Was ist denn bitte der Kern im Flötenton?
Vielen Dank
Das ist eine gute Frage! Jeder, der schon länger Querflöte spielt, weiß, was Luvanir meint; es zu erklären ist nicht so einfach
Ich will es trotzdem versuchen: Was ist ein Ton? Der Ton besteht aus Schallwellen mit sinusförmigen Schwingungen. Die Tonhöhe hängt von der Tonfrequenz ab. Ein Ton mit einer großen Frequenz wird als hoch und ein Ton mit einer kleinen Frequenz als tief wahrgenommen. Bestimmte Töne bilden für unser menschliches Ohr einen harmonischen klingenden Ton, der in der Musik zu einer Tonleiter gehört.
Jedes einfache Schallereignis z. B. ein auf einem Musikinstrument gespielter Ton, kann mit Hilfe von drei Eigenschaften vollständig beschrieben werden. a) Tonhöhe (Frequenz) b) Lautstärke (Amplitude) c) Klangfarbe:
a) Die Frequenz gibt an, wie viele Schwingungen pro Zeiteinheit stattfinden. Um so größer die Anzahl der Schwingungen pro Zeiteinheit ist, desto höher ist der Ton. Festgelegte Frequenzen entsprechen den jeweiligen Ton der Tonleiter.
b) Die Amplitude einer Schallwelle gibt das Ausmaß an, in dem sich die Luftmoleküle infolge der Wellenausbreitung bewegen. Anders ausgedrückt: Die Amplitude entspricht der Stärke der periodischen Luftdruckschwankung. Je größer die Amplitude ist, desto stärker sind die Druckunterschiede am Trommelfell im Ohr, und desto lauter empfindet man den Ton. Die Einheit der Lautstärke ist das Dezibel A (dB (A)). Wenn sich die Schallstärke um 10 dB erhöht, empfindet man die doppelte Lautstärke. Zur Verdopplung der Lautstärke ist eine Verzehnfachung der Schallenergie erforderlich.
c) Erzeugt man den Kammerton a` (440 Hertz) mit einer Geige, mit einem Klavier und mit einer Stimmgabel, und zwar jeweils in gleicher Lautstärke, dann haben die drei Töne dieselbe Frequenz und die gleiche Amplitude. Sie unterscheiden sich aber in ihrer Klangfarbe deutlich voneinander. In diesem Beispiel wird der einfachste (reinste) Ton von der Stimmgabel abgegeben. Er besteht praktisch nur aus einer Schwingung mit der Frequenz 440 Hertz. Die Hauptkomponente des Tones a` einer Geige oder eines Klaviers hat, wie gesagt, die Frequenz 440 Hertz. Die Schwingung enthält außerdem Anteile mit höheren Frequenzen, darunter das Vielfache von 440 Hertz: u. a. 880 Hertz, 1320 Hertz und 1760 Hertz. Die relativen Intensitäten der Komponenten mit höheren Frequenzen, also die Intensitäten der Obertöne, bestimmen die Klangfarbe des jeweiligen Tones.
(In der Musik reicht eine Aneinanderreihung von Tönen nicht aus. Oft werden mehrere Töne gleichzeitig gespielt, was schon einen Klang charakterisiert. Auch in der Natur und Technik ist keine Reinheit von Tönen vorhanden. Oft vernimmt man Klänge und Geräusche. Das ist dann aber schon wieder der Unterschied zwischen Ton und Klang
)
Soviel zum Ton. Wenn Du aber auf der Querflöte einen möglichst reinen Ton spielen möchtest, wirst Du feststellen, dass dieser überhaupt nicht gut klingt. Denn dazu brauchst Du noch die sog. "Obertöne"!
Ein Oberton ist ein Ton, der mit einem Vielfachen der Frequenz eines Grundtons schwingt.
Ein harmonischer Oberton schwingt mit einem ganzzahligen Vielfachen der Frequenz eines Grundtons. Grundton und harmonische Obertöne zusammen nennt man auch harmonische Teiltöne, harmonische Partialtöne oder kurz Harmonische, vor allem in Verbindung mit Blechblasinstrumenten auch Naturtöne. Die Nummer des Obertons ist immer um eins kleiner als die Nummer des harmonischen Teiltons, bzw. des harmonischen Partialtons oder der Harmonischen. Häufig werden die harmonischen Obertöne ungenau einfach als Obertöne bezeichnet. In der musikalischen Praxis ist dies meistens unproblematisch, bei der physikalischen Betrachtung von Klängen führt dieses jedoch immer wieder zu Irritationen. Die Begriffe Oberton- oder Partialtonreihe beziehen sich in der Musik immer auf die harmonischen Ober- bzw. Partialtöne.
Und da kommen wir zu des Pudels bzw. des Tones Kern
Wenn Du den Ton auf der Flöte so anbläst, dass möglichst viele Obertöne harmonisch mitschwingen, dann hast Du den Kern des Tons getroffen! Wenn Du entsprechend fortgeschritten bist, wirst Du den Unterschied auch hören. Das dauert aber im Normalfall ziemlich lange und auch wenn Du es schneller hörst, bleibt es dennoch schwierig, immer wieder so sicher den Ton zu treffen, denn es können auch unharmonische Obertöne mitschwingen und dann ist der Ton nicht mehr "sauber" oder er ist zu hoch oder zu tief, dann stimmt die Harmonie in sich nicht mehr. Je weniger Obertöne mitschwingen, desto substanzloser wird der Ton. Das kannst Du am ehesten daran erkennen, dass der Ton dann nicht trägt. Das heißt, Du selbst und vielleicht die Leut in relativ geringer Entfernung können ihn noch gut hören, aber er wird mit zunehmendem Abstand immer dünner und leiser und ist im ungünstigsten Fall im hintersten Winkel eines Raumes kaum noch zu hören.
Vielleicht hat Dir Deine Lehrerin auch schon einmal gesagt, Du sollst versuchen, den Ton "in der Mitte" zu treffen. Damit meint sie nämlich genau das, wofür ich jetzt viel mehr Worte gebraucht habe: des Pudels ähh des Tones Kern!