Problemtöne




Fragen u. o. Probleme mit eurer Technik? Hier wird euch geholfen!

Moderator: Muri

Problemtöne

Beitragvon Altetröte » 08.02.2011, 14:36

ihr Lieben, ich krieg' hier gleich die Krise :twisted:

Ich habe ein Stück zu spielen, was eigentlich technisch total easy ist und nur bis zum f3 geht.

Aber: das e3 ist sowas von zu hoch und ich krieg' diesen verd***ten Ton einfach nicht 'runter! Ich könnte die Wände hochgehen. Wenn ich nur mit Stimmgerät probiere, ist alles wunderbar und sobald dieses verf****te e3 im Kontext erklingen soll, ist es mindestens 20 ct zu hoch!

In meiner Tabelle zur Intonationskorrektur steht, ich soll die "Kieferzange" (hä?) mehr schließen, den Mundraum öffnen, den Unterkiefer und die Lippen nach vorn/unten bewegen, die Lippen wenig gespannt, Lippenspalt klein und weich und die Kinnmuskulatur anspannen (kräuseln)! Kann mir das vielleicht mal jemand übersetzen? Ich sage jetzt absichtlich nicht, welcher Flötist das geschrieben hat, es ist auf jeden Fall kein Unbekannter; er hatte eine Professur in Freiburg und an der Berliner Musikhochschule.
"Ihr wisset, dass ich die blasenden Instrumentalisten nicht leiden kann, denn sie blasen alle falsch"

Alessandro Scarlatti (zu Johann Joachim Quantz)

Pearl Silberflöte 765 RE Quantz - Mehnert Flöte
Benutzeravatar
Altetröte
 
Beiträge: 1281
Registriert: 18.06.2009, 12:48

von Anzeige » 08.02.2011, 14:36

Anzeige
 

Re: Problemtöne

Beitragvon Tanja » 08.02.2011, 15:40

Mal eine wahrscheinlich etwas blöde Frage: Einfaches Eindrehen der Flöte bringt gar nichts? Damit bekommt man Töne doch ein ganzes Stück weit runter...
Altus 1107 / Altflöte Jupiter 600
Benutzeravatar
Tanja
 
Beiträge: 356
Registriert: 29.04.2009, 19:51

Re: Problemtöne

Beitragvon Altetröte » 08.02.2011, 15:56

Nein, leider nicht. Der Ton ist an sich schon heikel, ich weiß irgendwie nicht, wie ich das erklären soll, aber er klingt einfach von Haus aus schon nicht so toll, ein bißchen fahl, leblos, und wenn man eindreht, wird das nur noch schlimmer. Außerdem *Oberlehrermodusein: Du sollst nie nicht die Flöte ein- oder ausdrehen, sondern durch minimale Ansatzveränderung die Intonation korrigieren, sprich durch leichtes Vorschieben oder Zurücknehmen des Unterkiefers und etwas mehr oder weniger Lippenspannung und -öffnung! Oberlehrermodusaus*

Bein Ein- und Ausdrehen finde ich auch problematisch, wie sich die Klangfarbe verändert, der Ton wird beim Eindrehen eher matt und beim Ausdrehen schrill (meine Empfindung). Ich habe leider schon ganz oft die Erfahrug machen müssen, dass es zwar immer wunderbar stimmt, wenn ich alles so mache, wie mein Lehrer sagt, also vor allen Dingen gut "stützen" (ich hasse diesen Begriff, er kommt dem, was er ausdrücken soll, noch nicht einmal ansatzweise nahe!) und die Intonation eben mit dem Ansatz ausgleichen, aber sobald es ins Tempo geht oder andere Parameter dazukommen, stimmt es nicht mehr so gut, wobei das bei mir aber eben nur das besagte e3 und fis3 betrifft, bei allen anderen Tönen habe ich das wohl schon ganz gut verinnerlicht. Ich habe aber festgestellt, dass es auch auf die Tonart ankommt, wie ein Ton klingt. Achtet mal darauf, wie unterschiedlich einzelne Töne in den jeweiligen Tonarten klingen, total spannend finde ich das! Das liegt daran, die die Flöten eigentlich gar nicht für die gleichtemperierte Stimmung gebaut worden sind und deshalb für unsere heutigen Verhältnisse so schlecht stimmen. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass man zu Bachs Zeiten mit ungefähr a=406 hz gestimmt hat? Heute liegt die Orchesterstimmung bei a=443 hz! Kein Wunder, dass sich manche Barockstücke etwas wunderlich anhören :D
"Ihr wisset, dass ich die blasenden Instrumentalisten nicht leiden kann, denn sie blasen alle falsch"

