Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler




Was sind die besten Flöten? Auf welchen spielt ihr? Auf welcher würdet ihr gerne mal spielen?

Moderator: Altetröte

Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Sheepy_Hollow » 16.07.2013, 03:20

Hallo zusammen,

heute möchte ich ein Thema ansprechen, dass man quasi mit Samthandschuhen anfassen muss:

Wer darf/sollte mit einer Querflöte aus Gold spielen bzw. sich damit spielend der "Öffentlichkeit" präsentieren?

Wie kam ich auf diese Frage, zu der ich mir reichlich Rückmeldung erhoffe:
Wie das so ist, schnappt man überall etwas darüber auf, wer welches Instrument spielen sollte und worauf es bei der Querflöte ankommt (Verarbeitung, Material, Marke, etc). Goldflöten sind sehr begehrt, weil sie gut sind (oder aus welchen Gründen auch immer). Mir wurde aber zugetragen, dass nur jene unter uns sich mit einer solchen Flöte der Öffentlichkeit präsentieren sollten, die das Querflötenspielen tadellos und konzertreif beherrschen.

Wie seht ihr das?

Mir persönlich, und das ist bitte nur meine eigene Meinung, erscheint diese Aussage wahr zu sein. Es ist bisweilen äußerst verstörend, wenn jemand mit einer solch teuren Flöte unschöne Dinge fabriziert. Erst gestern hatte ich Querflötenunterricht bei einem "neuen" Lehrer in München, der eine Goldflöte gespielt hat. Aufgrund der Biographie dieses Flötisten wollte ich unbedingt Unterricht bei ihm (2faches Studium). Leider wurde ich bitterlich enttäuscht: der Lehrer war kaum besser als ich (schlechter Ton, seltsamer Ansatz, etc) und das wirkt auf einer Goldflöte doppelt unkompetent.

Sollte man demnach nur auf einer Goldquerflöte spielen, wenn man einen gewissen Grad an Professionalität besitzt?

Andererseits bin ich als Amateur trotzdem recht flötenfanatisch und könnte mir gut vorstellen, mir irgendwann mal eine gebrauchte Goldflöte zu kaufen.

Ein tolles Thema zum Diskutieren, also ran an die Tasten...

LG,
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Altetröte » 16.07.2013, 08:06

Das Thema braucht man doch gar nicht kontrovers zu diskutieren: "Chacun à son goût" würde ich dazu sagen. Wenn jemand das nötige Kleingeld hat und den brennenden Wunsch verspürt, das in eine Goldflöte zu investieren, dann soll er es doch tun. Wenn man Bedenken hat oder befürchtet, sich lächerlich zu machen, dann nimmt man halt Weißgold, das kann niemand von einer Silberflöte unterscheiden und gut ist. Und wie Du schon richtig gesagt hast: Fähigkeit oder Unfähigkeit hängt nicht (ausschließlich) vom verwendeten Material ab.

Davon abgesehen gibt es ja z. B. auch von Powell die Aurumite Flöte, die nur innen goldbeschichtet ist, so das man es auch nicht sieht; trotzdem soll diese Flöte ein besseres Schwingungsverhalten haben und somit besser klingen. Von Miyazawa gibt es eine Gold-/Silberlegierung und von Altus eine komplett vergoldete Flöte, den Möglichkeiten sind also kaum Grenzen gesetzt.

Sei's drum, meine persönliche Meinung ist, dass das Material nicht ausschlaggebend ist, sondern in erster Linie der Spieler und in zweiter Linie die handwerkliche Qualität der Flöte.
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Rosewood » 16.07.2013, 09:41

