Wir reden hier die ganze Zeit nur von einer Silberflöte. D.h. aber nicht zwangsläufig, dass das eine Profiflöte sein muss.
Viele Schülermarken stellen Silberrohrflöten her, die sich in Ansprache und Spielbarkeit nicht von den versilberten Modellen unterscheiden (sie klingen eben dann anders und man kann theoretisch mehr rausholen). So eine Flöte ist natürlich, sofern die finanziellen Möglichkeiten da sind, sicherlich eine schöne Sache für einen Anfänger. Er hat dadurch erstmal nur Vorteile und keine Nachteile (eben weil die Flöte genauso leicht zu spielen ist wie die vergleichbare versilberte, nur kann man damit klanglich mehr rausholen). Zu so einer Flöte würde ich einem Anfänger immer gern raten.
(solche Flöten wären z.B. die Yamaha 400Serie, eig. bauglich mit der 200er, aber eben mit Silberrohr statt "nur" versilbert. Oder die Azumi 3000, tolle "Schüler"flöte mit Silberrohr; anstatt der Azumi 2000. Oder die Pearl 795,
Anders sieht es bei den "Profi"serien (z.B. bei Yamaha beginnend bei der 500er Serie) und den handgebauten Flöten aus. Da ist es auch zunächst irrelevant wieviel Silber an der Flöte dran ist (es gibt auch handgebaute, sehr teure versilberte Flöten!). Diese Flöten sind viel schwieriger in der Ansprache, verzeihen viel weniger Fehler und Unsauberkeiten, gleichen die Intonation nicht fast von "alleine" aus usw, sprich: Das sind Flöten für Flötisten die wissen was sie tun! Natürlich kann man da klanglich viel mehr rausholen und es sind definitv tolle Instrument. Aber für einen Anfänger kann es schon sehr frustrierend sein auf so einer Flöte zu spielen. Im schlimmsten Fall klingt es eben wirklich tatstächlich schlechter als mit der Schülerflöte und viel was bei der Schülerflöte ging, geht auf einmal nicht mehr. Und das kann Jahre dauern bis man so gefestigt und flexibel im Ansatz ist um das auf einen brauchbaren Stand zu bringen (natürlich kann das auch relativ schnell gehen).
Und, da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen: Die Vorstellungen und Vorlieben und Möglichkeiten ändern sich in den ersten Jahren noch stark. Die unangenehme Folge davon kann sein, dass man die teure 5000€ Flöte nach 2 Jahren schon nicht mehr "leiden" kann und wieder eine Flöte kaufen "muss". Das wäre für mich einfach unnötig.
Natürlich kennen wir dich nicht und wissen nicht wie gut du spielst und wie gefestigt dein Ansatz ist. Natürlich kann es in deinem Fall sinnvoll sein jetzt schon auf eine bessere Flöte umzusteigen und es kann auch durchaus sein, dass du ohne Probleme damit zurecht kommst und einfach "weitermachen" kannst. Das können wir über das Internet nicht beurteilen. Aber in der Regel sind die meisten Anfänger (auch Erwachsene) nach einem knappen Jahr Unterricht noch nicht so weit, dass sie einer guten Schülerflöte entwachsen sind (und Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel).
Wegen deiner Anmerkung bezüglich der Meinung deiner Lehrerin bzw ihres Profs.
Es gibt auch Lehrer, die ihre Schüler ohne E-Mechanik lernen lassen. Oder Inline. Oder oder oder...
Einfach aus der Überzeugung heraus, dass ein Flötist der damit klar kommt natürlich dann auch mit der "Vereinfachung" klar kommt. Also hier wird der Weg über das Schwere zum Leichten gewählt. Und natürlich ist das auch so. Wer ohne E-Mechanik klar kommt, kommt nachher natürlich auch mit E-Mechanik klar.
