Ausgeleierte Mechanik




Was sind die besten Flöten? Auf welchen spielt ihr? Auf welcher würdet ihr gerne mal spielen?

Moderator: Altetröte

Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 22.08.2019, 12:12

Hallo zusammen,

ich weiß noch nicht, ob ich hier Rat suche oder mich einfach nur ausheulen will :lol:

Meine Flöte, eine Silberrohrflöte einer gängigen Marke (die auch den einen oder anderen Thread hier hat zum Thema schwache Mechanik :| Spitzdeckel, H-Fuß, E-Mechanik, Ringklappen) ist ca. 10 Jahre alt und viel (ca. 2-3h täglich, an Wochenenden mehr, Auftritte, Wettbewerbe, Orchester, Ensemble, usw.) gespielt. Vor ca. 2 Jahren begann es, dass bestimmt Töne schwerer ansprachen, ein Service in einer spezialisierten Werkstatt konnte Abhilfe schaffen. Das ganze hielt einige Monate, dann begann es erneut: Töne sprachen schwerer an, Bindungen wurden schwieriger zu spielen, bestimmte Töne hatten ein Grundrauschen. Wieder Service (Zitat "Auf der Flöte konnten Sie noch spielen??"), Flöte wurde vorläufig spielbar gemacht und eine Generalüberholung angeraten, die dann einige Monate später auch durchgeführt wurde. Wenige Wochen nach der GÜ ging es wieder los: schleichend wurde die Ansprache schlechter, etc. Flöte wurde nachjustiert, funktionierte, deckt schleichend wieder schlechter, nachjustiert, etc. Inzwischen hält die Nachjustierung nur mehr wenige Tage. In der Werkstatt erklärt man mir, dass die Mechanik ausgeleiert ist und sich durch das Spielen in sich selbst verstellt, jedes Mal arbeiten wir mind. 1-2 Stunden daran, jedes Mal sind es andere Polster und Klappen, die wir "behandeln" müssen. Jedes Mal funktioniert die Flöte am Ende top, nur um schon 2 Tage später wieder deutlich schlechter zu sein. (Aber hey, ich hab inzwischen echt viel über die Mechanik und den Aufbau der Polster gelernt :lol: )

Ich hab jetzt 3 verschiedene renommierte Werkstätten durch und bin ehrlich gesagt mit meinem Latein am Ende. Jetzt ist guter Rat teuer. Eine vierte Werkstatt aufsuchen (eine hätte ich noch im Kopf, ist allerdings auch mit einem Tagesausflug verbunden - und ich weiß auch nicht, wie viel Geld ich tatsächlich noch in Reparaturen stecken möchte, wenn das Ergebnis dann wieder nur so kurzlebig ist) oder neu kaufen und akzeptieren, dass die gute Silberrohrflöte ausgedient hat? Womöglich die komplette Mechanik austauschen lassen (auch hier: Kosten-Nutzen?)? Als neue Flöte ist finanziell momentan nur eine Silberkopfflöte drin - ich will aber eigentlich kein "Downgrade" und wollte bei einer Neuanschaffung (geplant für in ca. 7-8 Jahren, wenn die Silberrohrflöte eine 2. GÜ benötigen würde und ich auch etwas Zeit hatte, um den entsprechenden Betrag anzusparen) sogar eher umsteigen auf Vollsilber. Option 2 wäre, ein neues Unterteil zu kaufen (der Kopf ist ja klasse und funktioniert), aber hier das perfekte Setup zu finden (va intonatorisch - die aktuelle Marke möchte ich aus verständlichen Gründen nicht mehr) ist auch wieder eine längere, mühsame Reise.

Ich "rette" mich aktuell durch abwechselndes (mehr oder weniger dauerhaftes) Leihen der (Ersatz)Flöten von 2 Musikkollegen, merke aber, dass mich die Situation zunehmend nervt und mir das Spielen immer weniger Spaß macht. Nicht, weil die Leihflöten schlecht sind (im Gegenteil, alles Profiflöten, "mindestens" Vollsilber), aber ich muss mich dauernd umstellen - mal inline, mal offset, Ringklappen, Deckelklappen, mal Marke X, mal Marke Y, mal mit Kopf Z, der wieder ganz anders anzuspielen ist. Konstant an Technik und Ton zu arbeiten ist mir (schon seit Monaten) nicht möglich, ich mache ständig nur "Schadensbegrenzung" und versuche, irgendwie das Niveau und meine Klangvorstellung halbwegs zu halten/erreichen. Ich gebe zu: es frustriert mich und da hilft auch der Hinweis von meinem Lehrer, dass ich eben flexibler werden muss, nur begrenzt weiter :roll:

Last but not least würde mich interessieren, ob jemand schon mal ein derartiges Nachgeben der Mechanik erlebt hat, dass die Flöte wirklich quasi unspielbar wird (bei einer doch nicht ganz billigen Markenflöte).

Danke fürs Lesen und Ausheulen :wink:
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon Sheepy_Hollow » 22.08.2019, 12:54

Hey Laura,

mit deinem Problem bist du nicht alleine. Wir leiden mit dir!

<Laura> hat geschrieben:ich weiß noch nicht, ob ich hier Rat suche oder mich einfach nur ausheulen will :lol:

Für beides ist das Forum perfekt :wink: .

<Laura> hat geschrieben:Meine Flöte, eine Silberrohrflöte einer gängigen Marke (die auch den einen oder anderen Thread hier hat zum Thema schwache Mechanik :| Spitzdeckel, H-Fuß, E-Mechanik, Ringklappen)

Geht es um eine Pearl 765 oder 795? Bei der Marke existiert das Problem bei allen Modellen, von Anfänger zur High-End-Profi-Flöte.

