Wie geht es weiter nach LQF1?




Welche Qf-Schulen empfehlt ihr Neulingen/Fortgeschrittenen? Gibt es einzelnen Etüden aus Schulen die vlt. sehr gut sind?...

Moderator: Muri

Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon doc » 03.09.2009, 08:40

Moin Ihr Lieben! Hiermit möchte ich mich aus den Ferien zurückmelden. :-)

In der Zweichenzeit hat mein Ansatz leider etwas gelitten, wie das in den Ferien wohl manchem/r geht. Aber trotz der Aufholjagd nähert sich die letzte Seite von "Lern Querflöte spielen" unaufhaltsam. Damit stellt sich die Frage, wie es weitergeht.

Ist LQF2 zu empfehlen? Im Prinzip gefällt mir das Konzept von LQF recht gut, und was die beiden im Ausblick für LQF2 schreiben scheint mir der natürliche Weg zu sein. Die dritte Oktave übe ich beim Einspielen regulär (vorsichtig!) mit, und Dynamik und Zungentechnik wären definitiv auf dem Radar.
Anonsten versuche ich mich wie andernorts geschrieben an JSBs h-Moll-Suite ("in langsam") und an den Easy Jazz Conceptions von Snidero.

Wie könnte man da weitermachen?

Bei der Gelegenheit: Habt Ihr eine Empfehlung für einfache aber attraktive Terzette für 2 Querflöten und eine Alt-Blockflöte? In dem Trio wäre ich das schwächste Glied, schätze ich mal :-)

Ich danke Euch schon mal im Voraus!
-- Liebe Grüße aus der Stadt mit dem riesigen Bahnhofskappellschen.
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von Anzeige » 03.09.2009, 08:40

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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Tanja » 03.09.2009, 10:25

Hallo doc,

ich habe Anfang Mai nachdem ich mit LQF 1 fertig war mit LQF 2 angefangen. Die Stücke werden da sehr schnell recht schwer, finde ich. In LQF1 habe ich kaum ein Stück 2 Wochen lang üben müssen, im zweiten Band hab ich auch schonmal 4 Wochen oder länger für ein Stück gebraucht :? (wobei ich ja nicht immer nur ein einzelnes Stück übe, sondern immer 2-4 gleichzeitig. Sonst wird mir das zu langweilig :lol: ). Es gibt auch nicht mehr so viele Stücke von ähnlichem Schwierigkeitsgrad hintereinander.
LQF2 finde ich aber sonst sehr gut, es sind sehr schöne Stücke darin enthalten (Peter und der Wolf, Humoreske von Dvorak, Bachsonate C-Dur BWV 1033 und viele andere). Ich würde sagen, probiers mal aus! :) Und lass dich von einem schnell ansteigenden Schwierigkeitsgrad nicht entmutigen! Wenn du LQF2 durch hast, kannst du Syrinx von Debussy spielen... mich spornt das an (Genauso wie mich in Band 1 die Badinerie angespornt hat)! :wink:
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Christina » 03.09.2009, 10:43

Hallo doc!

Weil du ja mit der Weinzierl/Wächter - Schule bisher gute Erfahrungen gemacht hast, spricht eigentlich nichts dagegen, mit diesem Konzept weiterzumachen, denke ich. Meine Erfahrungen mit Band 2 im Unterricht sehen so aus, dass es damit relativ gut und schnell gelingt, sich zumindest den Anfang der 3. Oktave (ich glaube, das geht bis zum a3 oder so) zu erarbeiten. Allerdings werden die Stücke spätestens im Verlauf des 2. Kapitels technisch und rhythmisch so schwer (und das ziemlich schnell), dass viele meiner Schüler damit dann noch überfordert sind. Meistens unterbreche ich die Arbeit mit der Schule dann für einige Monate und überbrücke erstmal mit anderer Literatur, weil es den Kids sonst keinen Spaß mehr macht, sich nur durch so komplizierte Stücke zu kämpfen.

