Schweißhände




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Moderator: Muri

Schweißhände

Beitragvon Pfiffi » 03.04.2023, 21:59

Hallo zusammen,
ich hoffe, Ihr seid alle gut durch die Krisen der letzten Jahre gekommen!

Nach fast 2,5 Jahren Pause hier im Forum muss ich jetzt aber doch mal wieder eine Frage stellen:
mir passiert es in letzter Zeit immer öfter, dass ich während des Spielens bei kleinen "Konzerten" während des Gottesdienstes wirklich schwitzige und rutschige Hände bekomme - das sind wohl eher die Nerven als die aktuellen Temperaturen. Interssanterweise passiert das auch, wenn es eigentlich ganz gut läuft, aber mir geht es hier gar nicht um die Ursachenforschung, sondern um die Bekämpfung der Folgen. Das ist nämlich so schlimm, dass ich das Gefühl bekomme, keine Kontrolle mehr über die Haltung der Flöte zu haben und sie gleich förmlich aus den Händen fallen lassen zu müssen. Und diese Angst sorgt dann immer wieder für eine kleine Panik, die alles nur noch schlimmer macht. Und: wenn man mehr darüber nachdenkt, wie man die Flöte gehalten bekommt, spielt man natürlich ganz schnell falsch, weil man sich nicht mehr zu 100% auf die Musik konzentriert.

Kennt Ihr das Problem und habt Ihr eine Idee, was bei schwitzigen Händen auf rutschigem Metall hilft? Die Hände in Talkum baden? Wird sicher nicht gut für die Polster (bei Ringklappen) sein. Fingerkuppen mit "rutschfestem" Material bekleben?

Ich bin schon gespannt auf Eure Ideen und Erfahrungen!
Viele Grüße aus DU
:)
Pfiffi
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Re: Schweißhände

Beitragvon Thore123 » 03.04.2023, 23:53

Hallo Pfiffi,
Schön, dass du den Weg wieder ins Forum gefunden hast :mrgreen:
Was Schweißhände angeht, das Problem kenne ich sehr gut, aber ich muss leider sagen, eine Lösung habe ich dafür nicht. Außer vor dem Auftritt die Hände nochmal zu waschen und eventuell ein Tuch zum zwischendurch abwischen mit auf die Bühne zu nehmen. Im Orchester habe ich immer das Poliertuch mit, auch um zwischendurch das Mundstück meiner Flöte abzuwischen.
Ansonsten habe ich festgestellt, dass der Fingerport, den ich für meine linke Hand benutze, tatsächlich auch gegen das Rutschen hilft. Würde das vielleicht Abhilfe für dich schaffen?

Gruß,
Thore
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Re: Schweißhände

Beitragvon Sheepy_Hollow » 04.04.2023, 08:52

Ich wische meine recht schwitzigen Hände immer wieder an der Hose ab. Was soll ich sonst im Ernstfall machen...

Man kann aber an dahinterliegenden Stress arbeiten z. B. mit Alexandertechnik und Übungen gegen Auftrittsangst. Da gibt es tolle Kurse z. B.

https://g.co/kgs/f4mNrq
“Faux comme une flûte” est un proverbe musical dès longtemps établi. “Je connais quelque chose de plus faux qu’une flûte, disait Mozart. – C’est? – Deux flûtes.”
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Re: Schweißhände

Beitragvon tityre » 04.04.2023, 16:25

Ich hab das nicht, deswegen kann ich konkret dazu nichts empfehlen, was mir aber definitiv gegen die Nervosität hilft, ist: Augen schließen und seeeehr lange, ruhig ausatmen. Ich meine, mal gelesen zu haben, dass das nachweislich den Blutdruck bzw. den Puls senkt. (Falls es nicht so ist, sagt es mir bitte nicht. :mrgreen: Ich will mir den Glauben daran erhalten.)

Eventuell könnte auch eine abgespeckte Muskelentspannung nach Jacobson helfen. Du kannst Dich vor dem Konzert ja nicht hinlegen und das komplette Programm fahren, aber mal gezielt super feste Fäuste machen und loslassen, Gesicht anspannen und loslassen, Schultern hochziehen und loslassen etc. - das müsste ja möglich sein.

Beide Methoden haben den Vorteil, dass man sie ohne Training sofort anwenden kann.
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Re: Schweißhände

Beitragvon Pfiffi » 04.04.2023, 22:12

Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für Eure Antworten und Hinweise.

Das mit dem Fingerport werde ich tatsächlich mal ausprobieren, denn eine nasse Hand rutscht auf Metall deutlich mehr als auf rutschfestem Gummi - da kann ich mir schon vorstellen, dass das etwas Sicherheit gibt ("die Flöte kann ja gar nicht wegrutschen") und damit auch den Panik-Kreislauf durchbricht. Ich werde über meine Erfahrungen berichten.

Zur Stressbekämpfung: PMR mache ich in einer "Turbo-Kurzversion" fast täglich, denn sie hilft mir auch, Dauer-Kopfschmerzen etwas im Griff zu halten. Das tiefe Einatmen und langsame Ausatmen über einen ganz schmalen Mundspalt hatte mir einer meiner Lehrerinnen auch empfohlen, wende ich immer wieder an, und doch kommt es während des Spiels immer wieder zu nassen Händen oder trockenem Mund - und eben auch, wenn es gut läuft. Mein Problem ist wohl, dass ich meine Gedanken während des Spiels nicht ausschalten kann. So nach dem Motto: bis hier ist es gut gegangen, aber du hast die zweite Hälfte noch vor dir! Oder: gleich kommt die schwierige Stelle! Das sind dann oft auch Kleinigkeiten, die mich komplett rausbringen können, auch wenn ich noch so ruhig angefangen habe.

