuß) habe ich den Eindruck, dass diese trotz der chromatischen Stimmung auf C-Dur ausgerichtet ist und die entfernteren Tonarten zwar nicht schief, doch zumindest nicht so klar klingen. Allerdings könnte das auch an der fehlenden Geläufigkeit (und damit verbunden Intonationsschwäche) liegen. Ich habe dazu anhand eines älteren Stücks einen Vergleich mit einer e-moll- und es-moll-Version neu aufgenommen und identisch abgemischt und würde mich freuen, ob sich ein Unterschied feststellen lässt und welche Tonart klangtechnisch (nicht spieltechnisch) dem Charakter des Stückes mehr entspricht. Ich möchte dazu hier noch nichts verraten.
Hier geht's zum den beiden Versionen.

Ebenso würde mich es mich interessieren, ob jemand schon mal ähnliche Tonartenvergleiche angestellt hat - und mit welchem Ergebnis.

Viel Spaß beim Zuhören und Urteilen! :)

(und ja, ich weiß: die Stütze ist leider immer noch nicht besonders stabil und der rechte kleine Finger hadert mit den tiefen ces-des-es Tönen ... :oops:)

Liebe Grüße
JB
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