Geläufigkeit




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Geläufigkeit

Beitragvon Altetröte » 02.07.2014, 11:04

Ich möchte die Sommerpause dazu nutzen, etwas an meinem nicht oder nur rudimentär vorhandenen Tempo zu arbeiten und hätte gern ein bißchen Support von Euch.
Mein Problem ist, dass ich zwar an sich keine motorischen Probleme habe, aber auf der Flöte einfach nicht schnell spielen kann. 16el Läufe mit Tempo 80 (!) sind für mich schon grenzwertig. Das bedeutet, dass ich viele schöne Stücke nicht spielen kann, weil ich sie viel zu langsam spielen würde und das möchte ich gern ändern, und durch meine neue Flöte bin ich auch sehr motiviert. Ich weiß jetzt nur nicht, welches die richtige Herangehensweise ist: Langsam anfangen und steigern oder so schnell wie möglich, egal was kommt und das immer wieder? Ich weiß, dass Bewegungsabläufe ca. 1000 mal wiederholt werden müssen, um im Gehirn dauerhaft gespeichert und abrufbar zu sein, man sagt aber auch, dass man eine Stelle am Stück nur maximal 7 mal wiederholen soll, da der Rest vom Gehirn nicht mehr verarbeitet wird. An Literatur mangelt es mir nicht, aber ich möchte gern "schlau" und möglichst effektiv üben, gern auch "trocken", wenn Ihr also Ideen und Tipps habt, dann bitte, bitte her damit!
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Aspi » 02.07.2014, 16:48

Da bin ich an den Antworten sehr interessiert, weil das Tempo bei mir auch ein Thema ist. Die Finger könnten schneller, aber irgendwie verknotet sich im Gehirn etwas. Eigenartig ist, dass es besser (schneller) geht, wenn meine Lehrerin es mir vorspielt, ich also das zu erreichende Ergebnis höre und einfach nachspiele. Es hilft mir auch, zu dem Zielton hinzudenken. Also z.B. bei Tonleitern (5 oder 8 Töne) die Zwischentöne nicht bewusst zu spielen. Dann laufen die Finger besser.
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon tityre » 02.07.2014, 19:19

Finde ich persönlich sehr gefährlich, aber jede Jeck ist anders.

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass solche Stellen, die die Finger immer "von alleine", quasi automatisch spielen, irgendwann aus heiterem Himmel (z.B. Bei Nervosität) schief gehen, obwohl es 1000 mal geklappt hat.

Ich mache mir deswegen jeden Ton ganz bewusst und versuche mir genau einzuprägen, wie der Griff sich anfühlt. Zu diesem Zweck greife ich schwere Stellen auch mal mit umgekehrten Händen. Geht auf einem Stab oder ganz luxuriös auf der Linkshänderflöte.

Ob die Stelle auch wirklich im Kopf sitzt, merke ich daran, dass ich die Stimme auch mental beherrsche. Wenn das nicht geht, ist das immer ein Zeichen, dass es da Stellen gibt, an denen ich mich nur auf das Fingergedächtnis verlasse und das rächt sich garantiert. Wie gesagt - bei mir.
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Aspi » 02.07.2014, 20:24

Ich dachte da jetzt mehr an Tonleitern, um die Schnelligkeit der Finger zu trainieren. Stücke erarbeite ich mir auch ordentlich Ton für Ton.
Ich liebe zur Zeit Hypnosis von Ian Clarke sehr. Wenn ich da bei den schnellen Läufen beim Spielen jeden Ton einzeln denken wollte, würde man das Stück nicht mehr erkennen. Da ist mein Gehirn irgendwie zu langsam.
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Sheepy_Hollow » 03.07.2014, 00:30

Falls du Englisch kannst wäre dieses tutorial vielleicht interessant für dich:

http://www.youtube.com/watch?v=yWji5hNEPP0

Meine Geschwindigkeit hat sich dadurch gesteigert, dass ich Tonleitern, Arpeggien und Dreiklänge auswendig gelernt habe (für das bayerische Leistungsabzeichen in Bronze und Silber). Wenn du die Tonleitern so gut kannst, dass du sie (wie bei Leistungsprüfungen) auswendig und fehlerfrei spielen kannst, dann kannst du viele Stellen in Stücken quasi einfach "abrufen". Wenn du noch ehrgeiziger bist (als ich es je sein werde), dann kannst du auch noch 3er, 4er und 5er Sprünge in den jeweiligen Tonarten auswendig lernen. Der Trick ist einfach bereits einstudierte Muster im Notenbild zu erkennen und schnell abzurufen. Ergo musst du nicht schnell üben, sondern nur gut abspeichern...

