Tempo




Fragen u. o. Probleme mit eurer Technik? Hier wird euch geholfen!

Moderator: Muri

Tempo

Beitragvon Altetröte » 08.05.2012, 09:01

Ich möchte mal wieder etwas von Euch wissen:

Wie bringt Ihr Eure Stücke ins Tempo? Und wie übt Ihr die schwierigen Stellen im schnellen Metrum?
Ich habe jetzt irgendwo gelesen, dass jemand aus den schnellen Problemstellen das Tempo herausnimmt und dann wieder aufnimmt, so dass der Zuhörer im schlimmsten Fall nur ein Ritardando hört. Ich finde die Lösung gar nicht so dumm; wenn man es mit Klavier macht, kann man solche Stellen mit dem Pianisten absprechen und jeder denkt, dass es so gehört.

Jetzt bin ich gespannt auf Eure Methoden und Tricks :D
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Re: Tempo

Beitragvon maromaroo » 08.05.2012, 09:48

Die Idee an sich ist wirklich reizvoll, v.a. weil es sich oftmals sicher nicht einmal schlecht anhört.

Aber für mich persönlich wäre das nichts. Mir würde da glaube ich irgendwo was fehlen, weil... ich kann das Stück ja dann eigentlich nicht so wie es sich gehört.

Methode die ich ab und zu verwende, wenn meine Finger nicht so wollen wie mein Kopf: Metronom noch langsamer einstellen als man es schon kann, und immer wieder um 1bpm erhöhen, meine persönliche Einschränkung: Nur wenn ich es zwei, oder wenn ich es ziemlich oft verpatzt habe, dreimal hintereinander schaffe.

---

Gibt es ein bestimmtes Stück das die Frage aufwirft? Viel Glück auf jeden Fall damit! :)
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Re: Tempo

Beitragvon Aspi » 08.05.2012, 10:17

Wenn du ein Stück mit einer für dich zu schnellen und unsicheren Stelle hast und nicht im Tempo zurückgehen willst, kannst du auch hier und da eine nicht ganz so wichtige Note auslassen. Das merkt der Zuhörer meist gar nicht.
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Re: Tempo

Beitragvon tityre » 08.05.2012, 10:25

Nee, ein ritardando wäre mir zu "pfuschig", Weglassen auch.
Ich habe mal mit einem Organisten gespielt, der machte das sehr penetrant und mich hat es gestört.

Ich mache es so (wenn es wirklich extrem schwierige Stellen sind):
Ich übe sie eine ganze Weile lang NUR langsam, wobei ich darauf achte, jede Fingerbewegung (sowohl die beteiligten, als auch die unbeteiligten) sehr bewusst zu gestalten. Was man nicht denken kann, kann man auch nicht spielen. Bei mir läuft das unter "Einprogrammieren".

Jede Zweierverbindung übe ich über Schaukelübungen, dabei stellen sich ja meist die Übeltäter heraus. Wenn man eine Phrase immer im Ganzen übt, kommt man oft nicht darauf, weil die wahre Problemstelle Schwierigkeiten vorher oder hinterher Stolperer verursacht, sodass man denkt, dass das Problem dort liegt (sorry, klingt etwas verworren).

Dann kann man rhythmisieren, also Punktierungen bilden etc.

Dann bilde ich z.B. Vierergruppen, also Note 1234 ein paar Mal, dann 2345, dann 3456 usw.
Oder auch: die ersten 4 spielen und auf der 5. ausruhen und wie oben weitermachen. Das System kann man natürlich unendlich variieren.
Manchmal hilft auch Transponieren.

Erst dann benutze ich die Metronom-immer-einen-Strich-schneller-stellen-Methode, wenn ich sie dann überhaupt noch brauche.

Relativ selten kann man auch mal mit einem Hilfsgriff pfuschen (z.B. einen Finger liegen lassen oder so etwas).

Das Ganze ist eigentlich eine reine Fleißübung.
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Re: Tempo

Beitragvon Altetröte » 08.05.2012, 10:34

Das mit dem Weglassen kenne ich auch, aber ich strebe eigentlich immer die vollständige Variante an und auch ohne ritardando. Manchmal genügt auch die Vorstellung, dass man diese eine Stelle jetzt etwas ruhiger spielt.

Ich habe kein bestimmtes Stück, bei mir gibt es immer "Stellen", die aus den verschiedensten Gründen nicht so richtig in die Finger wollen. Meistens geht es wirklich am besten, wenn ich Ton für Ton und ganz bewußt übe, so wie tityre sagt, dass man immer mit dem Kopf in den Fingern ist, sozusagen. Metronom mache ich auch erst, wenn die Finger "fit" sind.

Ich wollte eigentlich nur so ein kleines brainstorming, weil ich es interessant finde, wie andere mit solchen Dingen umgehen und man kann ja öfter mal etwas anderes ausprobieren, das finde ich gut. Man soll ja schließlich flexibel bleiben, auch im Koppe :mrgreen:
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Re: Tempo

Beitragvon Aspi » 08.05.2012, 15:27

Mir hilft auch das Auswendiglernen bestimmter Stellen. Ich merke mir dann richtig bewusst die Notennamen, nicht nur die Melodie.
Ich arbeite gerade an einem Stück aus dem Flötenbuch von Friedrich dem Großen, welches ich Takt für Takt einzeln auf Geschwindigkeit üben soll.
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Re: Tempo

Beitragvon schraeubchen » 08.05.2012, 15:34

Ritardando würde ich vor allem bei Barockmusik nicht machen, denn wenn die Stelle irgendwo mittendrin ist, ist es ja eigentlich ein Rubato und das gab es zu Barockzeiten noch nicht.

