Liebe Karla,
danke für deinen Post. Gerne teile ich meine Erfahrungen mit dir. Ich besaß bislang zwei gute Flöten Ü20 und habe ebenfalls ein paar Weitere angespielt, die in diese Kategorie fallen.
Folgende Flöten habe ich (besessen):
- Powell Conservatory Vollsilber mit Ringklappen, dickwandig, H-Fuß, inline ohne E-Mechanik von 1973 (Status: wieder verkauft)
- Sankyo CF501 Vollsilber ohne Ringklappen, normalwandig, C-Fuß, offset mit E-Mechanik von 1981 (Status: verbleibt im Bestand
)
Folgende Flöten habe ich getestet:
- Muramatsu DS (bzw. AD bzw. DN) Vollsilber mit Ringklappen, normalwandig?, C-Fuß, offset mit E-Mechanik ca. 20-30 Jahre alt von meiner ehemaligen Lehrerin
- Brannen Cooper 14k Gold mit Silbermechanik mit Ringklappen, normalwandig, C-Fuß, offset mit E-Mechanik, ca. aus den 1980er Jahren (?) aus einem Flötengeschäft
- Brannen Cooper 14k Gold mit Silbermechanik mit Ringklappen, normalwandig, H-Fuß, offset mit E-Mechanik, ca. aus den 1980er Jahren (?) von einer anderen ehemaligen Lehrerin
- Brannen Cooper Vollsilber mit Ringklappen, normalwandig, C-Fuß, offset mit E-Mechanik
Zu der Flötenmechanik:
Grundsätzlich war jede Mechanik erstaunlich gut (bedeutend besser als eine neue YFL 211/271 von Yamaha). Einzig bei der Powell gab es etwas Rost auf der Achse in der Mechanik (vielleicht bittest du einen Flötenbauer, die Achse zu prüfen, weil man sonst ggf. die Achse austauschen muss, wenn das überhaupt geht). Außerdem musste ich die Powell nach der Generalüberholung recht häufig in die Werkstatt zum Nachjustieren geben (1-2x im Jahr).
Man sollte eine alte Flöte entweder generalüberholt kaufen oder die Generalüberholung im Budget mit einplanen, damit man wirklich ein "neues" und verlässliches Instrument hat.
Zum Klang:
Der Klang jeder dieser Flöten war einzigartig und nach meiner subjektiven Empfindung sehr gut.
Grundstimmung:
Die Grundstimmung der Powell (und vielleicht auch der Brannen Cooper Flöten) lag bei 440 hz. Man kann die Flöten nur auf 443 hz spielen, wenn man die Technik beherrscht und nicht wie ich mit viel Luftdruck spielt. Einfach ist das allerdings nicht. Des Weiteren wurde zwischen 1975 und 1985 die Cooper-Scale populär und endlich auch bei anderen Herstellern als bei Brannen verbaut. Allerdings hat sich jedes Unternehmen unterschiedlich viel Zeit für die Umsetzung gelassen. Meines Wissen hat Haynes erst sehr spät (Ende der 1980er?) umgestellt. Meine Powell hatte noch die traditionelle Powell-Scala, welche nur mit viel Anstrengung gut zu intonieren war (und zwar, wenn man auf 440 hz, also mit fast eingesteckten Kopf gespielt hat). Da ich viel im Orchester spiele, war mir die Anstrengung irgendwann zu viel, weshalb ich sie verkauft habe.
Ansprache:
Die Brannen-Köpfe waren alle von E. W.
gebaut und ziemlich toll zu spielen. Muramatsu liegt mir nicht so, war aber trotzdem eine gute Ansprache. Die Powell hatte (wie die jetztigen eigentlich auch nur schlimmer) eine etwas träge Ansprache, was jegliche Artikulation erschwert hat.
Hier meine Tips für den Kauf älterer Flöten:
- Prüfe, ob die Cooper-Scale oder eine NACHTRÄGLICH modifizierte Scale verbaut wurde (fast bei allen Flöten ab 1990).
- Prüfe die Stimmung der Töne a1, a2 und a3 mit einem Stimmgerät mit normalem Auszug des Kopfes (nach Prüfung des Stimmkorkes; diese muss dafür in der Normalposition sein). 442 hz und 443 hz solltest du mühelos erreichen können. Solltest du für die Berliner Philharmoniker vorspielen wollen, musst du sogar auf 445 hz tunen können.
- Prüfe die Qualität der Mechanik (Verarbeitung) und prüfe die Mechanik auf irreparable Schäden (wie Schäden an der Achse). Bestenfalls lässt du einen Flötenbauer drübersehen. Man kann erstaunlicherweise sehr viel reparieren und verbessern, wenn man das Know-How hat. Ein gutes Zeichen ist, wenn der Flötenbauer ein Leuchten in den Augen hat und dir erzählt, was er alles machen kann um die Flöte zu perfektionieren (z. B. Uesawa München).
- Wichtig sind hier u. a. die "richtigen" Polster. Wenn du also ein generalüberholtes Instrument kaufst, dann achte darauf, welche Polster verbaut wurden. In eine Powell verbaut man bestenfalls Straubinger Polster. In Burkart das Pendant zu Straubinger Polster von Pisoni. Muramatsu hat eigene Polster. Miyazawa sollte man auch mit Straubinger Polster bestücken, allerdings habe ich von Qualitätsproblemen im Werk gehört (die Polsterer bei Miyazawa sollen nicht so gut sein, wie zum Beispiel bei Brannen).
- Prüfe, wenn möglich, die Ansprache des Instrumentes mit Einfach-, Doppel- und Trippelzunge in allen Lagen. Wenn die Flöte nicht gut anspricht kann es leider sowohl am Körper als auch am Kopf liegen. Hier kann es notwendig werden, einen anderen Kopf zu kaufen, was ebenfalls viel Geld kostet
- to be continued
Altepic hat geschrieben:ich spiele auf einer 25 Jahre alten Yamaha 471. Habe sie kürzlich generalüberholen lassen [...]. Die Mechanik ist mir beim spielen allerdings etwas zu laut.
.
Das sollte nach keiner Generalüberholung der Fall sein, da neue Filze verarbeitet werden, die Mechanikgeräusche dämpfen. Außerdem wird das "Spiel" der Achsen mit einer Spezialzange eliminiert, was ebenfalls Geräusche verhindert. Lass den Flötenbauer nochmal drüberschauen oder hol dir den Rat eines anderen Flötenbauers ein.
Hattest du eventuell nur eine Teilrevision statt einer kompletten Generalüberholung? Viele Flötenbauer wollen Schülerinstrumente nämlich gar nicht generalüberholen...
LG
Sheepy
“Faux comme une flûte” est un proverbe musical dès longtemps établi. “Je connais quelque chose de plus faux qu’une flûte, disait Mozart. – C’est? – Deux flûtes.”