Bei mir liegt die Flöte ebenfalls eher auf dem Fingerglied und "umarmt" die Flöte. Wie weit das Kopfstück gedreht wird hängt natürlich von den individuellen Gegebenheiten ab. Jeder hat eben einen etwas anderen Ansatz und spielt dadurch enger oder weiter. Bei einer sehr offenen Spielweise ist das Mundloch aber fast in einer Linie mit den Achsen.
Das mit der Veränderung/Verschlechterung im Klang ist bei langjährigen "Traditionalisten" wohl normal. Auch ich hatte am Anfang eher das Gefühl, dass sich mein Ton dadurch verschlechtert und ich "unsicherer" im Ansatz werde. Als ich aber den Dreh raus hatte und die Haltung beherrscht habe hat sich mein Ton enorm zum Positiven verändert. Gerade die Probleme in der Intonation bei verschiedenen Tönen haben sich erledigt. Auch hatte ich, wie viele Flötisten, die Neigung bei längerem Spielen die Flöte immer mehr einzudrehen (besonders bei viel dritter Oktave). Auch das hat sich erledigt. Aber ich habe parallel auch meinen Ansatz umgestellt, d.h. was jetzt genau Grund für was war kann ich so nachträglich nicht mehr sagen. Definitiv weiß ich, dass die Intonationsprobleme und ihre Verbesserung beim c/cis auf die Haltung zurückzuführen sind und ich habe definitv weniger Rückenschmerzen/Verkrampfungen. Auch das weiß ich sehr zu schätzen
Woran das mit der Verschlechterung liegt kann ich nur vermuten. Am Anfang würde ich einfach behaupten, dass das Kopfstück nicht optimal eingestellt ist. Wenn das Kopfstück so eingestellt ist, dass man komplett gleich anblasen kann (wie bei der "alten" Haltung) dann darf sich der Ton eigentlich nicht verändern. Oftmals konnte ich aber beobachten, dass viele bei der Balancehaltung "offener" spielen als vorher, d.h. das Mundstück weiter ausdrehen. Das ist ja oft für Dynamik und Klang vorteilshaft, erfodert natürlich aber eine andere "Lippenarbeit" (der Abstand zwischen Lippen und Anblaskante wird ja größer, d.h. die Luft braucht einen minimal anderen Winkel). Wenn jmd. enger spielt als vorher dann liegt es oft daran, dass die Flöte nicht wirklich ausbalanciert ist und recht früh schon wieder nach hinten kippt.
Die andere, bei Schülern oft beobachtete, Möglichkeit ist, dass bei der traditionellen Haltung die Flöte stärker an die Lippen angedrückt wurde (natürlich unbewusst, aber eben um die Flöte zu stabilisieren) und bei der Balancehaltung die Flöte lockerer an den Lippen liegt. Dadurch wird natürlich der Abstand Lippen-Anblaskante größer und ich muss im Ansatz "nachkorrigieren".
Eine aktive Veränderung kann natürlich auch die Balance-Haltung nicht verhindern, d.h. wenn ich die Flöte weiter eindrehe, dann tu ich das egal bei welcher Haltung. Nur das unabsichtliche, unbewusste Kippen der Flöte wird dadurch verhindert. Vielleicht hat man während dem Spielen die Flöte einfach etwas gekippt um eine gewohntere Handhaltung einzunehmen und als Folge dadurch spielt man jetzt enger/weiter als "normal" und die Töne sprechen schlechter an bzw. klingen schlechter.
Und natürlich dürfen wir den psychologischen Aspekt nicht vergessen
. Wenn wir etwas ungewohntes, neues und damit vielleicht auch unsicheres ausprobieren spielen wir oft automatischer auch verklemmter und unsicherer. Und natürlich wirkt sich das auch auf unseren Klang aus.
Prinzipiell würde ich aber sagen, dass man sich schon einige Wochen Zeit geben muss um sich ein Urteil bilden zu können. Auch hier hilft natürlich immer das Üben vor dem Spiegel (optische Kontrolle!) und ein immer-wieder-innehalten und ausprobieren ob die Flöte tatsächlich noch ausbalanciert ist.
Also das mit dem kleinen Finger ist so eine Sache. Bei der traditionellen Haltung benötigt man den kleinen Finger als Haltepunkt. Sonst kippt die Flöte. Zumindest ich bilde mir aber ein bei manchen Tönen einen Unterschied zu hören zwischen kleinem Finger drauf oder nicht. Es gibt aber auch Töne bei denen ich keinen Unterschied höre (nicht festnageln, bin jetzt zu faul zum ausprobieren. Aber zumindest beim e bilde ich mir einen kleinen, klanglichen Unterschied ein). Unabhängig von den Tönen, bei den der kleine Finger "mit drauf liegt" gibt es eben auch Töne für die er enorm wichtig ist. Jeder der mal ein Solostück mit vielen c's und cis's spielen musste weiß was ich mein. Da muss der kleine Finger problemlos zwischen allen Posistionen wechseln können (also eben für kleines h, c', cis, dis, etc drauf und eben auch bei d runter usw.). Und da ist es eben hilfreich wenn er keinerlei Haltungsfunktion mehr hat, sondern genauso ein Spieflinger ist wie jeder andere.