gute/teure Flöte zwingend notwendig?




Was sind die besten Flöten? Auf welchen spielt ihr? Auf welcher würdet ihr gerne mal spielen?

Moderator: Altetröte

gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Aspi » 31.12.2012, 11:23

Ich freue mich immer sehr für jemanden, der seine Traumflöte gefunden hat und verfolge die Berichte mit großem Interesse.
Mir fehlt leider die Möglichkeit, irgendwo viele verschiedene Flöten anzuspielen und auch der entsprechende Geldbeutel, um dann eine zu kaufen. Ich werde also mein Leben lang bei meiner Yamaha 311 bleiben müssen und hoffe, die hält so lange durch.
Bei euren Berichten kommen mir dann öfter Gedanken, ob ich mit einer anderen Flöte vielleicht auch besser zurechtkommen würde.
Ich wüsste gerne eure Meinungen. Kann ein leidenschaftlicher Hobbyflötist auch mit einer Schülerflöte befriedigende Ergebnisse erreichen? Oder gelangt er auf jeden Fall an einen Punkt, wo es nicht weiter geht? Meine Klangvorstellungen sind schon recht hoch.
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von Anzeige » 31.12.2012, 11:23

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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Tanja » 31.12.2012, 12:13

Das ist eine sehr interessante Frage...

Ich glaube, dass z.B. ein Emmanuel Pahud auf meiner alten Billig-Thomannflöte schöner spielen kann als ich auf seiner goldenen Brannen Cooper. Insofern liegt der Hauptanteil des schönen Tons sicher beim Flötisten. Andererseits ist es ja auch immer die Frage, inwiefern ich meine eigenen Klangvorstellungen auf einer Flöte verwirklichen kann. Eine Profiflöte bietet einfach viel mehr Variationsmöglichkeiten. Bleiben wir mal bei Pahud und meiner Billigflöte: auch wenn er darauf sicher schöner spielen könnte als ich auf seiner, so wird auch er da nur eingeschränkte Möglichkeiten der Tongestaltung haben.

Deine Frage kam bestimmt durch meinen Thread zum Flötenkauf auf. Da hast du meine Erfahrungen beim Testen der Flöten ja gelesen. Die Azumi hat mich sehr eingeschränkt bei der Tongestaltung, während die Altus mir alles erlaubte. So gibt es also durchaus große Unterschiede bei den Flöten und ich glaube schon, dass man irgendwann an einen Punkt kommt, an dem sich eine höherwertige Flöte lohnt.
Ich habe hier schon häufig gelesen, dass es auch Flötisten gibt, die auf Schülerinstrumenten (z.B. Yamaha 311) studieren. Aber ich glaube, dass man es sich mit so einem Instrument irgendwann doch sehr schwer macht.
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Altetröte » 31.12.2012, 12:23

Du stellst aber schwierige Fragen :mrgreen:

Ich kann Dir die Geschichte von Marcel Moyse erzählen, der sein Leben lang auf einer Neusilberflöte gespielt hat und die unter den Flötisten ausgebrochene Materialschlacht abgelehnt hat. Ich finde, er hatte einen sehr schönen Ton!

Ich kann Dir auch die Geschichte von dem Schüler meines Lehrers erzählen, der seit fast 30 Jahren Flöte spielt und fingertechnisch all das kann, was ich mir wünsche; er spielt auf einer Muramatsu Vollsilberflöte mit Lafinkopf (der mit den goldenen Adlerflügeln), und was soll ich Dir sagen: sein Ton ist hauchig und dünn mit ganz viel Luft drauf und ich frage mich immer, wieso er mit diesem Equipment nicht "schöner" spielen kann.

