Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?




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Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon Altetröte » 15.09.2011, 08:26

Ich möchte mal Erfahrungen zu einem vielgeliebten Thema von Euch sammeln. Es gibt ja zig verschiedene Erklärungsmodelle für die Luftführung, unsere berühmt-berüchtigte Stütze. Wie habt Ihr das erklärt bekommen und wie habt Ihr das umgesetzt. Und wann habt Ihr gemerkt, dass es funktioniert? Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen...
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon Tanja » 15.09.2011, 16:11

Schwieriges Thema. Mir wurde immer erklärt, ich solle die Luft seitlich in die Taille packen, so dass man seitlich "breit" wird... Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll :mrgreen: Fühlt sich so ähnlich an wie Bauchrausstrecken, nur eben nicht vorne, sondern an den Seiten. Die zweite "Anweisung" lautet dann "Zwerchfell hochstellen".
Man kann das so schwer in Worte fassen. :mrgreen:
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon tityre » 15.09.2011, 17:20

Mühsam, sag' ich nur, sehr mühsam habe ich das gelernt.

Wie wäre es damit: ffffff machen, Körpergefühl merken und wiederholen, aber ohne das fffff (ich weiß, das trifft es nur sehr rudimentär, aber einfach mal so als Anfang...)
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon Altetröte » 16.09.2011, 09:10

Ja, seht Ihr, das Problem habe ich auch. In der Literatur wird so viel darüber geschrieben, aber richtig erklären kann es niemand.

Einatmen kann ich wohl richtig, aber das kontrollierte Ausatmen ist wohl eher mein Problem. Ich habe hier noch etwas gefunden, was für mein Empfinden die Stütze gut erklärt. Es stammt aus dem Musikerboard:

Was ist die Stütze ?

Ursprünglich ist der Begriff aus der italienischen Belcanto-Schule entlehnt; die Italiener nannten es „appoggio“, was eher Anlehnung bedeutet. Mit Stütze ist eine Verbindung mit der Atemmuskulatur (also Interkostalmuskulatur, d.h. innere und äußere Zwischenrippenmuskeln und Zwerchfell, sowie Bauch-, und Rückenmuskulatur, an der das Zwerchfell hinten befestigt ist). Manche bezeichnen die Stütze als „Verankerung“ („anchoring“) oder Anbindung der Stimme an den Atem. Doch es ist immer dasselbe gemeint: du lässt deine Atemmuskulatur arbeiten, sie wird ein Fundament Deiner Tonerzeugung.

Man sollte den Begriff der Atemstütze zwar nicht ausschließlich auf das Prinzip der aktiven Ausatmung reduzieren, und „appoggio“ umfasst auch noch andere Ansätze, aber sie würden den Rahmen dieser FAQ sprengen. Nur so viel:
Die Stütze ist ein komplexer Vorgang, bei dem viele Muskelgruppen beteiligt sind, deshalb ist die Vielfalt der Definitionen für Anfänger ziemlich verwirrend. Da jeder Mensch anders empfindet und auch die Körperwahrnehmung individuell ist, empfindet auch jeder Sänger die Stütze anders. Während der eine mehr im Brustkorb stützt, bezieht der andere den Bauch mit ein und der nächste spürt beim Stützen eher seine Rückenmuskulatur. Anders ausgedrückt: die Verankerung der Töne in der Leibesmitte, das Spüren, wie die Atemmuskulatur arbeitet, kann von jedem intensiver an einer anderen Stelle empfunden werden.
Über einen Punkt zumindest herrscht Einigkeit: die Kraft kommt nicht aus dem Hals !Und vergiss nicht: im Grunde ist das Stützen ein ganz natürlicher Vorgang, also eine Funktion, die Dein Körper sowieso beherrscht, nur dass Du sie intensiv und bewusst nutzt, wenn Du singst. Wenn du laut rufst oder lachst, werden genau die Muskeln aktiviert, von denen wir die ganze Zeit sprechen, damit der Stimmapparat nicht überanstrengt wird. Wenn unsere Schüler die Stütze nicht finden, d.h. Probleme haben, die Stimme an den Atem anzubinden, machen wir z.B. folgende Übung: sie sollen sich vorstellen, dass sie am Fenster stehen, während jemand unten auf der Straße sie sucht, aber nicht findet bzw. nicht sieht, und durch Rufen („Hey !“ „Hallo !“ „Joe!“ usw.) auf sich aufmerksam machen. Dabei probieren wir auch verschiedene Tonhöhen aus, bleiben aber immer im Rufmodus und wir bitten die Schüler, sich auf die Muskelaktivität zu konzentrieren, die sie beim Rufen spüren.Auch die weiter oben beschriebene „Pferdeschnauben-Übung“ (Lippenvibrato/ lip roll) ist hilfreich zum Spüren der Muskelaktivität.
Spätestens jetzt wird auch klar, warum Atemübungen so wichtig sind – wer eine trainierte Atmungsmuskulatur zur Verfügung hat, kann natürlich lauter und ausdauernder singen, ohne dabei seinen Stimmapparat zu überanstrengen.


