Muri, sie erwarten es nicht (können sie ja auch gar nicht), aber sie hätten es gern! Das hat mir meine Freundin erzählt; sie hatten einen Gastdirigenten, der die Zauberflöte gemacht hat und es gern gehabt hätte, wenn die Flötisten auf Holztraversi gespielt hätten, weil er das Ganze gern "historisch" zur Aufführung gebracht hätte. Er hatte vorgeschlagen, Instrumente zu leihen, aber selbst das hätte die Kassenlage der Stadt gesprengt
Außerdem war da ja immer noch das Problem mit den Streichern, die sich absolut quer gestellt haben. Es hat also ziemlichen Knatsch gegeben und irgendwann hat der Intendant ein Machtwort gesprochen, das Thema war vom Tisch und der Dirigent zutiefst beleidigt...(und das hörte man denn auch
)
Naja und die Entwicklung der modernen Flöte hat ja nicht nur Freunde gefunden. Ich habe zu Hause eine uralte Schwedtler-Kruspe Traversflöte (übrigens auch aus Holz!) im deutschen System. Leider ist sie arg überholungsbedürftig und da die Griffe auch ziemlich anders und zum Teil kompliziert sind, bin ich immer noch unschlüssig, ob ich das viele Geld in eine Überholung stecken soll oder nicht... Um zum Thema zurückzukommen: Maximilian Schwedtler war selbst ein ausgezeichneter Flötist und ein entschiedener Gegner der Böhmflöten und hat deshalb sein eigenes "Ding" gemacht, aber die Neuerungen von Theobald Böhm haben sich weltweit durchgesetzt, das gilt im übrigen genauso für den Klarinettenbau. Obwohl der Ursprung der Klarinette in Deutschland liegt (sie wurde von Johann Christoph Denner um 1700 erfunden, bzw. aus dem französischen Chalumeau weiterentwickelt), haben die späteren Klarinettenbauer das Böhmsystem übernommen (es wird auch das französische System genannt) und es wird weltweit Böhm gespielt außer in..... na wo wohl? In Deutschland und in Österreich spielt man nach wie vor deutsch, wobei die Österreicher sogar noch einen draufsetzen und den "Wiener Klang" für sich reklamieren, der einfach auf einem deutschen System mit einer anderen Bohrung beruht. So sind sie, die Österreicher
Und zum Schluß: die Barockorchester spielen, wenn sie authentisch musizieren, eine einklappige Barocktraversflöte, die mit unseren heutigen (auch den heutigen aus Holz) Flöten irgendwie so gar nichts zu tun hat. Naja, wers mag...
Ich glaube, dass der Trend, wenn es denn einen gibt, zur Holzquerflöte einfach eine Modeerscheinung ist, das geht auch wieder vorbei...