Lass deine Lehrerinnen ruhig ein wenig schimpfen – das stärkere Ausziehen ist längst nicht so dramatisch für die interne Stimmung, wie oft behauptet wird.
Aber es stimmt: Faktisch verkleinern sich durch das Ausziehen die Intervalle zwischen Tönen, da sich das Verhältnis ihrer Luftsäulenlängen verringert. Die Querflöte ist schließlich nicht aus Gummi und würde beim Ausziehen gleichmäßig gedehnt werden, stattdessen wird zu jeder Luftsäule der gleiche Längenbetrag hinzuaddiert.
In der Spielpraxis wirkt sich das jedoch weniger dramatisch aus, als es sich anhört, denn hier machen sich noch ganz andere Einflüsse in weit stärkerem Ausmaß bemerkbar. Ein Test mit dem Stimmgerät zeigt deutlich, wie sehr die Töne auch bei optimaler Einstellung aus der Reihe tanzen, von Temperatureinflüssen und Spielweisen einmal ganz abgesehen.
Im Forum gab es hier schon einmal eine längere Diskussion dazu.Ich habe nochmals genauer nachgemessen: Bei einer Stimmung auf 440 Hz muss ich den Kopf meiner 444 Hz-Flöte bei 20°C um ca. 9 mm ausziehen, habe danach aber keine Problem mit der Intonation, die ich sonst nicht auch hätte. Ich drehe allerdings den Flötenkopf etwa um die halbe Mundlochbreite auswärts. Als viel gravierender erachte ich die Temperaturschwankungen, denen die Flöte in der unbeheizten Kirche ausgesetzt ist, weil sie sich nach längeren Pausen erst während des Spielens erwärmt. Da stellen sich natürlich ganz andere Anforderungen an die Intonationskünste des Spielers als im 'wohltemperierten' Wohnzimmer.
Mein Rat ist daher, beim täglichen Üben und auch in der Kirche ein chromatisches Stimmgerät stets mit im Blick zu haben, an dem sich die aktuelle Tonhöhe kontrollieren lässt. Das Auge hilft dem Gehör. Und außerdem peinlich genau darauf zu achten, dass Kopf- und Fußstück immer im gleichen Winkel angesetzt werden.
Grüße
JB