Auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich gleich schlagt, aber der ultimative Tipp heißt
ÜBEN !
Das Zählen kann man genau so lernen, wie alle anderen Dinge in der Musik auch. Das Problem ist glaube ich oft, dass man es einfach nicht konsequent genug macht und viele Dinge eher so "irgendwie nach Gefühl" spielt. In vielen Situationen kommt man damit zwar halbwegs durch, wirklich genau ist aber oft was anderes und früher oder später rächt sich das dann beim Blattspiel oder in so einer Situation, wie Altetröte sie beschreibt. Ich zähle eigentlich immer mit, wobei das, zumindest bei leichteren oder bekannten Stücken mehr oder weniger unbewußt abläuft. Wirklich darauf konzentrieren muss ich mich nur noch, wenn ich komplizierte neue Sachen spielen soll. Ansonsten wackel ich etwas mit den Zehen und die Noten verteilen sich mehr oder weniger von alleine ...
Das Erste und Wichtigste ist, dass man sich dazu zwingt, wirklich bei
jedem Stück das man spielt, auch tatsächlich zu zählen. Dabei darf man auch anfangs ruhig die Taktschläge deutlich mit dem Fuß klopfen. Später im Orchester ist es natürlich ratsam, das wieder abzustellen - aber zu Übungszwecken ist fast alles erlaubt. Gerade bei unübersichtlichen Rhythmen hilft es meinen Schülern oft, wenn sie die Stellen, an denen der Fuß klopft (sprich die vollen Taktschläge) mit einem kleinen Bleistiftstrich in den Noten markieren. Damit das Tempo stimmt, kann man auch zusätzlich mal das Metronom mitlaufen lassen - sonst passt sich der Fuß gerne dem an, was man spielt anstatt umgekehrt. Mit der Zeit legt man sich so einen gewissen Vorrat an Rhythmusmustern an (es gibt ja nur begrenzt Möglichkeiten, wie man die Notenwerte kombinieren kann), bei deren spontaner Umsetzung man immer sicherer wird.
Beim Spielen im Ensemble (besonders wenn kein Dirigent da ist) besteht die Schwierigkeit oft darin, dass man aus dem, was die anderen spielen, den Grundrhythmus ableiten und sich daran anpassen muss. Da ist es meiner Ansicht nach eine gute Übung zu jedem Musikstück, was ich irgendwo höre, den Takt zu klopfen oder (noch besser, weil man sich auch die einzelnen Zählzeiten bewußt macht) zu dirigieren. Bei simpler Unterhaltungsmusik im Radio geht das noch ziemlich einfach, bei Aufnahmen irgendwelcher Solostücke oder Kammermusikwerke ist es schon deutlich schwieriger. Aber man lernt mit der Zeit, sich da einzufühlen. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, aber wer wirklich zählen und Blattspielen lernen will, der schafft das auch.