<Laura> hat geschrieben:Ich hab jetzt 3 verschiedene renommierte Werkstätten durch und bin ehrlich gesagt mit meinem Latein am Ende. Jetzt ist guter Rat teuer. Eine vierte Werkstatt aufsuchen [...]?

Telefonier' mal mit Meister Uesawa:
http://www.uesawa.de/

Er kann verschiedenste Polster einsetzen. Ich frage mich gerade, ob man dein Problem mit weichen Polstern lösen könnte? Straubinger und harte Filz-Polster sind klanglich zwar toll, dafür muss die Flöte aber eine super Mechanik haben. Vielleicht kann dich ein guter Flötenbauer beraten. Das funktioniert aber live am besten! Mein Tipp wäre: Lass weiche Silikonpolster verbauen. Die sollten die Tonlöcher verschließen, auch wenn die Flöte sich (leicht) verstellt.

Wenn deine Flöte mit Filzpolstern besetzt wurden, die mittels Feuchtigkeit und/oder Wärme angepasst wurden, dann decken diese ganz selbstverständlich nach ein paar Monaten nicht mehr. Diese Polsterungsart ist häufig bei Schülerflöten vertreten, z. B. bei der Pearl 505, 665, 765 aber auch bei Yamaha 212, 312, 412. Man bekommt eben was man bezahlt.

<Laura> hat geschrieben:[...]da hilft auch der Hinweis von meinem Lehrer, dass ich eben flexibler werden muss, nur begrenzt weiter :roll:

Meine Professorin hat das auch mal zu mir gesagt und sie hat recht: Keine Flöte hält lange genug einen perfekten Zustand. Du musst also deine Flöte kennen lernen. Das einzige, was man machen sollte, ist sie jährlich warten lassen und sie sehr vorsichtig und pfleglich behandeln. Außer du hast das Geld, deine Flöten jedes Jahr generalüberholen zu lassen. Übrigens ist es normal, dass die Flöte sich nach der Generalüberholung verstellt. Deshalb sollte man Sie nach spätestens 6 Monaten wieder zum Flötenbauer geben, damit er die Flöte nachjustiert!

Das Problem ist, dass man zu sehr verkopft. Ich übe Ton immer dann intensiv, wenn ich die Flöte von der jährlichen Wartung hole. Natürlich übe ich auch jetzt Ton, aber ich verbessere hauptsächlich die Atmung und schiebe die "Schuld" nie auf die Flöte, sondern auf mich und meinen Körper. Das ist in 90 % der Fälle auch richtig.

<Laura> hat geschrieben:viel (ca. 2-3h täglich, an Wochenenden mehr, Auftritte, Wettbewerbe, Orchester, Ensemble, usw.) gespielt.

Das ist sehr viel. Hier musst du wirklich mindestens 1x im Jahr zum Flötenbauer. Ein guter Flötenkopf hilft auch dabei, von undichten Polstern "abzulenken". Deshalb ist Pearl auch immer noch recht beliebt: Die Kopfstücke sind nämlich super, wie z. B. das Forte. Ich hatte mal eine Powell-Flöte, die nach der Überholung gut gedeckt hat und nach wenigen Tagen kaum noch spielbar war. Wenn die Flöte und die Mechanik zu alt und abgenutzt ist, dann kann das schon passieren. Wie gesagt, da hilft entweder eine neue Flöte, andere Polster oder eine Möglichkeit, das Ganze zu kompensieren (z. B. durch gute Spieltechnik und ein super Kopfstück).

Du findest bestimmt eine tolle Lösung für dein Problem!

LG

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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 22.08.2019, 13:09

Sheepy, erwischt, eine Pearl 795 :lol:
Danke für die deine Antwort! Mit dem Thema Polster muss ich mich definitiv nochmal auseinandersetzen. Hr. Uesawa ist ein guter Tipp, leider ziemlich weit weg von mir (und ich kläre solche Dinge am liebsten vor Ort mit Anspielen, etc.). Aber vielleicht kann er aus der Ferne schonmal Tipps geben bzw. abschätzen ob es sich lohnt, die Flöte zu ihm zu schicken.


Sheepy_Hollow hat geschrieben:Hey Laura,

mit deinem Problem bist du nicht alleine. Wir leiden mit dir!

<Laura> hat geschrieben:ich weiß noch nicht, ob ich hier Rat suche oder mich einfach nur ausheulen will :lol:

Für beides ist das Forum perfekt :wink: .

<Laura> hat geschrieben:Meine Flöte, eine Silberrohrflöte einer gängigen Marke (die auch den einen oder anderen Thread hier hat zum Thema schwache Mechanik :| Spitzdeckel, H-Fuß, E-Mechanik, Ringklappen)

Geht es um eine Pearl 765 oder 795? Bei der Marke existiert das Problem bei allen Modellen, von Anfänger zur High-End-Profi-Flöte.

<Laura> hat geschrieben:Ich hab jetzt 3 verschiedene renommierte Werkstätten durch und bin ehrlich gesagt mit meinem Latein am Ende. Jetzt ist guter Rat teuer. Eine vierte Werkstatt aufsuchen [...]?

Telefonier' mal mit Meister Uesawa:
http://www.uesawa.de/

Er kann verschiedenste Polster einsetzen. Ich frage mich gerade, ob man dein Problem mit weichen Polstern lösen könnte? Straubinger und harte Filz-Polster sind klanglich zwar toll, dafür muss die Flöte aber eine super Mechanik haben. Vielleicht kann dich ein guter Flötenbauer beraten. Das funktioniert aber live am besten! Mein Tipp wäre: Lass weiche Silikonpolster verbauen. Die sollten die Tonlöcher verschließen, auch wenn die Flöte sich (leicht) verstellt.

