Nachtrag zu meiner Erfahrung mit Powell-Flöten:Nach 9 Jahren auf einer YFL-211 bin ich auf eine Powell Sonaré 705 umgestiegen. Nach 5 Jahren auf der Sonaré habe ich eine Powell Commercial ergattert und spiele sie nun seit 1,5 Jahren. Zwischenzeitlich habe ich verschiedene Powell-Flöten getestet, u. a. Powell Conservatory (Silber und Aurumite), Powell Signature und Powell Custom. (bei Sonaré-Flöten sollte man beachten, dass nur der Kopf von Powell ist bzw. nur der Kopf eine gute Qualität aufweist)
Nach meinen Erfahrungen habe ich hier eine Theorie zu Powell-Flöten, die sich für mich (und meine Spielweise) langsam zu bestätigen scheint:
Powell-Flöten lassen sich anfänglich schwer spielen. Damit meine ich nicht die Mechanik, die ist ordentlich gefertigt (meine 40-Jahre alte Powell ist noch immer quietschfidel
).
Vielleicht liegt das an den Powell-Köpfen? Nach 1,5 Jahren Üben auf einer "professionellen" Powell-Flöte merke ich, warum Powell von so vielen Profimusikern gespielt und empfohlen wird: Wenn man sich an die Flöte gewöhnt hat und langsam zu verstehen beginnt, wie eine Powell-Flöte "tickt", dann eröffnet sie ernorm viel Potential, z. B. Klangfarbe, Ausdruckskraft, Dynamik etc und man merkt, wie sehr man sich auf sie verlassen kann.
Für mich ging die "Gewöhnung" an meine Powell-Flöte sogar noch weiter: Sie hat mich regelrecht erzogen in Sachen Anblaswinkel, Stütze etc, denn sie verlangt bedingungslose Akkuratesse. Doch ist die Stütze erstmal da spielt die Powell wunderbar
Jetzt fordert mich meine Powell meistens nur, wenn meine Flötenkondition "im Keller ist", ich also nicht regelmäßig genug übe. Dann kostet das Üben unwahrscheinlich viel körperliche Kraft.
Powell macht es so irgendwie spannend für mich und ich habe das Gefühl eher ein Lebewesen als ein Metallrohr mit Klappen zu besitzen. Powell hat Charakter und ist deshalb besonders für Solistische Einlagen geeignet. Ich spiele auch im Orchester und das kann ein zweischneidiges Schwert sein; einerseits kann ich in meinen Soli brillieren, andererseits lässt sich mein Powell-Klang nicht immer gut mit den anderen Holzbläsern mischen. Inwieweit meine Spielweise daran Schuld ist kann ich nicht gut genug beurteilen.
Natürlich kann ich nicht einfach sagen: Kauft euch eine Powell, denn jeder kommt zu seiner persönlichen Flöte, wie ein Zauberer zu seinem Zauberstag
Allerdings habe ich das Gefühl, dass Powell seit James Galway in Muramatsus (bzw. jetzt Nagaharas) Schatten gerückt ist, sich aber hinter einer Mura nicht verstecken muss (im Gegenteil
).
Ps.: zum Preis von Powell;
Dadurch, dass Powell aus Amerika importiert werden muss fallen zusätzliche Gebühren an (Zölle, Transportkosten, etc). Außerdem wird ein westlicher Flötenbauer in der Regel höher bezahlt als ein japanischer. Zusätzlich fertigt Powell keine handgemachte Flöte aus Neusilber, sondern standardmäßig aus Silber (und Silberpreise schießen gerade in die Höhe). Jedoch heißt hier die Devise
Wer suchet, der findet. Thomann oder Adams bieten Conservatory-Modell recht preiswert an (besonders interessant, weil Muramatsu-DS-Flöten scheinbar gerade teuerer werden?!). Flöten Haber hat auch immer mal wieder Flöten im Angebot. Oder man nimmt sich eine Powell aus dem Amerika-Urlaub mit; vor Ort gibt es sehr viele gebrauchte Powell-Flöten aber auch preiswerte Neuinstrumente.
“Faux comme une flûte” est un proverbe musical dès longtemps établi. “Je connais quelque chose de plus faux qu’une flûte, disait Mozart. – C’est? – Deux flûtes.”