Ich bin zurück von Flutissimo.
Erstmal vorab: Mein Mann und ich waren begeistert von der netten und sehr kompetenten Beratung und der Athmosphäre in dem "Geschäft" (was eigentlich ein normales Einfamilienhaus mit Wohung und einem "Flötenzimmer" im ersten Stock ist).
Die Auswahl war toll! Ich habe keine Ahnung, wie viele Instrumente er außerhalb meines Preisrahmens noch da gehabt hätte, aber ich hatte alleine schon 10 oder 12 Flöten zum Testen da liegen.
In meiner Auswahl waren - ich hoffe, ich bekomme noch alles soweit zusammen - zwei Altus 1107, Miyazawa 202, Azumi 3000, Anthem (welches Modell weiß ich nicht, hatte ich aber auch noch nie zuvor gehört), Powell Sonaré, Pearl Quantz, Yamaha 471 und eine Muramatsu (Silberkopf - Modellbezeichnung weiß ich nicht mehr)... War das alles? Es waren sooo viele!
Ich berichte mal ein wenig über meine Erfahrungen beim Testen:
Die
Pearl flog nach gut einer Minute schon raus. Wir wurden einfach keine Freunde. Ich habe jeden 3. Ton nicht herausbekommen, es hat gequietscht und gerauscht... sowas habe ich noch nicht erlebt!
Von der
Azumi war ich auch überhaupt nicht begeistert. Für ein Schülerinstrument hatte sie einen netten Klang, aber ich bin ihr definitiv schon entwachsen. Sie schränkt mich zu sehr in den Möglichkeiten der Tonbildung ein. Das ging so weit, dass immer, wenn ich versucht habe, ein wenig zu variieren, nur noch "heiße Luft" kam. Herr Wysk erklärte dann auch, dass das Mundloch extra so geschnitten ist, dass man als Anfänger schnell gute Töne herausbekommt, es aber zu eng ist, um Spielraum im Ansatz zu gewähren. Also auch: Raus!
Ähnlich verhielt es sich mit der
Powell Sonaré (soweit ich mich erinnere ein Instrument mit Silberrohr). Eigentlich ein sehr schönes Instrument, aber für mich nicht ausreichend. Das konnte dann auch ein zweiter, professioneller Kopf (Powell Signature), den wir ausprobiert haben, nicht mehr retten.
Überrascht war ich von der
Anthem. Ich hatte von dieser Marke noch nie etwas gehört, sie gehört wohl aber auch zur Powell-Gruppe, wenn ich das richtig verstanden habe. Ein solides Instrument, was sich auch sehr "solide" anfühlt, wenn man es in der Hand hat. Sie wirkte relativ schwer und massiv (ob sie jetzt wirklich schwerer war als die anderen, vermag ich nicht zu sagen, es fühlte sich aber so an). Der Klang gefiel mir recht gut und passte zu dem Gefühl in der Hand: rund und voll, fast ein wenig schwer. Trotzdem nicht das Instrument, mit dem ich mich sehr wohl gefühlt habe. Also flog es in der zweiten Runde raus.
Interessant war, dass die
Yamaha 471 auch direkt rausgeflogen ist. Denn eigentlich müsste ich mit ihr ja zurechtkommen, nachdem ich 3 Jahre lang auf der baugleichen 371 gespielt habe. Aber auch sie konnte meinen Ansprüchen bei weitem nicht mehr genügen und schränkte mich noch zu weit ein. Da konnte der H-Fuß auch nichts mehr retten.
Die
Miyazawa (Silberkopf) gefiel mir deutlich besser. Ein sehr schöner, strahlender Klang, leichte Ansprache, super! Fazit: Top 3!
Auch die
Muramatsu mit Silberkopf konnte mich soweit überzeugen. Sie klang sehr ausgewogen und auch in allen Lagen gleichmäßig schön. Ein Instrument, was mir auch das Spielen wirklich leicht gemacht hat. Ebenfalls in der engeren Auswahl.
Zuletzt zu den beiden
Altus 1107. Die zwei Flöten unterschieden sich nur dadurch, dass die eine Ringklappen und die andere geschlossene Klappen hatte. Vom Spielgefühl her habe ich die gedeckelte Altus schon in der ersten Runde aus der Auswahl rausgeworfen. Da war mir noch nicht klar, dass es sich eigentlich um die gleiche Flöte handelt, aber das Spielgefühl war so furchtbar anders, dass nur noch die Ringklappenflöte infrage kam. Es handelt sich dabei um ein Instrument aus 958er Britannia-Silber (Kopf und Rohr), nur die Mechanik ist versilbert. Auf der Altus habe ich mich direkt sehr wohl gefühlt und mir gefiel der kernige und trotzdem noch weiche Klang, der in der Höhe so schön strahlte und in der Tiefe sehr voll und tragfähig war. Auch sie war in der Endrunde vertreten.
Am Ende ging es also um Miyazawa, Muramatsu und Altus. Interessant, wie man seine Auswahl doch so schnell einschränken kann. Herr Wysk fand es sehr erstaunlich, weil ich da nun doch drei von ihrer Charakteristik her sehr unterschiedliche Instrumente ausgesucht hatte.
Nun habe ich zwischen diesen drei Flöten hin- und hergewechselt, Tonleitern gespielt, Melodien in der Höhe und in der Tiefe und wir sind sogar noch in sein großes Wohnzimmer eingeladen worden, um zu testen, wie diese Flöten in größeren Räumen tragen. Mein Mann und er haben sich an das eine Ende gesetzt und ich habe am anderen Ende den Beginn der Aria aus John Rutters "Suite Antique" gespielt. Und was eigentlich vorher schon klar war, hat sich hier noch einmal bestätigt: Die Altus 1107 ist mein absoluter Favorit!
So eine tolle Flöte hatte ich nun wirklich noch nie in der Hand!
Ich mochte das Spielgefühl auf der Muramatsu und den schillernden Klang der Miyazawa, aber im direkten Vergleich hatten diese zwei doch Schwächen gegenüber der Altus. Hier kommt wahrscheinlich dann doch das Material ins Spiel. Die Altus ist eine Silberrohrflöte, die über ihre gesamte Länge hin gleichmäßig schwingen kann, während es bei den Silberkopfflöten einen "Bruch" gibt und die Schwingfähigkeit dann nicht optimal genutzt wird. So hat es Herr Wysk zumindest plausibel erklärt. Im großen Wohnzimmer wurde das dann auch überdeutlich.
Die Altus 1107 ist also mein perfektes Instrument!
Leider liegt sie ein wenig über dem angepeilten Budget, obwohl sie ein gebrauchtes Instrument ist. Neu würde die Flöte bei etwa 3800 Euro liegen und damit fernab aller Möglichkeiten. So findet sich jetzt aber hoffentlich ein Weg. Selbst mein Mann hat eingesehen, dass es eigentlich die Altus sein MUSS!
Und lieber jetzt ein wenig mehr investieren, als dann in 2 Jahren wieder zu suchen. Denn das wurde mir heute Vormittag prognostiziert. Mir wurde gesagt, dass ich ziemlich gut spiele, und dass mir bei den Fortschritten in zwei Jahren schon die Muramatsu mit Silberkopf nicht mehr genügen würde.
Zu Christoph Siewers in Köln werde ich jetzt wohl nicht mehr fahren. Ich denke, dass ich doch heute einen guten Querschnitt an den in meinem Budget erhältlichen Flöten anspielen konnte. Haynes und Sankyo hätten mich noch interessiert, aber da gab es leider keine Instrumente in meiner Kategorie. Außerdem glaube ich, dass ich mich schon längst für die Altus entschieden habe.