Da ich ja auch auf der Suche nach einer neuen Flöte bin, bat ich ihn, einmal auf seinem Geschoss spielen zu dürfen. Ich hatte noch zwei Mädels dabei, die sich das anhörten, die beide meinten, dass ich aus der Muramatsu ganz schön etwas herausholen kann und dass der Ton mit dem des Besitzers nicht zu vergleichen ist. Klar liegt das Instrument supergut in der Hand und die Mechanik läuft wie Butter. Das ist rein haptisch schon ein großer Unterschied. Aber, ich wollte damit jetzt nicht angeben, sondern nur deutlich machen, dass es zwar ein tolles Spielgefühl ist mit so einem hochwertigen Instrument, und dass man in Vergleich dazu sofort merkt, wo die Schwächen der eigenen Flöte liegen, aber den Ton macht nicht die Flöte! Ich kann auf meiner Pearl mit Fremdkopf tonlich mehr erzielen, als dieser Schüler mit seiner Muramatsu, die wirklich ein tolles Instrument ist. Natürlich könnte ich da auf Dauer mehr herausholen und mit Klangfarben spielen, aber ich denke, ich bin trotzdem noch nicht am Ende dessen angelangt, was ich aus meiner Flöte holen kann. Es ist schwieriger, aber nicht unmöglich und der Hauptgrund für mich, eine neue Flöte zu wollen, ist erstens, dass ich einen H-Fuß haben möchte und zweitens ... Bequemlichkeit. Ich möchte es mir einfach leichter machen und ich denke, als "alte Tröte" darf man das.
Sicher kann ich das Geld für meine Traumflöte nicht aus dem Ärmel schütteln, deshalb habe ich die Anschaffung langfristig geplant und bin dabei, entsprechend "Kapital zu bilden". Das gibt mir aber auch Zeit genug, alles, was ich an Flöten unter die Finger bekomme, auszuprobieren und da mache ich ausgiebig Gebrauch von.


Edit.: Meine Pearl ist KEINE Schülerflöte :D
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Christina » 31.12.2012, 13:10

Wirklich zwingend notwendig ist das sicher nicht. Ich kenne eine viele (und auch gute) Hobbyflötisten, die ewig auf ihrer ersten Schülerflöte spielen und damit auch zufrieden sind.

Ich selber wäre damit auf lange Sicht vermutlich nicht mehr glücklich gewesen. Mit zunehmendem Können habe ich eben auch angefangen, mit meinem Klang zu experimentieren und auch immer mal andere Flöten angespielt (z.B. von befreundeten Flötisten, meinen Lehrern, ...). Dabei ist mir klar geworden, dass ich mit einer besseren Flöte auch meine eigenen Klangvorstellungen besser realisieren kann.

Meine erste Schülerflöte habe ich bis heute (eine Pearl 501). Ich kann darauf prinzipiell alles spielen und auch so, dass es nach "mir" klingt. Aber es macht keinen Spaß, weil ich mich für jede kleine Änderung der Klangfarbe richtig anstrengen muss und weil sie mir lange nicht so viele Möglichkeiten bietet, wie meine Altus.

Ich denke, es lohnt sich auf alle Fälle für jeden, auch einmal bessere und teurere Flöten anzuspielen, einfach um die Unterschiede zu spüren und um zu entdecken, was einem selber liegt. Das bedeutet ja nicht zwingend, dass man sich die Traumflöte dann auch sofort zulegen muss. Man kann ja mit dieser Vorstellung im Hinterkopf auf die Flöte hinsparen, nach gebrauchten Instrumenten suchen ... oder doch bei dem bleiben, was man hat.
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon La musicienne » 31.12.2012, 16:12

Ich denk auch, dass man im Hobbybereich viel aus einer Schülerflöte rausholen kann, hab auch ewig auf meiner ersten Schülerflöte gespielt. Ein Profiinstrument ist einfach bequemer, wie Alte Tröte geschrieben hat, man muss weniger Mühe oder Aufwand betreiben, um ein bestimmtes Klangergebnis zu bekommen. Für Profis, die oft wegen überfülltem Terminkalender nicht immer so viel Zeit zum Üben haben, geht das ja nicht anders als mit einem Instrument, das eine große Bandbreite an Möglichkeiten bietet, die für sie relativ leicht abzurufen sind.
Mir geht es auch so, dass ich zuschauen muss, wie sich KollegInnen Flöten von Brannen oder Goldflöten zulegen, wo ich nur von träumen kann :|
Dass jemand auf einem Schülerinstrument studiert kann ich mir allerdings weniger vorstellen, weil die Professoren sich dann in der Regel beschweren. Hab ich schon öfter so mitbekommen. Und mit den anderen Studenten mithalten zu können, die solche Bomben-Instrumente spielen, stelle ich mir auch mehr oder weniger unmöglich vor.
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Flutepage » 02.01.2013, 10:08