Persönlich gefällt mir der Vorschlag von tityre auch am besten. Ergänzen würde ich da noch die Lieblingsmethode meiner Lehrerin: Rhythmische Variationen, also in einer 16-tel Figur 1. Note lang, die andern schnell und so, dann 2. Note lang die anderen schnell und so weiter bis zur 4. Note.

Aber bei c' und cis' finde ich, kann man auch mal die rechte Hand liegen lassen. Für mich so oder so besser, weil meine Intonation eh eine Tendenz Richtung zu hoch hat.
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Marcel Moyse zu einem Studenten, der nach der richtigen Atmung gefragt hatte.
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Re: Tempo

Beitragvon tityre » 08.05.2012, 17:22

schraeubchen hat geschrieben:Ergänzen würde ich da noch die Lieblingsmethode meiner Lehrerin: Rhythmische Variationen, also in einer 16-tel Figur 1. Note lang, die andern schnell und so, dann 2. Note lang die anderen schnell und so weiter bis zur 4. Note.


Das meinte ich mit "Rhythmisieren". Meine Idee dahinter ist, dass man mit dem Notenmaterial einfach mal sehr frei und kreativ umgeht.

Was Aspi geschrieben hat, finde ich auch ganz wichtig. Selbst wenn man nicht das ganze Stück auswendig kann - wenigstens diese schweren Stellen erarbeite ich mir auch auswendig. Außerdem versuche ich sie harmonisch auseinander zunehmen. Also, welche Intervalle folgen aufeinander, gibt es Sekundläufe, Dreiklänge, Sequenzen etc.
Meist fallen einem dann auch die Ähnlichkeitsfallen auf.

Was ich auch manchmal mache, ist, komplett rückwärts zu spielen. Keine Ahnung, warum das hilft (müsste ich jetzt mal drüber nachdenken), tut es bei mir aber.
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Re: Tempo

Beitragvon Christina » 09.05.2012, 07:55

Auf jeden Fall zuerst ganz langsam üben. Versuchen herauszufinden, was genau die schwere Stelle eigentlich "schwer" macht :wink: und das dann sehr gezielt üben. Manchmal lässt sich eine Problemstelle durch Alternativgriffe oder eine veränderte Artikulation etwas entschärfen, natürlich nur, wenn das musikalisch vertretbar ist. Variantenreich üben, nicht nur bezüglich Rhythmik, sondern auch z.B. die Artikulation oder Dynamik verändern, unterschiedliche Betonungen setzen, möglichst kreativ mit dem musikalischen Material auseinandersetzen. Erst ganz zum Schluss, wie die anderen auch gesagt haben, nach und nach kontrolliert mit Metronom das Tempo steigern, immer nur so weit, wie ich mich noch sicher fühle.

Das Ritardando vor der schweren Stelle würde ich ebenfalls ablehnen. Einzige Ausnahme: das Stück muss zwingend an einem bestimmten Termin aufgeführt werden und die Zeit reicht nicht aus, um das Problem durch Üben in den Griff zu bekommen. Dann bleibt einem manchmal nichts anderes übrig, als das Tempo etwas zu reduzieren.

Mir persönlich hilft bei Problemstellen auch mentales Üben - abwechselnd mit dem realen Spielen - immer ganz gut. Also zwischendurch mal das Instrument weglegen und versuchen, sich die Stelle, die Griffe usw. möglichst genau vorzustellen, alles im Kopf ablaufen lassen.
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Re: Tempo

Beitragvon Altetröte » 09.05.2012, 09:18

Lieben Dank für Eure Antworten, da ist doch schon eine Menge dabei, auch wenn es zum Teil altbekannte und bewährte Techniken sind.
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es leider auch hier nicht. Schade! Ich hätte mir gewünscht, es gäbe etwas zum Einnehmen :mrgreen:
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Re: Tempo

Beitragvon tityre » 09.05.2012, 10:46

Och, ich denke schon, dass es was zum Einnehmen gibt :D
Musst nur das Richtige nehmen, dann hören sich die Stellen vermutlich auch ohne Üben ganz toll an und vielleicht siehst du zusätzlich noch bunte Farben :D
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Re: Tempo

Beitragvon Altetröte » 09.05.2012, 14:57

Oh ja, die Kekse will ich auch :twisted:
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Re: Tempo

Beitragvon Tanja » 09.05.2012, 19:39

Neben dem schon vorher genannten "Rhythmisieren" spiele ich schnelle Läufe gerne auch schonmal rückwärts. Das hilft mir, Regelmäßigkeiten im Melodieverlauf besser zu erkennen (und die Stelle damit zu entschärfen) und die Noten sehr bewusst zu spielen. Die meisten Stellen schaffe ich so ganz gut... vorwärts, rückwärts, vorwärts rhythmisiert, rückwärts rhythmisiert... wenn ich das oft genug gemacht habe, kann ich die Stelle besser als alles andere im Stück. :D
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Re: Tempo

Beitragvon revere » 17.05.2012, 21:26

Hey, das sind ja tolle Tipps. Dacht ich's mir doch, dass es mit "üben, üben, üben", wie es mir seinerzeit drei Klavier- und zwei Flötenlehrer weismachen wollten, nicht getan ist. Das merke ich jetzt nach meinem Wiedereinstieg auch wieder: Wenn man die schwierige Stelle einfach nur langsam spielt und dann nach und nach das Tempo erhöht, bleibt es immer ein Krampf. Einzelne Takte zu üben, bringt bei mir auch nicht viel, weil ich die Takte dann hinterher nur schwer wieder zusammengesetzt krieg.
Und langweilig ist es obendrein.

Morgen werden die (mir) neuen Übetechniken gleich ausprobiert :-)
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