Aber vielleicht gelingt es ja, über die Bekämpfung der Symptome (z.B. rutschige Flöte mit Fingerport stabilisieren) mehr Sicherheit zu bekommen und damit auch die Ursachen nach und nach zu verringern. Ich bin gespannt!
Viele Grüße aus DU
:)
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Re: Schweißhände

Beitragvon Altepic » 04.04.2023, 23:32

Hallo Pfiffi,

Ja... ich kann das Problem nachvollziehen - habe ich nicht selber!

.. Das Problem der permanenten Konzentration! Mir schweifen auch manchmal die Gedanken weg und dann spiele ich in "EINFACHEN Stücken Fehler...

Ich möchte aus meiner Aufführungserfarung berichten.
Sollte eigentlich mal ein Seminar zur Aufführungspraxis machen!

- ja meine Gedanken schwirren auch beim Vorspielen.
-bei 70 % meiner Vorspiele spiele ich auch Fehler! Die meisten Zuhörer bemerken die nicht. Solange es nicht ein KLOPS ist.

- dafür sind wir Amateure!
-Nach 3 Monaten Musikkorps bei der Bundeswehr ( mit ca. 3-5 Std. täglich spielen/üben) habe ich kaum noch Fehler gespielt.
Das ist auch eine Frage der Routine!

Heute nach fast 40 Jahren habe ich diese Routine natürlich nicht mehr!!!!

Also spiele ich Fehler! Ich bin Amateur und darf das!
Auch Profis spielen häufig Fehler!
Es ist die Frage - wie gehe ich mit dem heutigen Drang zur Perfektion um?

Jeder Musiker will seinen Auftritt perfekt gestalten.
Die Kunst ist es auch, Fehler zu Bestehen und darüber hinweg zu spielen. Dann wird der Auftritt Perfekt.
Natürlich gibt es div. Methoden Auftrittsnervosität zu dämpfen etc.
Tityre hat da ein paar einfache Möglichkeiten genannt..

Meine Empfehlung: nimm Dich selber öfters auf - das ist fast wie ein Auftritt - und gibt mehr Routine...

.. und wenn die Finger nass werden findest Du immer noch Möglichkeiten das auszugleichen

Bleib dran!

Gefühlt ist es schlimm, aber Der Zuhörer merkt das meistens nicht - also ...... entspannen!

Da sitzen ja keine 100 Flötisten im Publikum,die jeden Ton von dem Stück kennen! .. und dann sagen Pahud hat das aber besser gespielt :roll: :roll:

LG Altepic
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Re: Schweißhände

Beitragvon tityre » 05.04.2023, 14:45

Also das mit dem Aufnehmen kann ich auch empfehlen. Ich hab Ende vorletzten Jahres angefangen und zwar inclusive posten auf Facebook; war so eine Art Wette mit mir selber. Das hat mich ungeheuer viel weitergebracht. Und ich habe gelernt und akzeptiert, dass ich eher eine langsame Lernerin bin und unglaublich viele Wiederholungen brauche, bis ich mich sicher fühle.
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Re: Schweißhände

Beitragvon Pfiffi » 05.04.2023, 19:51

Hallo Ihr Lieben,

das mit dem Aufnehmen werde ich dann auch mal Ausprobieren. Ich kann mir in der Tat vorstellen, dass das die "Stresssituation Auftritt" gut simuliert. Meine erste Querflötenlehrerin hat mich kur vor einem Auftritt immer "vorspielen" lassen - inkl. "Auftreten durch die Tür auf die Bühne" etc. Da war man schon nervös :wink:

Was Altepic schreibt, gefällt mir sehr, denn es hat mit Entspannung zu tun, und da sollte ich eigentlich aus gesundheitlichen Gründen in den letzten Jahren einiges gelernt haben. Allein: leichter gesagt als getan. Ich habe auch mal ein Buch über Lampenfieber gelesen. Da stand sinngemäß: erstens sind Sie im Moment des Auftritts wahrscheinlich der beste verfügbare Flötist, und selbst wenn Sie sich mal verspielen, wird davon jemand krank oder fällt tot aus der Bank? Meine Frau hatte auch mal bei einem Auftritt eine Handyaufnahme gemacht - während des Spielens wäre ich am liebsten von der Orgelbühne gekippt, denn ich hatte mich bei einem Lauf ordentlich verhaspelt. Und dann hört man sich die Aufnahme an und stellt fest: selbst mit dem Wissen um den Verspieler hört man das fast gar nicht. Warum also nicht locker bleiben?

Ich denke, das ist immer auch ein bisschen der eigene Anspruch: vom Üben zuhause weiß man, wie es klingen soll und kann, und dann kommt es beim Auftritt eben nur zu 95% an, und darüber ärgert man sich. Deswegen hat Altepic recht: wir sind Amateure, wir dürfen uns auch mal "verhauen" - die Kunst ist es dann, Ruhe zu bewahren und die Fehler überspielen zu lernen. Vielleicht lerne ich das ja mit Unterstützung durch die Aufnahmen.......

Jetzt wünsche ich Euch allen aber erstmal Frohe und Gesegnete Ostern!
Viele Grüße aus DU
:)
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