Re: Unterschnittene Tonlöcher?
von doc » 17.06.2009, 10:52
Unterschneiden heißt, daß die harte Kante, welche die Lochbohrung mit der Rohrwand verbindet, angefast wird. So wie man bei Bohrungen sonst auch die Austrittslöcher "ansenkt" (manchmal auch richtig tief, für Senkkopfschrauben) um sie zu entgraten.
Bei herausgezogenen Kaminen wie bei Saxophonen oder Metallflöten ist das nicht nötig, denn die Kamine gehen durch den Ziehvorgang bedingt schon mehr oder weniger weich in das Rohr über. Bei gebohrten Kaminen ist das halt anders, und das gilt als nicht so optimal.
Nun sind in der Tat alle Sprungstellen (kleinräumige Änderungen des lokalen Wellenwiderstandes) in Wellenleitern eine Quelle für Reflexionen und - so stelle ich mir das vor - bei geschlossenen(!) Tonkaminen nicht so gut. Ich vermute, daß dadurch gewünschte Resonanz durch Auslöschungen minimal behindert wird, sprich: Die Ansprache des ("langgriffigen") Tons leidet etwas. Auf den gezielten Störstellen beruhen ja schließlich die Flageoletts.
Das Unterschneiden soll der vorbeilaufenden (Schnelle-) welle diese Reflexionsquelle etwas nehmen. Ideal ist auch das nicht, weil dadurch der Kamin akustisch (effektiv) minimal geweitet wird, und das ist nunmal auch nicht ideal. Holzblasinstrumente sind ein Sammelsurium an akustischen Kompromissen, nur halt auf hohem Niveau.
In Sachen Blasakustik bin ich zugegebenermaßen Laie, und insofern habe ich hoffentlich bei der Anwendung der Hochfrequenz-Elektrotechnik auf aksutische Probleme nicht allzuviel Unfug angerichtet.
-- Liebe Grüße aus der Stadt mit dem riesigen Bahnhofskappellschen.