Hallo! Ah, meine Lieblingskategorie: "Ich über mich".
Also ich hab, als mein Musiklehrer am Gymnasium meinte, ich wollte doch immer Querflöte lernen, wahrheitsgemäß mit "eigentlich nicht..." geantwortet, aber ergänzt: "...aber wenn es das Angebot gibt, ja bitte, warum nicht?" Ich war der erste Jahrgang und hab meinen Platz als 1. Flöte im Schulorchester bis knapp nach der Matura hartnäckig verteidigt. Es kamen mir dann aber ca. 20 Jahre dazwischen, wo ich keinen Ton mehr geblasen habe.
Anfang des Jahres habe ich mich einer LARP-Gruppe angeschlossen (das sind die Leute, die im Wald mit Plastikschwertern aufeinander einprügeln und dazwischen in mittelalterlichem Ambiente lagern) und auf einmal gab es Bedarf an einem geeigneteren Instrument dafür als die Kirchenorgel, mit der ich mich in der Zwischenzeit beschäftigt hatte. Es ist LARP und nicht "Reenactment", wo man es mit der Historizität genauer nimmt als in der Fantasywelt, also sollte eine Böhmmechanik in Ordnung sein, obwohl es sie natürlich noch lange nicht gegeben hat. Es könnten zukünftig Jagdhörner zu unserem Gardespiel dazukommen, daher ist B-Dur die Tonart der Wahl und mit C-Flöten ohne Klappen wird das etwas mühsam.
Die Gruppe ist eher diszipliniert/militärisch ausgerichtet, also hab ich meine 10 Jahre verschollene Piccolo (Y62) hervorgekramt. Ich hatte sie selbst in meiner besten Zeit nie viel gespielt und immerhin ist sie überhaupt noch in Ordnung, wenngleich sie wohl ein Service vertragen könnte. Für das LARP und zum Üben hab ich mir zwei China-Piccolos um die 50 Euro besorgt, die ihren Zweck als a) Wieder-Einübungs-instrumente und b) im Felddienst auch bei Regen usw. tadellos erfüllen, nun, fast tadellos. Bei der metallenen schwarz lackierten löst sich der Lack ab, bei der Plastiktröte macht mich der fast 1 cm lange Weg des Gis-Hebels wahnsinnig. Aber es ist natürlich auch Übungssache. Natürlich ist die Ansprache der alten Grenadilflöte und ihr Klang und auch die Mechanik deutlich besser, aber so unspielbar und schlecht sind die Chinateile nicht, wie ich es aus den Erfahrungsberichten befürchten mußte.
Der Anfang des Wiederspielens war furchtbar anstrengend. Man weiß noch, wie es geht bzw. gehen müßte, aber nach 2 Minuten war die Lippenmuskulatur ermüdet. Die Finger auch ein wenig lahm. Aber nach ca. 4 Monaten nicht allzu intensiven Übens - gezielt auf der Piccolo - bin ich jetzt doch langsam wieder so weit, neben dem überhaupt den richtigen Ton Greifen und Blasen auch einen schöneren Ton anzustreben.
Ich hab zumindest zwei Eigenheiten beim Spielen, derer ich mir bewußt bin: Zum einen verwende ich die B-Klappe so gut wie nie und ich stoße Töne üblicherweise nicht mit der Zunge, sondern aus dem Kehlkopf heraus an. Aber das scheint bislang niemandem aufgefallen zu sein. 20 Jahre Spielpause wären zwar eine gute Gelegenheit gewesen, solche "Fehler" (?) zu korrigieren, aber witziger Weise halten sich auch solche Kleinigkeiten im motorischen Gedächtnis. Was auch geblieben: Je mehr ich Querflöte übe, umso leichter und besser spiele ich Blockflöte. Ich habe jetzt Plastiksopraninos in F, mit denen geht B-Dur natürlich ziemlich gut, auch ohne Klappenmechanik. Wer in der Volksschule Blockflöte gespielt hat und jetzt Querflöte spielt, dem kann ich nur empfehlen, hin und wieder das alte Blockflötenteil herauszukramen oder sich eine billige Variante zuzulegen, man hat damit als Nebeninstrument ziemlich viel Spaß, sozusagen als kostenlose Dreingabe zum Querflöte üben.
Was tue ich jetzt so? Ich hab eine neuwertige normale Querflöte und obwohl ich sie praktisch überhaupt nicht übe, sondern nur Piccolo, spiele ich sie - mittlerweile - durchaus recht gut, also besser als die Piccolo im Vergleich. Aber ich werde mich erst eingehender damit beschäftigen, wenn ich jemals merken sollte, daß ich darauf schlechter als auf der Piccolo spiele, wofür aus heutiger Sicht keine Gefahr zu bestehen scheint. Vielleicht lege ich mir mal ein Plastikteil für die Musik im Lager zu, denn die silbern schimmernde normale Flöte paßt m.E. optisch zu schlecht in das Ambiente, schlechter jedenfalls als ein schwarzes Plastikrohr.
Was sind meine Probleme momentan? Der Wohlklang, das leisere Spiel auf der Piccolo in der 3. Oktave und - fast noch gravierender - das sicherere Spiel in der 2. Oktave. Die kann ich auf allen drei Piccolos relativ am schlechtesten. Das hohe Fis geht erstaunlich gut, bei den Billigpiccolos komme ich oben je nach Tagesverfassung nur bis zum a halbwegs, das b hat bisher überhaupt nur einmal zaghaft durch das Rauschen durchgeschimmert. Auf der Grenadil das selbe, nur komme ich dort um 1 Halbton weiter.
Zum Üben hab ich die guten alten Gariboldi-Etüden hervorgekramt, ist aber ohne Begleitung ein eher schnödes Vergnügen. Vom musikalischen her konzentriere ich mich dzt. weniger darauf, Etüden nach Noten zu spielen, da es beim neuen Zweck mehr darauf ankommt, auswendig und flexibel zu spielen als virtuos und vom Blatt. Trotzdem suche ich - und das war der eigentliche Anlaß mich hier zu registrieren - einen Auffrischungsflötenunterricht und natürlich Ratschläge von Euch. Youtube ist auch eine nette Quelle, insbesondere die Beiträge von Berufs-Orchestermusikern finde ich vielleicht nicht allzu nützlich, aber auf alle Fälle höchst interessant.
LG, Reinhard