Alessandro Scarlatti (zu Johann Joachim Quantz)

Pearl Silberflöte 765 RE Quantz - Mehnert Flöte
Benutzeravatar
Altetröte
 
Beiträge: 1281
Registriert: 18.06.2009, 12:48

Re: Problemtöne

Beitragvon Christina » 09.02.2011, 08:57

Also, ich persönlich finde es extrem problematisch, bei der Intonation zu sehr über das "wie" nachzudenken. Klar muss man die entsprechenden Techniken grundsätzlich beherrschen und sollte sich auch bewußt gemacht haben, was ein Heben oder Senken des Kopfes, eine Veränderung der Lippen und Kieferposition, die Stütze und die ganzen anderen veränderbaren Parameter bewirken können. Wenn ich die Intonation innerhalb eines Stückes ausgleichen muss, überlege ich mir aber eigentlich nur noch, "wo will ich hin?" und nicht mehr "wie mache ich das?".

Dass du den Ton grundsätzlich in der richtigen Stimmung anspielen kannst, zeigen deine Versuche mit dem Stimmgerät. Ich würde jetzt zunächst das kritische Intervall, das zu dem Problemton hinführt, losgelöst von dem Musikstück mit Stimmgerät üben. Erst wenn das klappt und ein genaues Gefühl dafür vorhanden ist, wie sich der Ton in genau diesem Zusammenhang anfühlt, würde ich langsam versuchen, ihne wieder in das Stück einzubauen. Zum Beispiel kann man da erstmal eine (gedachte) Fermate auf den Start- und Zielton setzen und beide mit dem Stimmgerät überprüfen. Dabei sollte die Zeit, die man die Töne jeweils aushält, immer kürzer werden, bis man irgendwann auch im richtigen Tempo "trifft".

Eine (vielleicht etwas zweifelhafte) Methode, die ich von einem früheren Lehrer in solchen Fällen in Erinnerung habe: er ließ mich die Stelle mehrfach mit einem falschen, bewußt zu tiefen Ton (also z.B. es anstatt e) spielen, bis ich die verkehrte Version gut im Ohr hatte. Danach wieder mit dem richtigen Griff und die dann eigentlich zu tiefe Vorstellung, wie der Ton klingen sollte, führte oft zur gewünschten Korrektur in die richtige Richtung.

Zum Ein- und Ausdrehen: das ist eine sehr unpräziese Methode zum Intonationsausgleich. Bei Anfängern setze ich sie zwar ein, weil es vergleichsweise einfach klappt und man anfangs oft froh ist, wenn überhaupt bemerkt wird, dass die Intonation nicht stimmt und in welche Richtung korrigiert werden muss. Aber sobald der Schüler über die nötigen technischen Voraussetzungen für andere Korrekturmaßnahmen verfügt, wird das Drehen zunehmend davon abgelöst. Über Ansatz und Stütze erreicht man viel feinere und genauere Veränderungen ohne dabei die Klangfarbe so negativ zu beeinflussen.
Benutzeravatar
Christina
 
Beiträge: 1797
Registriert: 01.04.2007, 14:09

Re: Problemtöne

Beitragvon Altetröte » 09.02.2011, 10:12

Danke Christina! Es ist immer wieder gut, wenn jemand einem mal einen anderen Weg zeigt, der auch nach Rom führt. :D

Leider neige ich dazu, mich in solchen Details festzubeißen und dann das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Ich werde heute abend Deine Tipps sofort ausprobieren. Die Idee, einfach ein es zu spielen, hatte ich zwar auch schon, aber das klang so falsch, dass ich mich daran einfach nicht gewöhnen konnte. Aber unter einem neuen Aspekt, dass es falsch klingen muß, damit es richtig klingen kann, sieht das ja schon wieder ganz anders aus. Ich bin gespannt und werde berichten...
"Ihr wisset, dass ich die blasenden Instrumentalisten nicht leiden kann, denn sie blasen alle falsch"

Alessandro Scarlatti (zu Johann Joachim Quantz)

Pearl Silberflöte 765 RE Quantz - Mehnert Flöte
Benutzeravatar
Altetröte
 
Beiträge: 1281
Registriert: 18.06.2009, 12:48


Zurück zu Spieltechnik

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron