Da ich es bestimmt bald komplett vergessen haben werde, wenn ich es nicht vorher aufschreibe, möchte ich Euch von meinen Erfahrungen mit der Flötenschule "Magic Flute Band 1"
berichten.
Barbara Gisler-Haase: Magic Flute Band 1 - Die Flötenschule von Anfang an (1. Auflage 1996, 136 Seiten DINA4 mit Begleit- und Mitspiel-CD mit 95 Stücken)
Das Buch ist ca. 2011 auch in einer neuen, geänderten Auflage erschienen, die jetzt etwas weniger auf jüngere Kinder abgestimmt ist, als die alte Ausgabe und auch lange nicht mehr so kitschig aussieht. Insgesamt besteht diese Flötenschule m. W. aus 3 Bänden. Zu den Bänden 1 und 2 gibt es inzwischen auch eine Reihe von Noten als Gratis-Downloads aus dem Internet. Frau Gisler-Haase lehrt laut Bucheinband seit 1974 an der Hochschule für Musik und darstellende Künste in Wien.
Als ich das Buch gekauft habe, war es gerade neu erschienen und damals wohl auch eines der wenigen, denen eine CD beilag, denn nur danach habe ich in einem Musikhaus gefragt. Mir wurde dann dieses Buch gereicht und ich habe es mitgenommen. Dann begann ich mit dem Lesen und Spielen und stellte meine ganzen Bemühungen viel schneller als erwartet ein. Irgendwie war ich wohl mit der Erwartungshaltung: "Ich hab jetzt eine Flöte, sag mir was ich tun muss und dann werde ich was flöten!" an die Sache heran gegangen. Gleichzeitig habe ich noch versucht meine Diplomarbeit fertig zu bekommen und war auch bereits im Job. Das Projekt "Querflöte" ist also sehr schnell eingeschlafen und erst diesen Sommer wieder erwacht. Von jetzt auf Gleich hatte ich mir fest vorgenommen, endlich dieses Buch durchzuarbeiten - mit meiner inzwischen mind. 18 Jahre lang sorgsam eingelagerten damals erstandenden Querflöte! Schließlich hat ja auch das Buch mal 43 DM gekostet!
Aber als erstes zu meinen Vorerfahrungen. Meine Eltern hatten überhaupt keinen Bezug zu selbstgemachter Musik oder zum Thema "Lernen". Entweder Du kannst etwas oder Du bist zu dumm dafür, war immer ihr Motto. Mein Vater sang beim Wändestreichen Weihnachtslieder (im Sommer natürlich), meine Mutter liebte Twist. Die Großtante war bettlägerig und schmetterte sich Tag für Tag lautstark durchs gesamte Gotteslob, was meine Mutter sehr unheimlich fand. Meine Großmutter hatte zu ihrem Schrecken in ihrer Kindheit, die wegen dem Krieg nur kurz währte, Geigenunterricht bekommen und beglückte meine Schwester und mich zu Weihnachten mit einem Mini-Plastikklavier, was wir natürlich mit Begeisterung in die Mangel nahmen. Als meine Cousine in den Ferien zu Besuch kam, eskalierte unser zweifelsfrei vorhandenes musikalisches Temperament vollends ungezügelt. Durch ewig langes Quengeln hatten wir auf einem Jahrmarkt Plastik-Blockflöten bekommen. Wir brachten meiner Cousine in Minuten alle notwendigen Griffe bei und als wir dann zu Dritt hinten im Opel saßen, versuchten unsere Eltern in vollendeter Verzweiflung, uns sogar mit Geld (was immer sehr knapp bemessen war) ruhig zu stellen. Wir lehnten aber selbstverständlich zu Gunsten des dann noch tagelang andauernden Konzertes ab!
Zu dem Zeitpunkt des Kaufs von Band 1 der Magic Flute - also wieder mind. ein Jahrzehnt später - hatte ich Vorerfahrungen hauptsächlich im Bereich Blockflöte (gutes Grundschulniveau durch einen kostenfreien Gruppenkurs). Allerdings konnte ich kaum Notenlesen, weshalb ich darauf geachtet habe, ein Buch zu bekommen, in dem auch solche Basics möglichst einfach erklärt werden. Aus dem Musikunterricht in der Schule hatte ich praktisch auch kein theoretisches Wissen. Ich wußte zwar, dass es Tonleitern gibt, aber wozu?! Meine guten Schulnoten habe ich damals nur durch die Chormitgliedschaft erworben Ansonsten habe ich noch recht erfolglos, aber mit Begeisterung auf einer irischen Tin Whistle herumgeträllert und natürlich jedes Jahr fleißig zu Weihnachten mit meiner Schwester unterm Tannenbaum Duette geschmettert. Irgendwann in der Schule hatte ich auch noch eine "Melodica" und einen einmaligen VHS-Kurs für das Gitarrenspiel ergattert. Zusammenfassend kann man wohl sagen: Interesse war immer da, aber irgendwie haperte es bei der Ausführung und es klang auch immer ganz anders als bei Leuten, die von Ihren Eltern auf eine Musikschule geschickt worden waren. So etwas kam für unsere Eltern selbstredend nie in Frage. Viel zu teuer und unnötig!
Um das Jahr 2011 herum, hatte ich dann plötzlich Zeit, mich wieder mal meines immer noch auf höchstem Grundschulniveau befindlichen Flötenspiels anzunehmen. Es musste doch möglich sein, nach Noten zu spielen, wenn man zu den Noten auch noch eine CD hat. Und wozu gibt es YouTube? Durch das neuerliche Engagement schaffte ich es immerhin, irische Lieder so zu spielen wie sie klingen sollten und selbst die ganz hohen Töne auf der Blockflöte blieben mir nicht länger verborgen. Wenn das keine Basis ist, um jetzt endlich mit dem Querflötenspiel los zu legen?!
Innerhalb von knappen 3 Monaten habe ich Band 1 also im Alleingang durchgearbeitet und bin mittlerweile in der Lage, auch die letzten Melodien und Übungen einigermaßen richtig durchzspielen. Insbesondere das letzte Kapitel ist allerdings immer noch stark übungsbedürftig und somit bin ich zwar schon mit Band 2 gestartet, aber das letzte Kapitel von Band 1 ist immer noch aktuell und ich werde mich bestimmt noch eine ganze Zeit lang damit beschäftigen.
Leider kann ich im Nachhinein nicht sagen, wieviele Stunden ich mich tatsächlich mit diesem Querflötenbuch beschäftigt habe, aber bis auf ca. 2 Wochen habe ich jeden Tag gespielt - bis zu 5 Stunden mit Unterbrechungen zwischendrin.
Der Band 1 ist in 12 Kapitel unterterteilt. Die ersten drei waren sehr langweilig, wie man schon den Titeln entnehmen kann:
- Dein erster Ton
- Kopfstück-Stücke
- Das Spiel auf der ganzen Flöte
Wie es so meine Art ist, hatte ich vor Dekaden zuerst die Flöte in die Hand genommen und bin dann angefangen zu spielen - mit Blockflötengriffen. Das hatte ja auch einigermaßen geklappt. - Naja. Es war jedenfalls überhaupt kein Problem, ein paar Töne zu erzeugen!
In diesem Sommer schaute ich mir mit einigem Schauer also noch einmal diese schrecklichen Einleitungskapitel an. Mein Augenmerk fiel allerdings auch jetzt ausschließlich auf die 1996 noch beliebten Röntgenaufnahmen zur Tonbildung. Wirklich sehr originell! Irgendwie berühren sie mich, denn ich habe selbst schon einmal eine Röntgenaufnahme aus einer Arztpraxis entführt, auf der mein Knöchel zu sehen war, der dann doch nicht gebrochen war. Und inzwischen bekommt man so etwas sogar digital. Ein MRT meiner Wirbelsäule ist mein ganzer Stolz! - Schade, dass diese Röntgenaufnahmen in der neuen Ausgabe des Buches dann doch - ganz dem Zeitgeist folgend - nicht mehr zu sehen sind. Mich hat das schon als Kind sehr beeindruckt. Warum sollte es heutigen Kindern da anders ergehen?? Vermutlich ist es politisch einfach nicht mehr korrekt, während eine viertel Generation vor mir, den Kindern mit Röntgenstrahlen noch die Füße beim Schuhkauf vermessen wurden.
Ich begann also bei Kapitel 4. Vorgestellt wurden g, a und h. Kein Unterschied zur Blockflöte. Das Buch würde ich schnell durch haben, keine Frage. Einstimmen brauche ich nicht, Legato kenn ich. Bindebogen ist klar. Die Übungen schnell mal durchgespielt und festgestellt, dass "What shall we do with the drunken sailer" sich irgendwie nicht so anhört, wie ich es kenne.
Kapitel 5 - b in zwei Varianten. Aha! Ein Finger weniger. Als Highlight "Oh when the Saints go Marching in". Supi! Nicht so supi sind die langweiligen (...) zwei Seiten dazu wie man atmen soll. Höchste Zeit für's Fitness-Studio! Ich flüchtete.
Kapitel 6 - e. Die Klopfübungen lies ich weg. Die anderen Übungen waren mir soweit erstmal unklar. Wo ist das Problem? - Ich grübelte, bis ich die Erläuterung fand: "Nicht nach jeder Note atmen!... Zungenstoß mit 'dö'" - Ich konnte mich vage erinnern, dass in unserer Flötengruppe damals sehr viele auch nach jeder Note geatmet hatten und dass unsere armer Flötenlehrer dadurch fast in den Wahnsinn getrieben wurde.
Zu Kapitel 6 habe ich allerdings auch einen winzigen Kritikpunkt. In dem Buch wird wirklich alles erläutert. Alles! Nur den Unterschied zwischen Zungenstoß (war mit bekannt) und Zwergfellstakkato (so nennt man das also!), das wird einem ausschließlich auf der CD in Track 36 erläutert. Zu lesen gibt es nur etwas zum Zungenstoß.
Als erstes cooles Lied findet sich hier "Jingle Bells", allerdings nicht in voller Länge, aber dann kommt der Song, der wirklich cool ist "Bobo Waro Fero Satodeh"! - Mein Interesse war endlich, endlich geweckt. Was ich in Zeiten der Flüchtlingskrise etwas erschreckend finde ist, dass dabei einfach nur steht "Afrikanisches Lied" und die Übersetzung "Alle Kinder brauchen einen Freund". Mensch, Afrika ist ein ganzer Kontinent! ich würde gerne mal jemanden fragen, ob das wirklich eine Übersetzung ist oder ob sich das nur irgendjemand als Übersetzung ausgedacht hat. Aus welchem Land ist es denn?! Man stelle sich vor, in Afrika steht ein Querflötenschüler und muss "Backe, backe Kuchen" lernen und er erfährt "Europäisches Lied". Das ist doch sehr unbefriedigend, oder?
Kapitel 7 bringt d' und d'' mit. Jetzt geht es für mich also richtig los. Was habe ich mir einen abgebrochen beim Bi-Ba-Butzemann! Das Lied haben wir immer im Kindergarten gesungen. Ich werd ja nicht mehr! d'' ist echt schwer - für jemanden der Blockflöte spielt und es auf der Tin Whistle immer vergessen hat. Für dieses Kapitel brauchte ich sehr, sehr viel länger. Da kam mir der Übungs-Song "Wie fühlst Du Dich?" gerade richtig.
Absolut didaktisch perfekt wie die Frau Gisler-Haase das rüberbringt. Den Übungs-Song kann man gar nicht mit Freude spielen. Er ist so trübe, wie man sich eben fühlt, wenn man sich nicht merken kann, wie so ein d'' gegriffen wird. Und dann auch noch ein b!
Sie braucht gar keine Worte, um klar zu machen, dass ein Lied sehr traurig klingen kann oder sehr gelangweilt. Es funktioniert einfach. Und das merkt man immer und immer wieder in diesem Buch. Sie versteht es wirklich, einem Intonation (ich hoffe, das ist der passende Fachbegriff) als selbstverständlich rüber zu bringen. Das ist das, was mich an diesem Buch am meisten beeindruckt hat.
Wie man sich denken kann, heißt das nächste Übungs-Lied "Sonne" und es ist - wie kann es anders ein - hell und klar. Da stellt sich wohl jeder die Frage: Wie ist das möglich? Ich spiele doch die gleichen Töne oder nicht? Warum ist das eine so traurig und das andere so fröhlich?
Und was macht die Autorin? Sie erklärt schwupps die wupps erstmal die Töne, die man schon kann, gefolgt von Haltungsanweisungen für die Hände / Handgelenke. Zwar hat sie vergessen, genau hier das fis noch einmal zu erklären, aber das tut der Sache keinen Abbruch, denn eigentlich kommt das ja noch. (Später wird mir klar, dass das einer der eingebauten Cliff-Hanger ist!)
An dieser Stelle habe ich mir dann, weil mir zu wenige Übungen im Buch waren, aus dem ev. Gesangbuch eine Reihe von Liedern in G-Dur herausgesucht, die nur die schon bekannten Griffe benötigen. Die konnte ich sehr schön langsam und gemächlich spielen und auch dort gibt es traurige und fröhliche Lieder. Damit habe ich wirklich viele Stunden verbracht, weil ich in großer Sorge war, dass ich die abweichende Griffe sonst nie in meinen Kopf und in meine Hände bekomme.
Dass ich damit richtig gehandelt habe, stand fest als ich auf Seite 76 das Lied "Cotton Field" fand. Das Lied war mir schon immer ein Graus. Ich finde es langweilig und schwer und ich habe es dann auch erst später gelernt, als ich beschloss, die CD doch nochmal "durchzuhören". Danach folgt zum Glück etwas von Mozart, wo man zuerst nur die Schülerstimme spielen kann. Wenn man dann im Lehrbuch ein paar Seiten weiter ist, klappt auch die Lehrerstimme. (Dafür gibt es allerdings keinen Hinweis. An andere Stelle steht explizit, dass man nochmal hier und dort nachschauen soll und es dann so und so spielen soll, um besser zu werden und mehr Übung zu bekommen.)
Das Kapitel findet seinen Abschluss in einer ganzen Menge Musiktheorie auf zwei Seiten. So habe ich es auch in der Schule gelernt. Mit fast den gleichen Worten. Zumindest konnte ich mich daran noch erinnern, wenn ich schon nicht mehr wußte, um was es bei den Tonleitern geht. Auch diesmal konnte ich mich nicht so richtig durchringen, das alles zu durchdenken
Kapitel 8 bringt dann das fis und das f ganz offiziell. Ich übte weiter meine Gesangbuchlieder. Sehr, sehr cool ist dann wieder ein Übungs-Song "Bin ich einmal grantig". Ich will schwer hoffen, dass der auch in der Neuauflage noch zu finden ist. Wenn man den spielen kann, kann man gar nicht mehr grantig sein. Geht einfach nicht. Er verbreite echt gute Laune! - Hatte ich also doch schon was dazu gelernt
Ab diesem Zeitpunkt kommen eigentlich nur noch richtig gut spielbare Lieder. Ich finde es absolut erstaunlich, dass jedes ein anderes schwer zu spielendes Element beinhaltet. Die Autorin beweist aus meiner Sicht eindrucksvoll, dass sie wirklich Erfahrung hat, indem sie genau diese Lieder ausgewählt hat. Passende Weihnachtslieder gibt es übrigens auch in jedem Kapitel eins. Damit man später dann auch etwas "vorzuweisen" hat. Die Weihnachtslieder sind aber in der Tat die einfachsten, die im Buch zu finden sind.