Als Alternative für dich könnte ich mir aber auch die andere Schule von Weinzierl/Wächter gut vorstellen. Gerade weil du ja selbständig, ohne Lehrer damit arbeitest, ist ein etwas langsameres Vorgehen vielleicht nicht der schlechteste Weg. Wie an anderer Stelle schon erwähnt nennt die sich "Flöte spielen" und ist in 6 Einzelbände unterteilt. Für einen nahtlosen Übergang von LQF1 könnte man dann direkt mit Band D starten. Die Literaturauswahl ist ähnlich wie in LQF, es gibt aber mehr Stücke zu jedem Thema. Zusätzlich jede Menge technische Übungen und die neuen Töne werden halt nach und nach eingeführt, nicht so viele auf einmal, so dass man den Tonumfang langsamer erweitert. Die technischen und theoretischen Erklärungen sind, da die Schule sich ja eigentlich an jüngere Schüler richtet, etwas einfacher gehalten, was ich persönlich aber nicht so störend finde. Außerdem dürfte dir vieles davon ja schon vom Sax bzw. Klarinette bekannt sein, so dass das dann eher nebensächlich für dich ist.

Viele Grüße
Christina

PS: Vorschläge für Trios mit Quer- und Blockflöten kann ich dir konkret leider nicht machen, habe in der Besetzung noch nie gespielt. Aber an deiner Stelle würde ich da mal nach gängiger Blockflötenliteratur schauen, da kann man ja meistens problemlos auch ein oder zwei Stimmen mit Querflöte besetzen.
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Altetröte » 03.09.2009, 11:05

Hallo Doc,

zu 1.: Ich habe den 2. Band der Schule auch, allerdings geht es wirklich schon recht sehr zur Sache, so daß wir (meine Lehrerin und ich) zwar immer mal wieder Stücke daraus spielen, aber zum kontinuierlichen Durcharbeiten halte ich sie für ungeeignet, zumal ja wenig an Erklärungen gegeben wird (wie auch schon aus Band 1 bekannt), und ich deshalb denke, dass ein Selbststudium bei den vielen Problemen, die mit der 3. Oktave verbunden sind, mit dieser Schule nicht möglich ist. Genauso finde ich zum Beispiel als Abschluß des ersten Bandes die Badinerie völlig daneben und mich würde jetzt wirklich, ohne das ich das böse meine, gerne wissen, in welchem Tempo Du, Tanja, das nach 10 Monaten gespielt hast. :)

Ich habe zwar auch schon die komplette h-moll Suite gespielt, aber speziell die Badinerie doch bei weitem nicht so rasant, wie man es von den einschlägigen Aufnahmen kennt. Ist zwar jetzt auch schon eine Weile her, aber für das schnelle Tempo müßte ich glaube ich noch einmal richtig feste üben :) .


zu 2.: Ich würde nach Trios für drei Altblockflöten schauen, da gibt es jede Menge. Ansonsten Triosonaten, aber da müßte die 3. Stimme umgeschrieben werden und meistens gehört noch b.c. dazu.
Es gibt aber glaube ich von Bärenreiter eine Reihe: "à très" , wo spezielle Triobearbeitungen vieler bekannter Stücke drin sind, von ganz leicht bis ganz schön schwer :lol:



Liebe Grüße

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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Tanja » 03.09.2009, 11:16

Altetröte hat geschrieben:Genauso finde ich zum Beispiel als Abschluß des ersten Bandes die Badinerie völlig daneben und mich würde jetzt wirklich, ohne das ich das böse meine, gerne wissen, in welchem Tempo Du, Tanja, das nach 10 Monaten gespielt hast. :)


Das kannst du gerne erfahren :wink:
Ich komme natürlich nicht an die Geschwindigkeit von James Galway ran (wollte der gute Mann eigentlich einen Geschwindigkeitsweltrekord aufstellen? :? :mrgreen: ) und ich war auch langamer als sämtliche anderen Aufnahmen, die es von dem Stück gibt. Aber mit der Geschwindigkeit, die auf der Begleit-CD drauf ist, kann ich einigermaßen mithalten. Das ist ja auch relativ langsam eingespielt.
Dazu muss ich aber sagen, dass meine Flötenlehrerin die Badinerie am Ende ausgelassen hat und wir direkt zum zweiten Band gesprungen sind. Die Badinerie hab ich also nur für mich selbst geübt.
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Altetröte » 03.09.2009, 11:48

Hallo Tanja,

danke für die schnelle Antwort und daß Du mir die Frage nicht übel genommen hast :)

Bei meinem Buch war gar keine Übe-CD dabei; aber wir haben die Badinerie auch ausgelassen; ich habe die h-moll Suite später mal als "Hausaufgabe" für die großen Ferien aufbekommen... Wenn man sie einmal in den Fingern hat, geht es eigentlich ganz gut ...

@ doc
Das Stück gibt es übrigens übrigens auch als Bearbeitung für Blockflöten-Trio, allerdings ist die dritte (Baß-)stimme für Tenorflöte gesetzt; da müßtet Ihr dann wieder umschreiben...

Liebe Grüße

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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Christina » 03.09.2009, 12:32

Altetröte hat geschrieben:zu 1.: Ich habe den 2. Band der Schule auch, allerdings geht es wirklich schon recht sehr zur Sache, so daß wir (meine Lehrerin und ich) zwar immer mal wieder Stücke daraus spielen, aber zum kontinuierlichen Durcharbeiten halte ich sie für ungeeignet, zumal ja wenig an Erklärungen gegeben wird (wie auch schon aus Band 1 bekannt), und ich deshalb denke, dass ein Selbststudium bei den vielen Problemen, die mit der 3. Oktave verbunden sind, mit dieser Schule nicht möglich ist. Genauso finde ich zum Beispiel als Abschluß des ersten Bandes die Badinerie völlig daneben und mich würde jetzt wirklich, ohne das ich das böse meine, gerne wissen, in welchem Tempo Du, Tanja, das nach 10 Monaten gespielt hast. :)


Sorry, aber das sehe ich etwas anders:

Ich denke schon, dass man mit dieser Schule im Unterricht kontinuierlich arbeiten kann und setze sie auch selber so ein. Wie gesagt, wenn es für den Schüler gerade mal zu schwierig wird, kann ich ja ohne weiteres mal für einige Zeit unterbrechen, um erst anhand anderer Literatur noch bestimmte technische Schwerpunkte zu trainieren, dann geht das schon. Wenn ich mit einem durchschnittlichen Schüler nach dieser Schule arbeite, kann der Band 2 normalerweise nach 3 bis 4 Jahren Unterricht abschließen, was ich auch vom Schwierigkeitsgrad her für absolut angemessen halte. Die Erklärungen halte ich für jemanden wie doc, der ja einiges an Erfahrung und Wissen von anderen Instrumenten mitbringt, eigentlich für ausreichend. Ansonsten ergänzt man das als Lehrer im Unterricht selbstverständlich so weit es nötig ist. Das gilt aber auch für jede andere Schule, die ich kenne. Persönlich habe ich noch nicht eine gefunden, die wirklich alles ausführlich abdeckt, was ich für wichtig halte.

Das mit dem Selbststudium ist ja sowieso immer so eine Sache und darüber, dass das nicht unbedingt der ideale Weg ist, brauchen wir an dieser Stelle glaube ich nicht zu diskutieren. Aber wenn schon, dann geht es glaube ich mit dieser Schule noch besser als mit machen anderen, weil hier wenigstens das Minimum an technischen Übungen mitgeliefert wird. Sonst wird das nur zu oft komplett dem Lehrer überlassen und als Autodidakt steht man dann echt ziemlich auf dem Schlauch.