Wenn deine Flöte mit Filzpolstern besetzt wurden, die mittels Feuchtigkeit und/oder Wärme angepasst wurden, dann decken diese ganz selbstverständlich nach ein paar Monaten nicht mehr. Diese Polsterungsart ist häufig bei Schülerflöten vertreten, z. B. bei der Pearl 505, 665, 765 aber auch bei Yamaha 212, 312, 412. Man bekommt eben was man bezahlt.

<Laura> hat geschrieben:[...]da hilft auch der Hinweis von meinem Lehrer, dass ich eben flexibler werden muss, nur begrenzt weiter :roll:

Meine Professorin hat das auch mal zu mir gesagt und sie hat recht: Keine Flöte hält lange genug einen perfekten Zustand. Du musst also deine Flöte kennen lernen. Genau das ist es - ich kenne meine Flöte in- und auswendig und kann die Justierungsprobleme auch eine gewisse Zeit lang "überspielen". Nur mich ständig mit anderen Flöten auseinanderzusetzen, finde ich sehr anstrengend :? Das einzige, was man machen sollte, ist sie jährlich warten lassen und sie sehr vorsichtig und pfleglich behandeln. Außer du hast das Geld, deine Flöten jedes Jahr generalüberholen zu lassen. Übrigens ist es normal, dass die Flöte sich nach der Generalüberholung verstellt. Deshalb sollte man Sie nach spätestens 6 Monaten wieder zum Flötenbauer geben, damit er die Flöte nachjustiert! Flöte wurde nach der GÜ natürlich standardmäßig nachjustiert, da achtet die Werkstatt sehr darauf.

Das Problem ist, dass man zu sehr verkopft. Ich übe Ton immer dann intensiv, wenn ich die Flöte von der jährlichen Wartung hole. Natürlich übe ich auch jetzt Ton, aber ich verbessere hauptsächlich die Atmung und schiebe die "Schuld" nie auf die Flöte, sondern auf mich und meinen Körper. Das ist in 90 % der Fälle auch richtig.
Ich habe auch lange das Problem immer nur bei mir gesucht und kann es in gewissem Rahmen natürlich auch kompensieren. Als ich die ersten Male in der Werkstatt war, meinte der Flötenbauer es könne ja gar nichts mehr gehen und ich hab noch immer fröhlich Wettbewerb gespielt... Ab einer gewissen Punkt schlägt das aber um und das Kompensieren kostet zu viel Kraft (höherer Fingerdruck, mehr Luft nötig,...) und macht immer weniger Spaß, inzwischen bin ich da natürlich auch nochmal viel sensibler und aufmerksamer :roll:


<Laura> hat geschrieben:viel (ca. 2-3h täglich, an Wochenenden mehr, Auftritte, Wettbewerbe, Orchester, Ensemble, usw.) gespielt.

Das ist sehr viel. Hier musst du wirklich mindestens 1x im Jahr zum Flötenbauer. Ein guter Flötenkopf hilft auch dabei, von undichten Polstern "abzulenken". Deshalb ist Pearl auch immer noch recht beliebt: Die Kopfstücke sind nämlich super, wie z. B. das Forte. Auch hier erwischt: ist ein Forte-Kopf :wink: Ich hatte mal eine Powell-Flöte, die nach der Überholung gut gedeckt hat und nach wenigen Tagen kaum noch spielbar war. Wenn die Flöte und die Mechanik zu alt und abgenutzt ist, dann kann das schon passieren. Wie gesagt, da hilft entweder eine neue Flöte, andere Polster oder eine Möglichkeit, das Ganze zu kompensieren (z. B. durch gute Spieltechnik und ein super Kopfstück).

Du findest bestimmt eine tolle Lösung für dein Problem!

LG

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Danke auf jeden Fall schonmal für den Zuspruch! :D
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon Altepic » 23.08.2019, 17:21

Hallo Laura,

.. Sheepy hat in allem Recht.
Ich bin jetzt nicht der Pearlflötenspieler. Daher kann ich diese spezifischen Probleme nicht beurteilen.

... aber wenn die Mechanik ausgeleiert ist, wie oft willst Du die dann noch neu polstern lassen? Das kostet ja auch!

Ja.. ich habe schon zwei Flöten niedergespielt.

Die erste war eine chinesische Noname Flöte. Die ist in die Mülltonne gewandert.
Die zweite war eine Gemeinhardt Vollsilberrohr - immerhin auch über 1200,- DM damals - die wollte kein Flötenbauer mehr generalüberholen.
Jetzt ist sie eingeschmolzen!

Die hatte einen schönen Klang und wurde in der Oberstufe und im Musikkorps ähnlich belastet wie Du Deine Pearl bearbeitest auch täglich 2-3 Std.
Das sind 700 bis über 1000 Std. pro Jahr auf einer Intermediate Flöte.
Klar ist die nach ein paar Jahren bei dieser Nutzung verschlissen. Da solltest Du schon in ein höherwertiges Instrument investieren. ... und jährlich warten lassen.

Ich habe meine Yamaha 471 nach 26 Jahren immer noch als Ersatzflöte. Inzwischen generalüberholt mit neuen Federn, Polstern und neu versilberter Mechanik (Ist wie neu)
und habe seit einiger Zeit eine Powell 16 Jahre alt , Vorläufer des Conservatory Modells - für 1/3 vom Neupreis des Nachfolgemodells.