Bei der Wahl der Flöte würde ich das ähnlich sehen. Wer mit einem "zickigen" Profinstrument klar kommt, kommt auch mit der Schülerflöte klar. Logisch. Warum wähle ich (und manche andere Forumskollegen) diesen Weg nicht?
Ich möchte, dass meine Schüler Spaß haben und gut voran kommen. Ich möchte ihnen den Anfang erleichtern und solide Grundlagen aufbauen. Wenn jeder Ton zu einem Kampf wird, empfinden das die meisten Schüler (auch Erwachsene!) als nur frustrierend. Daher würde ich hier die gutmütige Schülerflöte dem zickigen Profinstrument vorziehen. Als Anfänger hat man sowieso genug zu tun, meiner Meinung nach.
Auf der Profiflöte ist der Weg wahrscheinlich etwas steiniger. Wenn ausreichend Begabung, Motivation und Übezeit da sind, dann ist das sicherlich auch kein Fehler. Vor allem dann nicht, wenn "hohe" Ziele (z.B. ein Musikstudium, die Karriere als Soloflötist usw) angestrebt sind. Für den normalen "Laien" (und das nicht im negativen Sinne!) der einfach aus Spaß Flöte lernt und spielt würde ich den einfachen Weg immer vorziehen.
Etwas anders wäre die Situation für mich auch noch, wenn (du mein Schüler wärest und) du noch keine Flöte hättest. Wenn du dich gut anstellst, motiviert und ehgzeizig bist und bestimmte Ziele hast dann könnten wir auch gleich zu einem höherwertigen Instrument greifen. Aber wenn ein gutes Instrument da ist und das Instrument auch noch so neu ist dann würde ich nie dazu raten eine neue Flöte zu kaufen. Das empfindet meine schwäbische Seele dann einfach als Geldverschwendung
. Leider ist es doch so, dass du beim Verkauf zumindest einen gewissen Verlust machen würdest. Und eine Zweitflöte ist zwar eine nette Sache aber für den Laien nur selten tatsächlich nötig (ich habe auch eine, und spiel sie wenns hochkommt einmal im Jahr....schließlich ist meine Flöte ja nicht ständig in Reperatur und warum sollte ich sonst die "schlechtere" Flöte spiele? Meine Zweitflöte ist schon "alt", aber ein fast neues Instrument das ganze Jahr im Koffer liegen lassen? Und die meisten Reperaturen sind ja auch in wenigen Tagen gemacht, d.h. für ein Laien nicht weiter tragisch. Klar, ein Profi der vom Flötespielen lebt braucht sein Instrument täglich).
Zurück zu deiner Eingangsfrage:
Ich habe schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass sich solche Flöten oft nur schlecht verkaufen. Meist wird ein Preis angesetzt, der nur gering unter dem Neupreis liegt. Da greifen die meisten Käufer dann doch lieber zu der gering teureren neuen Flöte als zu der guten gebrauchten. Natürlich wird sie noch in einem Topzustand sein, aber sie ist nicht mehr neu. Und manche "Handling"-Fehler kommen erst nach Jahren raus (wenn z.B. Teile leicht verbogen sind usw). (sowas will ich dir nicht unterstellen, aber ich schreibe jetzt aus der Sicht des evtl. Käufers, und der weiß ja nicht wie gut du tatsächlich mit dem Instrument umgegangen bist). Wenn die Flöte günstiger verkauft wird, ist der Verlust für den Verkäufer (in Relation zu der kurzen "Spielzeit") natürlich wieder sehr hoch. Und das ist dann auch wieder schade. Der Verlust relativiert sich dann mit den Jahren (z.B. die einfachen Pearl Schülerflöten verlieren in den ersten zwei Jahren ca. 200€, natürlich je nach Behandlung und Zustand. Zumindest stehen sie bei uns mit dem Preis regelmäßig zum Verkauf. 200€ Verlust müsstest du jetzt schon bei deiner Flöte nach einem dreiviertel Jahr einplanen).
Zuletzt geändert von Luvanir am 30.01.2011, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.