Was das Tempo angeht, sehe ich nicht nur die Badinerie am Ende von Band 1 als ziemlich schwierig an, sondern eine ganze Reihe der Stücke aus dem letzten Kapitel fallen in eine ähnliche Kategorie. Da fällt das wahrscheinlich nur nicht so auf, weil sie nicht ganz so bekannt sind und man das irrsinnig schnelle Tempo nicht von irgendwelchen professionellen Aufnahmen ständig im Hinterkopf hat. Dass ein Anfänger - und nichts anderes ist ein Flötist am Ende dieser ersten Schule noch - an diese Tempovorstellung noch nicht einmal ansatzweise herankommen kann, ist bestimmt richtig. Aber ist das schlimm? Ich erarbeite diese Stücke (ja, auch die Badinerie) mit meinen Schülern individuell jeweils so schnell oder langsam, wie sie sie bewältigen können. Der Lerneffekt dabei liegt ja nicht allein auf dem Tempo, sondern auch von Grifftechnik, Rhythmik, Phrasierung usw. sind diese Stücke durchaus interessant. Und was hindert mich daran, das entsprechende Stück mit einem gewissen zeitlichen Abstand nochmal vorzunehmen und dann in höherem Tempo zu üben? Trotzdem habe ich doch auch schon beim ersten Erarbeiten etwas gelernt, oder? Außerdem sehe ich da auch den schon von Tanja erwähnten "Motivationsfaktor", dieses bekannte Paradestück für Flöte schon spielen zu "können" obwohl man erst seit einem Jahr oder so spielt. Dass das dann noch nicht so klingt, wie bei einem Profi nach X Jahren ist logisch, gilt aber auch für jedes beliebige andere Stück.

Wie gesagt, meine Meinung, meine Erfahrung und nicht als Kritik verstehen bitte!
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Altetröte » 03.09.2009, 15:31

Hallo Christina,

(ich bin jetzt auf die Methode des Vorschreibens ausgewichen, da mir jetzt schon zum dritten Mal das Forum abgestürzt ist, wenn ich meinen Beitrag absenden wollte! Meine Güte, sooo explosiv war er denn doch nicht :D ).

Also noch einmal von vorn: Ich gehe nicht davon aus, dass Du oder jemand anders in diesem Forum Beiträge „böse“ meint. Wenn alle derselben Meinung wären, hätten wir ja gar keinen Diskussionsstoff und damit wäre das Forum fast schon hinfällig :) .

So, zum Thema: ich glaube, dass ich einen anderen Ausgangspunkt habe, da ich nicht als Kind, sondern erst als schon ziemlich alte Erwachsene zum Musik machen und zur Querflöte gekommen bin. Daher habe ich schon viel Musik gehört und bin in der Hinsicht wahrscheinlich nicht mehr unbefangen genug. Außerdem habe ich einen (zu?) hohen Anspruch an mich und dementsprechend auch eine hohe Erwartungshaltung. Aus diesem Grund möchte ich ein Stück nicht in langsamem Tempo und gerade eben so spielen, sondern mit allem, was dazu gehört: Ton, Technik, Dynamik, Artikulation, richtiges Tempo (!) und auch Interpretation. Das geht natürlich oft daneben, aber es würde mich trotzdem mehr frustrieren, ein Stück langsam zu spielen und dabei immer im Hinterkopf zu haben, dass ich das Originaltempo nie mehr erreichen werde.

Ich habe jetzt einfach Doc dieselbe Einstellung unterstellt und bin daher der Meinung, dass der zweite Band der Querflötenschule nicht unbedingt das Richtige ist, weil die Stücke zum Teil wirklich sackschwer sind und auch nicht unbedingt immer so leicht verständlich. Auch Orchesterstudien finde ich ein bisschen gewagt. Gut, die muss man wohl wirklich „leicht“ nehmen und vielleicht sind sie nur enthalten, um mal zu sehen, was die Profis so alles können müssen, aber nötig finde ich das nicht.

Auch das Schlußstück „Syrinx“ finde ich echt krass. Es genügt ja nicht, das Stück technisch perfekt und brillant zu spielen, sondern es verlangt Interpretation. Und das ohne Lehrer hinzubekommen, halte ich schlichtweg für unmöglich!
Dazu fällt mir eine Geschichte ein: eine Studentin von Nicolet spielte ihm technisch perfekt und brillant „Image“ von Bozza vor. Als sie zu Ende gespielt hatte und natürlich begierig darauf wartete, was der Meister von ihrem Vortrag hielt, fragte er sie nur, ob sie denn das Stück verstanden hätte. Das musste sie verneinen, worauf Nicolet antwortete: „Genau das hat man gerade gehört!“

So, ich hoffe, ich habe meine Meinung erläutern können, es ist nicht immer leicht, das so zu formulieren, dass es richtig verstanden wird.

