Ein unmöglicher Härtefall




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Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Quereinsteiger » 01.09.2015, 12:08

Hallo,

ich habe momentan echt ein Problem, an dem ich mir die Zähne ausbeiße bzw. an dem ich mir die Finger und Gehirnwindungen verknote.

Ende September nehmen wir mit unserem Orchester am Landesorchesterwettbewerb in Duisburg Teil. Eines der Vortragsstücke bringt mich an den Rande des Wahnsinns. Neben vielen für mich sehr schwierigen Stellen hat es eine ganz besonders in sich:

Bild

Ursprünglich war der ganze Sermon eine Oktav tiefer und mit Ottava notiert. Um mir diese Schwierigkeit schon aus dem Weg zu räumen habe ich es oktaviert notiert. Das Tempo ist bei dieser Passage 144 bpm (in Vierteln). Gestern bei der Orchesterprobe hat der Dirigent diese Stelle Stimme für Stimme vorspielen lassen (Flöte 1, 2 Klarinette 1, 2 usw.) und gemeint es sei fast überall ein Totalausfall und er erwartet, dass das deutlich besser wird.

So...und nun stehe ich da wie der Ochs vom Berg und bekomme es einfach nicht hin. Wie geht ihr an solche Stellen heran? Hat jemand vielleicht einen ultimativen Tipp, sich solche Läufe in den Kopf zu prügeln? Unterricht habe ich erst wieder in zwei Wochen und bis dahin haben wir aber schon die Registerprobe der Flöten mit dem Dirigenten...

Verzweifelte Grüße

Marc
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Altetröte » 01.09.2015, 18:02

Hui das sieht ja echt fies aus...

Ich würde es wirklich in Zeitlupe üben, und vor allen Dingen den Unterschied zwischen Septolen und Sextolen herausarbeiten, damit der richtig klar wird, und dann langsam das Tempo steigern. Am besten von Anfang an mit Metronom üben und Du kannst Dir - wenn Du magst - zu den einzelnen Figuren Sätze ausdenken und je eine Silbe auf eine Note verteilen, das hilft, die Finger nicht davonaufen zu lassen...
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon tityre » 01.09.2015, 21:07

Oha, da kommt Freude auf.

Ich würde mir auf jeden Fall die Zusammenhänge klar machen; wo habe ich Wiederholungen, wo ist Chromatik etc.
Dann spiele ich für gewöhnlich mit den Sachen wild rum. Ich mache nicht immer alles davon und auch nicht unbedingt in einer festen Reihenfolge. Das ergibt sich meist aus dem Verlauf.

Z.B. (alles in moderatem Tempo)

- schwierige Einzelverbindungen isoliert üben

- die Gruppen von hinten aufbauen; immer wieder eine Note dazu nehmen, wie bei "ich packe meinen Koffer"

- Akzente verschieben, rhythmisiert spielen (z.B. Alles punktiert, alles als Triolen, Quartolen etc.)

- Säulentöne isolieren und dann nach und nach füllen

- ganz schwere Stellen auswendig üben

- einzelne Läufe vor- und rückwärts spielen, also rauf und runter

- 4er Ketten spielen und auf der 5. landen: Ich spiele 4 Noten, ruhe mich auf der 5. aus. Dann verschiebe ich das Ganze um eine Note nach rechts, wieder 4 spielen und auf der 5. landen. Geht natürlich auch mit größeren Gruppen, ich hab jetzt nicht ausprobiert, was hier am besten geht.

- jede Septole/Sextole für sich spielen und immer auf der Eins der nächsten Gruppe landen.

Wenn ich das Gefühl habe ich kenne die Läufe gut (das merke ich am besten, wenn ich nur mental
übe) gehe ich an die Geschwindigkeit. Da erarbeite ich mir Phrase für Phrase.
Beginnen tu ich meist so, dass ich die Stelle 6 mal in halbem Tempo spiele und dann das Tempo auf einen Schlag verdopple. Meist klappert es dann noch irgendwo, das hört man in der schnellen Version besser, da kann man dann noch mal nacharbeiten.
Wenn es dann schon besser klappt, immer abwechselnd: halbes Tempo, doppelt so schnell.