9. Kapitel - Es-Dur (dis, es in tief und hoch, gis / as) und dann auch noch die komplette Tonleiter spielen. Unser Flötenlehrer sagte früher immer: "Also da stehen drei bs. Das spielen wir gar nicht erst!!" - Und hier gibt es dazu auch noch gleich ein ganzes Kapitel. Es hat ewig gedauert, bis ich das einigermaßen hinbekommen habe. Falls es wer vergessen hat, was ein Chanon ist... hier kann man es erfahren. Das Highlight ist "Guten Abend, gut' Nacht" in Es-Dur. Ujujujuj. Mir war's wieder etwas wenig Übungsmaterial und so griff ich wieder zum ev. Gesangbuch und suchte nach den drei bs. Alles Lieder, die ich wirklich noch nie gespielt hatte.
Es ist wohl schwierig ein Es-Dur Kapitel in ein Lehrbuch einzubauen, aber im Nachhinein glaube ich doch, dass es an der richtigen Stelle sitzt, denn danach kommen wieder gelbe Technikseiten, die sich mit der "Technik des Überblasens" beschäftigen und das e'' einführen. Zu meiner großen Freude gibt es in der alten Ausgabe auch wieder die von mir so geliebten Röntgenbilder zum Thema "Ansatz"
Kapitel 10 ergänzt das cis / des und beginnt mit einem Schock für jeden Flötenschüler.
Hat man bis gerade noch gedacht, man hätte das mit den Kreuzchen und den bs so einigermaßen verinnerlicht, muss man gleich wieder eine Seite lang unterschiedlich lange und manchmal gebundene Töne spielen, vor denen immer Kreuzchen stehen. Was für ein Chaos! Dem ganzen folgen Gymnastikübungen für Finger und Lippen und zum Schluss auch noch der Übergang von ö zu öü zu ü beim höchsten Ton. Danach gibts zum Glück wieder Lieder, in denen man das Erlernte gleich überprüfen kann. Grundsätzlich werden in dem Buch auch noch Takte erklärt.
Ich hatte echt den Eindruck, sie packt immer das hintereinander, was in der direkten Abfolge gespielt besonders schwer zu spielen ist, weil mit jedem Stück etwas völlig anderes geübt wird. Es ist praktisch nicht möglich, die Stücke "einfach mal so" hintereinander weg zu spielen, sondern es ist notwendig, sich mit jedem wirklich zu beschäftigen. Das finde ich sehr gut. Denn wenn ich merke, etwas ist "einfach", dann spiele ich darüber hinweg - ohne das notwendige Nachdenken. Hier muss ich mich aber konzentrieren, nachdenken, üben. Genau richtig.
Kapitel 11 ist dann nochmal richtig schwer: das tiefe cis / des, c (und für den der es benötigt, das tiefe h) sowie das hohe f, fis / ges. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir die klappernde Mühle am rauschenden Bach in A-Dur immer noch Probleme bereitet. Hingegen hat sich das Heidenröslein sehr schnell zu meinem Lieblingssong hochgearbeitet. Bei der schönen blauen Donau ist es dann doch sehr hilfreich die CD einzulegen, um einmal die Orginalgeschwindigkeit als Vorlage zu haben. Puuh! So laaaaange Töne....
Als ich bei Kapitel 11 angekommen bin, habe ich mich tatsächlich mit der CD beschäftigt und die meisten Lieder von vorne im Buch noch einmal direkt mitgeflötet. Das war für mich sehr schwer, weil erstens das Tempo bei vielen Liedern viel höher war, als ich gedacht hatte und zweitens es für mich sehr schwer ist, zu flöten und mich selbst nicht richtig zu hören. Die Lieder sind jedoch immer einmal geflötet und einmal ohne Flöte auf der CD. Es wird klar, dass hier vor allem auch geübt werden soll, wie man richtig ein Lied einzählt und dann seinen Einsatz findet. Zu schnellen Stücken gibt es auch noch langsamere und schnellere Ausgaben zum Mitflöten.