Hallo zusammen
Vor eineinhalb Jahren habe ich mir eine 10k Goldflöte zugelegt. Wenn ich mein "Können" anhand der Flöte die ich somit spielen "dürfte" definiere, so müsste es vermutlich eine gehobene Schülerflöte sein. Aber ich sehe es so: Was für den einen der Ferrari ist, ist für mich meine Goldflöte. Ich geniesse es einfach dieses wertvolle Teil in meinen Händen halten zu dürfen und ihm schöne Klänge zu entlocken. Wie mancher stolzer Besitzer eines edlen Sportflitzers ist bei weitem nicht in der Lage, sein Auto komplett zu beherrschen? -Kaum einer-, oder? Aber er kann sich sowas leisten und hat damit Spass. So geht es mir. Ich liebe Gold als Material schlechthin . Was spricht also dahegen? Da ich aber sowieso nirgens auftrete und abgesehen vom Flötenuntericht nur für mich alleine spiele, brauche ich mir auch keine blöden Kommentare von Neider anzuhören.
Ich bin glücklich damit. Und vor lauter schwärmen habe ich jetzt gleich Lust bekommen Flöte zu spielen und das mache ich auch gleich... :mrgreen:

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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Nowa » 16.07.2013, 11:58

ICh denke, dass jeder spielen darf, was er möchte, und was ihn motiviert, weiterzumachen.
Ich hab auch dank glücklicher Fügung gleich von Beginn an eine sehr gute Flöte gehabt, die sicherlich für einen Anfänger "zu gut" war.
Aber ich habe sie geliebt, es hat mich motiviert und wir sind zusammengewachsen.

Ob sich jemand "lächerlich" macht liegt ja nun auch im Auge (oder am Ohr) des Zuhörers.
Darüber zu urteilen, wer was spielen "darf", finde ich fast ein bisschen herabwürdigend.

Was das Präsentieren in die Öffentlichkeit angeht, denke ich, muss jeder für sich seinen Rahmen finden.
Ein Schülerkonzert ist vielleicht schon ok, während ein Solokonzert noch zu viel wäre.
Ich finde es immer schade, wenn Musiker sich nicht trauen, sich zu präsentieren. -auch daran wächst man ja.

LG, Nowa
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon tityre » 16.07.2013, 12:45

Mir erschließt sich die ganze Frage nicht.
Sollen alle, die noch nicht so toll spielen, nur einfache Flöten spielen und müssen sich die besseren erst verdienen? Und wann ist man dann gut genug, für eine Goldflöte (abgesehen davon, dass es ja sowohl qualitativ, als auch preislich da Riesenunterschiede gibt) und muss ich sie wieder abgeben, wenn ich mal schlechter werde?

Ich habe mir immer die bestmöglichen Flöten gekauft, die ich mir halt leisten konnte und bin mit jeder besser geworden. Hätte ich Geld für eine entsprechende Goldflöte gehabt (und vorausgesetzt, es hätte mir eine gefallen), hätte ich mir die auch geleistet; ganz egal, ob ich "gut genug" dafür bin oder nicht. Was interessiert mich, was andere über meine Flöte und mich denken.
Es macht einfach viel mehr Spaß, auf guten Flöten zu spielen, als auf schlechten. Ich habe hier noch eine alte Schüler Pearl rumliegen und egal, wie ich mich anstrenge: auf der klingt alles Mist und niemand, der sie bis jetzt hier ausprobiert hat, hat jemals einen wirklich schönen Ton aus ihr heraus bekommen.

Hier herrscht ja häufig die Meinung vor, dass "gute" Flöten schwerer zu spielen und nur von sehr fortgeschrittenen Spielern zu handhaben seien. Ich habe eine völlig andere Erfahrung gemacht. Als ich meine Flöte das erste Mal angespielt habe, hatte ich das Gefühl, dass es viel einfacher wurde. Es war sofort "meine" Flöte, die eben optimal zu mir passt und die mir deswegen auch keine Steine in den Weg legt. Ich mag keine Flöte haben, bei der ich das Gefühl habe, gegen sie kämpfen zu müssen.

Und wenn es mal eine Goldflöte geben sollte, die noch besser zu mir passt, als meine jetzige Silberflöte, und ich gerade im Lotto gewonnen habe (ganz wichtiges Detail :mrgreen: ), werde ich mir die auch leisten und Freude daran haben. Ob andere dann vielleicht denken, dass ich ihrer nicht würdig bin, interessiert mich überhaupt nicht.