Also überlege Dir mal, ob es nicht eine gute gebrauchte für einige Zeit tun kann. Du findest immer Angebote auf Vioworld, Musicalchairs, ebay, Holzbläser - Berlin
Manchmal muß man dabei auch etwas Geduld haben

Viele Grüße
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon Thore123 » 23.08.2019, 21:35

Ich habe das gleiche Problem mit meiner Pearl und finde es grässlich :x
Die Mechanik ist laut, ungleichmäßig und einfach nur ätzend :roll:
Ich hatte die Flöte vor 4 Monaten beim Flötenbau er zum Einstellen und sie war kurze Zeit später wieder verstellt.
Ich leide also mit dir, zumal die Flöte gerade jetzt wo ich zwei Konzerte an einem Wochenende habe, nicht mehr richtig deckt.
Muramatsu 9kt- Yamaha YPC-62 mit Mancke-Kopf
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 26.08.2019, 11:47

Altepic, danke für deine Erfahrungen. Nach den Erfahrungen in meinem Umfeld lohnt sich die Überholung einer Intermediate Silberrohrflöte durchaus - es ist ja doch keine ganz günstige Schülerflöte. Geplant war, sie nun noch einige Jahre zu spielen (ich hatte grob so 5-7 Jahre im Kopf), und dann umzusteigen. Dass die Mechanik nun so schnell nachgegeben hat, war nicht ganz absehbar, im Vorfeld waren vor allem die runtergespielten Polster ein Thema. Der Rat zu einer Profiflöte ist sicher gut gemeint, ist aber im Moment wie im Eingangspost erwähnt keine Option - einerseits finanziell, andererseits, weil sich in den nächsten 1-2 Jahren mein Ansatz nochmal grundlegend ändern wird und ich, wenn ich so viel Geld ausgebe, eine "Flöte für den Rest meines Lebens" möchte. (Abgesehen davon, mag ich meine Flöte halt einfach sehr gern und würde mich nur ungern von ihr trennen :lol: )

Thore, geteiltes Leid ist halbes Leid :mrgreen: Ich fühle mit dir! Manchmal möchte man die Teile halt einfach am liebsten in die Ecke knallen...


Vielleicht ein kurzes Update, wie der aktuelle Stand ist. Der Flötenbauer, der die GÜ durchgeführt hat, wird das Flötchen in den nächsten Tagen nochmal sehr genau unter die Lupe nehmen und schauen, ob und was noch machbar ist. Zu Hr. Uesawa habe ich Kontakt aufgenommen, der ist aber natürlich entsprechend ausgebucht und von mir auch nicht gerade einen Katzensprung weg - da bin ich mir nicht sicher, ob der Aufwand dafür steht.
Damit ich meine verbleibende Flötenzeit noch ausnutzen kann, habe ich mich jetzt mit einer Kollegin auf eine "Dauerleihgabe" ihrer Zweitflöte geeinigt, damit ich vorübergehend mal auf einem fixen Instrument konstant zum Üben komme :wink: In einigen Wochen steht bei mir dann ohnehin eine (gesundheitlich bedingte) Flötenauszeit an, da werde ich dann (je nach Aussage des Flötenbauers) nochmal genauer über eine Lösung nachdenken.
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon Sheepy_Hollow » 26.08.2019, 13:02

<Laura> hat geschrieben:Der Rat zu einer Profiflöte ist sicher gut gemeint, ist aber im Moment [...] keine Option [...], weil sich in den nächsten 1-2 Jahren mein Ansatz nochmal grundlegend ändern wird und ich, wenn ich so viel Geld ausgebe, eine "Flöte für den Rest meines Lebens" möchte. (Abgesehen davon, mag ich meine Flöte halt einfach sehr gern und würde mich nur ungern von ihr trennen :lol: )

[...]

Vielleicht ein kurzes Update, wie der aktuelle Stand ist. Der Flötenbauer, der die GÜ durchgeführt hat, wird das Flötchen in den nächsten Tagen nochmal sehr genau unter die Lupe nehmen und schauen, ob und was noch machbar ist. Zu Hr. Uesawa habe ich Kontakt aufgenommen, der ist aber natürlich entsprechend ausgebucht und von mir auch nicht gerade einen Katzensprung weg - da bin ich mir nicht sicher, ob der Aufwand dafür steht.
Damit ich meine verbleibende Flötenzeit noch ausnutzen kann, habe ich mich jetzt mit einer Kollegin auf eine "Dauerleihgabe" ihrer Zweitflöte geeinigt, damit ich vorübergehend mal auf einem fixen Instrument konstant zum Üben komme :wink: In einigen Wochen steht bei mir dann ohnehin eine (gesundheitlich bedingte) Flötenauszeit an, da werde ich dann (je nach Aussage des Flötenbauers) nochmal genauer über eine Lösung nachdenken.


Hey Laura,

das klingt alles sehr vernünftig und wohlüberlegt. Meine Lehrerin hält mich auch immer dazu an, weder eine Flöte noch ein Kopfstück zu kaufen, solange ich nicht sehr viel (mehr) übe und quasi die nächste "Stufe" erreicht habe (gerade übe ich beruflich bedingt weniger). Anderenfalls läuft man Gefahr sich in ein Flötchen zu verlieben, dessen Potential man falsch eingeschätzt hat oder man setzt Prioritäten falsch.

Außerdem darf man nicht unterschätzen, wie viel Zeit und Nerven es kostet, einen neuen Kopf oder eine neue Flöte einzuspielen und kennen zu lernen. Ich habe bei meiner Flöte circa 2 Jahre und wöchentlich Unterricht bei einer Professorin gebraucht, um sie besser zu verstehen :lol: .

Auch das dauerhafte leihen einer Ersatzflöte ist eine echt tolle Idee, die auch finanziell sehr attraktiv ist. Das entspricht auch dem Sharing-Trend.

Du wirst bestimmt deinen Flöten-Weg finden!