Die Begleitung ist bei einigen Liedern ganz okay, aber andere hören sich furchtbar an - halt weil die Begleitung "aus der Konserve" zu kommen scheint. Auf der CD zu Band 2 (also der neuen Ausgabe des Lehrbuchs) wurde bei der Begleitung viel sorgfältiger gearbeitet. Ich nehem mal an, dass man für die neue Auflage dann auch eine zumindest in Teilen neu eingespielte CD für Band 1 beiglegt hat. Mit der Version von Kumbaya stehe ich jedenfalls auf Kriegsfuß. Das Lied haben wir früher zigmal vorgetragen und wir haben es definitiv anders gespielt als es auf der CD vorliegt.
Die CD ist für mich eine Hilfe, wenn es um das verlangte Tempo eines Stückes geht. Ich finde, dass die Flötenstimme selbst ziemlich untergeht in dem ganzen Klangchaos, was sonst noch zu erleben ist. Das ist etwas schade, weil ich gerne eine astreiene Vorlage habe, nach dem Motto: "Genau so soll es sich anhören!" Aber hier steht das "Mitmachen" im Vordergrund.
Bei Kapitel 11 war ich dann auch schon als ich mir das zusätzliche Notenmaterial zum Buch aus dem Internet ausgedruckt habe. Ich habe dann alle Blätter in die Kapitel einsortiert und bin nochmal von vorne angefangen auch das noch wenigstens durchzuspielen. Tatsächlich habe ich es dann aber später doch noch richtig geübt. Nicht alles, aber das, was sich grundsätzlich gut anhörte und die zusätzlichen neuen Lieder.
Das Internet-Notenmaterial ist eine ideale Ergänzung zum Buch. Das Blatt "Artikulation" hat mir sehr geholfen, die Töne "besser" / "genauer" zu spielen. Das Stück "Das Klinget so herrlich" aus "Die Zauberflöte" wäre für mich ohne das zusätzliche Übungsblatt "Übungen für "Das klinget so herrlich"" erstmal unmöglich gewesen zu spielen.
Das Übungsblatt enthält kleine Stückchen (ca. 37 Takte) aus dem 18 Takte umfassenden Spielstück. Tatsächlich wußte ich noch nicht, dass man auf diese Art ein auch schwierigeres Stück sehr gut erlernen kann. Gleichförmige Tonfolgen werden auf dem Übungsblatt direkt hintereinander weg gespielt. Immer mit schönen Pausen, so dass man alle Bestandteile sehr gut einzeln artikulieren kann. Insgesamt gibt es 5 solcher Übungen mit gleichförmigen Einzelteilen. Dadurch beherrscht man dann die einzelnen Teile des Spielstücks schonmal und muss sie quasi nur noch "zusammensetzen". Ich muss es allerdings jetzt noch mit der CD abgleichen, ob es bei mir jetzt wenigstens in etwa so klingt wie es klingen soll. Durch das Übungsblatt "zerfranst" das Stück nämlich auch ein wenig. Das soll bedeuten, dass es für mich erstmal nicht mehr möglich ist, zu sagen: Das ist jetzt so, wie es sich anhören sollte oder ich spiele es eben noch nicht zusammenhängend genug. Gedanklich zerfällt das Stück zumindest in meinem Kopf in sehr viel Einzelteile. Ich kann es nicht mehr als Gesamtwerk "hören" und "bewerten". Trotzdem: ohne das Übungsblatt wäre es sehr viel schwieriger gewesen.
Das letzte Kapitel 12 ist dann wirklich der Hammer, da es mich mit einer komplett anderen Welt bekannt machte. Es geht jetzt nicht mehr darum, einen neuen Griff zu erlernen, sondern die Griffe vernünftig zu kombinieren.