Klar kann man auf seiner Schülerflöte immer weiter spielen. Eine neue Flöte kann aber auch ein Impuls sein, mehr zu üben, neue Klangfarben zu probieren etc. Ich bin immer wieder an den Punkt gekommen, ein neues Instrument zu wollen und habe immer eine Entwicklung dadurch erfahren. Bei meiner jetzigen hat es auch sehr lang gedauert, bis ich das Gefühl hatte, die Flöte richtig im Griff zu haben. Ich glaube nicht, dass es zwingend immer "einfacher" ist, auf einer besseren Flöte zu spielen. Viele gute Flöten haben auch Ansprüche an den Spieler, man braucht mehr Musik, muss exakter spielen etc. Flöte und Spieler fordern sich gegenseitig. Ein reicherer Klang kann inspirierend wirken. Es gibt aber auch günstigere Lösungen wie neuen Kopf, die neue Stimmschraube von Hammig, La Freque und ähnliches. All das verbessert auch den Klang und kann für verhältnismässig wenig Geld viel bewirken. Ausprobieren würde ich in jedem Fall. Mein Favorit ist flutissimo in Sankt Augustin, dort bekommt man auch Termine am Wochenende und auch alles Zubehör. Ausprobieren und Beratung.... perfekt für die Suche.

Viele Grüße

Claudia
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Altetröte » 02.01.2013, 11:52

Flutepage hat geschrieben:...Ich glaube nicht, dass es zwingend immer "einfacher" ist, auf einer besseren Flöte zu spielen. Viele gute Flöten haben auch Ansprüche an den Spieler, man braucht mehr Musik, muss exakter spielen etc. Flöte und Spieler fordern sich gegenseitig. Ein reicherer Klang kann inspirierend wirken...


Genauso habe ich es gemeint. Nicht einfach im Sinne von leicht, sondern dass es "einfacher" ist, die Möglichkeiten der besseren Flöte auszuloten. Natürlich muss man sich aneinander gewöhnen und keine Flöte spielt von allein und die guten schon gleich gar nicht :mrgreen:
Es ist sehr schwer zu erklären und Vieles spielt sich ja auch in Dimensionen ab, die ein Außenstehender gar nicht wahrnimmt. Gefühlsmomente sind ein ganz bedeutender Faktor und das kann man einfach nicht erklären, man muss es wirklich fühlen. Mein alter Hammigkopf zum Beispiel verzeiht keine Ansatzfehler, daher habe ich den Vorteil, quasi gezwungenermaßen sehr sauber ansetzen zu müssen. Das widerum kommt mir beim Ausprobieren anderer Flöten sehr zugute. So kann ich mich auf Klangfarben, Dynamik etc. konzentrieren. Und auch das Gefühl, wie sich eine Flöte "anfühlt" wenn man sie spielt, ist für mich sehr wichtig.
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon La musicienne » 02.01.2013, 12:38

Flutepage hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass es zwingend immer "einfacher" ist, auf einer besseren Flöte zu spielen.
Ja das stimmt, meine aktuelle Flöte spricht z.B. schwerer an in der Tiefe als meine alte Schülerflöte und eine bessere Fingertechnik erfordert die aktuelle auch. Dafür ist der Ton trotzdem größer, voller und runder als bei der alten.
Bei den guten Flöten gibts nochmal einen Unterschied finde ich. Manche schießen wirklich fast von selbst los und manche erfordern viel Arbeit vom Spieler, um den gleichen Klang zu bekommen.
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Re: gute/teure Flöte zwingend notwendig?

Beitragvon Aspi » 02.01.2013, 17:36

Ich danke euch allen für eure Gedanken zu diesem Thema. Das kommt bei mir in regelmäßigen Abständen hoch. Klar ist, dass ich bei meiner Flöte bleiben muss, die Rente wird nicht mehr und eine Erbtante ist nicht in Sicht.
Tröstlich fand ich den Muramatsuspieler mit dem dünnen hauchigen Ton. Dann hole ich doch lieber aus einer nicht so hochwertigen Flöte das Beste raus, als auf einer guten schlecht zu spielen.
Ich werde also weiter versuchen, meine Flöte wie die von Rampal klingen zu lassen, auch wenn mir das aus unerklärlichen Gründen nicht so ganz gelingt ...
Muss ich mich eben anstrengen.
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