Viel Spaß, das ist echt nicht ohne.
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon E-Mechanik » 03.09.2015, 07:58

Also das Dingens mit Viertel = 144 :| Da möchte ich erst mal den Profi sehen, der das sauber spielen kann...
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon tityre » 03.09.2015, 10:11

Ich find's auch echt schwer, da bräuchte ich eine Weile nix anderes zu üben.
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Quereinsteiger » 03.09.2015, 11:03

Hallo,

auch die erfahrenen Spielerinnen in unserem Orchester bekommen es kaum hin. Ich übe es jetzt stückchenweise jeden Tag und kann inzwischen sehr langsam die ersten zwei Takte spielen. Aber mein Rhytmusgefühl kommt mit den Septolen nicht wirklich zurecht :? . Ich habe nun die entsprechende Stelle in Musescore 2 überführt und kann sie mir hier in verschiedenen Tempi mit Metronomschlägen vorspielen lassen. Das hat mir schon mal geholfen den Melodieverlauf und die Unterschiede zwischen Septolen und Sextolen herauszuhören.

Ich muss allerdings auch aufpassen, mich nicht zu sehr festzubeißen, denn schließlich hat das Stück weitere knifflige Stellen (wenn auch bei weitem nicht so heftig) die verinnerlicht werden sollen. Im Moment frage ich mich wirklich, ob ich den Schritt ins Orchester nicht vielleicht zu früh gemacht habe...

Gruß

Marc
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Quereinsteiger » 11.09.2015, 07:16

Hallo,

diese Woche war die Registerprobe, an der ich leider wegen eines Krankheitsfalls in der Familie nicht teilnehmen konnte. Hier wurde jedoch besprochen, dass a) die Oktavierung bis auf den letzten Takt aufgehoben wird (dafür muss die Piccolo umso lauter spielen) und b) die n-tolen aufgeteilt werden (wie es bei den Klarinetten auch bereits gemacht wurde). D.h. die ersten Flöten spielen auf 1 und 3 und die zweiten Flöten auf 2 und 4.

Das stimmt mich dann doch um einiges zuversichtlicher. Was mir jedoch beim üben des Stückes immer deutlicher vor Augen geführt wird ist, dass mir ich im Bereich "Geläufigkeit" einiges nachzuholen habe...

Gruß

Marc
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Aspi » 11.09.2015, 08:50

Das hört sich ja schon machbarer an. Viel Erfolg!

Kann man das Stück irgendwo hören, YouTube o.a.?
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Quereinsteiger » 11.09.2015, 09:27

Da ja inzwischen das Programmheft verfügbar ist und nächste Woche die öffentlichen Probe stattfindet, brauche ich wohl kein Geheimnis mehr um die Stücke machen. Das Stück, aus welchem die oben stehenden Noten stammen ist "Saga Candida" von Bert Appermont.
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon joy » 11.09.2015, 18:19

Quereinsteiger hat geschrieben:Das Stück, aus welchem die oben stehenden Noten stammen ist "Saga Candida" von Bert Appermont.

Ich habe mir das auf Youtube angehört. Respekt! Und viel Erfolg damit!
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon tityre » 11.09.2015, 22:14

Wow!
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Girasole » 18.09.2015, 21:18

:shock: OmG !

Dann viel Spaß bei dieser wahrlich sportlichen Übung.

jessas - ich krieg das vermutlich nicht mal mit dem Akkordeon sauber in 144/Viertelnote
hin.

Für das Vorspiel wünsche ich Euch viel Glück !
ciao, Steffi
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Quereinsteiger » 28.09.2015, 09:22

Hallo,

gestern war der Wettbewerb und ich habe die Noten des Stücks gestern Abend feierlich im Ordner verstaut. Hoffentlich muss ich diese so schnell nicht mehr hervorkramen!
Vergangene Woche bin ich das Stück mit meiner Flötenlehrerin durchgegangen und selbst sie war kaum im Stande, es flüssig und schnell zu spielen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich jetzt wieder Zeit für "normale" Sachen habe, die vom Schwierigkeitsgrad meinem (nicht)Können entsprechen.

Danke im Übrigen für eure aufmunternden Worte.

Gruß

Marc
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon Aspi » 28.09.2015, 12:18

Wie ist es denn gelaufen?
Das Stück an sich ist ja sehr schön, spielen möchte ich es aber nicht unbedingt.
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Re: Ein unmöglicher Härtefall

Beitragvon joy » 29.09.2015, 07:39

Sind bei solchen Wettbewerben bestimmte Stücke vorgeschrieben? Ich kenne mich damit überhaupt nicht aus. Ich frage mich nur, wieso ein Stück aufgeführt wird, mit dem viele Spieler eines Orchesters so große Probleme haben.
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