Gleich zu Beginn des Kapitels ist eine Skalenübung zu finden, die mit unterschiedlichen Vorzeichen gespielt werden soll. Leider geht der Begriff "Skalenübung" ein wenig unter, so dass ich ihn erstmal übersehen habe. Ich dachte immer, so etwas fällt unter "Tonleitern spielen". Die unterschiedlichen Vorzeichen hinzu zu denken finde ich sehr schwierig, da ich mir beim Spielen schlicht nicht merken kann, welche Vorzeichen gerade dran sind. Also werde ich mir dieses Blatt einfach 6 mal kopieren, um dann die Vorzeichen kennzeichnen zu können. Am Ende des Kapitels (wieder ein Technik-Teil auf gelbem Untergrund dargestellt) sind dann noch einmal die 7 Tonleitern benannt und beschrieben, auf die sich die Skalenübung bezieht. Das ist sehr sinnvoll, denn ich kann mir nicht merken wie sie heißen und muss deswegen oft nachschauen. Ganz hinten im Buch ist der ideale Platz um es dann spontan nachzulesen.
Es finden sich im letzten Kapitel weiterhin zwei Etüden von Gariboldi, die leider nicht auf der CD sind. Ich kann ihnen wirklich nichts abgewinnen. Für mich sind es nur "Tonfolgen", die "moderato" gespielt werden sollen. Ich kriegs hin, aber ob das so okay ist? Die Etüde von Köhler kenne ich. Sie ist sehr ausdrucksstark. Von daher ist sie eine Herausforderung. Aber ich verstehe wenigstens, worin die Herausforderung liegt. Dort ist dann auch etwas zu finden, was typisch für dieses Lehrbuch ist. Es wird nämlich ein a'' verlangt, aber das war noch gar nicht dran. Das ist wohl vergleichbar, mit einem Cliff-Hanger im Kino, damit man dann neugierig weitermacht - und in diesem Falle schonmal Band 2 kauft. (Dort geht es dann gemächlich erstmal mit g'' los und nach einger Zeit folge auch a''.)
Als krönender Abschluss von Band 1 findet sich dann Cancan und auf der CD ist eine wirklich höllisch schnelle Version davon!
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Ich bin im Nachhinein gesehen mit dem Buch sehr zufrieden, da ich nun ungefähr den Tonumfang einer Blockflöte erlernt habe und so reichlich Material zum Üben habe, ohne dass ich zwangsläufig neue Griffe hinzulernen muss. Bis ich das Überblasen in jedem Fall einigermaßen sauber hinbekomme, wird noch Zeit vergehen. Aber ich mag es einfach nicht, immer und immer wieder die gleichen Sachen spielen zu müssen. Da nehme ich lieber unterschiedliche Stücke und die spiele ich dann ein oder zweimal pro Tag komplett durch. Das ist nämlich etwas, was mich schon in der Kindheit beim Blockflöten richtig genervt hat. Wir haben ewig und drei Tage an genau einem Stück geübt. Immer nur dieses Stück!
Möglicherweise gibt es irgendwelche großartigen Vorteile dabei, aber letzten Endes wird es wohl egal sein, ob ich 20 Mal am Tag dieses eine Stück spiele oder aber 2 mal am Tag jeweils eines von 10 unterschiedlichen Liedern, um insgesamt besser zu werden. Und wer tatsächlich Lieder zum Üben des Überblasens braucht, der kann auf "Easy Playalong for recorder" und Abba zurückgreifen. Einige Lieder sind zwar übelst langweilig zu spielen, aber da gleich 15 dort zu finden sind, ist immer noch genug Auswahl übrig. Auch bei dem Buch liegt eine CD bei, mit der man allerdings richtig gut mitspielen kann, weil ja auch immer die piepsige Sopranblockflöte im Mittelpunkt steht Da kann man sich selbst auf der Querflöte dann trotzdem noch tadellos hören.
So Leute, die Ihr Euch das Querflötenspiel selbst beibringen wollt: Wenn Ihr wenigstens ein paar Vorkenntnisse habt, dann bietet Euch die "Magic Flute" immerhin eine realistische Chance, es jetzt auch zu versuchen!
Viel Spaß dabei,
Anja