Die Motivation dazu ist freilich schwierig, wenn man keinen wirklichen Anlass hat, für den man diesen Übungsaufwand in Kauf nimmt. Vielleicht gibt es bei dir auch soetwas wie ein Leistungsabzeichen. Oder du simulierst mit deinem Flötenlehrer eine "Tonleiterprüfung". Dabei nennt er dir eine zufällige Tonleiter und du spielst sie auswendig vor.

zu den Tonleitern: viele Profis empfehlen (anders als in vielen Lehrbüchern abgebildet) Tonleitern über den gesamten Tonumfang einzustudieren. Das hat den Vorteil, dass schwierige Lagen, die selten in Stücken abgefragt werden auch mittrainiert werden. Was helfen könnte ist Literatur von Moyse, wie z. B.:
http://www.amazon.com/Exercices-Journal ... B000QSFEMK

http://www.youtube.com/watch?v=pob8OTZUcvk

Good Luck ^^,
“Faux comme une flûte” est un proverbe musical dès longtemps établi. “Je connais quelque chose de plus faux qu’une flûte, disait Mozart. – C’est? – Deux flûtes.”
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon tityre » 03.07.2014, 05:24

Ehrlich gesagt habe ich noch gar nicht gehört, dass man Tonleitern NICHT über den gesamten Tonraum übt.
Ich dachte, das wäre der normale Weg.
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon minuetto » 03.07.2014, 07:35

Eine Möglichkeit, die Geläufigkeit zu verbessern besteht darin, mit punktierten Noten zu arbeiten (Du verlängerst dann immer mehr die Punktierte und verkürzt entsprechend die Kurze. Das kannst Du ja auch auf einem Bleistift oder so üben (ideal finde ich ein nicht allzu dünner Stift, beispielsweise die etwas dickeren Filzschreiber für die moderne Wandtafel, da kannst Du ja einen ausgetrockneten nehmen, mit dem gibts keine Tintenunfälle). Wichtig ist, dass dabei häufig gewechselt wird, d.h., mal ist die erste die Punktierte, dann die zweite etc. Diese Art von Üben ist eine Technik der Streicher, man kann sie aber auch gut bei der Flöte anwenden - finde ich wenigstens. Zuerst übst Du gebunden (wieviele Noten zusammen, das kannst Du ja selber entscheiden), nachher ungebunden, das ist dann aber viel schwieriger, denn da geht es ja nicht mehr "nur" um die Geläufigkeit der Finger. Wenn es Dich interessiert, so kann ich Dir gerne links geben, die das etwas mehr ausführen (allerdings sind die halt wie gesagt für Streicher, mit Beispielen aus der Streicherliteratur). Zudem verbessern auch Trillerübungen mit dem Metronom die Geläufigkeit. Persönlich steigere ich jeweils immer um vier, irgendwie hab ich Mühe in den Rhythmus zu kommen, wenn ich nur um eins oder drei das Tempo steigere. Wenn es dann sitzt, kontrolliere ich, ob es bei einer ungeraden Zahl (Tempo 81, 83 oder 85 ...) auch noch klappen würde.
Gruss. Minuetto
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Altetröte » 03.07.2014, 08:14

Vielen Dank schon einmal an Euch alle :)

Ich werde mir die einzelnen Tips mal zu Gemüte führen und schauen, womit ich am besten zurechtkomme. Ich denke, es wird eine arge Schinderei werden, aber ich bin zuversichtlich, dass in einem solchen Fall viel üben auch viel bringt. Es gibt inzwischen einige neue Studien, die mit dem alten Vorurteil "Was Hänschen nicht lernt..." aufräumen. Man kann auch in fortgeschrittenem Alter noch eine gewisse Flinkheit erlangen, man muss nur mehr dafür tun und vor allen Dingen lernen Erwachsene ganz anders (und machen sich damit oft selbst das Leben schwer :mrgreen: ) ) als Kinder, die Vieles ohne nachzudenken und eher nebenbei mitnehmen. Ich bin immer baff (und neidisch :oops: ), wenn ich meinen Sohn Läufe auf seiner Klarinette spielen höre: obwohl er relativ wenig übt, hat er doch verflixt schnelle Finger. Im Moment schafft er sich den Hummelflug drauf, damit er ein bißchen angeben kann :twisted:
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Xylophon » 05.07.2014, 22:50

Hallo Altetröte,

das mit den Tonleitern und Dreiklängen separat zu üben ist bestimmt eine gute Idee. Allerdings fehlt mir da auch meistens die Motivation dazu, und oft passt es dann doch nicht 100% zu den schnellen Stellen die ich können soll.