LG

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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 06.09.2019, 09:58

Sodala, nachdem ich die Leihflöte relativ schnell wieder zurückgegeben habe (was nicht an der Flöte oder Verleiherin lag, sondern an mir :wink: ) und ich die letzten Tage auf meiner notdürftig geflickten alten Jupiter-Schülerflöte verbracht habe (und zunehmend genervt war), darf ich heute mein Flötchen wieder aus der Werkstatt holen :D Ich bin überzeugt, dass sie heute beim Anspielen wieder tadellos funktionieren wird, das große Fragezeichen ist - wie lange hält der Zustand :?: Mal sehen, was der Flötenbauer mir heute noch dazu sagt, aber es wäre schön, wenn ich zumindest die beiden Konzerte in den nächsten 2 Tagen darauf absolvieren könnte.
Am besten, sie hält noch die 2 Wochen bis zu meiner Pause durch, danach ist dann eh mal für gut 1 Monat Schluss mit Flöte :mrgreen:

Edit: Wir denken, dass wir sämtliche Probleme finden und lösen konnten, mein Flötenbauer hat wirklich fast ne Woche nochmal sehr akribisch an dem Flötchen gearbeitet. Bisher läuft es - und ich bin gefühlsmäßig endlich wieder in der Musik "zu Hause" angekommen und klanglich langsam wieder in die Richtung unterwegs, wo ich hin möchte :D Wirklich eine Erleichterung nach den letzten Wochen!
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 20.10.2023, 11:52

Irgendwie witzig, dass ich gerade jetzt wieder über diesen Thread gestolpert bin, wo ich doch gefühlt schon Jahre nicht mehr rein geschaut habe und nichtmal mehr wusste, dass es dieses Thema hier gibt :mrgreen:


Dann kann ich bei der Gelegenheit auch gleich ein kurzes Update da lassen :lol:
Kurz nach meinem Post hier kam für mich eine kurze gesundheitlich bedingte Auszeit auf der Flöte, nach der ich sehr um ein "Comeback" kämpfen musste. Da inzwischen ja auch Corona über die Welt hereingebrochen war, waren Auftritte, Orchester, etc. ohnehin kein Thema, aber ich habe die Zeit genutzt um wirklich täglich 2-3 Stunden zu üben und mich zurückzukämpfen auf mein ursprüngliches Niveau. Ich habe ehrlich gesagt keinen Gedanken mehr an die Mechanik meiner Flöte verschwendet und konnte die Nuancen in Ansprache und Ton ohnehin nicht wahrnehmen zu dieser Zeit. Diese dunkle Phase ist Gott sei Dank Geschichte und ich bin wieder "voll im Training" mit allen Höhen und Tiefen der Flöte. :D
Zwar habe ich gemerkt, dass ich in Extremlagen (tiefes h, dis4, und ab und an mal rund ums d/e2) ab und an der Ton nicht gut anspricht bzw. nicht ganz klar ist, aber da das mit Üben kontinuierlich besser wurde, habe ich das unter "Ansatz" abgehakt. Einzige, dass das c1 nicht deckt (bzw. nur, wenn man die cis-Klappe fest mitnimmt) war mir bewusst.


So habe ich dann die Chance genutzt, als eine Kollegin ihr Instrument diese Woche in die Werkstatt bringen musste und habe den Flötenbauer gebeten, auch über meine "kurz drüberzugucken" für ein kleines Service. Auf den allerersten Blick wurde die auch als "gut in Schuss für so viel gespielt" befunden, ein paar Kleinigkeiten an der Mechanik entdeckt, und man versprach, sie bis in 4 Tagen wieder fit zu machen. Gerade richtig, sollte doch nächste Woche die Konzertsaison so richtig losgehen, wo bis Jänner bis zu 4 Konzerte pro Woche anstehen. 8)
Umso mehr bin ich aus allen Wolken gefallen, als ich einen Anruf bekam, beim Auseinanderbauen und genauer Betrachtung der Polster hat man festgestellt, da wäre ohne GÜ nichts mehr zu machen. :( Quasi alle Polster sind eingerissen, erste Schäden an der Versilberung der Mechanik, an einer Achse etwas Spiel, etc.


Da ich aktuell keinen Zugriff auf eine vernünftige Leihflöte habe und ein dringender Termin ansteht (kann man jetzt überheblich finden, aber Studio-Aufnahmen möchte ich nicht auf meiner uralten Schülerflöte einspielen :oops: ), habe ich die Flöte erstmal wieder mit nach Hause genommen, unter dem Motto "ging ja bisher auch". Am liebsten würde ich die Augen zumachen und genau wie bisher einfach weiterspielen und alles über den Ansatz und die Finger kompensieren, aber wir wissen ja alle, dass das keine gute Idee ist. :lol:


Ursprünglich hatte ich ja geplant, dass eine neue Flöte einzieht, wenn die zweite GÜ ansteht. Meine Träume erzählen mir etwas von Silbermechanik, g#-Triller und anderen Späßen :lol: Und auch wenn einer meiner ersten Handlungen nach dem Telefonat ein Blick auf die Bertram-Website war ("nur mal schauen, was aktuell so am Markt ist"), spricht mein Bauchgefühl (und ein Haufen unvernünftiger sentimentaler Gründe) gegen eine neue Flöte. Es fühlt sich schlicht und einfach nicht nach dem richtigen Zeitpunkt an, vielleicht weil ich in den letzten Monaten erst wieder so richtig "angekommen" bin in der Musik, weil ich endlich tonlich, technisch und intonatorisch wieder zumindest halbwegs da bin, wo ich sein möchte, und mich der Gedanke, mich mit einer neuen Flöte wieder komplett umstellen zu müssen, einfach nur müde macht. Und während ich das so tippe, ist die Entscheidung eigentlich auch schon gefallen und ich werde sie nochmal herrichten lassen und dann hoffentlich wieder viele Jahre Freude daran haben :D
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon Sheepy_Hollow » 22.10.2023, 12:12

Liebe Laura,

das klingt nach einem vernünftigen Plan. Meine Professorin/Lehrerin hat mir auch immer geraten, dass ich mich sehr gut darauf vorbereiten muss, um ein neues Instrument zu wirklich auf Herz und Nieren testen zu können. Man sollte also wirklich gut eingespielt sein und das Gehör geschärft haben. Bestenfalls holt man sich auch die Meinung von anderen Profis ein.

