Hallo zusammen,
heute wollte ich "kurz" über das Flöten Festival 2017 berichten, das bis heute in München war. (Allgemeine Informationen unter https://floete.net/dgff-ev/veranstaltungen/floeten-festival/allgemeine-informationen/)
Wer Flöten Festivals noch nicht kennt:
Flöten Festivals sind Veranstaltungen rund um die Flöte, u. a.:
- Ausstellungen von sehr vielen Flötenherstellern, Flötenhändlern und Notenverlagen sowie Herstellern von Zusatzequipment (üblicherweise kann man alles testen; dafür gibt es auch Überäume)
- Konzerte von Flötisten und Flöten-Ensembles von bekannten und weniger bekannten Flötisten den ganzen Tag lang
- Meisterkurse
- Workshops (Informationsversanstaltungen über bestimmte Musiker oder Atmung/Haltung/etc teilweise zum Mitmachen)
Der Eintrittspreis in München war relativ hoch, allerdings bekommt man dafür auch allerhand geboten und man zahlt für keine Veranstaltungen zusätzlich (außer man möchte etwas käuflich erwerben).
Meine persönliche Erfahrungen mit dem Festival in München:
Wer ebenso ein glitzern in den Augen bekommt, wenn er (oder sie) 100e Flöten ausgestellt sieht und diese auch noch freigiebig testen und anspielen darf, der ist hier goldrichtig. Ich habe hunderte Flöten angespielt von der Schülerflöte (Jupiter Loop) bis zur absoluten Profiflöte (Vollgold von Muramatsu). Jede Flöte konnte man auch ausleihen und mit in einen Übungsraum nehmen (von denen es ebenfalls genug gab). Positiv überrascht haben mich folgende Flöten besonders:
- Harry Gosse Holzquerflöte (ohne Schnickschnack; also keine Metalleinlagen im Korpus oder Mundstück): Toller Klang und leichte Mechanik, die an Altus erinnert. Herr Gosse ist ein sehr netter Herr, der gerne alles erklärt und besonders betont, dass für jeden Besteller auch Sonderanfertigungen möglich sind, da jede Flöte individuell angefertigt wird.
- Levit Vollsilberflöte dickwandig mit gelöteten Kaminen: Sehr tragender aber direkter Klang (konnte im Gegensatz zu anderen Flöten in der selben Halle die gesamte Halle füllen) mit besonders leichter Artikulation. Positiv ist, dass jede Flöte ausschließlich von Herrn Levit gefertigt wird und im Vergleich zu anderen Bostoner Herstellern erstaunlich günstig ist (das Einstellen der Federn und das Bepolstern übernimmt aber wohl die einzige Mitarbeiterin).
- Emanuel Vollsilberflöte mit gelöteten Kaminen: Eine Flöte mit toller Ansprache und sehr viel Charakter und Charm, was auch der Verkäuferin vom Verkaufsstand der Holzbläser aufgefallen ist.
- Burkart 9k Gold mit aufgelöteten Kaminen: Ich spiele bereits eine Burkartflöte und bin deshalb schon etwas voreingenommen. Wer das Geld hat und sich etwas in der Preisklasse ab 10.000 € anschaffen möchte, der sollte einen Blick auf Burkart werfen. Keine Mechanik hat mich neben Brannen und Miyazawa bisher so überzeugen können (besonders die Daumenklappe hat es mir angetan). Die getestete Flöte hat mich umgehauen. (Geheimtipp: Burkart und Resona planen scheinbar die Herstellung einer Silberkopfflöte für den Preis von um die 2.000 €. Diese konnte man gestern anspielen und sie spielte fast so gut wie meine Burkart Professional in Vollsilber! Silber und Neusilber ist einfach eine tolle Kombination. Die Mechanik schein die gleiche Bauart zu haben, wie bei den handgemachten Burkart-Modellen)
- Flute Masters Company Vollsilber (glaube 970er): Spielt sich phänomenal. Die Mechanik erinnert etwas an Powell, empfand ich aber als etwas angenehmer. Paul Meisen und Henrik Wiese scheinen sich (zurecht) eine davon angeschafft zu haben.