Wie Minuetto schon geschrieben hat, kann man durch rhythmische Variation die einzelnen Übergänge zwischen den Tönen beschleunigen. Ich kenne das vom Klavier, mein Lehrer hatte bei Frau Landes-Hindemith Unterricht und es gibt da so ein Heft, in dem die ganzen Variationen beschrieben sind (Maria Landes-Hindemith, Kompendium der Klaviertechnik). Für die Flöte finde ich allerdings diese Übungen sehr anstrengend...
also nur kleines Beispiel: Schnelle Stelle ist in 16tel. Du übst (in steigendem Tempo): punktiert, andersrum punktiert; 1 "lange" und 3 (Triole) schnelle, 3 schnelle und 1 lange; Achtel-Achtel-2xSechzehntel, Achtel-2xSechzehntel-Achtel, 2x Sechzehntel-Achtel-Achtel; 2 schnelle und 6 kurze, 6 schnelle und 2 lange. Wenn du bei der letzten Variation angekommen bist, hast du schon 6 schnelle hintereinander. Natürlich gibt es noch mehr Variationen...(hoffe ich konnte das beschreiben und du verstehst was ich meine?)

Tip von meiner Flötenlehrerin für schnelle Stellen: ganz bewusst greifen, ganz langsam üben (am besten mit Metronom damit man nicht zu schnell wird - auf jeden Fall so dass du mit deinem Kopf jeden Griff mitdenken kannst), Finger mit kurzen und kräftigen Bewegungen (mit innerer Spannung sozusagen) betätigen und zwar so dass sie in der Nähe der Klappen bleiben ("wie mit schlechtem Sekundenkleber angeklebt" sagt sie immer), auf runde und geschmeidige Bewegungen der Finger achten, und mit vollem und kräftigem Ton spielen. Auf keinen Fall die Finger "vor sich hinschießen lassen", das führt irgendwann zu Stolperern...

Mein Problem ist immer, dass ich die schnellen Sachen zu ungeduldig angehe und dann einzelne Töne immer "verhudelt" sind, gerne das fis in der 3. Oktave oder so was... für so etwas hilft bei mir nur noch das langsam üben.

Hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen!
viele Grüße
Xylophon
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Aspi » 06.07.2014, 11:18

Xylophon hat geschrieben:Tip von meiner Flötenlehrerin für schnelle Stellen: ganz bewusst greifen, ganz langsam üben (am besten mit Metronom damit man nicht zu schnell wird - auf jeden Fall so dass du mit deinem Kopf jeden Griff mitdenken kannst), Finger mit kurzen und kräftigen Bewegungen (mit innerer Spannung sozusagen) betätigen und zwar so dass sie in der Nähe der Klappen bleiben ("wie mit schlechtem Sekundenkleber angeklebt" sagt sie immer), auf runde und geschmeidige Bewegungen der Finger achten, und mit vollem und kräftigem Ton spielen. Auf keinen Fall die Finger "vor sich hinschießen lassen", das führt irgendwann zu Stolperern...


Ja, und dann? Zum Erarbeiten der Stellen ist das prima, mache ich auch so. Aber wenn ich sie dann schnell spielen will, komme ich mit dem bewussten Mitdenken der Griffe nicht nach. Da kann ich dann einfach bloß drauf vertrauen, dass ich es richtig erarbeitet habe und die Finger einfach laufen lassen. Vielleicht denke ich zu langsam.
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Re: Geläufigkeit

Beitragvon Xylophon » 06.07.2014, 13:19

Wenn man schneller spielt, sollte es dann schon automatisiert sein. Dann mitzudenken geht natürlich nicht. Das Mitdenken bezieht sich nur auf die Übungsphase, wo man wirklich total langsam spielt.
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