Grundsätzlich haben Pearlflöten wirklich ganz tolle Kopfstücke. Ich habe sie auf dem Flötenfestival getestet. Die Mechanik finde ich irgendwie komisch, aber es kommt sehr darauf an, wer sie wartet. Uesawa macht das wirklich zauberhaft und er repariert sie noch in Sommermonaten.

ABER: Eine neue Flöte einzuspielen ist nur dann wirklich ermüdend oder anstrengend, wenn sie nicht die Richtige für dich ist. Ich habe gerade eine neue Flöte erworben, und sie ist nochmal so viel Besser, als meine vorherige. Dabei macht es mir Spaß, die Differenzen zum Vorinstrument zu erkennen und mich darauf einzustellen. Trotzdem brauchst du dafür das richtige Mindset. Wenn du also vom Kopf nicht bereit bist, dann ergibt es Sinn zu warten. Da sie aber von sich aus schon viel Besser ist, ist die Umstellung nicht schwer für mich!

Hier meine Empfehlung für dich:


1) MINDSET
Entscheidung treffen, ob du dich auf eine längere Suche begibst und dir stressfrei wirklich Zeit dafür nimmst.
Ich kann keine Spontankäufe empfehlen. Ich habe mich entschieden, niemals mehr ohne größtmöglichen Vergleich zu kaufen und dafür auf ein Flötenfestival zu gehen. Das findet nur alle paar Jahre mal statt. Damit war ein Zeitaum von 1-2 Jahren gegeben und ich hatte Zeit, mich geistig vorzubereiten und viel darauf hinzuüben.
fyi: Perfekter Zeitpunkt um mit dem Sparen zu beginnen, damit du dich monetär nicht zu sehr limitierst!


2) VIELE (VOR-) TESTS
Plane viele Möglichkeiten, viele Flöten zu testen ein. Lege dabei ein Mindestmaß an Testkriterien fest. Bei mir waren das Dynamik, Intonation, Klangfarben und Artikulation. Für dich nicht funktionierende Mechaniken sind Ausschlusskriterien.

Die beste Anlaufstelle ist meiner Meinung nach ein Flötenfestival, auf dem nahezu alle namenhaften Hersteller ihre Prachtstücke ausstellen. Dabei sind sogar Flötenreparateure vor Ort; du kannst nicht perfekt justierte Instrumente gleich zurückgeben und Feedback geben und hoffen, dass der Bauer es gleich fixt. Du kannst verschiedene Köpfe auf einem Instrument austesten. Ein einzelnes Geschäft kann diese Auswahl nicht bieten; nicht mal das Flute Center of New York! Du kannst deine Favoriten gegen Hinterlegung des Ausweises auch in einen Übungsraum zum Testen mitnehmen und mit den meisten Anbietern danach einen Kauf mit Rückgaberecht von ca. 5 Werktagen vereinbaren für eine Vorlage beim Professor/Lehrer.
=> Ich war dazu gerade auf dem Flötenfestival in Freiburg.
Flutissimo, Bertram und Adams wären eine Alternative mit etwas geringerer Auswahl. Dafür kannst du die Flöten mit mehr Ruhe testen. Beratung bekommst du im Geschäft, aber auch auf einem Festival.

Teste die Flöten dabei gegen dein aktuelles Hauptinstrument und mach Aufnahmen. Ich war überrascht, wie schrill eine meiner Favoritenflöten auf der Aufnahme klang! Die habe ich gleich aussortiert.


3) HAUPTTEST DAHEIM
Kauf nur gegen Test zu Hause.
Damit kannst du in der gewohnten Umgebung spielen und deinen Freunden und vor allem deinen Lehrern vorspielen. Daheim hast du auch noch mehr Ruhe und eine innere Entspannung.


4) ENTSCHEIDUNG
Hat die Flöte einen Mehrwert für dich?
Ist die Flöte wandelbar genug?
Kann sie alles machen, was du möchtest?
Hat sie Wachstumspotential?
Ist der Gesamtmehrwert den Kaufpreis wert?



=> Nach 1,5 Jahren habe ich jetzt ein neues Instrument. Meine Freunde und meine Lehrerin sind begeistert. Während der Zeit konnte ich übrigens auch genug sparen. Jetzt kann ich ohne schlechtes Gewissen mein Traumflötchen spielen.
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 08.11.2023, 11:56

Hallo Sheepy,

erstmal herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Flöte! Viel Freude damit und dass sie dir viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zur Entfaltung bietet! :D


Ich kann deine Antwort auf meinen Post aber ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen :wink: Wenn du meinen Beitrag genau gelesen hast, schließe ich einen Flötenkauf in den nächsten Jahren definitiv aus. Mir darauf Tipps zum Flötenkauf zu geben, finde ich etwas befremdlich, abgesehen davon, dass ich in einigen Punkten andere Erfahrungen gemacht habe und manche Dinge anders handhabe. Ich verstehe natürlich, dass ein Forum ein Austausch für Meinungen und Gedanken ist, aber deine Hinweise wären in einem der zahlreichen Topics zum Thema neue Flöte sicher weitaus besser aufgehoben als hier, wo ich nur ein kurzes Update da lassen wollte, wie sich die Pearl-Mechanik bei einer semiprofessionellen Vielspielerin im Laufe der Jahre so macht. :lol:


Sheepy_Hollow hat geschrieben:Liebe Laura,

das klingt nach einem vernünftigen Plan. Meine Professorin/Lehrerin hat mir auch immer geraten, dass ich mich sehr gut darauf vorbereiten muss, um ein neues Instrument zu wirklich auf Herz und Nieren testen zu können. Man sollte also wirklich gut eingespielt sein und das Gehör geschärft haben. Bestenfalls holt man sich auch die Meinung von anderen Profis ein.

