Interpretation




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Beitragvon Altetröte » 13.07.2011, 07:58

Ich hätte da mal gern wieder ein Problem:

Wenn ich ein Stück technisch einigermaßen beherrsche, beginnt ja die eigentliche "Arbeit" daran. Nun ist mir aufgefallen, dass, wenn ich versuche, meine Vorstellungen umzusetzen,es nie so klingt, wie ich finde, dass es klingen soll, z.B. Akzente, sforzati oder fortepiano. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber es klingt einfach nicht "richtig". Kennt Ihr das auch? Wie geht Ihr an die Interpretation heran?
"Ihr wisset, dass ich die blasenden Instrumentalisten nicht leiden kann, denn sie blasen alle falsch"

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Re: Interpretation

Beitragvon Christina » 13.07.2011, 08:12

Tja, schwierig ... meistens probiere ich einfach aus. Wie klingt es, wenn ich hier oder da einen Akzent einbaue, lauter werde oder vielleicht doch eher leiser usw. Wenn ich dann eine Version gefunden habe, die mir für den Moment gefällt, trage ich mir das mit Bleistift in die Stimme ein (um es später dann meistens doch wieder zu ändern oder wenn es darauf ankommt ganz anders zu spielen ... :wink:).

Natürlich gibt es für bestimmte Stilepochen auch gewisse Konventionen, wie "man" diese oder jene Figur üblicherweise behandelt. Einen wie ich finde ganz guten Einstieg in die Thematik bietet das Buch "Interpretation - Grundregeln zur Melodiegestaltung" von Peter-Lukas Graf.

Das Wichtigste ist aber meiner Meinung nach, dass man sich überhaupt erstmal traut, irgendwas anderes mit dem Stück zu machen, als es einfach nur runter zu spielen. Mit meinen Schülern mache ich da oft folgende Übung: wir denken uns eine Geschichte zu einem Stück aus, die eine bestimmte Stimmung ausdrückt. Nach und nach verändere ich dann diese Geschichte, so dass zum Beispiel in mehreren Durchgängen aus einem fröhlichen Waldspaziergang eine eher unheimliche Angelegenheit wird. Der Schüler versucht das dann auf dem Instrument umzusetzen und mit dem entsprechenden Bild im Kopf klappt das meistens erstaunlich gut.
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Re: Interpretation

Beitragvon Altetröte » 13.07.2011, 08:31

Danke! Ich habe gerade das Buch geschossen (16,50 Euro statt 29,95 als Mängelexemplar, aber garantiert unbeschädigt). Bin mal gespannt, was er so sagt, der Peter...
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Re: Interpretation

Beitragvon tityre » 13.07.2011, 10:43

Das Buch habe ich auch, bin aber noch nicht so richtig dazu gekommen, es mal durchzuarbeiten und per Osmose funktioniert es leider nicht. :mrgreen:

Abgesehen davon finde ich es auch legitim, sich mal verschiedene CDs anzuhören. Oft ist es so, dass ich dann schon mal genau weiß, wie ich es NICHT machen will und umgekehrt aber bei dem einen dies gut finde und beim anderen das; peu á peu kristallisiert sich dann eine eigene Vorstellung heraus.
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Re: Interpretation

Beitragvon Altetröte » 13.07.2011, 10:52

Naja, das mache ich natürlich auch, und ich habe ja eine Vorstellung davon, wie ich es haben möchte, aber mein Problem ist, dass ich es einfach nicht so hinbekomme, wie ich es gern hätte und irgendwie nicht weiß, was ich falsch mache. Wahrscheinlich muß man vom Gefühl her eher übertreiben, damit man es hört, denn ich bilde mir ein, es selbst beim Spielen zu hören, aber wenn ich dann eine Aufnahme abhöre, ist da genau ... nix von zu merken, oder es klingt so, wie ich es nicht wollte :cry:

Ach menno, ist das alles kompliziert! Ich befürchte, dass da auch wieder mal mein Anspruch mit der Wirklichkeit kollidiert :evil:
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Re: Interpretation

Beitragvon tityre » 13.07.2011, 12:06

Unsere Dirigentin sagt auch "übertreiben, dann ist es hinterher richtig".
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Re: Interpretation

Beitragvon Altetröte » 13.07.2011, 12:17

Na, dann scheint meine Überlegung in die Richtung ja gar nicht so falsch gewesen zu sein. Ich werde es mal ausprobieren :D