Was sollte Stütze nicht sein ?

Alles, was mit Drücken, Pressen, Quetschen und so weiter einhergeht. Weder das Gefühl, wenn man auf dem Klo sitzt und drückt, noch die Pobacken zusammenkneifen, noch den Bauch bewusst einziehen, auch wenn es leider Gottes immer noch Gesangslehrer gibt, die so etwas propagieren – mach es nicht, Deine hohen Töne werden eng, klein und gepresst daherkommen und im schlimmsten Fall schadest Du deiner Stimme.

Literatur:

Gerhard Faulstich: „Singen lehren – singen lernen – Grundlagen für die Praxis des Gesangsunterrichtes, 5. Auflage, Augsburg 2006, Originalausgabe 1997

Michael Pezenburg: „Stimmbildung – Wissenschaftliche Grundlagen – Didaktik – Methodik“, Augsburg 2007
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon Altetröte » 16.09.2011, 09:37

Irgendwie klappt das mit dem Formatieren nicht so richtig :(

Ich wollte noch sagen, dass ich finde, dass man das Oben Gesagte gut auf das Flöten übertragen kann und ich merke, wenn ich mich auf die bewußte Ausatmung konzentriere, dann klappt es auch. Leider habe ich das immer noch nicht automatisiert, so dass ich an zuviele Dinge gleichzeitig denken muß und dann kracht entweder die "Stütze" und der Ton ka**t ab, oder die Finger machen nicht das, was sie sollen. Und Noten lesen soll man ja auch noch, und an die Dynamik denken und interpretieren und, und, und .... Warum tue ich mir das eigentlich an ????? :mrgreen:
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon La musicienne » 16.09.2011, 12:03

Hmm, ich denk auf einen Schlag kann man das sowieso nicht lernen. Dass kann lang dauern (bei mir z.b.) weil es eben nur nach und nach besser wird, und man nur Schritt für Schritt neue Körpererfahrungen und Aha-Erlebnisse macht. Auf jeden Fall ist die Atemtechnik das woran ich am meisten arbeiten will. Sehr wichig ist nicht nur wo man hinatmet, sondern auch die Luftführung, also möglichst viel Klang mit wenig Luft zu erzeugen und die Luft richtig zu dosieren und im Griff zu haben. Vorallem als ich jetzt mit Orchester gespielt hab, ist mir aufgefallen, dass mir die Luft öfter nicht ausreicht weil man da ja nie leiser als mf spielen kann, sondern immer durchpowern muss. Dann kann ich manchmal die langen Phrasen nicht ganz durchhalten und muss "zwischenschnappen". Mit Klavierbegleitung ist das echt entspannter :wink:
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon korbluma » 02.06.2013, 14:16

Also das ist ja nicht ganz leicht zu erklären!
ich hab das irgendwie non Anfang an richtig gemacht meine Lehrerin meinte dass das vll etwas mit dem turnen zu tun haben könnte. Von anderen Schülern habe ich mal gehört dass es etwas bringen soll Sit-ups zu machen ob das hilft weiß ich leider nicht! Ansonsten nur üben und ausprobieren
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon Zauberfloete » 09.10.2013, 15:13

also unsere probeleiterin hatte letzt ein tolles praktisches beispiel um die stütze zu finden.

stellt dir vor es steht jmd. 500 m von dir entfernt hol tief luft um seinen namen zu schreien und fühl dabei wo der bauch hart wird. dann schrei nochmal und brech den namen nach der hälfte ab und fühle noch mal. genau da ist die stütze.

lässt sich schriftlich schwer wiedergeben wie sie es gesagt hat. aber die erklärung fand ich fantastisch.
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Re: Wie habt Ihr die "Stütze" gelernt?

Beitragvon tityre » 09.10.2013, 15:37

Stimmt; das ist sehr anschaulich.
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