Finde ich nicht. Ich muss mit der Flöte vor allem "im Alltag" klar kommen. Was bringt es mir, wenn ich top eingespielt nach einem Wochenseminar mit 12h Spiel/Übezeit unter Anleitung eines fähigen Seminarleiters auf Flötenkauf gehe, aber das Niveau im Alltag nicht halten kann (wer hat schon Zeit, um täglich mehrere Stunden konzentriert zu üben?). Ich gehöre als Erwachsene mit Unterricht und fast täglichem Üben ohnehin zur Minderheit, und ich weiß natürlich auch, wie viel besser ich spiele und was ich rausholen kann, wenn ich zB im Urlaub richtig intensiv zum Üben komme - aber dauerhaft ist das unrealistisch.


Grundsätzlich haben Pearlflöten wirklich ganz tolle Kopfstücke. Ich habe sie auf dem Flötenfestival getestet. Die Mechanik finde ich irgendwie komisch, aber es kommt sehr darauf an, wer sie wartet. Uesawa macht das wirklich zauberhaft und er repariert sie noch in Sommermonaten.

ABER: Eine neue Flöte einzuspielen ist nur dann wirklich ermüdend oder anstrengend, wenn sie nicht die Richtige für dich ist. Ich habe gerade eine neue Flöte erworben, und sie ist nochmal so viel Besser, als meine vorherige. Dabei macht es mir Spaß, die Differenzen zum Vorinstrument zu erkennen und mich darauf einzustellen. Trotzdem brauchst du dafür das richtige Mindset. Wenn du also vom Kopf nicht bereit bist, dann ergibt es Sinn zu warten. Da sie aber von sich aus schon viel Besser ist, ist die Umstellung nicht schwer für mich!

Sehe ich auch etwas anders. Gerade eine "bessere" Flöte bietet zwar wieder viel mehr Möglichkeiten, braucht dafür aber oft auch mehr/andere Kraft im Ansatz, eine andere/bessere Luftführung, etc. Ich hatte jetzt eine Flöte mit hohem Platinanteil als Ersatzinstrument, während meine in der GÜ war. Das ist ein MEGA Instrument! Auf der lassen sich unglaublich variable Klangfarben spielen, der Ton trägt ewig weit und stabil, alle Lagen bieten viel mehr dynamischen Umfang als meine Silberrohrflöte. Aber: sie verzeiht dafür auch nichts und verlangt deutlich mehr Luft (zB in Staccato-Stellen/Doppelzunge) und Stütze. In die Leihzeit fiel ein wichtiges Konzert für mich, ich habe mich sehr intensiv vorbereitet und konnte auch abliefern. Dafür war ich hinterher (nach ca 1,5h [Solo/Duo] ]Programm) platt, weil es mich wahnsinnig viel Kraft und Konzentration gekostet hat, das mit dieser Flöte zu erreichen (und gleichzeitig fand ich es aber auch unglaublich faszinierend und habe es sehr genossen, da so viel wie möglich rauszuholen :D ). Natürlich baut man dann mit der Zeit die Kraft und Kondition auf, aber dass es von Anfang an leicht von der Hand geht, ist nicht unbedingt der Fall (man will sich ja auch weiterentwickeln, da darf ein bisschen Plackerei ruhig sein :lol: )
Abgesehen davon kennt man sein lange Jahre gespieltes Instrument einfach in- und auswendig, korrigiert Intonationsfehler automatisch, hat sich für Extremlagen ggf. auf das Instrument passende Griffkombinationen erarbeitet ("mein" dis4 greife ich zB ganz anders als meine Kollegin, da die Ansprache dann deutlich besser ist) - da bedeutet ein neues Instrument ganz wertfrei einfach eine Umstellung, die etwas Zeit kostet.


Hier meine Empfehlung für dich:


1) MINDSET
Entscheidung treffen, ob du dich auf eine längere Suche begibst und dir stressfrei wirklich Zeit dafür nimmst.
Ich kann keine Spontankäufe empfehlen. Ich habe mich entschieden, niemals mehr ohne größtmöglichen Vergleich zu kaufen und dafür auf ein Flötenfestival zu gehen. Das findet nur alle paar Jahre mal statt. Damit war ein Zeitaum von 1-2 Jahren gegeben und ich hatte Zeit, mich geistig vorzubereiten und viel darauf hinzuüben.
fyi: Perfekter Zeitpunkt um mit dem Sparen zu beginnen, damit du dich monetär nicht zu sehr limitierst!


2) VIELE (VOR-) TESTS
Plane viele Möglichkeiten, viele Flöten zu testen ein. Lege dabei ein Mindestmaß an Testkriterien fest. Bei mir waren das Dynamik, Intonation, Klangfarben und Artikulation. Für dich nicht funktionierende Mechaniken sind Ausschlusskriterien.

Die beste Anlaufstelle ist meiner Meinung nach ein Flötenfestival, auf dem nahezu alle namenhaften Hersteller ihre Prachtstücke ausstellen. Dabei sind sogar Flötenreparateure vor Ort; du kannst nicht perfekt justierte Instrumente gleich zurückgeben und Feedback geben und hoffen, dass der Bauer es gleich fixt. Du kannst verschiedene Köpfe auf einem Instrument austesten. Ein einzelnes Geschäft kann diese Auswahl nicht bieten; nicht mal das Flute Center of New York! Du kannst deine Favoriten gegen Hinterlegung des Ausweises auch in einen Übungsraum zum Testen mitnehmen und mit den meisten Anbietern danach einen Kauf mit Rückgaberecht von ca. 5 Werktagen vereinbaren für eine Vorlage beim Professor/Lehrer.
=> Ich war dazu gerade auf dem Flötenfestival in Freiburg.
Flutissimo, Bertram und Adams wären eine Alternative mit etwas geringerer Auswahl. Dafür kannst du die Flöten mit mehr Ruhe testen. Beratung bekommst du im Geschäft, aber auch auf einem Festival.

