Artikulation mit ausgetrocknetem Mund




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Artikulation mit ausgetrocknetem Mund

Beitragvon Pfiffi » 01.05.2017, 20:15

Hallo zusammen,

ich hatte am Samstag mal wieder einen kleineren Auftritt in der Kirche während einer Messfeier. Ich habe drei Stücke gespielt, die ich eigentlich auch sicher kann, aber ich habe immer wieder das altbekannte Problem, dass mir vor Aufregung nach den ersten paar Tönen (selbst, wenn die gut klingen!) der Mund komplett austrocknet (im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke wegbleibt) und die Zunge hart und unbeweglich wird. Beim vorletzten Auftritt hatte ich mich dadurch derart verwirren lassen, dass ich völlig aus dem Rhythmus geriet und auch falsche Töne gespielt habe. Diesmal war ich etwas besser drauf eingestellt, habe mich kaum verspielt, aber mit so einer steifen Zunge und Lippen kann man natürlich gerade in der 3. Oktave keinen schönen Ton mehr formen - das klang dann schon ein wenig blass und quietschig. Vorher, also noch während der Messe, habe ich Salbeitee getrunken und auch ein Kaugummi gekaut (man sieht mich ja auf der Orgelbühne nicht), aber es hat nicht wirklich geholfen.

Langfristig helfen da wahrscheinlich nur Auftritte, Auftritte, Auftritte, um das etwas besser in den Griff zu bekommen. Hat jemand von Euch denn eine Idee, wie man quasi während des Spiels wieder etwas Feuchtigkeit in den Mund bekommen kann? Ansonsten werden gerade längere Stücke dann natürlich eine Qual (nicht unbedingt für den Zuhörer, da wird über vieles hinweggehört, aber für den Spieler.....).

Danke vorab für Eure Tipps und
Viele Grüße aus DU
:)
Pfiffi
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Re: Artikulation mit ausgetrocknetem Mund

Beitragvon Sheepy_Hollow » 01.05.2017, 20:46

Hallo Piffi,

das hört sich nach Auftrittsangst an. Ich habe einen speziellen Ansatz, bei dem man den Schwerpunkt/die Konzentration von den Lippen und vom Mund weg in den Körper legt. Der Ansatz wird also durch die Atemführung (Zwerchfell, Lunge, Hals) geformt und dadurch klingt mein Ton auch bei Angst stabil und super (jede Lage). Man nimmt sich selbst den übertriebenen Fokus (der bei mir immer auf den Lippen lag). Ebenso hat es mir geholfen, wenn ich Probleme in der tiefen Lage hatte, mich weniger auf die tiefe Lage sondern auf die Mittellage zu konzentrieren. Manchmal muss man einfach einen Schritt beiseite treten und mehr Wert auf andere Dinge legen um das eigentliche Problem (das oft selbstgemacht ist) zu lösen.

Um den Speichelfluss zu aktivieren, kannst du neben Tee- und Kaugummi-Konsum auch einfach etwas mit den Backenzähnen auf die Zunge beißen. Damit löst du aber nicht das Problem, sondern das Symptom und du machst dich unnötig verrückt.

LG

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Re: Artikulation mit ausgetrocknetem Mund

Beitragvon Altepic » 01.05.2017, 21:32

Hallo Pfiffi,

jaaaaa..... Lampenfieber....

das gehört dazu! Ja, das hatte ich auch schon einmal. Bei mir ist es öfters mal so, daß ich mich vor allem bei langsamen Stücken "veratme"
d.h. ich will die Passage mit einem Atem durchspielen, hab dann zu viel Luft/bzw den Brustkorb dadurch zu stark angespannt und krieg sie nicht mehr raus..
dann entsteht zu viel Spannung und ich muss öfter atmen als ich möchte, um wieder einigermaßen den Bogen hin zu bekommen. Das verhackt mir dann das Stück .....

Da gibt's ja viele Techniken, um die Nervosität abzubauen. ... Andererseits gehört das dazu und es ist richtig - Auftritte, Auftritte, Auftritte....
Nur, wenn alle Flötisten ständig Auftritte haben, wann sollen dann die andren Instrumente mal solo spielen? :D

Will nur sagen... Dein Problem ist nicht ungewöhnlich/neu

Wenn es gut läuft, versuche ich bei einem Solostück mich nicht auf mein direktes Spielen zu konzentrieren (treffe ich die Töne/ist der Ton voll genug/die Bindung will ich besonders schön spielen) sondern auf den Klang im Saal. Wenn Du merkst, es wird gaaanz ruhig - dann hast Du Deine Zuhörer gepackt. .... und das ist das Schöne bei Auftritten.

Konzentrier Dich darauf - das ist dann einfach ein geiles Gefühl und dafür lohnt sich das Üben.

Ansonsten... Nimm Dich einfach mal in Deinem Überaum auf als ob Du vor 500 Zuhörern spielen würdest. .... Da kannst Du genauso nervös werden :D .