Liebe Grüße

Von der
Alten Tröte

P.S. Meintest Du, dass Deine Schüler nach 3 - 4 Jahren Querflötenunterricht den Band 2 durch haben, oder dass sie 3 - 4 Jahre für den zweiten Band brauchen? (Wäre imho bei dem Schwierigkeitsgrad der Stücke auch nicht so ganz weit hergeholt...)
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Christina » 03.09.2009, 22:12

Hallo!

Von dieser Seite aus kann ich deine Einstellung verstehen. Wenn ich für mich selber spiele, denn habe ich auch einen ähnlich hohen Anspruch an mich selber. Allerdings hält mich das nicht davon ab, auch und gerade schwere Stücke zu üben, auch wenn die mit Sicherheit gerade am Anfang alles andere als perfekt klappen und auch längst nicht immer direkt im Originaltempo möglich sind. Für mich liegt der Reiz dann eben darin, so ein Stück im Laufe der Zeit immer weiter zu verbessern, bis ich dann irgendwann vielleicht tatsächlich mal an das irgendwo gehörte Vorbild herankomme. Aber ich setze mich da auch nicht unter Druck, sondern habe überhaupt kein Problem damit, ein Stück, das mich wirklich begeistert, auch mal über Monate immer wieder zu üben bis ich es wirklich kann. Diese Ansprüche hat ein durchschnittlicher Flötenschüler ja normalerweise nicht und das ist auch bei dem ganz alltäglichen Unterrichtsstoff in irgendeiner Schule kaum zu leisten. Da habe ich als Lehrerin bestimmte Schwerpunkte, die bei einem Stück passen müssen, danach geht man dann weiter, auch wenn einige andere Dinge bestimmt oft noch verbesserungsfähig wären. In der normalen Arbeit mit einer Flötenschule ist es nun einmal nicht so, dass jedes einzelne Stück wirklich konzertreif geübt wird und dass ist auch meiner Meinung nach nicht Sinn der Sache.

Vor diesem Hintergrund finde ich es gut, dass auch solche eigentlich sehr (oder zu?) schweren Stücke in der Schule enthalten sind, weil die Schüler so schon einen Eindruck von der eigentlich "flötentypischen" Musik bekommen. Das ein 9jähriges Kind diese Stücke nach sagen wir einem guten Jahr Unterricht noch nicht perfekt spielen wird und mit dem Tempo, das uns beiden sicher z.B. für die Badinerie vorschwebt ganz bestimmt überfordert ist, versteht sich von selber. Aber ich finde es toll, wenn das gleiche Mädchen (wie z.B. erst letzte Woche im Unterricht erlebt) dann nach vielleicht einem Jahr oder so ankommt und mir sagt, "Du, ich habe das und das Stück nochmal ausprobiert. Das hat mir so gut gefallen, können wir das nicht nochmal spielen?". Und wenn wir dann gemeinsam feststellen, dass es tatsächlich schon viel besser funktioniert und schon ein ganzes Stück näher am Originaltempo ist, dann ist das schon eine tolle Sache.

Der zweite Band der Schule ist vom Niveau her sehr schwer, da gebe ich dir recht. Das Problem der Interpretation wird man ab einem gewissen Level immer haben und sich da dann alleine, ohne Lehrer durchzukämpfen, stelle ích mir ohnehin problematisch vor. Deshalb war ja auch meine Idee für doc, evtl lieber auf die andere, etwas leichtere Schule der gleichen Autoren umzusteigen. Allerdings würde ich ihm, nach dem, was ich bisher hier so von ihm gelesen habe, auch zutrauen, mit dem 2. Band einigermaßen zurecht zu kommen.

Ach so,noch zu deiner Frage: ich meinte, dass ein durchschnittlicher Anfänger (vorausgesetzt es ist nicht einer von den ganz kleinen) normalerweise nach 3-4 Jahren Unterricht beide Bände der Schule durch hat. Die spielen dann auch bereits seit einiger Zeit im Orchester und sind im großen und ganzen so fit, dass sie sich die meisten Stücke wenigstens von der technischen Seite her erarbeiten können.