Teste die Flöten dabei gegen dein aktuelles Hauptinstrument und mach Aufnahmen. Ich war überrascht, wie schrill eine meiner Favoritenflöten auf der Aufnahme klang! Die habe ich gleich aussortiert.

Jein. Ich mag die Festivals und auch die Ausstellungen einzelner Hersteller, um einen Überblick über den aktuellen Markt, Neuerungen (die "Standardmodelle" der gängigen Marken hat man mit der Zeit eh irgendwann alle mal angespielt) und eine ungefähre Richtung, wohin es für mich gehen soll, zu bekommen. Da ist es aber meistens nicht möglich, verschiedene Hersteller direkt gegeneinander anzuspielen und die Zeit ist begrenzt. Ich würde dort zB nie eine finale Kaufentscheidung treffen wollen. Wir bevorzugen Bertram oder Adams. Auch dort gibt es einen Mechaniker vor Ort, der noch Feinjustierungen machen kann und ggf. sogar am Kopfstück noch etwas ändert (bei einem Kopf haben wir zB einmal die Anblaskante nachschleifen lassen).


3) HAUPTTEST DAHEIM
Kauf nur gegen Test zu Hause.
Damit kannst du in der gewohnten Umgebung spielen und deinen Freunden und vor allem deinen Lehrern vorspielen. Daheim hast du auch noch mehr Ruhe und eine innere Entspannung.

Das finde ich für mich nicht nötig. Wir hatten noch nie den Fall, dass jemand seinen Kauf bereut hat. Wir haben aber auch wirklich immer so lange gesucht, bis es "DAS Match" war und wir DIE Flöte gefunden haben. Dazu haben wir aber das Glück, dass unser Flötensatz sich bei so einem Kauf sehr unterstützt und Ensemblekollegen und die aktuelle Lehrerin/Dozentin dabei sind, so dass wir ganz viele Situationen einfach vor Ort auch schon abdecken und ausprobieren können. Dementsprechend lange dauern solche Kaufprozesse bei uns auch - da ist gleich mal ein halber Tag vorbeigezogen.

4) ENTSCHEIDUNG
Hat die Flöte einen Mehrwert für dich?
Ist die Flöte wandelbar genug?
Kann sie alles machen, was du möchtest?
Hat sie Wachstumspotential?
Ist der Gesamtmehrwert den Kaufpreis wert?



=> Nach 1,5 Jahren habe ich jetzt ein neues Instrument. Meine Freunde und meine Lehrerin sind begeistert. Während der Zeit konnte ich übrigens auch genug sparen. Jetzt kann ich ohne schlechtes Gewissen mein Traumflötchen spielen.
Wie kann es sein, dass die Vernunft, die diese Welt erhellen soll, besiegt wird vom Zauber der Musik?
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon Sheepy_Hollow » 08.11.2023, 14:40

Wie meist du das? Du sprachst von einem Bauchgefühl und nicht von einem definitiven Ausshluss.Dem habe ich ja unter Punkt mindset und im Absatz davor beigepflichtet. Vielleicht hast du das nicht genau gelesen.

Bist du Moderator? Dann kannst du meine Antwort gerne verschieben.
“Faux comme une flûte” est un proverbe musical dès longtemps établi. “Je connais quelque chose de plus faux qu’une flûte, disait Mozart. – C’est? – Deux flûtes.”
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon <Laura> » 10.11.2023, 12:25

Nein, ich bin kein Moderator und kann auch keine Beiträge verschieben. :wink: Ich hatte meinen Beitrag dann auch scheinbar eindeutiger aufgefasst, als du.


Und wie das Leben so spielt, habe ich genau an dem Tag, an dem ich einen Kauf für die nächsten Jahre kategorisch ausgeschlossen habe, spontan und zufällig eine Querflöte gekauft. :lol: Der Mensch denkt und Gott lenkt, oder das Schicksal lacht sich gerade irgendwo ins Fäustchen, auf jeden Fall kam just an diesem Abend meine Lehrerin auf mich zu, von der ich seit vielen, vielen Jahren bei Bedarf ihre Zweitflöte leihen darf (teilweise auch über mehrere Monate) und die ich heiß und innig liebe (die Flöte). Mit dieser Flöte habe ich Aufnahmsprüfungen gespielt und Wettbewerbe gewonnen und sehr davon profitiert. Immer wieder mal hatten wir gewitzelt, dass ich die entweder still und heimlich behalten oder erben werde, und als sie jetzt vorsichtig auf mich zukam, ob ich denn Interesse hätte...sie würde sie gerne verkaufen, aber eigentlich nur an mich...war das ganze für mich schon beschlossene Sache :D So bin ich also jetzt Besitzerin einer frisch generalüberholten Vollsilberflöte mit ziemlich genau der Ausstattung, die ich immer wollte, die ich noch dazu für den absoluten (lächerlichen) Freundschaftspreis bekommen habe. 8)


Welche Flöte dann mein Hauptinstrument wird, ob ich der Pearl eine Pause gönne, ganz auf die Vollsilber umsteige oder einfach immer wieder mal wechsle (oder Köpfe tausche oder was auch immer), wird sich zeigen. Die Pearl arbeitet nun nach der GÜ wieder deutlich angenehmer und flüssiger in der Mechanik, so dass das Spielen darauf ebenfalls wieder großen Spaß macht. Aber ich bin jetzt auf jeden Fall wieder für viele, viele Jahre versorgt mit guten Instrumenten und "angekommen" :D
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Re: Ausgeleierte Mechanik

Beitragvon tityre » 11.11.2023, 15:44

Das freut mich sehr für Dich. :D
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