Etwas enttäuscht haben mich folgende Flötenmodelle (nachdem ich teilweise ein großer Fan war):
- Brannen Vollsilberflöte: Brannenflöten spielen grundsätzlich sehr gut, haben aber klanglich etwas an Charakter verloren. Der Cis-Triller-Hebel liegt zu nah am B-Hebel. Andere Hersteller machen das besser.
- Eloy Flutes: Ich kam gar nicht damit zurecht. Allerdings bin ich auch kein professioneller Spieler.
- Parmenon Flutes: ähnlich wie bie Eloy Flutes.
- Miyazawa Vollsilberflöten: Klanglich scheinen sich die Flöten verbessert zu haben. Allerdings war die Mechanik jeder Miyazawaflöte, die ich gestern getestet habe, in einem schlechten Zustand. Natürlich wurden die Flöten von hunderten Menschen gespielt, aber andere Flöten waren in einem nicht so schlechten Zustand. Jedes mal gab es ein Problem mit der rechten Hand (entweder F- oder Fis-Finger), was mich etwas daran Zweifeln lässt, dass die Mechanik "eingestellt" bleibt, oder sich allzuschnell "verstellt"...
- Muramatsu 14k Vollgold: Diese Flöte gab es an zwei Ständen und ist ihren Preis einfach nicht wert (für mich). Kein Charakter und einfach irgendwie nichts besonderes. Mir fehlt da die Liebe. Natürlich ist das was recht subjektives...
Nachdem ich ebenfalls Piccolos getestet habe, kam ich nur mit Burkart Professional ohne Wave und Philipp Hammig mit Fischerkopf gut klar. Mehnert wird mir zu sehr gehypt und Bulgerhoni war einfach insgesamt enttäuschend für eine handgemachte Flöte. Interessant fand ich die Tschechischen Piccoli von Finda, die einen tollen Klang hatten, deren Mechanik aber nicht gut funktioniert hat.
Ebenfalls habe ich Altquerflöten und Bassflöten getestet und fand Altus und Kingma gut. Mit Miyazawa, Jupiter, Pearl und Yamaha kam ich hingegen nicht klar, ebenso wie mit der vertikalen Bassflöte von Kingma.
An Equipment habe ich leider nicht so viel Gutes gefunden. Ich habe tolles Padpaper aus Japanischen Papier gekauft, das im nassen Zustand nicht reist. Der gleiche Stand hatte recht schöne Rucksäcke, aber auch Fälschungen der bekannten Flute-Flag. An Noten gab es ebenfalls viel Auswahl, ich war allerdings von den Flöten "geblendet"
Mein persönliches Highlight, neben dem Flötenantesten, war die Meisterklasse, an der ich aktiv teilgenommen habe (Piccolo bei Nathalie Schwabe).
War jemand von euch schonmal auf einem Flötenfestival (vielleicht sogar gestern?) und hat ebenfalls was davon zu erzählen?
LG
Sheepy
PS: Jeder, der einen Flötenkauf plant, sollte den Gang auf ein solches Festival wagen. Dort kann man vorab die Marken und Modelle sondieren, die einen interessieren und sie danach zur Ansicht bei z. B. Flutissimo oder Bertram oder thomann bestellen. Im Gegensatz zu vielen Geschäften gibt es auf dem Festival eine riesige Markenauswahl (gestern waren es u. a. Altus, Azumi, Hammig, Jupiter, Sankyo, Muramatsu, Brannen, Haynes, Nagahara, Kingma, Burkart, Pearl, Uesawa, Yamaha, Flute Masters Company, Miyazawa, Sonare, Resona, Powell, Abell, Parmenon, Eloy, Levit, Gosse, Inderbinen (die Messingflöten waren wirklich toll), Mehnert, Arista, Emanuel).
PPS: Jeder, der Sophie Cherrier nicht kennt, sollte sie schleunigst kennen lernen. Sie hat am Samstag konzertiert und war einfach umwerfend. Einfach phänomenal. Für mich hat sie sogar Andrea Lieberknecht in den Schatten gestellt.