Soviel dazu erstmal von mir. Ich gehe wohl einfach durch das, was ich täglich bei meinen Schülern erlebe, von völlig anderen Voraussetzungen aus.

Liebe Grüße
Christina
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon doc » 04.09.2009, 09:00

Danke Euch allen für die vielen Anregungen und Winke. Band D als Alternative kann ich mir gerne anschauen. Richtig eilig habe ich es eh nicht. Im Moment muß ich eh mehr für den Klang tun. Ich werd ja trübsinnig, wenn die Meister auf der CD spielen höre. Ich benutze die CD eigentlich nicht mehr, zugunsten eines Metronoms. Beim Playalongspielen ist die Hemmung groß, abzubrechen und wieder einzusetzen.

Einer der ganz großen Haken am Audidazieren ist natürlich neben dem technischen Feedback das Fehlen einer musikalischen Begleitung. Die kann man in Grenzen aus anderen Erfahrungen herbeikompensieren, aber natürlich nur in den Grenzen des schon Erreichten und Verstandenen. Es hilft dabei, mit Leuten Musik zu machen, die mehr auf dem Kasten haben als man selbst, auch wenn sie andere Instrumente spielen, oder in einem guten(!) Chor zu singen, etc.

Wenn der Punkt erreicht ist, an dem man ein Stück nicht mehr "versteht", braucht man Unterricht, und zwar wirklich guten. Glaube ich jedenfalls. Der Klarinettenunterricht hilft mir, glaube ich wenigstens.

Zu den Tempi am Ende von LQF1 mag ich auch einen kleinen Kommentar geben. Der Hang zu atemberaubenden Tempi grade bei der Bach-Interpretation ist schon oft diskutiert worden und wird offenbar zunehmend auch (wieder) kritisiert. Ich bin kein Historiker und auch kein ausgesprochener Fan der romantischen (breit, langsam, dick aufgetragen) Bachinterpretation. Ich erlaube mir aber den taktischen Schulterschluß mit denjenigen, die keine Gewalt darin sehen, einen Bach-Satz notfalls(!) auch mit der Hälfte des üblichen Tempos zu spielen. Da gibt es dann allerhand zu entdecken, solange die Phrasen irgendwie noch geschlossen bleiben :-)

Hab grad mal in die Begleit-CD reingehört: Die Badinerie in dem Tempo (hab hier kein Metronom zur Hand) finde ich absolut OK, und da arbeite ich auch hin. Mehr will ich gar nicht, denn dann würde ich anfangen zu hetzen. Das Menuett würde ich von mir aus noch einen Tick (nur einen Tick!) langsamer nehmen, nicht aus technischen Gründen. Die Tempi der anderen "letzten" Stücke auf der CD finde ich auch völlig OK. Da muß ich halt ggf. so lange üben, bis ich nicht mehr hudeln muß. Der Danse de Negres macht mich wahnsinnig mit den letzten Akkordbrechungen in der tiefen Oktave. Das Tempo kann ich mir ja aus dem Kontext vorstellen.

Der "Dialog" ist schnuffig. Ich mag so was. :-)

Von daher gehe ich an die h-Moll-Suite ganz gelassen ran, wozu mich aber auch unser Organist erst ermutigen mußte :-)
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Altetröte » 04.09.2009, 12:05

Ja, Christina, in der Arbeit mit (jungen!) Schülern, ist das durchaus so wie Du sagst. Ich hatte meine Antwort speziell auf Doc und mich gemünzt.
Und natürlich probiere ich auch schwere Stücke, ich möchte ja gern noch weiterkommen und ich möchte auch furchtbar gern eines Tages ein gewisses "Grundtempo" mit Steigerungspotential erreichen und nicht immer erst schauen, ob über dem Satz Allegro oder Andante steht. Das ist das Blöde an den Alten Tröten, man macht sich schon Gedanken, bevor man anfängt zu üben! Meine Lehrerin geht jetzt deshalb dazu über, mich vom Blatt spielen zu lassen (Duette) und zwar sofort richtig flott und bei jedem Durchgang wird das Tempo gesteigert und ich muß durchhalten. Absetzen ist streng verboten. Das übt ungemein, obwohl der Ton dann schon manchmal zu wünschen übrig läßt.