Ich habe gerade zwei - technisch - leichtere Stückchen für die Kirche vor der Brust (allerdings mit Orgel; habe ich noch nie gemacht, das macht es wahrscheinlich wieder schwer :( - wegen meiner "Auftrittsangst"), da kann ich mich ja mal dran austoben. Es ist sowieso schon einiges an Dynamik drin, mal sehen, was man sonst noch so rausholen kann. Es sind zwei Stücke von Fauré, die Sicilienne op. 78 und die Berceuse op. 56 aus der Dolly Suite.
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Re: Interpretation

Beitragvon La musicienne » 15.07.2011, 11:03

Bei mir ist das mit der Interpretation immer eine Entwicklung. Je mehr Anregungen und Inspiration ich krieg, desto mehr verändert sich meine Vorstellung von einem bestimmten Stück. Auch wenn ich es mal einige Wochen nicht gespielt hab, entwickelt es sich selbst weiter im Kopf und klingt nachher viel besser, ohne es speziell geübt zu haben :) Irgendwann hab ich dann meine persönliche Vorstellung. Damit man die hört sag ich mir immer, ich muss bei jedem Ton wissen warum ich ihn so spiele wie ich ihn spiele. Dann ist es wirklich überzeugend und verständlich für den Zuhörer was und wie ich es ausdrücken will.
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Re: Interpretation

Beitragvon Altetröte » 16.07.2011, 11:10

Besteht dann nicht die Gefahr, dass man nur noch Töne spielt, anstatt Musik zu machen?
Ich denke schon eher in Phrasen und überlege mir, wie ich die Phrasen ausgestalten möchte. Natürlich ist dabei jeder Ton wichtig, aber ich finde den Zusammenhang wichtiger und denke daher nicht über jeden Ton nach. Im Moment hakt es sowieso wieder ein wenig :(

Gestern mußte ich mir von meinem Lehrer sagen lassen, ich solle doch nicht immer so weit unter meinen Möglichkeiten spielen :evil: Der hat gut reden! Immerhin weiß ich ja schon selber, wenn es sch***** klingt, aber oft brauche ich dann ziemlich lange, bis ich so weit bin, dass es gut klingt und dann ist die Stunde eben schon vorbei. Dass ich das nicht toll finde, ist wohl auch klar, aber immerhin weiß er ja, was ich kann, nur leider erinnert er mich auch immer daran, wenn es mal nicht so gut läuft.
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Re: Interpretation

Beitragvon La musicienne » 16.07.2011, 12:47

Altetröte hat geschrieben:Besteht dann nicht die Gefahr, dass man nur noch Töne spielt, anstatt Musik zu machen?
Nein, gar nicht. Ich mein ja auch nicht jeden einzelnen Ton an sich, sondern man muss bei jeder Phrase und jeder Kleinigkeit des Stücks wissen, warum man es genau so spielt wie man es spielt. Es darf keinen Abschnitt geben, wo man denkt "hmm zu welcher Phrase gehört der jetzt?" oder z.b. "ich weiß gar nicht ob das jetzt eine Steigerung sein soll oder nicht".
Weil wenn man die Struktur und den Aufbau verstanden hat, wird es musikalisch auch für den Zuhörer verständlich.
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Re: Interpretation

Beitragvon Altetröte » 17.07.2011, 11:18

Ah ok., da hast Du natürlich recht, das sehe ich genauso.

Mal sehen, ob ich es so hinbekommen, wie ich es gern hätte...

@tityre

klarer Fall von Jäger und Sammler, hihi, bin ich auch. Unser Haus platzt bald aus allen Nähten, weil wir so viele Bücher haben, und obwohl ich mir zwischenzeitlich einen e-bookreader angeschafft habe, kann ich trotzdem das "echte" Bücher kaufen nicht ganz sein lassen. Und das gilt auch für Noten und musikalische Fachliteratur...
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Re: Interpretation

Beitragvon Altetröte » 19.07.2011, 08:04

So, ich habe das Heft von Peter-Lukas Graf vor mir.

Jetzt würde ich mir tatsächlich wünschen, dass das mit der Osmose funktionierte :oops:

Herr Graf setzt ja jede Menge an musiktheoretischem Wissen und Harmonielehre voraus! Und Partiturlesen, obwohl ich jede Menge Literatur habe, wo es gar keine Partitur zu gibt, sondern nur Einzelstimmen. Naja, mal schauen, wie weit ich damit komme. Es sind ja bald Ferien :mrgreen:
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