Auftritte, Auftritte, Auftritte :D

Viel Spaß und Erfolg beim nächsten Mal .... Die Nervosität ist auch noch nach hunderten Auftritten da, die Routine kann aber viel ausgleichen
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Re: Artikulation mit ausgetrocknetem Mund

Beitragvon Goldflöte » 01.05.2017, 22:55

Hallo Pfiffi,

an eine saftige Zitrone denken, oder aber auch eine schöne durchgeschnittene im Blickfeld hinlegen.
Ein uralter Trick, um den Bläsern das Spiel zu verderben. Ausprobieren schadet ja nicht.

LG
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Re: Artikulation mit ausgetrocknetem Mund

Beitragvon Pfiffi » 02.05.2017, 21:34

Hallo Ihr Lieben,

danke schon mal für Eure Tipps. Zuallererst: ja, es ist sicher Nervosität und Lampenfieber. Früher hatte ich das sogar schon beim gemeinsamen Proben mit dem Organisten (gerade, wenn das Zusammenspiel zu Beginn noch ungewohnt ist und man sich plötzlich ganz anders konzentrieren muss als beim Solo-Üben), aber das ist inzwischen passé. Daher rührt ja auch meine Hoffnung, dass es einfach mit regelmäßigen Auftritten vor (oder besser: hinter) Publikum (denn ich spiele ja von der Orgelbühne aus) besser wird.

@sheepy: verstehe ich Dich richtig, dass Du einfach versuchst, Deine Konzentration während des Spiels auf andere Körperregionen zu lenken, die weniger "empfindlich" sind, für das Spiel aber auch wichtig? Dass Du sozusagen das Volumen der Lunge spürst und deinen Hals ganz weit und locker machst? Ich werde das zumindest mal versuchen. Nur das mit dem Beißen auf die Zunge während des Spiels stelle ich mir akrobatisch vor.......

@Altepic: danke für Deine Unterstützung. Als ich am Samstag das letzte Stück gespielt hatte, haben tatsächlich einige applaudiert und warteten auf mich vor der Kirche. Bei den Rückmeldungen kann man dann schon mal ein Stückchen wachsen, weniger aus Stolz, mehr aus tiefer Freude heraus. Denn den Leuten eine Freude bereitet zu haben, ist selbst Freude. Dafür lerne ich das ja. Und eigentlich müsste ich wissen, dass ich es kann (naja, zumindest die Stücke, die ich spiele, sooo fortgeschritten bin ich ja noch nicht). Netterweise merkt jetzt auch der Organist, dass er damit ein bisschen Abwechslung in die Kirchenmusik bekommt und meinte, wir sollten das einmal pro Monat anstreben. Ich glaube schon, dass ich mich da glücklich schätzen kann, solche Gelegenheiten angeboten zu bekommen. Also: Auftritte, Auftritte, Auftritte :wink:

@Goldflöte: Du meinst, mir läuft quasi das Wasser im Munde zusammen, richtig. Vielleicht hilft wirklich schon allein der Gedanke......ich muss es mal probieren.

Also nochmal vielen Dank Euch allen, ich werde zu gegebener Zeit berichten, was mir am besten geholfen hat.
Viele Grüße aus DU
:)
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Re: Artikulation mit ausgetrocknetem Mund

Beitragvon Sheepy_Hollow » 03.05.2017, 15:45

Pfiffi hat geschrieben:@sheepy: verstehe ich Dich richtig, dass Du einfach versuchst, Deine Konzentration während des Spiels auf andere Körperregionen zu lenken, die weniger "empfindlich" sind, für das Spiel aber auch wichtig? Dass Du sozusagen das Volumen der Lunge spürst und deinen Hals ganz weit und locker machst? Ich werde das zumindest mal versuchen. Nur das mit dem Beißen auf die Zunge während des Spiels stelle ich mir akrobatisch vor.......


Hallo Pfiffi,

ja das mit der "Verlagerung" der Konzentration auf andere Körperregionen verstehst du genau richtig. Da wir ein Blasinstrument spielen, ist die Atemführung mitunter das wichtigste am ganzen Spiel. Das mit dem Spüren der Lunge und dem Hals kommt dem ganzen schon recht nahe. Du solltest einfach die Energie im Zwerchfell fühlen und dabei spüren, dass der Hals und die Nase weit offen aber sehr entspannt sind. Dann noch die Zunge extrem locker und leicht lassen und alles fließt quasi. Bei mir kommt der Impuls der Artikulation auch vom Zwerchfell und nicht von der Zunge...

Das mit dem Beißen auf die Zunge sollst du auch nicht während des Spielens sondern davor oder in einer ausreichenden Pause machen (mehrere Takte). Dabei sollst du dich auch nicht verletzen sondern nur ganz leicht mit den Zähnen draufdrücken... Und wie gesagt, das löst keine Probleme, nur Symptome.
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