Mit den Tempi würde ich mich Doc anschließen. Ich bin zwar auch kein Musikhistoriker, aber geschichtlich nicht ungebildet und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Menschen im 18. Jahrhundert und auch später noch die gleichen Vorstellungen von "schnell" hatten wir wie sie heute haben!
Wenn man sich überlegt, dass die Geschwindigkeit der ersten Eisenbahn bei ca. 35 km/h lag und die Menschen das als Höllentempo empfunden haben, glaube ich, dass es in der Musik ähnlich ist. Es gibt dazu eine Anekdote von Mozart, die ich leider gerade nicht finde :cry:
dafür aber einen anderen Link über die Tempi, der vielleicht auch ganz interessant ist.

http://www.google.de/search?hl=de&q=moz ... rt=10&sa=N

Liebe Grüße

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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Luvanir » 04.09.2009, 13:11

Bei der Tempodiskussion muss man eben wie Altetröte schon anspricht überlegen in welchem zeitlichen Kontext ein Stück steht. Wenn ein Komponist eine Metronomangabe vorgegeben hat, dann ist die Diskussion an sich überflüssig und die Veränderung des Tempos liegt in der eigenen Interpretation.

Dabei darf man nicht vergessen das im barock die Bezeichnungen wie "Allegro", "Andante" etc. in erster Linie nicht Tempo sondern Charakterangaben waren. Das schließt dann im größeren Maße solche Dinge wie Phrasengestaltung, Dynamik und Artikulation ein. Auch das Tempo spielt natürlich mit rein, aber nicht jedes "Allegro" muss rasend schnell gespielt werden um wie ein solches zu wirken.
Im weiteren darf man die Metronomangaben nicht immer auf die Viertel beziehen. In einem Andante könnten die Viertel "gehen", die Achtel oder auch die Halben. Dass muss aus dem Kontext heraus entschieden werden. Das gilt natürlich für andere Bezeichnungen im gleichen Maße.

Ein James Galway kann natürlich die Badinerie sehr schnell spielen, und dennoch sauber und klanglich ausgewogen. Für den normalen Hobbyflötisten macht eine langsamere Version durchaus mehr Sinn. Solang das Stück vom Charakter "scherzhaft" und tänzerisch ist, ist das für mich auch kein Problem. Und so sehe ich das bei meinen Schülern auch. Ich habe mit allen das Stück bisher gespielt, weil sie es auch gerne spielen und kennen. Natürlich war das Tempo nicht mal annähernd so schnell wie das Galways. Aber was solls. Wenn der Charakter getroffen wurde passt das für mich. Unabhängig davon ist es eine super Übung für die Finger, und wie Christina schon sagte muss man beim Unterrichten (mit Kindern) Prioritäten setzen. Ich kann nicht von allen Stücken Perfektion erwarten. Selbst bei den einfachen Stücken vom Anfang der Schule muss ich Abstriche machen, weil der Schüler nicht alles auf einmal lernen und umsetzen kann.

Wenn ich die Stückauswahl von "Lern Querflöte spielen" natürlich unter dem Aspekt perfekter musikalischer Umsetzung sehe ist das für den normalen Schüler unmöglich. Aber der Schüler benötigt nun mal Literatur um irgendwann technisch so weit zu sein, dass er alles gut musikalisch umsetzen kann. Es ist ein Übeprozess zu dessen Beginn natürlich das Ergebnis für unsere Ohren nicht ausreichend ist. Aber es wird besser. Und gerade die letzten Stücke aus "Lern Querflöte spielen" klingen schon gleich ganz anders wenn man die eine zeitlang später wieder herausholt und noch einmal an ihnen arbeitet. Und dennoch war ja der erste Durchgang nicht um sonst sondern hat den Schüler damit einen Schritt weiter gebracht, auch wenns noch ein langer Weg ist.