Für mich wäre einzig und alleine immer entscheidend, dass ich auf der Flöte besser spiele, als auf der alten. Ob das Modell dann aus Holz, Silber, Gold oder Plastik ist, wäre für mich an der Stelle völlig schnurz.
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Sheepy_Hollow » 16.07.2013, 13:39

Also geht es euch nicht so, wenn ihr jemanden seht, der eine Goldflöte zum Mund führt, ihr fasziniert und gebannt auf den (oder die) Flötisten schaut und euch schon mal standartmäßig viel von ihm erhofft?

Also ich wollte nicht grundsätzlich über das Material diskutieren. Klar, dass geldige Laien sich auch einen "Ferrari" leisten dürfen und sollten, wenn es ihr Wunsch ist (Davon abgesehen finde ich das pure Prahlerei, wer braucht so ein Auto??? Da kaufe ich mir lieber ein Haus). Wenn man dann seinen "Ferrari" aber der Öffentlichkeit präsentiert (genauer: damit Unterricht erteilt oder in einem Konzert eine relativ wichtige Rolle spielt, z. B. erste Flöte in einem Laienorchester oder einem Berufsorchester), dann sind die Erwartungen hoch und denen sollte man auch gerecht werden, oder nicht? Einen Ferrari kann man genauso wie ein normales Auto fahren. Geht das auch mit der Goldflöte? Niemand wird Ferrarifahrer nach ihrer Fahrleistung beurteilen (wie auch), aber Goldflötenspieler sind durchaus einigen Prüfungen unterzogen....

Natürlich wird in einem Schülerkonzert kaum jemand erwarten, dass ein Schüler mit Goldflöte wie ein Soloflötist des BR-Orchester klingt. AAAAAAber ^^,: wenn seine Leistungen schlechter waren als die der anderen Schüler, wird er dann nicht verächtlich angesehen, ODER: wenn seine Leistunge eindeutig besser waren als die der anderen Schüler, wird er dann nicht auf die Flöte reduziert ("der spielt halt auf ner Goldflöte, klar dass der sooooo viel besser ist als die anderen Schüler...")?
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon tityre » 16.07.2013, 15:18

Sheepy_Hollow hat geschrieben:Also geht es euch nicht so, wenn ihr jemanden seht, der eine Goldflöte zum Mund führt, ihr fasziniert und gebannt auf den (oder die) Flötisten schaut und euch schon mal standartmäßig viel von ihm erhofft?


Nein, mir persönlich geht es nicht so, aber ich räume ein, dass es Leute gibt, bei denen das anders ist. Tja, und was ist schon der Standard....

Nee, ich denke, das ist eine grundsätzliche Sache und vielleicht bin ich da auch anders, als andere Leute. Ich bin sehr streng mit mir selbst, aber wenn ich in ein Konzert gehe, bin ich seeehr großzügig. Ich will da einen schönen Abend haben und den würde ich mir versauen, wenn ich an den Leuten rum kritisiere. Ich nehme es, wie es kommt, genieße die Musik und über Dinge, die nicht so toll waren, sehe ich hinweg - ganz unabhängig davon, ob jemand ein gutes oder ein schlechtes Instrument hat.

Natürlich tut einem schon mal jemand leid, der auf einem schlechten Instrument spielen muss - aber ob der dann auf einem anderen besser wäre? Und auch umgekehrt - vielleicht würde jemand, der z.B. auf einer Godlflöte spielt, auf einer anderen Flöte genauso gut oder genauso schlecht spielen? Im Endeffekt sind das ja immer Spekulationen.