Und genauso ist die Arbeit mit dem zweiten Band. Die Stückauswahl ist nicht optimal und er wird sehr schnell sehr schwer. Aber dann schiebt man halt einige andere Stücke ein, z.B. ein gutes Etüdenheft, Duette etc. Solang bis ein weiteres Arbeiten gut möglich ist. Letztendlich sind Schüler alle unterschiedlich, die Schule ist auf ein Musterexemplar ausgerichtet, dass es wohl in der Realität sehr selten gibt. Daher macht es dann auch vielleicht Sinn die Schule zu wechseln oder eben eine Pause einzulegen und was anderes zu machen.

Was die Interpretation angeht, also meine Lehrerin an der Hochschule findet es furchtbar wenn man sich Stücke vor dem eigenen Erarbeiten anhört. Sie bevorzugt es wenn man selber versucht das Stück zu interpretieren und nicht nur die Interpretation übernimmt. Und das gleiche macht eigentlich oft der Lehrer mit seinem Schüler, er drückt ihm seine Interpretation auf. Geht normalerweise auch nicht anders, weil der Schüler (im Regefall Kind) selber zu wenig einbringen kann. Aber der Schüler sollte ans eigene interpretieren herangeführt werden, dazu muss man halt schauen welche Stücke er schon selber "verstehen" (inhaltlich, thematisch, gefühlsmäßig etc) kann und bei welchen er mehr Anleitung braucht.
Aber auch dies erübrigt sich oft bei Musik interessierten erwachsenen Schülern (die eben vielleicht auch schon ein anderers Instrument spielen, im Chor singen, viel Musik hören etc.). Sie sollten selber besser zurecht kommen mit dem "Interpretieren". Und was falsch oder richtig interpretiert ist ist eine so sinnlose Diskussion. Frage zwei studierte Musiker über ein Stück und du bekommst mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei sehr unterschiedliche Aussagen (das Problem hatte ich beim C1. Hochschuldozentin studierte Alte Musik, Kursdozentin Orchestermusikerin. Ihr hätte mal hören müssen was die für unterschiedliche Versionen von der Bach C-Dur wollten.....).

Von dem her kann ich Doc dazu raten mit dem zweiten Band weiter zu machen. Wenn ihm das ganze aber zu schnell geht und er wenig Zeit zum Üben hat kann man ja problemlos auf "Flöte spielen" wechseln. Den Unterschied hat ja Christina schon angesprochen.
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Altetröte » 04.09.2009, 15:04

Liebe Luvanir,

das hast Du super auf den Punkt gebracht, danke dafür! Unter dem Aspekt betrachtet, kann ich aus Deiner Darlegung einige Erkenntnisse für mich mitnehmen :) (Dasselbe gilt auch für Christinas Ausführungen!)

Es ist doch immer mal wieder gut, wenn man auch andere Meinungen hört, damit man nicht irgendwann "betriebsblind" wird!

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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon doc » 16.09.2009, 14:04

Beide Bände (LQF2 und QFS-D) sind heut gekommen. Machen beide einen patenten Eindruck. Welcher die "bessere" Reise verspricht, kann ich nicht sagen.

Die zahlreichen grauen Kästen und Musiker-Fotos sind übrigens genau das, was "mir" bei LQF fehlte, also nicht mir selbst so sehr sondern wovon ich denke, daß es den geneigten Schüler/inne/n besonders jüngeren Alters nützlich sein könnte.

Die Obertonübung mit der Fanfare ni LQF2 ist jedenfalls schon mal klasse!
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Re: Wie geht es weiter nach LQF1?

Beitragvon Christina » 16.09.2009, 19:05

Na dann viel Spaß beim Üben!

Du wirst viele Parallelen feststellen. Die meisten Stücke aus LQF2 (zumindest aus dem ersten Kapitel) findest du auch irgendwo in Flöte spielen D. Was mir da außerdem gut gefällt, ist die Zusammenfassung der Technik und Einspielübungen am Schluß des Heftes - übrigens auch mit den Obertonübungen und ich glaube noch einem weiteren Posthornsignal oder sowas dazu. Kannst du also ruhig schon von Anfang an parallel durcharbeiten.
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