Ich mag einfach generell diese Zerreißerei nach einem Konzert nicht und tue das auch nicht. (Ich war einmal in einem Konzert mit der ganz wunderbaren Isabell Faust und hinterher wurde doch tatsächlich über ihre Bluse (!!) gelästert). Manchmal suchen die Leute halt auch regelrecht einen Grund und gehen schon mit einem bösen Blick in ein Konzert, aber das ist ja schon nicht mehr direkt unser Thema....
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Nowa » 17.07.2013, 08:09

Wenn man UNterricht gibt, oder in einem Berufsorchester spielt, dann erwarte ich gewisse Leistungen.
Aber nicht weil da eine Goldflöte ist. Wenn jmd Lehrer ist dann sollte er auch gut im Unterrichten sein.
Wobei er dafür nicht erst vorspielen muss! Mein Gesangslehrer war nach langer Krankheit nciht mehr in der Lage, seine Stimme so zu nutzen, wie zuvor. Die Karriere war zuende.
er hat aber weiter Unterricht gegeben und obwohl er manchmal Einschränkungen hatte, war er klasse! Er konnte alles rüberbringen und sein Herz steckte darin, seinen Schülern das zu vermitteln, was er nicht mehr so konnte.

Wer einen Ferrari fährt darf den auch fahren wie einen alten Corsa, ja.
Wenn er damit professionell Geld verdienen möchte, sollte er es um seinetwillen allerdings besser können.

Tityre, ich stimme Dir was Dein Erleben von Konzerten angeht, absolut zu!
Wenn ein Schüler schlechter ist, als die anderen, dann erfreue ich mich an dem, was er geleistet hat, nicht was er nicht konnte.

LG, Nowa
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Xylophon » 24.01.2014, 03:05

Jetzt wurde schon eine Weile hier nicht mehr diskutiert. Wollte aber trotzdem kurz was dazu schreiben.
Ich kann Sheepy Hollow verstehen. Ich hab auch schon mal über das Thema überlegt...
Was andere Flötisten angeht, ist mir das nicht so wichtig was die spielen - natürlich erwarte ich unterbewusst beim Anblick einer Goldflöte irgendwie einen Profi. Sollte es aber keiner sein, macht das ja auch nichts.
Für mich selber hab ich jedenfalls bemerkt, dass mich eine Goldflöte schon echt unter Druck setzen würde. Ich spiele in einem Laien- bwz. Liebhaberorchester und da hab ich pro Jahr 4-6 Auftritte. Letztes Jahr hatte ich eine 9K Muramatsu in der Hand und mal kurz hin und her überlegt ob ich die will - bin dann zu dem Entschluss gekommen dass mir meine jetzige Flöte doch besser gefällt (bin wohl nicht der Gold-Typ, ich spiele eine Muramatsu PTP dickwandig (also Silber mit Platin oben drauf - schaut aber aus wie Silber) und finde die klingt besser als die 9K). Aber allein die Vorstellung, dass ich mit der Goldflöte auf die Bühne rausgehe, hat mich gestresst!! Weil was, wenn ich dann meine kleinen Solo-Stellen nicht gescheit hinbekomme? Ich war sicher dass mich da dann jeder (!) belächeln würde! Motto: "kann nicht gescheit spielen und versucht das mit Gold zu kompensieren"... Selbst wenn das nicht so ist, reicht es ja, wenn es einem im Kopf rumgeht und vom Spielen ablenkt...
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Re: Gold-Flöten und ihre "fähigen" Spieler

Beitragvon Doringo » 26.01.2014, 11:14

den Kult um die Gold Flöten halte ich für etwas übertrieben ,
vor 30 Jahren hat man selten einen Flötisten im Orchester mit einer Gold Flöte gesehen ,
da wurde noch auf Silberflöten mit geschlossenen Klappen gespielt und die Musik
des Orchesters war deswegen nicht schlechter ,
James Galway sagt selber , " er kenne keinen der mit geschlossenen Augen unterscheiden kann
ob eine Rot - Gelb oder Weiss Gold Flöte spielt " den Ton macht immer noch der Mensch ,
auch halte er nichts davon mit seperaten Kopfstücken zu spielen ,
noch nie hätte er eine Flöte gespielt wo Kopfstück und Korpus von unterschiedlichen Firmen waren ,

und wenn man heute sieht geht der Trend ja eigentlich fast wieder etwas zur Holzflöte
bei den Berlinern Philharmonikern spielen ja jetzt manchmal schon 2 Holzflöten
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